Tracklist: 01. Destiny 02. Pour Your Sugar 03. Ain't Too Proud To Beg 04. All My Love 05. Where Will I Go 06. One Fine Day 07. Brotherly Love 08. Got To Be Free 09. Hooligan 10. Love Gone Clear 11. Love 12. Sweet Love 13. Until We Meet Again 14. We Need Love 15. When
Review: Der Reggae-Artist Glen Washington ist seit mittlerweile mehr als 30 Jahren Musiker und kann schon auf etliche Preise und Auszeichnungen zurückblicken. Dass er nach wie vor Spaß an der Musik hat, beweist die Tatsache, dass er immer noch konstant Alben herausbringt. An seiner neusten LP "Destiny" sind die Genre-intern als Super-Producer bekannten Llyod und Michelle Campbell beteiligt, welche dafür sorgen sollen, dass dieses Album an alte Erfolge anknüpft. Den Hörer erwarten 15 Anspielpunkte, welche sich vor allem um das Thema Liebe drehen. Laut Pressetext ist "Destiny" dazu prädestiniert, ein Klassiker zu werden- ob das auch zutrifft, wird sich zeigen.
Der Opener "Destiny" thematisiert Washingtons große Liebe. Er singt über viele Neider und Pessimisten, die seiner Beziehung kein gutes Ende prophezeit haben, was sich aber letztendlich als falsch herausstellen sollte. Sehr einprägsam ist die heisere Stimme des Protagonisten, welche aber keineswegs einen Störfaktor darstellt, sondern viel eher dazu beiträgt, dass die notwendigen Emotionen besser vermittelt werden können und seine Aussagen für den Hörer glaubwürdig erscheinen. "Ain't Too Proud To Beg" handelt von der Bereitschaft des Künstlers, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und im Notfall ohne Schamgefühle zu weinen, wenn es dazu kommen würde, dass ihn seine Herzensdame verlässt: "If I have to cry and bleed for your sympathy, I won't mind / cause you mean that much to me, ain't too proud to beg / Sit down and please don't leave me girl, don't you go". Der sommerliche Vibe des Songs ist perfekt geeignet für die aktuell hohen Gradzahlen und sorgt für eine äußerst positive Stimmung. Das Gleiche gilt für "Pour Your Sugar", "One Fine Day" und "Sweet Love", welche aufgrund der omnipräsenten, positiven Inhalte und der fröhlichen Rhythmen den Hörer gedanklich in die Hängematte fallen lassen und ihn dazu animieren, einfach mal den Moment zu genießen. Einen weiteren Höhepunkt kann man in Form von "Got To Be Free" für sich entdecken. Hier liegt der Fokus nicht auf der Liebe (wenngleich sie dennoch eine Rolle spielt), Glen Washington bemüht sich hier eher darum, klarzustellen wie wichtig Freiheit ist und dass Kinder mehr Aufmerksamkeit verdienen: "Never let the children cry [...] let them open their eyes". Die musikalische Gestaltung passt sich perfekt an die inhaltliche Ausrichtung an. Zwar wird eine durchaus fröhliche Stimmung vermittelt, jedoch schwingt stets ein Hauch von Melancholie mit, was dem gekonnten Einsatz von Trompeten zu verdanken ist. Eine klare Positionierung gegen jegliche Form von Gewalt ist "Hooligans". Hierbei ruft Herr Washington seine Mitmenschen dazu auf, sich nicht gegenseitig zu bekämpfen, sondern lieber friedlich und in Harmonie miteinander auszukommen: "Hooligans, hooligans, stop for a while, change your hooligan style".
"Destiny" ist der perfekte Soundtrack für den Sommer (vorausgesetzt es ist ein warmer). Die durchgehend warmen Melodien sorgen für ein permanentes Wohlgefühl und gute Laune. Der Routinier Washington überzeugt vor allem mit seiner signifikanten Stimme, welche die Inhalte angenehm unterstreicht und unter Umständen auch dazu in der Lage ist, den ein oder anderen Berufspessimisten positiv zu stimmen. Wer sich mit diesem Genre und mit der vorgegebenen Thematik nicht wirklich anfreunden kann, braucht im Prinzip gar nicht erst reinzuhören. Allen anderen, die ein Interesse an den positiven Inhalten haben und für die es kein Problem ist, dass Glen Washington hauptsächlich über Liebe singt, kann ich dieses Album nur ausdrücklich empfehlen.
Tracklist: 01. Intro 02. The Darkest Cloud 03. The Creed 04. Til The World Blows Up 05. Sickplicity 06. Dear Life 07. Forbidden Scriptures (Feat. Breeze Evahflowin, Jakki, Camu Tao & Copywrite) 08. American Gothic 09. Forever 10. Fallen (Feat. Slug) 11. Cry You A River 12. Sweetest Way To Die 13. The Crown Don't Move 14. The Flyer 15. End Of Days
Review: Aus der South Side von Chicago in die oberste Liga der Emcees aus der City of Wind: Vakill mischt schon seit den frühen Neunzigern mit und brachte es trotzdem erst 2003 zum offiziellen Debütalbum. Doch deshalb war er zuvor nicht untätig: Als Gründungsmitglied der Molemen ist die feste Bindung zum schwer respektierten Produzenten-Trio selbstverständlich. 2001 wird dann "Kill 'Em All", eine Übersicht über seinen bisherigen Output, veröffentlicht und bietet Battle-Rap vom Feinsten. "The Darkest Cloud", hinter dem natürlich wieder die Molemen stehen, will jedoch noch mehr sein als nur Battle-Rap.
Wenn Vakill seine Stimme erhebt, geht der Rest in Deckung. Ein kräftiges Stimmorgan und ein messerscharfer Flow prädestinieren diese Person zum Emcee. Für das Debüt hat Vakill auch nur ein winziges Anliegen: Wer diese CD einlegt, der muss für die folgende Stunde auf die Sonne verzichten, da diese hinter einer dunklen, der dunkelsten Wolke - von Vakill heraufbeschworen - verschwindet. Diesbezüglich verdient das "Intro" gleich das erste Lob: Die von Panik kreierte, bedrohliche Stimmung und die unmissverständlich pumpende Drumline geben die Marschrichtung vor, an die sich auch der Rest der Produzenten hält. Richtig losgelegt wird mit dem Titeltrack, "The Darkest Cloud", einem Brecher, der nicht etwa den ersten vorsichtigen Schrtt tut, sondern gleich zu Beginn alles hinwegfegt und dem Rest der Scheibe eine breite Schneise, in der nichts den zerschmetternden Punchlines Vakill's standgehalten hat, hinterlässt: "If the name of my profession is 'Fuck you' / Then basically, what I'm trying to say is: Never mind, my work speaks for itself". Doch darauf ruht sich Vakill selbstverständlich nicht aus: Wird mit "The Crown Don't Move" nochmals bekräftigt, wer die dicksten Eier hat (Vakill natürlich), so werden außerdem noch weitere Facetten des Protagonisten offenbart: In "Dear Life" geht es um Leben und Sterben mit sarkastischem Unterton, während das Instrumental zwischen seinen düsteren Nachbarn wie ein Sonnenstrahl anmutet. Ansonsten sind es die Beats, die das Niveau der brillanten Raps halten und die Scheibe zu dem machen, was sie ist. Die steinern harten Drumlines erinnern an goldene Zeiten der Ostküste, zusammen mit dem Rest macht dies die Handschrift der Molemen (wobei hier Memo und Panik fast die gesamte Produktion tragen) aus. Neben den Battle-Raps, die ohne Zweifel zu Vakill passen, beherrscht der MC auch unterhaltsames Storytelling, wie etwa "Fallen" beweist: In der Rolle des Don Murda, der, nachdem er von seiner Plattenfirma gedroppt wurde, seinen Label-CEO in den Himmel schickt und an im Anschluss Geiseln nimmt, steht Vakill dem Verhandlungsführer Slug gegenüber. Zusammen mit der simplen Piano-Line ein Highlight, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Später schlüpft er in die Rolle eines Graffiti-Writers, der vor seinem Third Strike flüchtet und den "Sweetest Way To Die" wählt. Doch dieses Album wäre nicht halb so schön ohne die restliche Palette an Battle-Tracks, in denen sämtliche Wack-MCs mit unzähligen Schlägen degradiert und mit dem kleinen Finger zerdrückt werden. Egal ob in "Forbidden Scriptures" als Posse-Track mit unterhaltsamem Line-Up oder in "Sickplicity" als mörderischer Kopfnicker. Doch die Balance wird gehalten: In "Cry You A River" wird es erneut persönlich (die Widmung an verstorbene Freunde ist natürlich nicht neu, aber trotzdem gut verpackt), während in "End Of Days" zum letzten Rundumschlag ausgeholt wird, der nochmals grandiose Zeilen hervorbringt:
"Competition's like parking spots Good one's hard to find Everything else is handicapped"
Nach 15 Tracks ist man sich sicher: Vakill gehört zur Liste der Emcees, die man im Auge behalten wird. Die Voraussetzungen für weitere hervorragende Alben sind hier einfach gegeben: Vakill als Emcee ist sowieso über jeden Zeifel erhaben und mit den Molemen ist ein schlecht produziertes Album nicht zu erwarten. Doch vielleicht wird ihm auch genau deshalb der Weg in die ganz hohen Wertungen verwehrt bleiben: Denn irgendwo klingt es so, als ob Panik und Memo hier nicht viel mehr als das Geleistete zu vollbringen imstande sind. Doch wen stört das schon, wenn man mit "The Darkest Cloud" ein Debüt vor sich hat, das von Anfang bis Ende unterhält und sich getrost als kleiner Klassiker des Chicago HipHop ansehen darf?
Tracklist: 01. Timeless 02. We Here 03. R U Listenin'? (feat. Guilty Simpson) 04. Alien Family (by Frank Nitty) 05. Strugglin 06. Showtime 07. Swagger 08. Mr.Shakes Skit (aka Affion Crocket) 09. DFTF (feat. Affion Crocket) 10. All Good 11. Sounds Like Love (feat. Debi Nova) 12. Everytime 13. Illasoul 14. Air Signs
Review: James Yancey auch bekannt als J. Dilla, der vor über 2 Jahren verstarb, hinterließ eine unfüllbare Lücke im Rapgame. Mit "Yancey Boys" versucht Illa J, der kleine Bruder von Dilla, dieses klaffende Loch, zumindest für die Spielzeit seines Debutalbums, zu schließen. Wie das funktionieren soll? Indem hier durch die Bank Dilla-Produktionen aufgefahren werden. Wahrscheinlich, der letzte Künstler, der das von seinem Album behaupten kann, was irgendwie traurig macht, aber dieses Release noch positiver wirken lässt. Und für diejenigen, die auf Grund der Beats noch nicht hart genug feiern, gilt es zu erwähnen, dass Illa J definitiv zu den talentierteren Emcees seiner Zeit gehört.
Eigentlich muss ich sagen, dass diese Review weder einen Zweck erfüllt, noch einen Sinn hat. Denn jeder, der gute Rapmusik zu schätzen weiß, wird hier ohnehin blind zuschlagen, was eben an den Produktionen des Großmeisters liegen wird. Welcher Sound hier aufgefahren wird? Auch das weiß ohnehin jeder. Wieso also diese Plattenkritik? Weil Illa J es verdammt nochmal verdient hat. Immer wieder wird auf diesem Renaissancesound herumgeritten und viel zu viele Clowns versuchen, den Sound der Neunziger, auf beschämende Art und Weise, zurückzubringen. Als Yancey Boy scheint man Musikverständnis allerdings im Blut zu haben und so wirkt der Erfolg wie ein Selbstläufer. Schon mit "Timeless" wird man durch wunderschöne und sehr soulige Töne absolut in den Bann dieser Scheibe gezogen. Prominenz wird druch Guilty Simpson personifiziert, der "R U Listening?" perfekt abrundet und, wie eigentlich immer, zu überzeugen weiß. Doch selbst dieser Hochkaräter wirkt neben Illa J irgendwie blass, was wirklich für die Qualität des jungen Detroiters spricht. Noch dazu kann der "Kleine" singen und macht somit viele Hooks von "Yancey Boys" problemlos zu Ohrwürmern. Ja, ich bin jetzt schon Fan davon. "All Good" lässt einen als Hörer in komplett fremde Welten entfliehen, was weder an psychischer Abwesenheit, noch an gerauchtem Chiba, sondern einzig und allein an dem traumhaften Sound dieses Tracks liegt. Aber es würde sich nicht um ein komplettes Hip Hop Album handeln, wenn nicht auch ab und an etwas Pepp in die ganze Geschichte geblasen werden würde. "DFTF" mit Affion Crocket macht schon beim ersten Hören verdammt viel Spaß. Das etwas ruffere "We Here" oder das recht funkige "Strugglin" sorgen dann dafür, dass man endgültig dem wahnsinns Vibe dieser Platte verfällt. Mein persönliches Highlight zum Schluss: "Sounds Like Love" bezeichne ich jetzt schon als Track des Jahres, da man so viel Gefühl gepaart mit einem solch grandiosen Beat, in diesem Leben - wenn überhaupt - nur noch äußerst selten hören wird.
Illa J hat es geschafft unvorstellbare Flashbacks und ein Gefühl von Nostalgie zu erzeugen, was mir so wohl noch nie wiederfahren ist, außer eben bei den wirklich alten Platten. Nach dem ersten Hören hätte ich "Yancey Boys" ganz locker die Höchstwertung verpasst und könnte das auch in diesem Moment noch problemlos vertreten. Fakt ist auf jeden Fall, dass sich jeder, der irgendwie auf Dilla, gute Raps und jede Menge Soulelemente steht, dieses Release zulegen sollte. Ja, eigentlich sogar zulegen muss. Für diejenigen, die an diesem Album nichts finden: Geht sterben, hört Britney oder macht beides.
Tracklist: 01. Pon De River Pon De Bank 02. Elephant Message 03. Krazy 04. Signal De Plane 05. Nuh Linga 06. Genie Dance 07. Tall Up Tall Up 08. Dance 09. Rah Rah 10. Jook Gal (RMX) (Feat. Twista, Young Blood & Kiprich) 11. Old Broom (Feat. DeMarco) 12. Gangsta Rock 13. Replacement Killa 14. Bad Man A Bad Man 15. Shizzle My Nizzle 16. Bad Gal, Bad Man (Feat. Ce'cile) 17. Egyptian Dance 18. Hot Girls (The Club) (Feat. Wayne Marshall)
Review: Über Elephant Man braucht man eigentlich nicht viele Worte zu verlieren. Das Energiebündel mit den gelben Haaren dürfte schon bei dem einen oder anderen Erstaunen ausgelöst haben. Als Teil der Scare Dem Crew sorgte Elephant Man bereits gegen Ende der Neunziger Jahre für Aufsehen. Nach der Trennung der Crew begann für ihn eine Solokarriere, die ihn 2008 zu einem Major-Deal führte. Kein Geringerer, als Diddy nahm den "Energy God" bei Bad Boy Records unter Vertrag und verhalf ihm letztendlich zu weltweitem Erfolg. So kam es dann auch, dass auf seinem letzten Album "Let's Get Physical" Artists, wie Rihanna, Chris Brown, Wyclef Jean, Mario Winans, Busta Rhymes, Shaggy und Swizz Beats versammelt waren. Bei dieser Entwicklung ist es für VP Records natürlich optimal jetzt das längst überfällige "Best Of" an den Mann zu bringen.
Als Erstes kriegen wir die Single "Pon De River Pon De Bank" von dem Album "Good 2 Go" auf die Ohren. Die Single war im Jahre 2003 ausschlaggebend für den internationalen Durchbruch von Elephant Man, da sie ihm den ersten US-Billboard-Hit bescherte. Verständlich, liegt hier doch ein ganz klarer Fall von "Party-Banger, bei dem der Booty automatisch mitschwingt" vor. "Elephant Message" erklingt anschließend mit einer Hook, die von der Melodie her stark an "99 Luftballons" erinnert und deswegen ziemlich schnell auf die Nerven geht. Die Hook von "Krazy" ist auch nicht besonders einfallsreich und eher schlicht gehalten: "It's gettin', it's gettin', it's gettin' kraaaazy!" Genau das verleitet einen zum Mitschreien, während der Beat von Donovan das Tanzbein dazu zwingt mitzuschwingen. Spätestens bei "Nuh Linga" steht auch der letzte Partymuffel auf der Tanzfläche. Bereits auf VP's "Sticly The Best #39" ist dieser unfassbare Banger herausgestochen. Schnell fängt man hier an die Hook zu verinnerlichen und mitzugrölen: "Dem dancin’ style all outdated like Tinga / Ding Dong come we show dem’ fi do di Nuh Linga / Sweep yuh foot to di right and snap yuh finga / Nuh Linga, Nuh Lingaaaa!" Auch "Genie Dance" geht in diese Richtung, wobei hier vom Instrumental her eher traditionelle Dacehall-Töne zu hören sind, während "Nuh Linga" noch mit einem einigermaßen massentauglichen Beat versehen war. "Tall Up Tall Up" stellt ebenfalls einen Traditionellen Dancehall-Banger dar, der so direkt aus den Slums von Kingston stammen könnte. "It's a million ways to dance, choose one!" heißt es zu Anfang von "Dance". Der Titel sagt schon alles über den Song aus. Wobei hier, neben "Nuh Linga", einer der stärksten Tracks zum feiern vorliegt. HipHop kommt bei "Energy God“ ebenfalls nicht zu kurz. Der ursprünglich mit Lil Jon versehene Track "Jook Gal" kommt hier in einer Remix-Version daher, während Lil John durch Twista, Young Blood und Kiprich ersetzt wird. Im ersten Moment ganz interessant, auf Dauer jedoch eher langweilig. Lieber sieht man Elphant Man mit Leuten, wie DeMarco kollaborieren, der hier mit seiner autogetuneten Stimme "Old Broom" eine grandiose Hook verpasst. Auch für den Beat war DeMarco hierbei zuständig. Neben "Jook Gal" könnte auch "Gangsta Rock" bei den HipHop-Hörern ganz gut ankommen, erinnert der Beat doch ganz stark an Club-Banger der vergangenen Jahre. Zu erwähnen wäre da auch "Bad Man A Bad Man", da hier der Welterfolg "The World's Gratest" von R. Kelly gecovert wird. Ganz lustig, wie hier die Hookline in der Elphantischen-Dancehall-Version klingt: "My gun tall up to da sky / So go suck yuh mumma dry / So yuh can take it / Yeah, Bangla give him a face lift / My gun put yuh in a hole, rest my glack against yuh mole / So yuh can take it / Yeah, Garden give him a face lift". Bei "Shizzle My Nizzle" bedient sich Elephant Man ebenfalls bei den Amis. Irgendwie ist dieser Ausdruck aber mittlerweile so nervig, dass man ihn eigentlich nur bei Snoop hören möchte, und das auch nur, wenn es unbedingt sein muss. Anschließend erklingt die einzige weibliche Stimme des Albums in der Hook von "Bad Gal, Bad Man". Ce’cile macht ihren Job zwar ganz gut, trotzdem ist der Track vergleichsweise schwach. Zum Abschluss gibt es noch einen "Egyptain Dance" auf die Ohren. Dieser stellt auch einen passablen Song zum Tanzen dar und überzeugt zusätzlich durch das Instrumental, welcher tatsächlich an Ägypten erinnert. Leider kann Wayne Marshall auf dem abschließenden Song "Hot Girls (The Club)" nicht wirklich überzeugen. Auch der Beat zieht sich hier, wie Kaugummi.
Zu Recht bekam Elephant Man auf Grund seiner Bühnen-Performance den Spitznamen "Energy God". Unvorstellbar, was der Mann Live auf die Beine zu stellen vermag, wenn er es schon schafft auf einer CD den Hörer fast zum Ausflippen zu bringen. Leider wird Elephant Man in absehbarer Zukunft in Deutschland nicht zu sehen sein. Die Indizierung seines Albums "Log On" und der Versuch ihn für Einreisen nach Deutschland zu sperren, führte dazu, dass jegliche Konzerte aus der Planung genommen wurden. Ein Grund mehr bei dieser, zum Großteil gut gelungenen Sammlung der Banger von Elephant Man, zuzugreifen. Auch die Fans von ihm, die die meisten Songs schon kennen werden, können bei Kauf der CD nichts falsch machen. Zum "Best Of" gibt es nämlich zusätzlich eine DVD, auf der ein Konzert, fünf Musikvideos und zwei Interviews zu sehen sind.
Tracklist: 01. You Can't Keep A Good Man Down Part I 02. Savage Life 03. Three Knives (Feat. Lounge Lo & 3rd Diglah) 04. Walk With Me (Feat. Joey Lee a.k.a. Skinslaya) 05. Do You Remember? 06. That Staten Island Shit 07. Stories (Feat. JoJo Pellegrino & 3rd Diglah) 08. Life's A Gamble (Feat. Raekwon & Ratchet) 09. Hustle And Flow 10. You Can't Keep A Good Man Down Part II 11. Pistachio (Feat. Lounge Lo, King Just & Luga) 12. Grungy (Feat. G-Clef Da Mad Komposa) 13. What's Really Up? 14. Da Vorzon (Feat. Lounge Lo) 15. Somebody's Got To Go (Feat. Lounge Lo & Ghetto Philharmonic) 16. Fire (Feat. Masta Killa) 17. Speed Knotz (Feat. Precise) 18. Stay Shining 19. You Can't Keep A Good Man Down Part III
Review: Über vier Jahre ist es inzwischen her, dass das letzte Album dieses Herren erschien. Cappadonna, das ewig inoffizielle zehnte Mitglied des Wu-Tang Clans, hatte mit seiner Solokarriere nicht immer das größte Glück. Neben den verschiedensten Stadien, die er in seiner Laufbahn durchschritt, musste er sich außerdem eine gewisse Belanglosigkeit auf Solopfaden vorhalten lassen. Doch das hält den MC aus Staten Island nicht davon ab, weiter seinen Weg zu verfolgen. Für das neue Album ist er auf Chamber Musik gelandet, G-Clef's Becken für bodenständigen HipHop um und abseits des Wu-Universums. Kritik am Rap-Game und Hinweis auf die selbst durchlebten Strapazen werden schon im Titel deutlich: "Slang Prostitution".
Dass sich im Vergleich zum letzten Album einiges getan hat, eröffnet schon der Blick auf die Tracklist: Einerseits mit einer klaren Prägung des Labels Chamber Musik, finden sich jedoch auch viele unbekannte Namen sowohl hinter dem Pult als auch vor dem Mic. Zweitere kommen meist aus Cappa's Nachbarschaft. Eine der Intentionen des Albums dürfte auf jeden Fall sein, Cap's Unabhängigkeit vom Clan deutlich zu machen. Deswegen finden sich auch drei Teile gesprochener Interludes, "You Can't Keep A Good Man Down" I bis III, in denen Cappadonna Eigentherapie und -reflektion in Monologform betreibt. Mit vier Auftritten ist Othorized F.A.M.-Mitglied Lounge Lo ein nicht unerheblicher Bestandteil des Albums. Der auch schon auf "The Struggle" anwesende Rapper trägt mit seinen Rhymes solide zum Album bei, auch wenn dies in sehr unauffälliger Art und Weise geschieht. Cappadonna selbst geht immer noch mit seinem charakteristischen Stil zu Werke und vermag es vor allem im Opener "Savage Life", das auch sonst rundum gelingt und zu Beginn erfrischend loslegt, ordentlich die Sau raus zu lassen. Im Verlaufe des Albums fächert sich die Albumessenz in ein gut überschaubares Spektrum auf, dem man zuallererst zugute halten muss, dass es sich nicht mit dem verweichlichten Pop-Schwamm-Intervall deckt. Doch diese Überschaubarkeit gilt auch in die andere Richtung - Experimente, Neuerungen oder futuristische Elemente sollte man hier gar nicht erst suchen. Unbekannte Producer zu wählen ist natürlich keine Untat, doch wenn jeder dieser Knöpfchendreher dann in der alltäglichen Einheitssuppe noch einmal gegen den Uhrzeigersinn rührt, ist das zu wenig. Samples klingen bekannt, die allgemeine Stimmung bietet leider zu wenig Überraschungen. Das ist schade, denn ansonsten hat Cappadonna wirklich gute Arbeit geleistet. Negativ fällt fast nichts aus der Reihe: "Walk With Me" mit Soul Kid Skinslaya wirkt etwas unpassend und "Fire" ist ebenjene Sorte lahmarschiger Tracks, auf denen Masta Killa's Flow eine einschläfernde Wirkung entfaltet. Das von G-Clef produzierte "Somebody Got To Go" kann mit seinem Saxophon die meisten Akzente setzen und entpuppt sich als richtiger Ohrwurm und das streichergetriebene "Pistachio" hat nachdenkliche, starke Rhymes zu bieten. Raekwon legt in Life's A Gamble" über einen sehr blassen Beat einen soliden Auftritt hin, bleibt jedoch nicht lange in Erinnerung. Einer der härteren Tracks ist "Da Vorzon", das auch prompt bei den besseren Songs einzuordnen ist, die alltäglichen "Stories" aus Staten Island lassen sich ebenfalls gut anhören. "Do You Remember" schwebt nostalgisch in Erinnerungen, während man in "Stay Shining" den typischen, positiv aufgezogenen Abschlusstrack findet.
Man wünscht es Chamber Musik ja von ganzem Herzen, dass sie ein wirklich hervorragendes Album auf den Markt werfen. Doch mit dieser Scheibe hat es wieder nicht geklappt. Auch Cappadonna hätte man es sicherlich gegönnt. Die positive Nachricht ist, dass er selbst keinen Mist baut und ebenso routiniert wie unterhaltend seine Rhymes kickt. Bei der Konzeption und der Wahl der Producer hapert es dann leider: Die komplette No-Name-Riege, von denen niemand als Übertalent aus der Reihe fällt (G-Clef natürlich außen vor, der allerdings auch nicht als No-Name durchgeht), mag ambitioniert sein wie sie will - sie ist trotzdem der Grund, warum diesem Album bei einer gewissen Prozentzahl eine unüberwindbare Barriere im Weg steht. Zusammengefasst: Die Richtung stimmt, ein klein wenig mehr wäre drin gewesen, für erheblich mehr bedarf es dann jedoch einer neuen Struktur, die sich Cap bis zum nächsten Album hoffentlich konzipiert hat.
Label: Backwoodz Studioz / Green Streets Entertainment
Tracklist: 01. America (Feat. feat. Spiega, Hasan Salaam & Akir) 02. Web (Feat. Vordul Mega & Billy Woods) 04. Slums (Feat. Akir, Priviledge, Goldenchild, Billy Woods & Vordul Mega) 05. Bodybuilding (Feat. Keith Masters & Billy Woods) 06. Pirate (Feat. Priviledge) 07. Beast (Feat. Kong & Spiega) 08. Invasion (Feat. Hasan Salaam & Billy Woods) 09. Penmanship (Feat. Vordul Mega, Billy Woods & Karniege) 10. Napalm (Feat. Dom Pacino, Keith Masters & NLZ) 11. Empire (Feat. Priviledge, Billy Woods & Vordul Mega) 12. Melody (Feat. Akir, Keith Masters, Goldenchild, Priviledge & Karniege) 13. Arcade (Feat. Priviledge & Billy Woods) 14. Nature (Feat. Vordul Mega, Billy Woods, Goldenchild & Spiega) 15. Warrior (Feat. Hasan Salaam) 16. Genocide (Feat. Spiega, Billy Woods & Kong) 17. Scoundrels (Feat. Keith Masters) 18. Skirmish (Feat. Priviledge & Billy Woods) 19. Shadows (Feat. Akir, Hasan Salaam, Billy Woods, Goldenchild & Vordul Mega) 20. Hochiminh (Feat. Vordul Mega & Billy Woods)
Review: Vereint unter dem Banner der Backwoodz Studioz war es 2005 diese Truppe, die als eine der bedeutendsten Neugründungen im Big Apple der letzten Jahre zu zählen ist. Trotzdem verlief die Veröffentlichung des Debütalbums der Reavers eher weniger aufsehenerregend. Dabei ist die Gruppe, deren Namen auch als Apronym für "Revolutionary Emcees Advocating their Views on Everyday Reality Struggles" verstanden werden kann, eine elfköpfige Formation, die einige der feinsten Underground-Adressen der Ostküste vereint. Vordul Mega, Billy Woods, Priviledge, Keith Masters, Dom Pachino, Kong, Spiega, Goldenchild, Karniege, Hasan Salaam und Akir sind es, die mit "Terror Firma" ein Album vorlegten, das unter den turmhohen Erwartungen fast nur einknicken konnte.
Dem gebildeten Fan geht bei einer solchen Kombo natürlich das Herz auf: Backwoodz, Monsta Island Czars, Killarmy und weitere geschätzte Camps treffen aufeinander. Da Backwoodz die Initiatoren sind, dürfte es auch nicht verwundern, dass der Sound unter anderem von der gängigen Riege aus Bond, Dr. Monokrome und DJ Marmaduke produziert wurde. So groß die Zahl der Mitglieder auch sein mag, deren Kompatibilitätsvermögen steht, schon durch mehrmalige Zusammenarbeit zuvor bewiesen, außer Frage. Czars und Backwoodz funktionierten beispielsweise schon auf dem Projekt von Bond und Ravage. Und mit den politischen Ansichten und Anliegen, die auf diesem Album kundgetan werden sollen, besteht sowieso gemeinsamer Nährboden. Der Kern der Scheibe ist dabei logischerweise das Backwoodz-Camp selbst, weshalb Woods, Vordul und Edge auch die meisten Auftritte verbuchen. Gegen Kaliber wie Dom Pachino mag dem wenig bewanderten Hörer das Verhältnis von einem zu ganzen zwölf Auftritten von Woods wie eine Mogelpackung erscheinen. Doch hier wird man schnell eines Besseren belehrt: Woods hat mit seinen Soloalben schon bewiesen, was er kann, wohingegen der blasse Auftritt des P.R. Terrorist auf "Napalm" nicht einmal dessen Mitgliedschaft in der Gruppe rechtfertigt. Er alleine ist es auch, der nicht wie ein Teil der Formation wirkt. Beim Rest steht das Funktionieren dieser Zweckgemeinschaft außer Zweifel. Düstere, inhaltsschwere Zeilen werden geklopft. Und wer passt da besser als das bewährte Trübsinnsduo Megallah und Woods, das in "Web" erwartungsgemäß eine starke Show bietet, die zu einem nicht unerheblichen Teil vom genialen Beat Monokrome's profitiert. Bereits zuvor eröffnet Spiega mit seiner Stimme aus einem anderen Universum die Partie in "America", das sich mit eingängiger Streichermelodie ebenfalls als Highlight anbietet und zudem die ungemeine Harmonie zwischen Hasan Salaam und Spiega aufzeigt. So gelungen der Einstieg auch vonstatten geht - die Begeisterung beginnt, sich mit den nächsten Nummern aufzulösen. Wo "Slums" noch ganz nett ist und "Bodybuilding" mit düsterem Streichergewand gute Ansätze zeigt, ist Edge's Geplänkel in "Pirate" total fehlproduziert. Auch die Czars-Cousins kämpfen in "Beast" auf vollkommen verlorenem Posten. Damit ist schnell klar: Neben dem unvermeidbaren Anteil an mittelwertigem Material hat man es hier mit einer hohen Standardabweichung zu tun, die einem sowohl positive als auch negative Ergebnisse beschert. Schuld an Zweiterem ist entweder eine durchschnittliche Tagesform des jeweiligen Emcees oder aber (viel eher) die Produktion. Man merkt den Beat-Bastlern an, dass sie bemüht sind, nicht im langweiligen BoomBap-Alltag stehen zu bleiben und kreative Elemente miteinzubinden - was zum Teil nach hinten losgeht. "Arcade" hat beispielsweise nicht mehr viel mit Musik zu tun und schabt unangenehm an den Hörgängen. Überreizt von solchen Songs, fängt die Aufmerksamkeit des Hörers bei herkömmlichen und dabei nicht hervorragenden Nummern schnell an, sich zu lösen. Glücklicherweise gibt es neben dem Teil, der entweder irrelevant, schnell vergessen oder nicht schmackhaft ist, noch eine kleine Auswahl an richtigen Hochkarätern. Zu den bereits genannten Openern gesellt sich "Genocide", bei dem Spiega, Woods und Kong vom eigenwillig großartigen Instrumental angefeuert werden. Und während Keith Masters seinen Solo-Shot in "Scoundrels" meistert, wird der Hörer gegen Ende von dem von Axis grandios produzierten "Shadows" mitgerissen, das mit seiner melancholischen Stimmung einen Wegweiser, wie das Album viel öfter hätte klingen müssen, aufstellt. Denn gleich im Anschluss stiehlt sich die LP mit "Hochiminh" vollkommen belanglos aus dem Hintereingang.
Woran es letztendlich lag, dass "Terror Firma" nicht besser ist, will sich mir nicht so recht erschließen. Dass dieses Kollektiv zu viele Köpfe habe, untereinander nicht harmoniere und ein Album somit zur Compilation verdammt sei, ist völliger Quatsch (ausgenommen evtl. Dom Pachino) - keiner der Emcees legt Wert darauf, sich selbst in den Vordergrund zu stellen, es wird als Team operiert. Auch die Produzenten wären eigentlich dazu imstande, ein solches Werk entsprechend auszustatten. Doch sie tun es nicht. Bezeichnend dafür, was hier eigentlich hätte entstehen können, sind die Leistungsschwankungen: Von totalen Fehlgriffen reicht die Spanne bis hin zu einigen genialen Momenten (ganz im Gegensatz zum sonstigen, einheitlichen Sumpf aus Mittelmaß, die immer wieder kurz durchscheinen und das eigentliche, ungemein riesige Potential der Reavers unter Beweis stellen.
Tracklist: 01. I'm Bout Tha Stax (Intro) 02. Bird Walk 03. Turn My Swag On 04. Gucci Bandana (Feat. Gucci Mane & Shawty Lo) 05. Eazy 06. Booty Got Swag (Donk Pt.2) 07. Kiss Me Thru the Phone (Feat. Sammie) 08. Rubber Bands 09. Hey You There 10. Yamaha Mama (Feat. Sean Kingston) 11. Wit My Yums On 12. Go Head (Feat. Juney Boondata) 13. Shoppin' Spree (Feat. Gucci Mane & Yo Gotti) 14. Soulja Boy Tell Em 15. Whoop Rico (Feat. Show Stoppas) 16. I Pray (Outro)
Review: Soulja Boy ist mit Sicherheit einer der kontroversesten Newcomer, die aus dem Internet ihren Weg an das Mic gefunden haben. Mit einfachsten Mitteln baute er sich einen Hype auf, der ihm dabei half einen Deal abzustauben und Clubs auf dem ganzen Erdball zu beschallen. Die HipHop-Community spaltet er in zwei Lager, nämlich in Hater und Supporter. Während ihn 50 Cent zum Beispiel als "hottest thing on the streets" bezeichnet, macht ihn Ice-T für den scheinbar unvermeidlichen Tod von HipHop verantwortlich. Das kann man nun sehen wie man will. Fakt ist, dass der junge Soldat seine zweite LP released hat und bekannte Namen wie Polow Da Don, Drumma Boy, Gucci Mane, Shawty Lo und Sean Kingston für sich gewinnen konnte. Wie sich dass dann in der Gesamtheit anhört, wird sich zeigen.
"I'm Bout The Stax (Intro)" ist der erste von insgesamt drei Beiträgen des bereits erwähnten Drumma Boy. Wer seine Produktionen für Leute wie E-40, Plies und Young Jeezy kennt, weiß, dass es sich dabei meistens um knallende Dirty South Bretter handelt, die kompromisslos nach vorne gehen. Während der Synthiebeat durchaus zum Durchdrehen animiert, ist Soulja Boy nicht dazu in der Lage, den Track für potenzielle Hörer interessant zu machen. Sein Flow ist aus dem einfachsten Holz geschnitzt, sprich auf nervige Weise abgehackt, wie man es schon von seinem letzten Release kannte. Mit "Bird Walk" versucht der 18-Jährige an seine Erfolgssingle "Crank That" anzuknüpfen. Dementsprechend gibt es hier die alten "Youuu"Rufe auf die Ohren und einen neuen Tanz, der leider noch um einiges lächerlicher aussieht als der Letzte. Eigentlich kann man über das ganze Geschehen nicht lachen, aber die Zeile "Ice grill, ice chain, ice ring, iced out / if you cross the S.O.D. we gonna knock your lives out" bringt mich letztendlich doch zum Schmunzeln. Zumindest die Rapskills des in Atlanta ansässigen Rappers, dürften bei den Neidern keinen Angstschweiß verursachen. Nach den ersten zwei Tracks wird schnell klar, dass Soulja Boy nicht rappen kann. Wer die Geduld aufbringt und sich auch "Turn My Swag On" anhört, wird feststellen, dass gleiches für seine Sangeskünste gilt. Hierbei versucht der Interpret durch seinen Swagger zu glänzen, was bei dem Hörer, aufgrund der schief gesungenen Parts, lediglich für reichlich Fremdscham sorgen dürfte. Ironischerweise stellt sich Soulja Boy selbst die Frage "I got the question, why they hatin' on me?". Höchstwahrscheinlich wegen Tracks wie diesen! "Wit My Yums On" dient zur Promotion für Soulja Boys Klamottenline und Schuhkollektion. Thematisch geht es darum, dass Soulja Boy überall seine Yums an hat, dabei fresh aussieht und nebenbei haufenweise Geld verdient. Gerade "Wit My Yums On" ist ein Beweis dafür, dass Soulja Boy auch als Producer keine Skills vorzuweisen hat, da der Beat so simpel und monoton ist, dass man eine solche Produktion auch Kleinkindern zutrauen würde. Gleiches gilt für "Gucci Bandana", auf dem neben Soulja Boy auch Shawty Lo für Kopfschütteln sorgt. Die Schwächen des Hauptdarstellers sind ja bereits zur Genüge bekannt, jedoch ist es ziemlich irritierend wie offensichtlich Shawty Lo hier Young Jeezy bitet. Das bezieht sich vor allem auf die Betonung und seinen Flow. Die einzigen Highlights dieser LP sind wirklich nur die Fremdproduktionen. So hat der mir unbekannte Zaytoven für "Eazy" einen duchaus interessanten Beat gebastelt, der sich durch die Kombination von nicht allzu harten Claps und Trompetenklängen ein wenig von den üblichen Produktionen aus dem Süden abhebt. Auch Polow Da Don und Jim Jonsin leisten solide Arbeit, jedoch ändert das nicht viel an dem negativen Gesamteindruck. Den Schlusspunkt setzt das an die Neider gerichteten "I Pray (Outro)". Soulja Boy berichtet ein wenig von seiner Vergangenheit, seinem Aufstieg als Rap-Star und davon, dass er trotz des zahlreichen Widerstandes nicht vor hat, zu gehen. Theoretisch geht die Thematik schon klar, jedoch nicht bei einer solchen Umsetzung. Abgesehen von den reim- und flowtechnischen Schwächen, klingt aber auch die Hook lediglich nach einer schlechten T.I. Imitation.
Noch nie ist es mir so leicht gefallen, ein Fazit zu schreiben. Denn "iSouljaBoyTellEm" ist nicht Geschmackssache, sondern schlicht und ergreifend schlecht. Selbst wenn die Fremdproduktionen ein wenig frischen Wind in diese Platte bringen, schafft es Soulja Boy, auch diese mit seinem Vortrag zu versauen. Während ein Lil Jon noch als lustiger Partyanimateur durchgeht, wirkt Soulja Boy permanent deplaziert und nervig. Sein Flow ist stets eintönig, sinnvoller Inhalt erst gar nicht vorhanden und nach Hits sucht man ebenfalls vergeblich. Die Theorie, dass Soulja Boy HipHop getötet hat ist natürlich Schwachsinn und niemand wurde gezwungen seine Musik zu hören. Ich würde auch dringend davon abraten!
Tracklist: 01. Gas Alert 02. Cold World (Feat. Boss Money) 03. Late Night (Feat. Milano) 04. Outta Control (Feat. Roc Marciano) 05. Got It On Me (Feat. Milano) 06. Emptiness 07. New Religion (Feat. Boss Money) 08. Digital B-Boy (Feat. Milano) 09. Caviar (Feat. Roc Marciano) 10. Blam Blam For Nottingham (Feat. Boss Money) 11. Shoot 'Em Down (Feat. Res Connected) 12. In A Zone (Feat. Milano) 13. Boss Money Gangsters (Feat. Boss Money) 14. Don't Question Me (Feat. $amhill) 15. Spirit
Review: Ivory und Paul S., besser bekannt als The P Brothers sind zurück mit ihrem neuen Album "The Gas". Die UK-Größen aus Nottingham sind dafür bekannt, trotz britischer Herkunft, einen stark amerikanischen Boom Bap-Sound zu praktizieren, was sicherlich daran liegen mag, dass die beiden Jungs schon etliche Jahre Teil der Rap oder auch HipHop Szene sind und mit selbigem Kram aufgewachsen sind. Dass die Gästeliste nicht zwangsläufig aus dem "Who is who?" der Szene besteht ist man gewohnt und lässt sich davon, wenn überhaupt, nur unwesentlich stören. Ich für meinen Teil bevorzuge eher unbekannte Künstler, da die sich wenigsten noch den Arsch zerreißen.
Wer mit dieser Platte klarkommen möchte, muss schon ein hartgesottener Rapfan sein. Selbst für jemanden wie mich, der viel und gerne diese Boom Bap- / Backpackschiene fährt, ist der komplette Sound, jedes einzelnen Tracks, am Anfang äußerst gewöhnungsbedürftig. Doch wie bei vielen Alben entwickelt sich auch hier erst nach dem dritten oder auch vierten intensiven Hören eine Art Flash. Es dauert einfach seine Zeit, bis sich das Beatgestrüpp etwas lichtet und man die doch etwas eigenen Klänge zu schätzen weiß. Wenn dies allerdings geschehen ist, kann man definitiv Spaß mit diesem Release haben. Beispielsweise mit den eher standesgemäß bangenden "New Religion" oder "Boss Money Gangsters", beides mit Boss Money, was eher an den normalen Ostküstenkram angelehnt ist und dadurch besonders die festgefahrenen unter den Hörern begeistern wird. Ein fast schon clubtauglicher Kracher gibt es mit "Got It On Me". Dieses Instrumental könnte man locker auf ein Clipse-Album packen und hätte es mindestens genauso totgefeiert wie hier, mit Milano, der durch eine absolut stilsichere Rapshow zu überzeugen weiß. Dieser Junge sorgt ohnehin für richtig viel Spaß und macht ebenfalls "Digital B-Boy" und "Late Night", die definitiv zu den rufferen Tracks der Scheibe gehören, zu etwas ganz besonderem. Etwas smoother wird es dann mit "Don't Question Me", was erstens durch ein wahnsinns Sample und zweitens durch grandiose Parts von $amhill besticht und wohl so irgendwas, wie mein persönlicher Lieblingstrack dieser Platte ist. Die wenigen Ausfälle, wie zum Beispiel "Shoot'Em Down" oder "Blam Blam For Nottingham" werden durch die eigentlich komplett überzeugende Leistung wieder wett gemacht und spätestens bei dem alles zerstörenden "Outta Controll" knallt mit Sicherheit der kompletten Hörerschaft die Kinnlade auf den Boden. Somit werden kleinere Schönheitsfehler gerne wieder vergessen.
Schöne Beats und fast durch die Bank gute Emcees. Für Fans von dreckigen und harten Drums ist dieses Release mit Sicherheit ein Muss. Wer allerdings ein "Standard-Rapalbum" erwartet wird sich wundern und wahrscheinlich eher nicht auf seine Kosten kommen. Man sollte also vor dem Kauf auf jeden Fall mal reinhören und entscheiden, ob man mit diesem - doch etwas anstrengenden - Stück Musik klarkommt oder ob es sich um zu schwere Kost handelt. Ich persönlich komm damit sehr gut klar und wenn schon nicht das gesamte Album, so sollten zumindest die Brecher jeden überzeugen.
Tracklist: 01. Dress To Kill 02. Clash Of The Titans (Feat. Streetlife) 03. Burning Season 04. Blood For Blood 05. Seems It Never Fails 06. Universal Soldiers 07. Love, Hell Or Right 08. Wake Up (Feat. Hell Razah & Prodigal Sunn) 09. Fair, Love & War 10. Wu-Renegades 11. Full Moon 12. Under Siege 13. Shelter (Feat. Hoffa) 14. Camouflage Ninjas 15. Swinging Swords 16. War Face (Feat. Hoffa) 17. 5 Stars (Feat. Masta Killa)
Review: Die Familie des Wu-Tang Clans ist bekanntermaßen riesig, sie umschließt eine unglaublich große Liste an Affiliates, die alle unter der Flagge des Clans Hip Hop unter die Massen bringen bzw. brachten. Eine der ersten Gruppen auf dem Wu-Tang-Zug war die Killarmy (eigentlich Killa-Army gesprochen). Mit ihren sechs (plus eins) Mitgliedern ist sie neben dem Clan eine der größeren Gruppierungen. Einzuteilen ist sie in zwei Hälften: Aus den Straßen New Yorks sind es RZA's Bruder 9th Prince und zudem Islord, Killa Sin und P.R. Terrorist (alias Dom Pachino), aus dem Steel Valley / Ohio stößt Produzent 4th Disciple mit Shogun Assason und Beretta 9 hinzu. Das erste Album erblickt 1997 unter dem Titel "Silent Weapons For Quiet Wars" das Licht der Welt.
Wo sich der Titel auf Verschwörungstheorien bezieht, sollte gleich zu Beginn eines klargestellt werden: Solche Ansätze werden nicht wirklich verfolgt, diese Scheibe dreht sich um das schmutzige Geschäft des Kriegs, dessen metaphorische Anwendungen und die Handhabung der richtigen (lyrischen) Waffen. Die sechs Lyricists gehen mit einer Einstellung, die gepflegt auf alles - Normen, die Industrie, politische Korrektheit - scheißt und die stattdessen die Rhymes sprechen lässt, ins Rennen. Was bei erstem Anhören wie ein undurchsichtlicher Pulg aus sechs aggressiven Mäulern voller Reißzähne klingt, offenbart bei differenzierter Betrachtung eine Formation, die eine erstaunliche Qualität an den Tag legt und in der sich jeder Emcee zu behaupten weiß. Außerdem ist da auch noch 4th Disciple, der eigentliche Star der Platte, der bekanntermaßen ja schon zuvor im Wu-Tang Umfeld aktiv war, mit diesem Album jedoch ein Monument seines genialen Könnens errichtet: Simple Piano-Lines, pumpende Kicks, nüchtern-trockene Snares, Streicheraufgebote und hier und da ein Voice-Sample - mit den simpelsten Mitteln braut 4th seinen Zaubertrank, der wahre Wunder wirkt - selten war ein Album mit solch konsequent gutem, hartem Sound gesegnet. Dabei werden die Kung Fu-Samples größtenteils gegen Maschinengewehrrattern eingetauscht, denn dort liegt das Metier der Killarmy. Vom Opener, dem opulenten und genialen Representer "Dress To Kill", zum abschließenden "5 Stars", für das sogar Generalfeldmarschall Masta Killa den Gefechtsstand betritt, befindet man sich "Under Siege", was die durchgehende Kampfbereitschaft bedeutet. Neben Songs wie dem eiskalten "War Face" (mit trefflichem "Full Metal Jacket"Sample), für das RZA eine von zwei Gastproduktionen beisteuert, legt 4th Disciple Wert darauf, mit eleganten und bedachten Arrangements die Brücke zum Wu-Tang Sound nicht einzureißen - "Camouflage Ninjas" oder "Swinging Swords" sind die verehrenswerten Resultate. Hell Razah und Prodigal Sunn schauen auf "Wake Up" (der zweiten RZA-Produktion) vorbei, und neben Hoffa aus dem Steel Valley komplettiert Streetlife auf einer weiteren Großtat von 4th Disciple, "Clash Of The Titans", die kurze Liste der Gäste. Irgendwo zwischen dem Berg aus Kriegsmaterial, auf dem die Killarmy sitzt, scheinen ab und an auch Black Supremacist-Ansätze durch, stören jedoch nie wirklich. Ansonsten ist die Devise: "Killarmy profilin', mostly buckwildin'". Und findet sich in "Fair, Love & War" tatsächlich mal ein Track, der ein wenig schwächelt, so wird in "Wu-Renegades" prompt ein Song der Extraklasse nachgeschoben. Wieder einmal ist es 4th Disciple, der den ungebrochenen Wortfluss von Pachino, Killa Sin, 9th Prince und Beretta 9 mit einer umgreifend wallenden Piano-Line veredelt. Zum Abschluss sei noch 9th Prince mit einigen repräsentativen Zeilen aus "5 Star" zitiert:
"As night falls the commandos teams seize the palace Fiercely assault commands the volts Explode in the air like lightning bolts We rippin' out your spleen, at battlegrounds like the dense jungles of Phillipines Drunk monk sip O.E. out the canteen, men at war with guillotines"
Bei der Einordnung dieser Scheibe im Wu-Universum bleibt zu sagen, dass sie, ähnlich dem Sunz Of Man-Sound der ersten Tage, schwerlich mit den Wu-Tang Alben selbst gleichgesetzt werden kann. Die Killarmy ist die unzensierte Version des Clans, die Unterabteilung in der Firma Wu-Tang, die sich auf alles mit großem Kaliber spezialisiert hat, dieses Fach aber ähnlich kunstvoll meistert wie seinerzeit der Clan seine 36 Kammern. Sechs hungrige Emcees (oder fünfeinhalb, wenn man Islord's Gefängnisaufenthalt zu jener Zeit berücksichtigt), ein mächtiger Producer im Hintergrund, damit schmiedet die Killarmy ihre "Silent Weapons For Quiet Wars". Was fälschlicherweise auf den ersten Blick wie ein Abklatsch aussehen mag, ist in Wahrheit ein Klassiker, dem höchstens die Killarmy selbst mit ihrem Nachfolger nahezukommen vermochte.
Tracklist: 01. First Injection 02. Walk With The Beast (Feat. Qualm) 03. Consumed (Feat. Planet X) 04. Ego (Feat. Little Vic) 05. Devil In Chains (Feat. Psych Ward) 06. Feed Me (Feat. 2Ugli & Mr Shadow) 07. 2012 (Feat. Planet X) 08. Body Harvest (Feat. ArchNME & Ill Bill) 09. Game Over (Feat. Planet X) 10. Retour A L'Age De Piérre (Feat. Droogz Brigade) 11. 9mm (Remix) (Feat. Planet Asia) 12. Crass Test 13. Regard Percant (Feat. Swift Guad, Seth Gueko, Al K Pote & Aketo) 14. Old Soul (Feat. Savage Brothers) 15. Bubbles For Jess 16. Planetary Takeover (Feat. Lord Lhus, Savage Brothers & Planet X) 17. On Ne Sait Rien (Remix) (Feat. Mysa) 18. Massacre De L'Industrie (Feat. Droogz Brigade) 19. Free From The Straighjack (Feat. Plague Plenty) 20. Science Of Dreams (Feat. IDE) 21. Dead End
Review: Heute wenden wir unseren Blick ins Nachbarland - nach Toulouse, um genau zu sein. 22 Jahr jung ist Al'Tarba und trotzdem hat er erreicht, wovon viele Hobby-Produzenten träumen: Connections zu und Produktionen für einige der angesehensten Größen im Biz: Bei einem Remix-Contest für Ill Bill erntet er dessen Aufmerksamkeit - das Ergebnis ist der Beat zu "I'm From Brooklyn". Mit "Rap, Ultraviolins And Beatmaking" erscheint 2007 auch schon das erste Album. Einen von DJ Muggs veranstalteten Remix-Contest kann Tarba dann sogar gewinnen. Nun hat er eine neue Scheibe in den Startlöchern - "Blood Out Connections Vol. 1", mit Unterstützung sowohl aus den Staaten als auch aus Frankreich.
Wenn man ganz ehrlich ist, dann ist "I'm From Brooklyn" nicht gerade ein Instrumental, das man positiv in Erinnerung hat. Wer also nichts anderes von dem Franzosen kennt, der wird diesem Album nicht gerade erwartungsvoll gegenüberstehen. Doch Al'Tarba ist besten Bestrebens, alle Zweifler eines Besseren zu belehren. Mit ordentlichem Hunger und erfreulichem Enthusiasmus geht er ans Werk. Sein Sound lässt sich als erste Zuordnung irgendwo da hinstecken, wo auch der ganze AOTP-Kram seine Runden dreht. Dabei zeigt der 22-Jährige, im Gegensatz zu vielen der halbbegabten Knöpfchendreher aus dem AOTP-Umfeld, eine erfrischende Kreativität, die seine Sounds vor Langeweile bewahrt. Der Aufbau ist meist von schwer drückenden Drumlines geprägt - das brachiale "Body Harvest" mit ArchNME und Ill Bill bietet sich hier als Beispiel geradezu an. Die Auswahl an Rappern, mit denen Al'Tarba arbeitet, ist zwar nicht optimal, rückt jedoch genau deswegen den Fokus noch mehr auf seine Produktionen: Die Savage Brothers etwa rauschen ungschlacht durch "Old Soul" und "Planetary Takeover". Ein Glück, dass Tarba's Erzeugnisse dem standhalten. Denn auch bei den zwei Formationen, zu denen sich er sich selbst zählt (die französische Droogz Brigade und Planet X, dessen Restmitglieder in South Carolina sitzen), und die mehrere Auftritte verbuchen, finden sich keine lyrischen Wunderkinder. Doch Tarba macht aus seiner Situation das Beste: schöne Streichermelodien, vielseitige, oft dramatische Voice-Samples, gezielter Gitarreneinsatz, weitere Instrumente und selten durchscheinender Eelctro-Einfluss sind die Zutaten, mit denen er sein Süppchen kocht. Davon profitiert auch der Beat des Remix-Contest-Gewinners zu "9mm", der Planet Asia ebenso gut zu Geischt steht wie Muggs' Original. Mit schlichten Bomben wie "2012" zeigt Tarba, was seine zehn Jahre Erfahrung wert sind. Und wenn dann in "Science Of Dreams" mit IDE ein Rapper mit von der Partie ist, der vortrefflich zu der äußerst düsteren Produktion passt, wird am Schluss dieses Albums noch ein dringlicher Anspieltipp serviert. Gäste wie Psych Ward aus Kanada sind schon von früheren Zusammenarbeiten bekannt und liefern solide Auftritte. Einige Songs rutschen zwar ins Mittelmaß ab ("Game Over", stellen aber die klare Minderheit. Im Gegenzug führt Tarba außerdem einige Instrumentals ins Feld, was zwar für Producer-Alben dieses Schlags fast schon Standard ist, jedoch trotzdem bestens unterhält: "Crass Test" brennt sich mit seiner brutalen Drumline ins Gedächtnis und "Bubbles For Jess" mit dezentem Einsatz eines Metallophons. "Walk With The Best" dient als Representer zum Einstieg, das solide "Ego" bleibt mit Little Vic dann allerdings hinter seinen Möglichkeiten. Dass das Album jeweils von einem Instrumental ein- und ausgeleitet wird (wobei vor allem das vierminütige "Dead End" eine starke Atmosphäre aufbaut), versteht sich von selbst.
Al'Tarba gelingt das, woran viele Produzenten scheitern: ein stimmiges Album. Eine homogene Auswahl an Gästen wird kombiniert mit einem klaren Sound. Zwar hätten ein paar Instrumentals besser sein können und auf jeden Fall ist die gebotene Rap-Show inhaltlich nicht immer erste Sahne, doch auf der anderen Seite bewegt sich dieses Album den Großteil seiner Spielzeit auf einem angenehmen Niveau. Wer Al'Tarba schon kennt, der weiß, woran er hier ist. Für alle anderen gilt: Wer kein Problem mit der Kombination aus US- und französischen Raps hat und wer desweiteren gerne Eastcoast-angelehnte Produktionen hört, der wird mit "Blood Out Connections Vol. 1" einige Songs für die eigene Playlist finden. Volume Zwei kann kommen.
Tracklist: 01. Coup Du Jour (Feat. Vordul Mega & Creature) 02. Basic Training 03. Yardman Anthem (Feat. Vordul Mega, Akir, Billy Woods, Priviledge & Hasan Salaam) 04. Paranoia 05. Bank Job (Feat. MykCee) 06. Pre-Emptive Strikes Remix (Feat. Billy Woods) 07. Lawmen 08. General Tso (Feat. Hasan Salaam & HiCoup) 09. Adam & Evil 10. Barbarians At The Gate (Feat. Super Cron Flight Brothers) 11. Stay Quiet (Remix) (Feat. Billy Woods, Priviledge & Vordul Mega) 12. 007 13. Come On and Take It (Feat. Billy Woods) 14. Low Tide 15. Holy Ghost 16. Warrior (Remix) (Feat. Hasan Salaam) 17. Unemployment 18. Rent Control (Feat. Billy Woods) 19. Cigar Squad 20. 1876 (Feat. Billy Woods) 21. Recon 22. Level Up (Feat. Keith Masters) 23. Poli-Sci (Feat. Billy Woods & Vordul Mega) 24. Plague 25. Ritual 26. Rehab 27. O Child
Review: Bond - dieser Name wird in einem Atemzug mit den Backwoodz Studioz genannt. Kein Wunder, ist der in Brooklyn residierende Herr doch auch der Hauptproduzent hinter dem Indie-Label aus New York. Das schweißt ihn fest zusammen mit den dort tätigen Künstlern, zu denen u.a. Billy Woods oder Vordul Mega zu zählen sind. Eine Kollaboration auf Albumlänge mit RAVAGE The MeccaGodZilla aus dem Monsta Island Czars-Camp und davor noch eine eigene EP ("Eminent Domain" stellen den bisherigen Opus dar. Um dem Hörer ein Türchen in die Hallen seines Tuns und Schaffens zu öffnen, veröffentlicht er "Golden Gunn", ein Werk zwischen Mixtape und Album.
27 Tracks, 70 Minuten, eine Handvoll Gäste, die nur auf knapp der Hälfte der Songs zu Wort kommen. Der Rest der Zeit gehört Bond ganz allein. Doch auch sonst besteht nie ein Zweifel, wer hier der Protagonist ist. Als Trip durch "every genre of music that's ever been recorded" wird die Scheibe angekündigt - und das ist sie auch. Die abschnittsweisen Begleiter sollten niemanden groß überraschen: Zu den üblichen Verdächtigen gesellen sich Akir (als Reavers-Mitglied ebenfalls keine Überraschung), Mykcee und Creature. Doch die Raps sind hier meist nur die Begleitung. Der Kern dieser Scheibe liegt im rasanten Tempo, das Bond vorgibt: Flüssige Übergänge verknüpfen die Unzahl an Instrumentals, die Bond ins Rennen schickt. Zwischen einer und zwei Minuten dauern viele Songs, scheuen sich deswegen jedoch nicht, mindestens einen Beat-Umbruch in sich zu tragen. Unverkennbar ist außerdem die Kunst, die Bond in den Exzess treibt: das Samplen. Tracks wie "Paranoia" bedürfen keiner Gäste - Bond samplet sich alles selbst zusammen: Von Rappern wie Prodigy zu Filmen und generell allem, was Bond an gesprochenem Wort in die Hände fällt. Eastcoast-typische Streicher, wie etwa in "Plague", finden sich immer wieder. Wenn der Sound nicht gerade abstrakt ist, dann hält es Bond meist eher ernst. Bestes Beispiel ist "Poli-Sci", ein für das geniale Dreigespann Woods-Vordul-Bond sehr repräsentativer Track, dessen klagende Streicher die schwermütigen Raps umzüngeln - Backwoodz-Fans wissen, was sie sich bei solchen Umschreibungen vorzustellen haben. In "Lawmen" hingegen entführt Bond den Hörer auf eine musikalische Weltreise, während eine Armada von Wortfetzen um das Thema Cops errichtet wird. Kurze, oft großartige Momente blitzen auf, entzücken und räumen auch schon wieder die Bühne für den nächsten Beat. Eineinhalb Minuten rollt Billy Woods über ein gepitchtes Voice-Sample in "Come On And Take It", nur damit direkt im Anschluss mit "Low Tide" die Fusion neuer Elemente ein weiteres Highlight setzt, das sich übrigens auch auf dem Super Chron Flight Brothers Album wiederfindet. "Ritual" setzt an mit Chorgesang, "007" bedient sich erwartungsgemäß beim Mann mit dem goldenen Colt. Während fast sämtliche Samples schwer zuzuordnen und aus unergründlichen Tiefen ausgegraben zu sein scheinen, hat Bond keine Hemmungen, auch weithin bekannte Melodien wie William Bell's "I Forgot To Be Your Lover" ("Adam And Evil" mit ins Programm zu nehmen - wieso auch nicht, wenn sie so gut passen? Um keinesfalls langweilig zu werden, unternimmt Billy Woods in "1876", begleitet von dröhnendem Hörner-Klang, eine Zeitreise, während die 5th Column-Abgeordneten HiCoup und Hasan Salaam in "General Tso" über eine chinesische Bambusflöte gejagt werden. Diese überraschend munteren eineinhalb Minuten dürfen sich trotz starker Konkurrenz zum viel zu kurzen Höhepunkt des Albums küren, da das Zusammenspiel von HiCoup's hellem, Hasan's äußerst tiefem Stimmorgan und den einprägsamen Raps gar nicht oft genug gehört werden kann. Ein letztes Beispiel für die Vielfältigkeit sei mit "Stay Quiet (Remix)" genannt, für dessen Melodie Bond ein Bollywood-Sample aus seiner Trickkiste zieht.
Es ist und bleibt zwar nur ein halbes Album (ein halb-instrumentales noch dazu), doch das hält dieses Werk nicht davon ab, zu beeindrucken. Und zwar in Hinsicht auf Bond's Producer-Skills. Liebe zum Detail, ein eigener Stil, eine unwahrscheinlich riesige Bandbreite an Einflüssen und selbstverständlich auch eine exquisite Riege an MCs, die für diese Beats ihre Stimme erheben. "Golden Gunn" reiht sich qualitativ bei den anderen Veröffentlichungen von Backwoodz ein (hat aber durchaus einige mittelmäßige Momente), ist jedoch in seinem Charakter verschieden, höchstens noch vergleichbar mit dem Producer-Clash mit RAVAGE. Von einem Instrumental-Album weit entfernt, bietet es einen guten Überblick über die Welt, in der dieser Geheimagent der Beats - heimlich, still und leise gegenüber Mainstream-HipHop - agiert.
Tracklist: 01. Campfire - (Feat. Cappadonna) 02. Take It Back 03. Get Them Out Ya Way Pa 04. Rushing Elephants 05. Unpredictable - (Feat. Dexter Wiggles) 06. The Heart Gently Weeps - (Feat. Erykah Badu) 07. Wolves - (Feat. George Clinton) 08. Gun Will Go - (Feat. Sunny Valentine) 09. Sunlight 10. Stick Me For My Riches - (Feat. Gerald Alston) 11. Starter - (Feat. Streetlife, Sunny Valentine & Tash Mahogany) 12. Windmill - (Feat. Cappadonna) 13. Weak Spot 14. Life Changes 15. Tar Pit - (Feat. Cappadonna, Streetlife & George Clinton) 16. 16th Chamber (O.D.B. Special)
Review: Wu-Tang Clan 8 Diagrams. 2007 gab es wohl kein Thema, das über das ganze Jahr soviel Aufsicht erregte. Und sich dann ganz nebenbei mit Näherrücken des Release-Dates noch in ungeahnt heftige Diskussionen steigern konnte. Die Ankündigung Ende 2006, dass der Clan, zuletzt als Gruppe mit "Iron Flag" 2001 aktiv, nochmals ein Album veröffentlichen wird, war an sich schon ein historisches Ereignis. Entgegen der Erwartungen vieler dieser Ankündigung pessimistisch gegenüber stehenden HipHop-Fans kommt das Album dann sogar tatsächlich, und das "noch" 2007. Zuerst muss das Album jedoch von ODB's Todestag auf den 04. Dezember verschoben werden, und dann, da an diesem Tag Ghostface mit seinem Solo in den Läden steht, nochmals um eine Woche. Am 11. Dezember gibt es für die HipHop-Welt also ein vorgezogenes Weihnachten mit "8 Diagrams".
Doch schon im November bekommt die Welt mit, dass es Clan-intern heftig brodelt. Nachrichten, dass alle Mitglieder außer RZA mit dem Album unzufrieden seien, dass RZA als HipHop-Hippie zu viel seiner eigenen Ideen verwirklicht habe, tun den Erwartungen und der Vorfreude jedoch keinen großen Abbruch. Deutschland kann sich über ein vorgezogenes Release-Date am 07. Dezember freuen. Dank einiger schon früh erscheinender Reviews wird schnell klar, dass der Klassiker anscheinend ausbleibt, was jedoch eigentlich auch gar nicht zu erwarten war. Bei Fans im Internet findet man Meinungen von "totaler Schrott" über "ganz okay" bis zu "genial". Von anfänglichen Informationen, es habe eine ganze Reihe Beat-Köche ihre Finger im Spiel gehabt, wird schnell abgewichen, letztendlich hat der RZA doch wieder überall seine Finger im Spiel. Raps gibt es neben den Acht verbleibenden Clan-Membern von Streetlife und Cappadonna, wobei sich jedoch eine ganze Reihe an Vocal-Beiträgen findet. Doch nun genug der Information, immerhin interessiert hier die Musik. Was anderes könnte der Einstieg in dieses Album sein, als ein Sample aus dem namensgebenden Film, "8 Diagram Pole Fighter". Und schon das nebenbei laufende Voice-Sample kündigt an, was für Sound RZA für den Opener "Campfire" vorgeschwebt ist. Egal wie viel man dem Album vorwerfen kann, an diesem Track gibt es rein gar nichts auszusetzen. RZA's düstere Drums, begleitet von einer Geige und summenden Hintergrund-Vocals bieten eine perfekte Grundlage für die Raps von Method Man, Ghostface und Cappadonna. "On anything that RZA throw, Ironman's invisible / I left my chick for cheating on me, now that bitch is miserable". Die Schwarzseher dürfen nach dem ersten starken Track also aufatmen. Und mit dieser Schiene an Tracks, die bewusst an alte Zeiten erinnert, fährt RZA fort, wobei er sich für "Take It Back" Producer-Urgestein Easy Mo Bee mit ins Boot holt. Zusammen wird ein Beat zusammengeschraubt, der im Jahr 2007 sicher einzigartig ist. Selten hören sich Beats heutzutage so gekonnt alt und verstaubt an, ohne an Reiz zu verlieren. Das Charisma bekommt der Song von einem E-Bass verliehen, der munter vor sich hin spielt, während jeder der am Track beteiligten MC's diesem eine persönliche Note einbaut. Wu-Tang as usual. Seien es nun die kantigen Rhymes von U-God, die helle Stimme von Ghostface oder Method Man, der im Chorus ruft: "Before you even had a name, you was screamin' 'Wu-Tang'!", das Outcome ist große Klasse. "Get 'Em Out Ya Way Pa" klingt zu Beginn etwas uninspiriert und langweilig. Doch spätestens beim Einsetzen von Mef's Raps oder Ghost's Chorus weiß man, dass RZA auch hier alles richtig gemacht hat. Hiermit wird der Wu-Tang Sound für das Jahr 2007 definiert, und dort dürfen natürlich auch nicht immer wieder eingespielte Filmsamples fehlen. Für "Rushing Elephants" bewegt sich RZA erstmals aus der schattig-bedächtigen Atmosphäre, um mit Fanfaren-Antrieb seine ersten Raps auf dem Album zu spitten, direkt nach dem Genius, der mit seinen ersten Bars wieder mal seinen Beinamen rechtfertigt: "It was not a hobby, but a childhood passion / That had started in the lobby and was quicky fashioned / Every line to line, bar for bar is clockwork / Hazardous and powerful, enough to have your block hurt / Check the total amount of MCs inflicted / With torture, from moving with work that's restricted / We criticize producers til they joints'll bite / Then acupuncture the track with pinpoints of light". Die einprägsamste Line kommt jedoch von RZA selbst: "Lord of the Wu-Tang sword, know what that means? / Like J.R. Tolkien, it's the Lord of the Rings". Egal wie wenig tiefsinnig, der Vergleich gefällt sofort. Obwohl "Wu-Tang keep it fresh like Tupper Ware" muss der folgende Track, "Unpredictable", leider auf der Bank der weniger guten Tracks Platz nehmen. Hier hat RZA im Beat etwas übertrieben, denn dieser klingt schlichtweg unangenehm und nervig. Ebenso die Hook von Dexter Wiggles, die dem Hörer dann schließlich den letzten Nerv raubt, ganz gleich wie gut die Raps zwischendurch sind. Doch auf einem Wu-Tang Album kämpft man sich, ohne zu skippen, durch den Track; um dann bei einem schon längere Zeit vorher sehr bekannten Track zu landen. Die Rede ist natürlich von "The Heart Gently Weeps", mit Vocals von Erykah Badu und Gitarren-Beiträgen von Red Hot Chili Peppers-Gitarrist John Frusciante und George Harrison's Sohn Dhani Harrison. So eine ungewöhnliche Kombination unter einen Hut zu bringen, und das Outcome trotzdem hörenswert zu machen, erfordert spezielles Können. Wobei eingeräumt werden muss, dass RZA dies nicht 100% gelingt, wenn er auch sein Möglichstes tut. Abgesehen davon, dass dieser Sound nun gar nichts mehr mit dem der ersten vier Tracks zu tun hat, bringt Erykah es fertig, nach öfterem Hören im Refrain etwas aufdringlich zu werden. Beste Stelle hat die Nummer, wenn Ghostface ein "That bitch is craazy!" entfährt. Da gibt sich der durchschnittliche Hörer doch lieber George Clinton's starkem Chorus und einem treibenden Beat im großartigen "Wolves" hin, bei dem die Auftritte von U-God, Meth und dem High Chief genau richtig gewählt sind. "Yo, would you recognize a jewel for what it is, when you see it / Or would you take it for something else and get torn the fuck up / Men come together for the common cause / To beat your ass, just because / There's a line you don't cross, offending the boss". In "Gun Will Go" findet sich dann ein äußerst minimalistischer Beat, zu dem sich im Chorus Vocals von Sunny Valentine gesellen, die sich allerdings als eher unpassend herausstellen. "Sunlight" gehört RZA ganz allein, und fängt mir einer Kung-Fu-Sample Einleitung auch sehr gut an. Der etwas schläfrige Beat zu RZA's Raps (welche im Vergleich zu den restlichen sowieso leicht blass aussehen) wirkt dann jedoch leicht ernüchternd, da dieser Track nicht mehr als "ganz solide" ist. "Allah's the father from without and within / On Christ return, who will announce him? / Every tree is numbered, but who can count them? / The name of all things in this world, who can pronounce 'em? / Allah's the father of all, why did you doubt him?". Seinen Tiefpunkt findet das Album anschließend in "Stick Me For My Ritches". Ein flacher Beat mit hektischen Hi-Hats verursacht über den ganzen Track hinweg schlichtweg Unverständnis. Da hat RZA definitiv den falschen Zug getan. Das Schlimmste wäre damit jedoch noch gar nicht genannt. Gerald Alston ist zwar besser als T-Pain, aber welcher Wu-Tang Fan will die erste Minute eines sowieso schon durchschnittlichen Tracks auch noch tödlichst nervigen Gesang haben? Dieser Gesang macht übrigens auch gut 50% des Tracks aus. Die Raps "zwischendurch" vertrösten da nur gering. Und spätestens jetzt drängt sich auch die Frage auf: Was zur Hölle hat sich RZA dabei gedacht, auf so viele Tracks gesungene Hooks zu packen? Wo sind die "Wu-Tang"Rufe und historischen Refrains à la "C.R.E.A.M."? Stattdessen gibt es nun "Starter", und welch Überraschung, Sunny Valentine buttert schon wieder seinen lauwarmen Singsang mit dazu. Unglücklicherweise ist das auch nicht alles, was es hier auszusetzen gibt. Denn wer sich an den "Afro Samurai" OST von Anfang 2007 erinnert, dem wird bei diesem Beat ein Stöhnen entfahren. RZA nimmt sich ein Element aus "Certified Samurai" und wälzt es in "Starter" schön breit. Was ja nicht schlimm wäre, wenn ersterer Track nicht ein absoluter Brecher wäre, der in Sachen Replay-Value den Vertreter dieses Albums um Längen schlägt. Ohne den Gesang wäre "Starter" jedoch immer noch sehr gut. Die Erlösung kommt Gott sei Dank mit "Windmill", einem bedächtigen Wu-Tang-Kopfnicker wie er im Buche steht, bei dem mit Raekwon, GZA, Masta Killa, Inspectah Deck, Method Man und Cappadonna auch eine traumhafte Kombination Aufstellung bezieht. "We keep it hot, keep the heat on the block / We never stop, drawing water up until it begin to drop / Raining with the patchwork of puzzles / That was written in the year of the dragon" (GZA). In ähnlich guter Manier geht es in "Weak Spot" zur Sache, das von düsteren Streichern getragen wird. Damit ist das Album bei seinem Tribute-Track an ODB, der natürlich etwas Besonderes darstellt und von dem man schon lange vor allen anderen Tracks des Albums wusste. Der Beat ist mit Absicht schlicht gehalten, doch es muss angemerkt werden, dass die simplen Piano-Klänge weder melancholisch noch mitreißend genug sind, um aus diesem Track wirklich das zu machen, was dessen Lyrics verdient haben. Denn die sind wirklich ergreifend, wie wohl auch nicht anders zu erwarten. Bis auf Ghostface (der auch deswegen nicht gut auf RZA zu sprechen ist) sind alle Member zu hören. "I became weak when I heard, that his body expired / It was hard for me to believe my brother retired / Suddenly the clock stopped and the room started spinning / How can he walk off the field during the first inning?" (GZA). Der Song endet mit Mandarin-gesprochenen Worten. Nun folgen zwei auf der US-Version nicht enthaltene Tracks, von denen sich ersterer "Tar Pit" nennt. Neben Cap und Street ist nur U-God vertreten, während RZA's Beat durchaus zu überzeugen weiß, was nicht zuletzt am leichten Latin-Flair liegt. "16th Chamber (O.D.B. Special)" bietet die versprochenen Raps von ODB, wobei zuerst noch Method Man seine Bars spittet. Der Song hört sich an wie aus den frühen 90ern, was hier jedoch alles andere als unpassend ist. Fantastischer Ausstieg. " The Ol' Dirty Bastard, MC killer / Money maker, Brooklyn, Shaolin style / That I lay down like tile / Gotta hit you up, one blaow / So you better come down".
"8 Diagrams" ist kein Klassiker, das sollte jedem klar werden. Wahrscheinlich ist es auch das schwächste Album des Clans, denn trotz der exzellenten Form der acht Emcees ist die Dynamik nicht mehr so vollkommen wie früher, und der Beigeschmack des Streits zwischen RZA und Ghostface / Raekwon wirkt sich auch leicht negativ aus. Allerdings hat das Album definitiv etwas zeitloses, so dass es gut sein mag, dass in fünf Jahren gesagt wird, dieses Album sei seiner Zeit voraus gewesen. Das verzeiht jedoch nicht die Ausrutscher, die sich RZA bei seinen Experimenten leistet, und vor allem den übermäßigen Anteil an Gesang. Da sich jedoch genügend Tracks finden, die ganz im gewünschten Wu-Style liegen, dürfte das Album jedem etwas bieten und ist als Einheit immer noch eines der besseren Alben 2007.
Tracklist: 01. Now I Lay 02. The Future (Feat. The Game & Dominic) 03. If I Gotta Go 04. Don't Make Me 05. Blood On The Wall 06. In My Sleep 07. Exxxes 08. I Couldn't Help It 09. Adrenaline (Feat. CZ) 10. Happy Holidays (Feat. Emanny) 11. Do Tell 12. Angel In My Life 13. Pray For Me
Review: Dass auch nach der Veröffentlichung des ersten Albums nicht alle Hürden überwunden sind, beweist uns Joe Budden in eindrucksvoller Weise: sechs geschlagene Jahre sind inzwischen vergangen, seit "Pump It Up" in aller Leute Münder (und Ohren) war. Überbrückt wurde diese Zeit mehr schlecht als recht mit einer Vielzahl an Mixtapes. Nun hat es Budden endlich geschafft: Nach ewigen Streitereien mit dem alten Label Def Jam, dem Wechsel zu Amalgam Digital, über das 2008 zur Überbrückung "Mood Muzik 3: The Album" und "Halfway House" erschien, gibt es endlich "Padded Room", das zweite offizielle Album des Emcees aus New Jersey.
Mit ellenlangen Lobpreisungen über Joe's Grind wird extra hervorgehoben, dass der Hype um den 28-jährigen noch nicht abgeflaut ist. Um aber ganz ehrlich zu sein: In der engeren Szene hielt sich die Beigeisterung für "Jump Off" Joe seit jeher in Grenzen. Ein leicht unsauberer, gelispelt klingender Flow und Snack-Rap für zwischendurch, der durch die Hit-Single "Pump It Up" natürlich noch extrem unterstrichen wurde. Wer sich das Debütalbum noch ein wenig öfter zu Gemüte geführt hat, dem werden einige lustige Tracks ("Porno Star" und auch sogar einige nachdenkliche Songs in Erinnerung geblieben sein. Genau da setzt "Padded Room" an: Die unabstreitbaren Mühen und Rückschläge, die Budden einstecken musste, scheinen sich im Sound niederzuschlagen - zumindest teilweise. In jedem Fall fällt auf, dass sich die Club-Tracks und Representer rar gemacht haben. Die produzierenden Jungspunde aus Portugal, Blastah Beatz, sind mit fünf Beats auf dem Album vertreten und steuern auch den Opener bei, der mit gutem Tempo in die Manege einrollt: "Now I Lay me down to sleep / I pray the lord..." und so weiter - diese abgedroschenen Phrasen machen die Hook leider doppelt anstrengend. Mit einem kleinen Exkurs lässt sich die Ecke der wirklichen Street-Tracks abhaken: Dass MoSS nach altbewährtem Muster solche Nummern zimmert, ist weithin bekannt und offenbart sich einmal mehr in "Blood On The Wall", einem Diss an den einsitzenden Prodigy:
"Never mind me, worry bout your medicaid Shit is so unfair - nigga, beats carried your ass most of your career Wanna blog?, here's a reason: how the fuck it's "Murda Muzik"? Anybody ever dissed this nigga still breathin' Jay-Z, Saigon, Nas already peeled him 2 Pac, he ain't alive, but you ain't killed him"
Durchaus amüsant; und man würde es ihm auch abkaufen, würde sich nicht gute zehn Minuten früher ein Track wie "The Future" finden: Ebenjener (und ebenfalls immer noch lebendiger) Game, der 2003 als G-Unit-Emporkömmling noch "Buddens" grölte, macht sich zusammen mit dem Gastgeber auf einem Weichspüler-Cub-Track, dessen Hook selten austauschbar und widerwärtig daherkommt, zum Idioten. Noch mehr Blödsinn erlaubt sich Budden mit "Adrenaline", einem vollkommen überflüssigen Song mit Rock-Instrumental. Und wenn nicht so übertrieben daneben gegriffen wird, dann schadet sich das Album mit Nobody-Produktionen: Pure Ironie ist "I Couldn't Help It", dessen Sample einem nicht zuletzt (und zudem besser verwertet) schon in "Diamond" von einem gewissen Prodigy untergekommen ist. Wie auch bei "I Couldn't Help It" findet man Joe Budden viel zu oft und tief in Gedanken versunken. Mit "In My Sleep" gelingt das mehr, mit "Exxxes" weniger gut, was der schwankenden Leistung der Producer zuzuschreiben ist. Nachdem man das Ausschussprodukt "Happy Holidays" passiert hat, landet man beim erneut sehr persönlichen "Angel In My Life", in dem sich der sehr ernste Joe einmal mehr der Welt erklärt. In "Pray For Me" findet sich der wohl interessanteste Track, da der zu Beginn des Songs gestorbene Joe hier vor das Himmelstor tritt und mit Gott über den Eintritt verhandelt - und alle seine Taten vorträgt und aufgewogen bekommt:
" (You're real close to heaven, few get to step in Now tell me what you done, to deserve to be let in) - Look, I'm far from a Christian, not big on religion But ain't done too much wrong, my entire time living Never killed, never tried to, though I been lied to Was once suicidal, never read the bible I've always been a care-taker, tried to nurse people At times it backfired, hurt people, hurt people Plus I never used your name in vain, But you should know everything I'm being asked to explain - (I know you stole from your mother's purse) - You can't count that, that was way back when - (It's still a sin) - But I was ten"
Unter'm Strich muss ich selbst zugeben, dass ich die Scheibe schlechter erwartet hätte. Das heißt beileibe nicht, dass "Padded Room" ein gutes Album ist, doch Ansätze lassen sich finden. Dass Joe Budden sehr viel persönliche Zeilen einbringt, ist ihm einerseits hoch anzurechnen, andererseits fällt auf, dass er sich bei der Vielzahl solcher Tracks das ein oder andere Mal wiederholt. Blastah Beatz zu verpflichten war sicher kein Fehler, andere Produzenten wie The Klasixs, Fyu-chur oder Dub B jedoch hätte man sich getrost in die Haare schmieren können, da sie mit ihrem farblosen Alltags-Sound dieses Album zum Mittelmaß verdammen. Das heißt: Kein wirkliches Highlight, einige gute Ansätze und vieles, was man schnell vergessen hat. Immerhin zeigt Joe Budden selbst, dass er ein respektabler Rapper ist.
Tracklist: 01. Know Introduction (Feat. King Just) 02. Every Man 4 Himself 03. We Play 4 Keeps 04. Tha Product (Feat. U-Neek) 05. Uncivilized 06. No Part a Me 07. Lyin' King 08. Richman Poorman (Act One) (Feat. 3rd Eye) 09. Jon Doe 10. Make Or Take (Feat. Smoothe Da Hustler) 11. Warriors (Feat. Bounty Killer) 12. 4 Chicken Wings And Rice
Review: Bronx, New York. Von hier startet zu Beginn der Neunziger der Weg von einem der markantesten Rapper, die im HipHop je ihr Unwesen trieben: Nine. Ursprünglich unter dem Namen 9 Double M bekannt, wird er von Funkmaster Flex protegiert und erntet 1993 erstmals Aufmerksamkeit. Bereits hier wird klar, was ihn von Kollegen abhebt: seine raue Stimme, gegen die ein DMX wie ein Schoßhündchen klingt. 1995 erscheint das Debüt, "Nine Livez", das von der Single "Whutcha Want?" getragen wird. Ein Jahr darauf folgt die zweite Veröffentlichung des Mannes, der am 19.09.1969 geboren ist und dessen Glückszahl selbstverständlich die Neun ist: "Cloud 9".
Nicht nur erscheint dieses Album zur goldenen Zeit des Big Apple, es klingt auch so. Rob Lewis versorgt den Großteil der Platte mit Beats, die den Rhymes, mit denen sie bespannt werden, standhalten. Glücklicherweise finden sich nicht zu viele Features auf der Platte, denn alles, was über den hier gewählten Anteil hinausginge, wäre pure Ablenkung von der Hauptattraktion: Nine selbst. Irgendwo in der Gegend seiner Stimmbänder scheinen die von ihm erzeugten Schallwellen eine Kombination aus Raspeln und rostigen Feilen zu durchlaufen, die seine an sich schon tiefe und gewaltige Stimme zu einem Schmankerl für jeden Rap-Fan machen. Die Weltuntergangsstimmung, die nach dem Intro von "Every Man 4 Himself" entzündet wird, entzieht sich jeglicher Beschreibung - "My mentality is somewhere between Armageddon and Apocalypse, no matter how hot it gets". Nine legt in etwa die Attitüde, die Onyx 1995 eigen war, an den Tag und quält seiner Stimme Reality Raps von Schlage eines Prodigy ab:
"Born alone, die alone, guess who's on the microphone Project nigga, deep voice, put ya boots on Come take a walk down the alley with the cat Enter my cypher where everything's black"
Staubtrockene Snares donnern durchs ganze Album, während Streicher oder Piano ihren minimalistischen Senf dazu geben. Noch dunkler als das erste Album, noch verbitterter und noch härter. Wo in "Lyin' King" alle Hochstapler abgesägt werden, zögert Nine nicht, mit U-Neek einen (erstaunlich hungrigen) weiblichen MC auf sein Album zu lassen, mit dem zusammen in "Tha Product" das Mic zerstückelt wird. "Fuck Versace and Rolex, I can't eat that" wirft Nine dem Hörer in "Uncivilized" an den Kopf. Das Album füllt sein lyrisches Becken mit dem essentiellen Drang nach Geld, den Nine, vollkommen ungeschönt, als Überlebenskampf - nicht etwa als Glorifizierung - darstellt. Da wird auch die Grenze des Legalen überschritten, wenn zusammen mit Jesse West alias 3rd Eye in "Richman, Poorman (Act One)" ein Raubüberfall vollzogen wird, der in den Armen der Polizei endet. "Jon Doe" ist die gesichtslose Figur, die es mit ihrem Hustler-Dasein zu Reichtum gebracht hat, die man gerne wäre. Dass es Nine dabei ernst meint, zeigt das finstere "We Play 4 Keeps": "Be all you can be, fuck that! / Be on the block, sell rocks, stay strapped / [...] / Only the good die young, so I'm bad as fuck!". Auch wenn Bounty Killer auf den ersten Blick nicht ins Bild passen mag, erweist sich "Warriors" mit dem typischen Flair des (Ebenfalls-)Jamaikaners als gelungene Abwechslung und einwandfreier Kopfnicker, der seinen Platz hier zu Recht besetzt. Nicht minder "4 Chicken Wings And Rice", die großartig verhaltene und ruhige Hymne, mit der die Thematik dieses Albums, die Aussichten auf bessere Verhältnisse, nochmals auf den Punkt gebracht wird. Übertroffen wird das nur noch durch "Make Or Take" mit Smoothe Da Hustler, mit welchem sich Nine übrigens bestens ergänzt. Hier Nine's Einstiegszeilen in diesen hartgekochten NY-Klassiker:
"In the land of the free and the home of the brave I still feel like a slave, my heart is dark like the bat cave Don't cry, dry your eye We all gon' die, but I'm gon' die fly!"
Es passiert nicht oft, dass ein Künstler mit seinem Zweitling seine Debütscheibe toppt. Nine hat es geschafft. Auch wenn es bei weitem nicht die angemessene Beachtung findet, ist dieses Album auf Augenhöhe mit den Großen der Ostküste aus den Mittneunzigern. Dank Rob Lewis stimmt die Produktion, dank Nine sind die Raps und die Atmosphäre ein Genuss. Die Gesamt-Show wurde auf wenigen anderen NY-Alben düsterer und härter aufgezogen, wobei Nine seine Stimme hier natürlich sehr zugute kommt. Dass er (nach diesem Album) nach dem Label-Konkurs vorerst vollkommen in der Versenkung verschwand, bleibt ein Umstand, der bis heute zu bedauern ist. Denn nach seinen beiden LPs hätte man sich von Nine bei einem neuen Werk einiges erwarten können. So bleibt "Cloud 9" ein Erzeugnis, für welches Nine Ehre gebührt und an dem es nichts zu rütteln gibt.
Tracklist: 01. Guten Morgen (Das Intro) 02. Typisch Ich 03. Maximilian 04. Bassgitarre (Feat. Favorite) 05. Diese Stadt 06. Schwarz-Weiss 07. Erfolg (Feat. Casper) 08. Faust auf den Tisch 09. Ein Moment (Feat. Vasee) 10. Hansestadt Veteranen (Feat. Saad) 11. Kein Bock 12. Briefwechsel (Feat. Shiml) 13. Hol mich raus 14. Gute Nacht (Das Outro) 15. Nacht (Bonus Song)
Review: Der 24. August 2007 war es, der für Montana Max ein Höhepunkt in seinem bisherigen Leben gewesen sein muss. Nach dem Leben in den USA, Abitur und vielbeachteten Download-Alben mit dem Selfmade Records-Artist Shiml war es also soweit. "Einzelkind" stand in den Läden und konnte als richtige, echte CD gekauft werden. Etwas mehr als ein Jahr ist seitdem vergangen und schon erscheint der Nachfolger über das Bielefelder Label 667 Onemorethanthedevil und das in Bremen ansässige Label 203 Records. "Maximilian", so sein bürgerlicher Vorname, heißt das Ganze und erzählt Max' Geschichten, Erlebnisse und Sichtweisen. Das hier ist es, sein ganz persönliches Werk. Schauen wir mal, wie tief man die Gedanken des Wahlkölners schauen kann.
Nach dem "Guten Morgen (Das Intro)" und dem definitiv dopen Opener "Typisch ich", gibt es mit "Maximilian" die erste persönliche Nummer und gleichzeitig den Titeltrack des Albums. Ein sehr melodischer Beat von AWE One untermalt die Lebensgeschichte des jungen Montana und verpasst der sowieso schon ergreifenden und schön vorgetragenen Geschichte noch mal eine ganz bestimmte Note, wobei ich zugeben muss, dass es ein wenig Zeit braucht, bis dieser Song wirklich wirkt. Es dauert, bis er sich in den Ohren festsetzt. Wenn er es dann aber tut, wird man ihn so schnell nicht mehr los. Sofort im Ohr bleibt dagegen "Bassgitarren", das Favorite featured. Die beiden Jungs liefern hier auf einem trockenen aber sehr gut produzierten Beat einen Track, den man so schnell nich vergisst und als das Highlight des Albums bezeichnen kann. Fav und Max holen - metaphorisch gesehen - die Bassgitarren raus, reißen lyrisch Einiges ab und lassen den normalen Head, der vor seinen Boxen sitzt und Musik hört, unwillkürlich mitnicken. "Ich führ verwirrte Gespräche, alles dreht sich wie auf Kirmesgeräten / Ich geh in Flammen auf, wenn ich Kirchen betrete / Ich hab'n Piercing am Penis, ich hab einfach Stil/Steel / Ich hab'n Piercing am Penis - Jop, Ice am Stiel!" von Favorite oder "Du triffst dich heute mit deinem neuen Schwarm? Männerbesuch! / Trägst dein Ghetto auf dem Unterarm? Hannah-Tattoo! / Startest dann Spendengesuche bei ein paar englischen Juden / Für die Gründung deiner Gangstercrew - Eminem-Doubles!" von Montana Max sind nur vereinzelte Beispiele für einen auf ganzer Linie überzeugenden Track. Das ist ja auch kein Wunder, denn "Rap ist wie Sex mit deiner Ollen - es läuft reibungslos!" Doch was wäre ein Album, das zu Beginn der Review als "persönliches Werk" angepriesen wurde, ohne auch solche Tracks zu beinhalten? Neben "Maximilian" gibt es da zum Beispiel "Diese Stadt", das sich um die Heimatstadt von Max dreht - Bremen. An dieser Stelle stellt er sie vor, mit allen ihren Tücken und Schönheiten. Egal ob es Werder Bremen ist, sozial schwache Gegenden oder auch die Möglichkeit, in Bremen etwas zu erreichen. "Diese Stadt macht oder bricht dich! / Diese Stadt hasst oder liebt dich!" Ebenfalls tiefgründig und persönlich ist das mit Scratches beginnende "Schwarz-Weiss", das auf eine brutal ehrliche und offene Art eine Beziehung zeigt, die am Ende steht und praktisch vorbei ist. Absolute Gänsehautstimmung! Auch weil die meisten sich wahrscheinlich in die Gefühle, die hier rübergebracht werden, einfach hineinversetzen können und sie sofort wissen, wie es sich anfühlt, genau an diesem Punkt zu stehen, an dem das Lied gerade ist. Das nächste Feature findet sich dann auf "Erfolg" und ist niemand geringeres als Casper. Der Bielefelder und der geborene Bremer bringen auch an dieser Stelle ein selbstreflektierendes, selbstkritisch-nachdenkliches Lied mit einigen guten Lines und einer eingängig gesungenen Hook. Ein Track, bei dem man zumindest vom Namen her den puren Abriss erwartet, ist "Hansestadt Veteranen" zusammen mit Saad. Und ja, das war es dann leider auch schon. Im Gegensatz dazu bringt Max, wie mittlerweile gewohnt, gute Kost, um den von Alper produzierten Beat nochmals gekonnt zu untermalen. Auch der Flow und die Art und Weise, in der er es rüberbringt, passt. Saad dagegen wirkt deplatziert. Seine Art, zu reimen (Meiner Hand - Relevant; Neun - Freu'n, um nur Beispiele zu nennen), sein stockend wirkender Flow und auch sein insgesamt zu arrogant wirkendes Auftreten sorgen dafür, dass der Track von ihm ziemlich runtergezogen wird. Schade! Nach der Videosingle "Kein Bock" folgt der wahrscheinlich emotionalste Song zusammen mit Shiml - "Briefwechsel". In diesem "Briefwechsel" geht es um die Liebe und die Hoffnung, von Gott nicht fallen gelassen zu werden. Auch gegenseitige Versuche, sich Trost zu verschaffen, helfen nicht. "Ich frag mich selber, ob ich selbst noch ich selbst bin!" Man sollte gehört haben, wie die beiden ihre sowieso schon innige Beziehung als gute Freunde noch mal in so einer Art und Weise aufarbeiten. Und jetzt: "Gute Nacht (Das Outro)"
Montana Max hat eine Steigerung hinter sich, die ich ihm ehrlich gesagt auch zugetraut habe. Bereits bei seinem Solodebüt "Einzelkind" konnte man sehr gute Ansätze erkennen, die einem Hoffnung gemacht haben, beim nächsten Mal den allseits bekannten nächsten Schritt zu gehen. Das hier ist kein Schritt, das hier ist - meiner Meinung nach - ein Marathonlauf, den der Junge hinter sich hat. Durchdachte Thementracks, abgefahrene Battlehymnen, lustige Sprüche, gute Flows und durch die Bank starke Beats sorgen für ein rundes Album, das man Menschen empfehlen kann, die auf ehrliche Musik stehen, zwischendurch aber auch mal durchdrehen wollen.
Tracklist: 01. The New Villain (Intro) 02. You Need To... 03. Good Morning 04. Sci-Fi Channel 05. Jasper & Otis Talk Mammoth 06. Drop 07. The Box (Feat. Shy Inkwriter) 08. D.M.G.C 09. 41st Street 10. Tuskanee Talks Mammoth 11. Battle Rap Galactica 12. Celebration On A Bandstand (Feat. Jedi Hymie) 13. You Can't Sell Records 14. Midnight Marauders (The Heist) 15. Repetition Heart Sickness (Feat. Shy Inkwriter) 16. Letter To The Princess 17. Bleinstein & Funnybone Talk Mammoth 18. The Mutumbo
Review: Viel Beachtung gab es ja dann nicht, als MF Woolly schließlich sein Album veröffentlichte. Mag daran liegen, dass auch die Promotion gegen Null ging oder dass generell fast das komplette Wesen dieses Unternehmens im Halbdunkeln lag und immer noch liegt. MF Woolly (The Mammoth Villain), das ist die Kombination aus MF Doom und T-Woolly, fusioniert im altbewährten Stil wie man es bei Doom schon kennt (zuletzt als DangerDoom). Woolly ist dabei ein waschechter No-Name, der aus dem Nirgendwo auftaucht, um "Operation: Chrome & Ivory" über das hinter ihm stehende Label Granddad Entertainment" zu veröffentlichen. Auf den ersten Blick hört sich das Projekt auch sehr interessant an: Doom als Produzent, ein frischer MC am Mic...
Doch ganz schnell wird klar, wo hier der Haken ist. Kauft man es Woolly noch ab, dass Doom mit seinem Namen hinter diesem Projekt steht, obwohl es vom Metallgesicht selbst nirgends erwähnt wird, so verbleibt doch (und genau deshalb) die ungeklärte Frage, wie viel Doom aktiv mit diesem Album zu tun hat bzw. hatte. Die Antwort: gar nichts. Die Produktionen sind keine exklusiven, keine neuen, keine bisher ungehörten. Laut Aussage von Woolly sind die Beats alle der "Special Herbs"Reihe entnommen, dabei jedoch alle neu gemixt und mit extra Samples versehen. Wie der Albumtitel schon erahnen lässt, baut die Scheibe auf Doom's Debüt-Klassiker auf - in Woolly's Worten:
"Chrome & Ivory is the righteous evil Hip Hop operation that is meant to reinstate the effects of Operation: Doomsday. The record is blueprinted after Doomsday but has its own approach which ensures its success."
Das mag der Hörer nun sehen, wie er will - irgendwo geht immer ein Teil der Begeisterung flöten, wenn alle Beats schon bekannt sind. Das ändert sich auch nicht, wenn DOOM die Geschichte absegnet. Da T-Woolly, der sich selbst - bescheiden wie er ist - auch Wunderkind nennt, einen eigenen Stil und durchaus respektable Skillz an den Tag legt, hätte man sich mit der richtigen Auswahl an nie berappten Instrumentals jedoch ohne Weiteres anfreunden können. Aber nein, das wäre zu einfach. Stattdessen entschließt sich das Wunderkind, ein Drittel seiner Songs mit Instrumentals, die es auch auf der King Geedorah-Scheibe zu hören gab, zu unterlegen. Generell wird viel von dem ersten Doppelpack der "Herbs"Reihe entnommen, was den Fakt mit sich bringt, dass Woolly fast durchgehend im Direktvergleich mit anderen Rappern steht. Wobei hier schon gesagt werden kann, dass er jedes Mal verliert. Am besten sieht er auf "Midnight Marauders" aus, das sich mit Hassan Chop und "I Wonder" misst: Der Banküberfall, der von Woolly mit solidem Story-Telling an den Mann gebracht wird, weiß zu unterhalten. Der Flow des Mammoth Villains erinnert in seiner unsauber genuschelten Form abschnittsweise sogar an Doom selbst, insgesamt ist Woolly jedoch (vor allem stimmlich gesehen) ein eigenständiger Rapper. Doch wenn man sich beim Einschalten des "Sci-Fi Channel" nur an Doom's "Fazers" erinnert fühlt, erhält die Freude einen herben Dämpfer. Nichts anderes passiert beim Betreten der metaphorischen "41st Street" (die kläglich gegen Gigan's "Live Wirez" eingeht) oder beim Öffnen von "The Box", wobei das Duo Woolly/Inkwriter hier sowohl der Version von Scienz Of Life als auch der von Spiega und King Ceasar gegenübersteht und dabei winzig klein erscheint. "Bleinstein & Funnybone Talk Mammoth" und "Battle Rap Galactica" machen die Geedorah-Fraktion komplett. Schade, dass dabei sogar die ausgefallenen und stilvollen ("The Mutumbo" Track-Titel sowie die amüsant abstrakten Inhalte an Wert einbüßen. Mit "You Can't Sell Records" greift man sogar bei "Doomsday" ("?" selbst (bzw. natürlich auch "Podina" aus dem Herbs-Garten) ab, während Woolly sich gelungen mit der Absatzkrise der Musikindustrie beschäftigt. Unglücklicherweise rutschte mit sämtlichen Verschiebungen dieses Albums auch noch das Werk von John Robinson ("Who Is This Man?" vor "Chrome & Ivory", womit man sich erneut mit einigen Doom-Beats konfrontiert sieht, die ganz und gar nicht jungfräulich sind - "Letter To The Princess" ist hier ebenso schuldig wie "Tuskanee Talks Mammoth" oder das ursprünglich auf "Special Herbs Vol. 0" vertretene "Celebration On A Bandstand". Von den extra Samples bekommt man nur stellenweise etwas zu hören. Abgesehen davon muss jedoch bei all der Kritik erwähnt werden, dass das eigentliche Konzept einer an "Operation: Doomsday" angelehnten Platte mit eigener Seele hervorragend getroffen wurde.
Man muss dieses Album auf zwei Ebenen betrachten. Hinterfragt man die Notwendigkeit der Existenz dieser Platte, sind Zweifel berechtigt: Von der Grundidee des Kopierens zur unglücklichen Tatsache, dass fast alle ausgewählten Beats der Zielgruppe schon, belegt mit besseren Raps, bekannt sein dürften - wirklich überzeugen kann auch Woolly's Argument, warum dieses Album trotzdem brennend interessant sei, nicht. Auf der zweiten Ebene, auf der dieser Aspekt ausgeblendet wird, ist "Operation: Chrome & Ivory" eine großartige Zusammenstellung von Doom-Beats, die zu einem selbstständigen Album mit beachtlicher Rap-Leistung zusammengelötet wurden. Wären die Beats alle neu, so wäre diese Scheibe der unbeachtete Geheimtipp des Jahres. So bleibt es jedem selbst überlassen, wie hoch er die Abzüge ansetzt. Doch wer sich auf den Hörspaß einlässt, der wird von Anfang bis Ende unterhalten.
Sticky Fingaz - Black Trash: The Autobiography Of Kirk Jones
Release Date: 22. Mai 2001
Label: Universal
Tracklist: 01. Intro 02. Come On 03. My Dogz Iz My Gunz (Feat. Black Child) 04. Not Die'n 05. Kirk Jones Conscience 06. Money Talks (Feat. Raekwon) 07. Why (Feat. Still Livin' & X1) 08. Oh My God 09. State Vs. Kirk Jones (Feat. Superb, Canibus, Guess Who, Redman, Scarred 4 Life & Rah Digga) 10. Kirk Jones Conscience II 11. Baby Brother (Feat. Dave Hollister) 12. Cheatin' 13. What Chu Want (Feat. X1) 14. Ghetto (Feat. Petey Pablo) 15. What If I Was White (Feat. Eminem) 16. Sister I'm Sorry (Feat. Choclatt) 17. Get It Up (Feat. Fredro Starr) 18. Kirk Jones Conscience III 19. Licken Off In HipHop (Feat. Columbo The Shining Star) 20. Wonderful World
Review: Er ist einer der schillerndsten Vögel, die je im HipHop-Käfig umherflatterten: Sticky Fingaz stellte sich der Welt als einer der glatzköpfigen Schreihälse von Onyx vor, wobei der schielende Sticky mit seinen einzigartigen Parts den inoffiziellen Kopf der Truppe darstellte. Drei Gruppenalben, von der Welt alle positiv aufgenommen, sind im Jahr 2001 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt folgen die ersten Soloalben: Fredro Starr mit "Firestarr" und eben auch Kirk Jones, der der Welt "Black Trash: The Autobiography Of Kirk Jones" präsentiert.
Im Gegensatz zu seinem Cousin hat Sticky auch wirklich etwas zu erzählen: "Black Trash" ist ein Film in Albumformat, gepolstert mit reichlich Interludes zwischen den jeweiligen Songs und natürlich auch den Songs selbst, die auf Konzept und Handlung zugeschnitten sind. Deswegen macht es hier auch Sinn, chronologisch vorzugehen: Gerade frisch aus dem Knast, stellt Sticky dem Publikum seinen Charakter in "Come On" kurz und bündig vor: Ein unverbesserlicher Kleinkrimineller, der genau dort Fuß fasst, wo er wahrscheinlich vor seiner Einbuchtung aufgehört hat. Nachdem er schnell Bekanntschaft mit Sammy, der es in Sticky's Hood zu Macht und Einfluss gebracht hat, macht, bekommt er von seinem Freund Bruce eine Waffe gesteckt, was zu "My Dogz Iz My Gunz", einer unterhaltsamen Neudefinition des besten Freunds des Menschen, führt. Bereits hier lässt sich vermerken, dass dieses Album für ein Major-Release einen erfreulich gleichgültig dreckigen Stil fährt. Kurzum: Die Beats, die nebenbei von Leuten wie Rockwilder, Nottz und DJ Scratch beigesteuert werden, passen zu Sticky. Zurück in der Albumhandlung stellt unsere Hauptfigur die Zielperson Sammy vor einem Club. Sticky kassiert fünf Treffer, kann jedoch aufgrund seiner Bewährung nicht ins Krankenhaus - "Not Die'n" ist die Konsequenz:
"I tried everything, swallowed pills, slit my wrist Made my own brother shoot me, X1 fucking missed! Tried to paint the walls with my brain, but the gun jammed At my first shoot out, I stayed - everyone ran"
"Kirk Jones Conscience" ist die erste von drei Intermissions, in der Sticky dem Hörer eröffnet, dass Sammy das Zeitliche gesegnet hat und Kirk nun seinen Platz (und seine Bitch) eingenommen hat. Nun rollt logischerweise der Rubel. Grund genug, dem Kies einen Song zu widmen - für "Money Talks" erzählen Sticky und Raekwon aus der Sicht der grünen Scheine. Doch da Kirk's Bude bereits zuvor ausgenommen wurde, muss erneut angeschafft werden. In "Why" klinkt sich Kirk ins Auto von Bruce, der ein bürgerliches Leben mit Familie führt, ein, überfällt einen Juwelier und bringt Bruce dazu, mit ihm zu flüchten. Während der Verfolgungsjagd lauscht der Hörer dem Streitgespräch zwischen Kirk und Bruce, wobei Letzterer über seine urplötzlich missliche Lage wenig erbaut ist. Es kommt wie es kommen muss, die Flüchtenden bauen (aufgrund Streitigkeiten über die Steuerführung) einen Unfall, Bruce stirbt. Über seinen toten Freund gebeugt, verflucht Sticky sein Schicksal - Auftakt zum inhaltlichen Höhepunkt der Scheibe. In "Oh My God" bekommt der Hörer eine Konversation zwischen Sünder und Allmächtigem zu hören:
"[Kirk] But why let the suffering go on, why not just stop it? [God] In order for anything to exist, so must its opposite How can there be left, if there was never right? How can something know death, if it never knew life? How can you lose, if nobody won? How can it be dark, if there was never a sun? [...] [Kirk] But I never asked to be born, I hate my life! And if you are God dammit, then show me the light And tell me - what's the meaning of life?"
Nachdem Vater Staat Sticky Fingaz vor Gericht gezerrt hat, beginnt "State Vs. Kirk Jones": Mit Rah Digga als Richterin, Canibus als grandiosem Staats-, Redman als Rechtsanwalt und mit einer Reihe von Zeugen ist diese Verhandlung ebenfalls ein Leckerbissen, der seinesgleichen sucht. Nachdem Kirk Jones wieder einwandert, erfolgt "Kirk Jones Conscience II" aus dem Bau. "Baby Brother" ist ein Telefongespräch mit dem jüngeren Bruder (ebenfalls gesprochen von Sticky), den Kirk davon abbringen will, es ihm gleichzutun. Dave Hollister's Hook gelingt dabei der Spagat zwischen gelungen und kitschig. Im Anschluss wird Kirk von seiner Freundin verlassen, was zu "Cheatin'" führt, einer urkomischen Abrechnung mit allem, was sich als Schlampe zusammenfassen lässt:
"Ayo, turn it up, and take a look at your bitch If she's smiling, somebody stuck a dick in your bitch Now think about when you're not around, who she be with? And think about the bullshit you got away with"
Dank passendem Instrumental ist diese Nummer ein weiterer Anspieltipp. Im Folgenden driftet das Album noch weiter von seiner Handlung ab: In "What Chu Want" hängen die Gebrüder Sticky und X1 den eigenen Träumen nach, in "Ghetto" werden, nachdem ein Skit zuvor enthüllt, dass Sticky nach zehn Jahren wieder auf freiem Fuß ist, die stereotypischen Ghetto-Attribute portraitiert. Dass Kirk im sich anschließenden Skit wieder bei Überfällen gelandet ist, dürfte niemanden überraschen. "What If I Was White" bemüht sich nicht, die Rassenthematik ernsthaft zu diskutieren, sondern ergeht sich in Sticky's amüsanten Vorstellungen ("If I was white, wouldn't matter if I was rich or poor / Security wouldn't follow me around the store", zu denen Eminem Adlibs und Chorus beisteuert. Der folgende Skit spielt sich als Konflikt zwischen Kirk und seiner derzeitigen Freundin ab (während das gemeinsame Kind im Hintergrund weint), bei dem man erfährt, dass Kirk's Bruder nicht mehr unter den Lebenden weilt. Nachdem die Freundin geschlagen und das Haus verlassen wurde, folgt mit "Sister I'm Sorry" gleich die soulige, aber zu schnulzige Entschuldigung. Doch Kirk ist unbelehrbar. Nach einem Skit mit tödlich endendem Raubüberfall gibts es mit "Get It Up" eine düstere Stick-Up-Hymne, während das zugehörige Video eröffnet, dass Kirk nach erneuter Flucht vor den Cops auf einer Brücke gestellt wird. Nach "Kirk Jones Conscience III" ("I ain't going back" hat er gerade noch Zeit, in "Licken Off In HipHop" ein paar Gedanken zur Rap-Szene loszuwerden, um sich im Anschluss mit einem reuelosen "I see you in hell!" in den Tod zu stürzen. Den Abschluss macht das zynische Louis Armstrong-Cover "Wonderful World":
"I've seen guys in blue, seize pounds of white The rich rule the day, the poor starve at night And I think to myself What a wonderful world"
Sticky Fingaz macht keine halben Sachen mit seinem Debüt. Was Ideenreichtum (auch wenn das Konzept stellenweise an Prince Paul angelehnt ist), Aufmachung, Authentizität und Ausführung betrifft, so spielt Sticky in seiner eigenen Liga. Seine Raps sind meist simpel, doch immer ausdrucksstark. Generell profitiert Sticky durchgehend von seinem Charisma, das ihn in jeder Lage überlegen bleiben lässt. Wer hier ein Werk im Sinne der Onyx-Alben erwartet hat, der wird jedoch bitter enttäuscht sein: Obgleich Sticky mit derselben Energie hinters Mic tritt, so ist der Sound ein anderer. Im zweiten Teil des Albums schwächeln die Produzenten gelegentlich, was diesem Album Klassiker-reife Wertungen verwehrt. Nichtsdestotrotz meistert Sticky die vielen Einflüsse, die auf "Black Trash" Einzug halten, und bietet außerdem eine Story, die vom Hörer Aufmerksamkeit fordert und die auch bei mehrmaligem Hören nicht langweilig wird. "The Autobiography Of Kirk Jones" ist ein persönliches Album, dessen Kauf man mit der richtigen Erwartungshaltung nicht bereuen wird.
Tracklist: 01. Welcome to Germany (Le Retour) -(Feat. Greis) 02. Der Meist Unterschätzte 03. Staatsgewalt 04. Bruce speaks: Dein Weg 05. Mein Weg 06. Wer ich bin 07. Ich habe nichts 08. Bruce speaks: Das Leben ist hart 09. Es tut nicht mehr weh 10. Bruce speaks: Das Rückgrat jeder Familie 11. Linda 12. Mein Herz Teil 2 -(Feat. Samir) 13. Es ist wie... 14. Macht Platz (Paar an' Latz) 15. Ist gut jetzt 16. Bruce speaks: Before Showtime 17. Showtime 18. Bruce speaks: It's over now 19. Over now
Review: Mit sieben Jahren kommt Germany nach Minden. Acht Jahre später ist er auf dem "Hip Hop Film" und fängt an, eigene Texte zu schreiben. Seinen späteren Partner Reno kennt er seit dem zehnten Lebensjahr. Später wird auf einer Jam in Bad Oeynhausen, einem kleinen Ort in der Nähe von Minden, das Fundament für ihre Zukunft gegossen. Die beiden lernen Lord Scan kennen und gründen die Gruppe "Der Klan". Die Chemie zwischen den Dreien stimmt. Der Rest ist deutsche Rapgeschichte – Der Klan veröffentlicht die vielbeachtete "Ultimate Chiefrockers EP" und setzt sich schließlich ans legendäre "Flash Punks"Album, auf dem damals wohl progressivsten deutschen Hip Hop Label; PDNTDR. Allerdings löst sich Der Klan auf, bevor die Früchte für ihre Arbeit geerntet sind. Lord Scan zieht es nach Münster, Reno und Germany fungieren von dort an als "Italo Reno & Germany". 2004 erschien dann ihr gemeinsames Album "Hart aber Herzlich", das bis auf Platz 62 in die deutschen Charts wanderte. Jetzt, vier Jahre später, erscheint Germanys erstes Album. Die Stunde der Wahrheit.
Als erstes Mal ein hallo und "Welcome to Germany". Entgegen meiner Erwartungen erwarten mich hier keine deepen Texte, sondern ein ordentliches Battle-Intro, auf dem Germany beweist, dass er Skills hat. Der Schweizer Greis bringt sich hierbei mit einer französischen Hook ein. Weiter geht es mit "Der meist Unterschätzte", zu dem es auch ein Video gab. Auch hier wird ordentlich gebattlet. "No, hier kommt die Staatsgewalt, so hart wie Stahl /verbeugt euch vor dem Kardinal / Und sag: Woh! Und ab dafür / denn zurück ist der Mann, er das Land anführt!", auch mit "Staatsgewalt" gibt es einen Representertrack, der gleichzeitig auch die HipHop-Szene kritisiert. Schade, ich hatte eigentlich von Germany ein Album mit Tiefgang erwartet. Mal sehen, was da noch kommt. Mit dem "Bruce speaks: Dein Weg" gibt es einige Ratschläge für das eigene Leben und seinen Weg, den man bestreiten muss. Passend zu diesem Interlude droppt Germany dann auch den Track "Mein Weg". Eine Story, die - wie zu erwarten - seinen Weg beschreibt und dass es für ihn weiter geht, egal ob Satan ihn festhält oder er aussichtslos erscheint. Man darf natürlich nicht nur wissen, wie sein Weg weitergeht, man muss sich auch selbst kennen. "Wer ich bin" handelt von eben diesem Thema, Germanys Charakter und seinem Umfeld. Der von Sascha Kraus geschraubte Beat erzeugt Sommerfeeling ohne Ende und ergänzt Germany perfekt. Sehr nicer Track, sehr persönlich. Nach dem es broke und mit Gänsehaut auf "Ich habe nichts" weiter geht, folgt das nächste Interlude. "Bruce speaks: Das Leben ist hart" handelt vom Struggle im Leben und dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen muss, um etwas zu schaffen. Weiter geht es mit einer Liebesgeschichte, über unglückliche Liebe, falsche Freunde und verlorene Kontakte. All das gibt es auf "Es tut nicht mehr weh". Auf der anderen Seite erzählt Germany auch, wie er neue Hoffnung aus diesen Schicksalsschlägen geschöpft hat. Nachdem mir dann Bruce Speaks mit seinem "Bruce speaks: Das Rückgrat jeder Familie" mittlerweile auf den Sack geht und einfach überflüssig ist, auch wenn jeder Teil eine Aussage hat. Gerade etwas über die Frauen in "Das Rückgrat jeder Familie" gehört, gibt es nun auch das richtige Liebeslied auf dieser LP. "Linda", heißt schön auf Spanisch, und ist auch für Germany das Schönste in seinem Leben. "Für meine Liebe an dich, reichen Worte nicht aus / Wäre ich nur halb so stark wie du, sähe es rosig für mich aus.." Das zweite Feature nach Greis ist Samir. Samir, der nach Germany Einschätzung "längst ein Superstar" sein müsste, singt auf "Mein Herz Teil 2" den Refrain. Passend zum Titel, schüttet Germany in einer tiefgehenden Art sein Herz aus. Mehr kann man dazu eigentlich sagen, außer dass es verdammt echt ist und man ihm jedes Wort abnimmt. "Musik, es ist als wärst du alles für mich / du bist wie die Fam, die ich lieb. Ich falle für dich / ich tu alles für dich, versprech ich verlasse dich nich / Musik, Luft, die ich atme, darum brauche ich dich!". "Es ist wie.." als wenn Germany jedem richtigen Musikfan aus dem Herzen spricht, und die Liebe zur Musik und seinem Schaffen offenbart. Wow! Der Beat ist mit Trompeten gespickt, die das Ganze nur noch mal perfekt unterstreichen. Nach dieser ziemlich langen Durststrecke ohne Battletrack gibt es in Form von "Macht Platz (Paar an' Latz)" endlich wieder einen, auch wenn dieser hier nicht mehr als Standard ist. Dieses Standard-Ding soll sich aber mit "Ist gut jetzt" wieder ändern. Ein sehr gut aufgelegter Germany, der eine böse Line nach der anderen raushaut, und der Beat verschmelzen regelrecht miteinander. Sehr gute Leistung! Da ist er wieder. Bruce. Und ja, er redet. "Bruce speaks: Before Showtime", wie er mich nervt! Deswegen, schnell die Skiptaste gedrückt und weiter geht's. Gestoßen bin ich dann auf "Showtime", das meine Laune wieder hebt. Germany erzählt von einem Tag, an dem er einen Auftritt hat. Vom morgendlichen Aufstehen, zur Location Fahren oder zum Backstagebereich. Einfach alles. Sehr geile Sache aus dem einfachen Grund: "Ich liebe Hip Hop" Nachdem mir Bruce mit "Bruce speaks: It's over now" wieder jegliche Freude geraubt hat, beendet "Over now" dieses Album.
Nun ist also auch das zweite Album vom Duo Italo Reno & Germany zu Ende. Das Album ist gut und hebt sich zum größten Teil vom Standard hab, was gerade die deepen Tracks zeigen. Auch wenn diese deepen Tracks alles ziemlich stark sind und mitreißen, sind sie auf die Dauer sehr, sehr anstrengend. Gerade, weil das Album nur in der Mitte tiefgründige Tracks auffährt, gibt es alle auf einen Haufen und man wird mit Emotionen nur so überschüttet. Ist vielleicht nicht ganz so ideal. Das einzigen wirklichen Probleme sind die überwiegend einfachen Reime und die Interludes, die einfach nur nerven. Das ist das Einzige, das die Bewertung etwas runterzieht. Er wollte die Stunde der Wahrheit, jetzt hat er sie.
Tracklist: 01. Intro 02. wieder zurück 03. Caspers Stadt 04. Klatschtüte 05. Lippenlesen 06. Druck 07. Letz Fetz 08. Die Hütte Brennt (feat. Lump) 09. Abriss (feat. Pimpulsiv) 10. Propeller 11. Zauber Pur (feat. Lump) 12. Immer Fly (feat. Kollegah) 13. Die Welt Hört Mich 14. Kippenpause 15. Blute Mich Durch 16. Rasierklingenliebe
Review: WOW – das "Intro" von Caspers Mixtape "Die Welt hört mich" brennt. Nicht ganz 60 Sekunden und die Kritiker gehen mit verbalem Arschtritt. "Das ist das Mixtape des Jahres / also Kids gebt jetzt Bares". Eine Line die sich nach Anhören der 16 Tracks weit jeglicher Fiktion bewegt. Casper ist "Wieder zurück", Casper das Mitglied der Kinder des Zorns, Casper "der Rapper der Rapper fickt / Rapper mit Rapparts bis jeder sagt - Ah Ah Dog nicht mit dem" – "Casper Number One Deutschland größtes Talent". Dass er Talent hat und seinen ganz eigenen Style, das steht außer Frage. "Caspers Stadt", "Bielefeld Wortgebeat", bringt einen MC hervor, der mit vielen guten Vergleiche arbeitet und durch seine einzigartige Stimme einen sehr hohen Wiedererkennungswert hat. Dass er mehr als nur zu Battletracks fähig ist beweist er in "Lippen lesen", einem deepen und sehr persönlichen Track über die Liebe. Die Bildsprache geht unter die Haut "Wir könnten einfacher sein / gemeinsam zu zweit / statt dessen stressen wir beide gemeinsam allein". "Druck" behandelt das Thema Tod und beginnt sehr langsam mit einem Pianobeat. Der Text ist klasse, Caspers Stimme wirkt aber für mich stellenweise einen Tick zu rau für diesen nachdenklichen Song. "Die Welt mag nur die Welt in deinen Augen sein / doch glaube mir sie wird für dich die Welt durch seinen Augen sein". Stimmungsvoller geht’s mit "Letz fetz" weiter, worauf "Die Hütte brennt". Casper explodiert am Mic wenn er zusammen mit Lump seine Reimvariationen über den Beat fließen lässt. Auch Pimpulsiv experimentiert in Abriss mit seinem Flow. Zu Beginn des Tracks "Zauber Pur" feat. Lump wird ein witziges Sample eingespielt. Der Track endet ziemlich aprubt mit Lumps Part, wonach der zur Zeit wohl am meisten gefeiertste Rapper Kollegah zum Einsatz kommt. "Immer fly" ein Zusammenspiel zweier Flowkönige die hier einmal mehr ihr Talent unter Beweis stellen – das Ganze natürlich ganz im Style von Zuhälterrap. Mit dem Titelgeber des Albums "Die Welt hört mich" folgt ein weiterer inhaltsreicher Track. Anschließend ist Zeit für eine "Kippenpause" in der Casper Zeit findet seinen Gedanken in ehrliche Lines zu verpacken. Thematisiert wird die Familie, Liebe und Freundschaft. Definitiv ein Anspieltipp für Fans von Tracks mit Message. Auch die beiden letzten Tracks "Blute mich durch" und "Rasierklingenliebe" klingen langsam und gefühlvoll aus. So wird in Letzterem beispielsweise die Geschichte eines Mädchens thematisiert das sich mit Rasierklingen selbst verletzt. "Sie liebte die Klinge / liegt in der Klinge / keine würde sie je verstehn / ihre Liebe zur Klinge / sie ging ein Schritt weiter / ein Schnitt weiter / der beste Freund liegt ein Griff weiter".
Das Album zeigt durchweg wie variabel Casper ist. Nicht nur mit seinem Flow experimentiert er, auch die Themenauswahl wurde gut getroffen. Das Soloalbum des Bielefelders Ex-Kinder des Zorns Mitglieds schlägt definitiv ein wie eine Bombe und mich hat es allemal überzeugt. Sperrt die Ohren auf! Casper – die Welt hört dich!
Tracklist: 01. What's My Name? 02. Diabolical Fun 03. Violent Verbage 04. What Happened? 05. I Know You 06. Let's Go 07. Crash (Feat. Ill Poetic) 08. Get Up Get Down 09. Time 10. Right Here 11. Feel The Beat 12. Walk Into The Sunset (Feat. Ill Poetic)
Review: Seit 2000 sein erstes Album "Unforseen Shadows" erschien, konnte sich Illogic einen Namen als gewandter Emcee machen. Seit Anbeginn seiner Karriere ist er hierbei mit dem ebenfalls aus Columbus, Ohio stammenden Blueprint und dessen Weightless Recordings unten. Dann nimmt Illogic jedoch seiner Karriere den Wind aus den Segeln und die Familie wird vorerst in den Vordergrund gestellt. Doch das heißt natürlich nicht, dass für immer Funkstille herrscht: 2008 erscheint die EP "One Bar Left" als Appetizer zum bald kommenden Album als Free Download. Produziert ist sie von einem gewissen Ill Poetic, der, wie sich herausstellt, auch auf dem 2009 folgenden Album "Diabolical Fun" für die Instrumentals sorgt.
Ill Poetic ist naheliegenderweise ebenfalls aus Ohio und hatte auf seinem 2007er Album "The World Is Ours" bereits einen Track mit Illogic (ebenso wie auch auf "Write To Death II" schon zusammengearbeitet wurde). Auf Gäste wird hier gepfiffen, lediglich Ill Poetic greift zweimal zum Mikro. Ansonsten bleibt es Illogic selbst überlassen, Aufmerksamkeit und Wohlwollen der Hörerschaft sicherzustellen. Doch damit hat dieser nicht das geringste Problem. Ill Poetic stört sich nicht daran, dass kritische Stimmen dem Album schon im Voraus einen gemächlichen Start vorausgesagt haben und gibt in "What's My Name" einen flotten Rhythmus vor, auf dem sich Illogic austobt:
"Let this be a lesson to the rest of you It's better to ensure that you're the greatest, whether analog or digital Cause if you're hating take it to consideration also That my scratch vocals make whole catalogues minuscule"
Den höllischen Spaß, den Illogic hier hat, hört man ihm an. Der überraschend energetische Start ins Album glückt also und setzt sich auch im Titeltrack "Diabolical Fun" fort. Das relativiert sich in "Violent Verbage" zwar ein wenig, bleibt aber trotzdem im ersten Teil der LP erhalten. Weiche Klänge begleiten die Beziehungs-Stories in "I Know You" und in "Let's Go" wird das Albumkonzept in vollen Breiten ausgelebt. Stimmlich hätte Illogic das innere Teufelchen etwas mehr heraushängen lassen können (wie dies im Eröffnungs-Track geschieht), denn trotz interessanter Themen bleibt seine im austauschbaren Bereich angesiedelte Stimme immer recht brav. Trotzdem hört man gerne zu, wenn Illogic seine Gedanken zum vieldiskutierten Gemütszustand von HipHop ("What Happened" abgibt:
"There's been a dangerous development The Hip-Hop generation has exhausted its relevance They sort of felt to shoulder lean and walk it out But then it was obvious, we had nothing else to talk about [...] What happened? We're not willing to change to way we portray ourselves through media to the nation What happened? To most HipHop's not a lifestyle or a culture, it's a money-making corporation"
Man hätte wenig zu kritisieren, würde es auf diesem Niveau weitergehen. Doch vor allem die Produktionen brechen im zweiten Teil der Platte leicht ein. Wo "Right Here" zwar nicht besonders, doch noch voll in Ordnung ist, gibt das magere "Get Up Or Get Down" nicht viel her. Hinzu kommt eine mittelmäßig angenehme Hook, wie es auch schon in "Crash" mit dem mäßigen Auftritt von Poetic am Mic der Fall ist. Dem Konzept der Platte fehlt stellenweise der Drive, der Charakter versinkt in gewöhnlichen Strukturen. Schuld tragen dafür beide Protagonisten (Ill Poetic ein wenig mehr). In "Feel The Beat" wird gar nichts gefühlt, weder bei den Zeilen von Illogic noch bei dem mühsamen Instrumental-Ende, in dem der Track ausartet. Auch die Chance, einen starken Schlusspunkt zu setzen, der dem Hörer im Gedächtnis bliebe, versäumt das Duo Illogic / Poetic - "Walk Into The Sunset" ist schnell vergessen.
Dass bei nur zwölf Anspielstationen die Serie der starken Tracks schon bei der Hälfte einreißt, ist ein Missstand, der dieser Scheibe nicht gut tut, zumal sie sich auch nicht mehr so wirklich fängt. Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass trotz des gelungenen Beginns kein einziger Track als wirklich herausragend zu bezeichnen ist. Somit macht "Diabolical Fun" nicht ganz so viel Spaß, wie es von sich selbst behauptet, ist jedoch trotzdem ein solide gutes Album, das sich gut anhören lässt. Doch für die kurzen 40 Minuten Spielzeit sind Illogic und Ill Poetic stellenweise einfach zu harmlos, um es über (sehr) gutes Mittelmaß zu schaffen. Aber hier wäre auch etwas mehr drin gewesen.