Tracklist: 01. Hip Hop Ryde 02. Rejuvenation 03. Nuff Fire 04. The Conch 05. Thynk Eye Can (Haiku D'Etat Mix) (Feat. Aceyalone & Myka 9) 06. TV Show 07. Sadly Ever After 08. Tomorry 09. Diggin' It? 10. Aaron, Ab, Abbey 11. RSVP (Wanna Party) 12. Man Down 13. Is What It Is 14. Parables
Review: Aaron Pointer alias Abstract Rude dürfte den meisten HipHop-Heads ein Begriff sein: Als ein Teil von Formationen wie Project Blowed und Haiku D'Etat konnte er sich schnell einen Namen machen und durch stetiges Touren eine loyale Fanbase aufbauen. Besonders geschätzt wird er für seine Vielseitigkeit in Sachen Lyrics und Flows, die er sehr gerne mit abwechslungsreichen Instrumentals paart. Sein aktuelles Album erscheint über das Label Rhymesayers Entertainment, welches sich langsam aber sicher zu einem Indie-Powerhouse entwickelt (man beachte nur das Roster, welches unter anderem aus Atmosphere, Jake One und Brother Ali besteht). "Rejuvenation" basiert gänzlich auf Produktionen von Vitamin D (welcher z.B. schon für Redman und Young Buck produzierte) und beschränkt sich auf Gastbeiträge von den üblichen Verdächtigen - sprich, auf die Rapper aus dem Project Blowed-Umfeld.
Die simple Formel: Beat + Rhymes = Track, sieht in der Praxis bei Abstract Rude etwas anders aus. Diese Platte kann zwar eindeutig dem Genre "HipHop/Rap" zugeordnet werden, jedoch wechseln sich die gerappten Parts immer wieder mit melodiösem Gesang ab. "Rejuvenation" und die Kifferhymne "Nuff Fire" sind dafür recht gute Beispiele. Ab Rude verbreitet eine sehr zurückgelehnte Stimmung und flowt/singt gekonnt über die von dezenten Gitarrenklängen geprägten Beats. Im Prinzip präsentiert sich das Album über die gesamte Spielzeit hinweg mit einem Feel-Good-Vibe, der zum Entspannen geradezu einlädt. Hierzu muss auch gesagt werden, dass Vitamin D bei seinen Produktionen einer klaren Linie folgt, die durch die Kombination von harten Drums und smoothen Melodien versucht, Ost- und Westküste zu vereinen. "Rejuvenation" ist reich an Beats, die eine Platte abrunden können und zum Gesamtwerk beitragen, aber es fehlt dann doch der ein oder andere Banger, der heraussticht und sich als Highlight anbietet. Am ehesten können da die Instrumentale von "Thynk Eye Can" (interessante Tempowechsel)und "Sadly Ever After" (einprägsamer Gitarren-Loop) überzeugen. Für Ab Rude gilt weitgehend das Gleiche wie für die Produktionen: Er bewegt sich auf einem soliden bis guten Niveau, jedoch fehlt stets die letzte Konsequenz, um das Album ganz oben mitspielen zu lassen (was ja eigentlich die Ambition sein sollte). Seine Reim- und Flowtechnik kann man sogar als positivstes Element seiner Leistungen hervorheben, jedoch kratzt er die von ihm gewählten Themen oft nur oberflächlich an und lässt Überraschungsmomente oder ausgefallene Ideen oftmals vermissen. Sei's drum, für den Moment ist "Rejuvenation" ein durchaus akzeptables Werk und der Hörer darf sich an Anspielpunkten wie "TV Show" erfreuen. Ab Rude thematisiert Personen, die sich regelmäßig an Fernsehserien erfreuen und dort gerne in eine andere Welt eintauchen, um die eigene zu vergessen. Gleichzeitig werden auch bekannte Serienklassiker wie A-Team, Full House und M.A.S.H. erwähnt. Für eine ungezwungene Atmosphäre und Feierlaune sorgt "RSVP (Wanna Party)". Unterstützt von fröhlichen Rhythmen läuft Abstract Rude zur Höchstform auf und überzeugt durch diverse Flowvariationen und eine anständige Portion Soul in der Stimme. Thematisch zwar nicht besonders innovativ, aber trotzdem sehr ansprechend ist "Tomorry". Der Hörer wird durch Rudes Erzählungen aus der Ich-Perspekive dazu animiert, nach Rückschlägen nicht aufzugeben, sondern viel eher mit einer erhöhten Motivation den darauffolgenden Tag zu beginnen:
"It's a new day tomorrow / Wake up, fresh air and sunshine Oh no, no time for sorrow / Get a fresh start tomorrow Even though you got your heart broke / Get a fresh start tomorrow [...] Hold your head up - take my own advice / Don't blow your head up Cause you might just float away / Look within to strengthen my hope and faith No way you'll get a read on my best poker-face / Not today, I got to win".
Abstract Rude ist einem bereits nach dem ersten Track sympathisch, da in seiner Stimme eine gewisse Grundfröhlichkeit mitschwingt, die er teilweise auch auf den Hörer übertragen kann. Dass man ihm in Sachen Flow und Reime nichts beibringen muss, beweist er mit "Rejuvenation" einmal mehr, hinzu kommen harmonische Gesangseinlagen, mit welchen Ab Rude seine Vielseitigkeit unterstreicht. Das vorliegende Album hat einige gute Lieder zu bieten, dazu zählen unter anderem "Thynk Eye Can", "Sadly Ever After" und "TV Show", die restlichen sind durchaus als solide zu bezeichnen. Fatale Ausrutscher sind auf dieser Plate nicht vertreten, was letztendlich dazu führt, dass sie zu den besseren Releases des Jahres gehört. Für eine Top-Bewertung fehlen aber noch die wirklich herausragenden Tracks beziehungsweise eine höhere Anzahl dieser Songs. Ein kleiner Tipp am Rande: Nach dem Ende von "Parables" sollte man noch ein wenig Geduld haben, der Track ist an dieser Stelle noch nicht zu Ende!
Tracklist: 01. Boom In It 02. Woah 03. Do Thangs 04. The Follow Through 05. Live From Los Angeles Part 1 06. Lemonade
Review: Es ist Halbzeit im Jahr 2009 und wenn man die letzten sechs Monate Revue passieren lässt erkennt man zu seiner Ernüchterung, dass es zumindestens was die Releases aus den Staaten betrifft, bis jetzt ein recht schwaches Rap-Jahr war. Zwar konnte man sich an einigen durchschnittlichen bis knapp überdurchschnittlichen Werken erfreuen, jedoch fehlten stets die Art von Alben, die man auch Jahre später noch gerne rauskramt und genauso feiert wie am Tag des Erscheinens - es fehlten die sogenannten Classic-Anwärter. Passend zum Thema Klassiker erschien im März eine EP mit dem Titel "The Classic EP" von den Afro Classics. Ob es sich bei der Zusammenarbeit von Living Legends-Member Scarub und seinem Partner Very um klassisches Material handelt, wird sich im Folgenden zeigen. Mit sechs Tracks und ca. 23 Minuten Laufzeit dürfte ihr Werk zumindest schon einmal optimale EP-Länge haben.
Dass die Protagonisten keine Greenhorns sind, beweist "Live From Los Angeles Part 1". Scarub und Very flowen ohne Punkt und Komma; bringen ihre Parts, in denen sie die Vor- und Nachteile ihrer Stadt thematisieren ("Some call it the place, where [...] glocks is destined to spray" "L.A. home of cold people and warm weather", aber trotzdem sehr locker rüber. Gleiches trifft praktisch auf die gesamte EP zu: Hier wirkt nichts verkrampft oder zu durchdacht, viel eher bekommt man als Hörer den Eindruck, dass die Künstler ihrer Spontanität freien Lauf gelassen haben und bei den Aufnahmen einfach Spaß haben wollten. "The Classic EP" kann praktisch in die Kategorie "Sommermusik" eingeordnet werden, egal ob man damit einen ruhigen Nachmittag in der Sonne verbindet oder feuchtfröhliche Abendsausen. So überzeugt "Woah" mit satten Drums und reichlich Tanzflächen-Flavour, ohne jedoch in irgendwelche Club-Sound-Klischees zu verfallen. Scarub hat durch seine etwas angenehmere Stimme und interessante Reimketten ("Figure the bigger the speakers you bang, the bigger the range / Recover quicker than Jigga, the listener's brains / And through this new movement of music we triggering change / But keeping it moving we cruising and doing our thing" ein wenig die Nase vorn, Very macht das jedoch bei "Boom In It" mit seinem unterhaltsamen Stop-N-Go-Flow wett. Leider gestaltet sich besagter Track ziemlich nervig, wozu die überladene Produktion entscheidend beiträgt. Glücklicherweise handelt es sich bei "Boom In It" um den einzigen Skip-Kandidaten und da es sich hierbei direkt um den Opener der EP handelt, kann der Rest mit ruhigem Gewissen an einem Stück durchgehört werden. Etwas ruhiger wird es mit "The Follow Through" und "Do Thangs". Vor allem "Do Thangs" überzeugt mit einer sehr entspannten Hook und einer musikalischen Untermalung, von der die Liebesbekundungen der Afro Classics passend unterstützt werden. Zum Schluss dürfen Scarub und Very bei "Lemonade" noch ein wenig über einen etwas schnelleren (aufgrund der prasselnden Hi-Hats) Beat spucken, welcher aufgrund des interessanten Samples zu den besten auf dieser "klassischen EP" gehört.
Bei "The Classic EP" handelt es sich bestimmt nicht um zeitloses Material, dafür mangelt es zu sehr an Innovation auf allen Gebieten. Allerdings haben wir es hier mit einer ziemlich netten Momentaufnahme zu tun, die bis zum nächsten (hoffentlich kommenden) Kracher-Release gut als Zeitüberbrückung dienen könnte. Die Produktionen gestalten sich recht variabel und laden abwechselnd zum entspannen, kopfnicken und feiern ein. Lyrisch bewegen sich Scarub & Very auf einem durchaus akzeptablen Niveau, gleiches gilt für den Flow der beiden, da sie stets flüssig und abwechslungsreich ihre Beats berappen. Für den ganz großen Wurf reicht es nicht, Reinhören kann aber definitiv nicht schaden.
Rapper Big Pooh - The Delightful Bars (North American Pie Version)
Release Date: 05. Mai 2009
Label: Hall Of Justus
Tracklist: 01. North American Pie Intro 02. The Comeback 03. Its A Go (Feat. Torae) 04. Nothing Less (Feat. Ab Soul, Jay Rock & K Dot) 05. C.O.D. 06. Move (Feat. Darien Brockington) 07. Something Like Stars (Feat. Big Treal) 08. Step Up 09. Reality Check (Feat. Big Dho, D. Black & Mykestro) 10. Problems (Feat. Jozeemo) 11. AMO A SU PAPI DE LA BARRA (Skit) 12. Roll Call (Feat. Jozeemo, Chaundon & Joe Scudda) 13. The Life (Feat. Mushinah) 14. Rearview Mirror 15. EMPANADA NORTE AMERICANA OUTRO
Review: Sie ist definitiv sympathisch: Die wohlgerundete eine Hälfte von Little Brother namens (Rapper) Big Pooh, die weiter daran arbeitet, sich auch als Solo-Künstler einen Namen zu machen. Das Debüt "Sleepers" bekam und bekommt auch heute noch keine übermäßige Beachtung, was dem Zweitling "Dirty Pretty Things" nicht passieren soll. Um sich im Gespräch zu halten, war ein Mixtape geplant. Weniger geplant war, dass aus den entsprechenden Sessions ein Street-Album in vierfacher Ausführung hervorgeht: Neben der hier vorliegenden Standard-Version wären da noch die Versionen mit kandiertem Apfel à la iTunes, belgischer Schokolade und japanischem Daifuku. "The Delightful Bars" ist der treffliche Titel, der in dieser Version den "American Pie", natürlich veröffentlicht über das eigene Hall Of Justus-Label, serviert.
Auch wenn mit sämtlichen Covern gleich delightfully daneben gegriffen wurde, tut das "Intro" mit verführerischer Stimme sein Bestes, um dem Hörer den bevorstehenden Naschgang schmackhaft zu machen. Doch darauf alleine verlässt sich Pooh selbstverständlich nicht. Im Gepäck hat er eine Wagenladung an Gästen, die sowohl bzgl. der Beats als auch der Raps für gute Unterhaltung sorgen sollen. Für Little Brother Fans bedeutet dies allerdings schon die erste Enttäuschung: Kein Phonte und nur ein Beat von 9th Wonder haben es hier aufs Album geschafft. Von der HoJ hingegen schleppt Pooh dann doch den ein oder anderen Emcee aus der zweiten Reihe mit sich: Joe Scudda und Jozeemo sind nur zwei davon. Trotzdem besteht mit der Viezahl an verschiedenen und vielfältigen Producern, unter denen Jake One aus Seattle und Young RJ aus Detroit als handfestes Beispiel dienen, durchaus Hoffnung, dass es Big Pooh gelingt, aus dem Klammergriff des langweiligen HoJ-Sounds auszubrechen. Doch Fehlanzeige. Schnell - viel zu schnell - wird dem Hörer bewusst, dass er sich hier wie immer mit halbgaren Representern, harmlosen Sounds und zu oft durchgekauten Themen von der Stange herumzuschlagen hat. Mit "Come on media - don't bootleg my album" bzw. "Come on consumer - go buy my album" hat man hier außerdem einen ernsthaften Anwärter für das nervtötendste bzw. dämlichste Promo-Gequatsche der letzten Jahre. Relaxed ist die Scheibe trotzdem - was sie aber auch jegliche Spannung kostet. Dass Khrysis derzeit in einer nicht enden wollenden Krise steckt, offenbart sich hier erneut: Wo "The Comeback" viel zu berechenbar einläuft, gewinnt "Reality Check" gerade noch ein müdes Lächeln. Lediglich "The Life" baut (natürlich weiterhin voll im klanglich begrenzten Rahmen des Albums) mit dem Gesang Mushinah's ein wenig Atmosphäre auf. Weitaus erschreckender ist jedoch, dass auch die externen Produzenten keine Akzente im Album setzen können: Young RJ lässt den Detroit-Flavor in "Nothing Less" nur ganz bedingt aufleben und Jake One bleibt in "Something Like Stars" erschreckend blass. Seitens der Raps passiert nicht viel mehr: Ausgelutschte Hooks, Gäste, die das Album nicht bereichern und ein Big Pooh, dem unter all diesen Umständen das Publikum flöten geht. Nachdem ihn auch Illmind im Stich lässt, scheint alles verloren - doch es sind glücklicherweise gerade die unbekannteren Namen, die diese Scheibe vor wirklich schlechten Noten retten (teilweise - beileibe nicht durchgehend): Dae One bastelt mit "It's A Go" genießbare Musik, und auch sonst hieven sich einige Stücke (z.B. "Step Up" in ebendiesen, akzeptablen Bereich. Ironischerweise ist es gerade 9th Wonder, der im abschließenden "Rearview Mirror" seine altbewährte Sample-Kunst auffährt und diesem Album einen angenehmen Abtritt verschafft.
Es ist Definitionssache, ob die standardisierten "Patzer" der Produzenten wirklich als solche bezeichnet werden sollten. "08/15-Leistung" beschreibt es auch ganz gut und lässt außerdem erkennen, dass das, was hier geleistet wurde, gemessen am eigenen Status (und beispielsweise bei Jake One auch an dem, was er 2008 noch mit seinem Debütalbum veröffentlichte), zu wenig ist. Für das wenig beachtete Mixtape, als welches "The Delightful Bars" eigentlich geplant war, wäre dieses Material akzeptabel - als zu hoch gehyptes Street-Album in Vierfachausführung ist es (unter der Annahme, dass die hier nicht vertretenen restlichen Tracks ähnlich gut sind) seinen Preis nicht wert. Unter solchen Umständen muss man Big Pooh als Solo-Künstler nicht weiter beachten und sollte sich entweder Phonte und Nicolay zuwenden - oder mal wieder "The Listening" in den Player einwerfen.
IDE & DJ Connect - Table Of Content (The Prequel To Ideology)
Release Date: 19. Mai 2009
Label: Creative Juices Music
Tracklist: 01. Intro 02. Who Goes There 03. Hysteria (Feat. Alucard) 04. Dime A Dozen (Feat. I.N.F.) 05. Live On (Feat. I Am Many) 06. Cross The Line 07. God Complex (Feat. Heaven Razah)/ Ungodly Interlude 08. Music Scientology 09. Get It In (Feat. Jise) 10. Reconstruct Your Design 11. I Think 12. Home Theaters (Feat. Alucard) 13. Take Form 14. Silent Treatment (Feat. Critical) 15. Omniscient (Feat. Reef The Lost Cauze) 16. The Claw 17. Stepped On A Platform (Feat. Relz) 18. Rising (Feat. Planetary & Alucard) 19. Cruel Writters / Outro
Review: Es wurde langsam Zeit für neues Material aus dem Creative Juices Camp. Das Low Budget-Label, um das sich in der letzten Zeit durchaus sowas wie ein kleiner Hype (wenn auch ein wirklich kleiner) aufgebaut hat, konnte 2008 mit Alben von Critical und Alucard punkten. Doch es war bisher eine beschauliche Fanbase, die das Wissen um diese, dem ungetrübten New York-Sound treu ergebenen Künstler hütete, derer es an der Zahl nicht allzu viele sind. Doch eines ist sicher: Mastermind hinter allem ist IDE, Emcee, Producer und Engineer, der seit jeher darauf bedacht war, gute Connections zu pflegen. Eine der engsten entstand dabei zur schwedischen Elite Fleet und deren DJ Connect. Nach einigen Zusammenarbeiten entschied man sich zum gemeinsamen Album "Ideology", das eigentlich an dieser Stelle hätte veröffentlicht werden sollen. Doch Marketing-Gründe schoben das Projekt nach hinten. Als Trost gibt es "Table Of Content".
Verwunderlich ist diese Veröffentlichung nicht, schließlich ging dem Erstalbum "Force Fed" das ebenfalls hörenswerte Mixtape "Divine Kingdom" voraus. Trotzdem ist "Table Of Content" in einem Geischtspunkt vollkommen anders: hinsichtlich der Gästeliste. Während man bisher immer im eigenen Bekanntenkreis verweilte, öffnet "Tabel Of Content" seine Pforten und hat mit Planetary, Reef und Hell Razah auch eine Auswahl aus dem Eastcoast-Standard parat. Dieser Schritt dürfte bei den Creative Juices-Fans gemischte Gefühle auslösen, schließlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass mit dem Fortschreiten dieser Entwicklung auch eine Verwässerung des Marken-Sounds des CJ-Camps stattfindet. Doch vorerst bleibt es bei Spekulationen; hier merkt man noch nichts davon. Und abgesehen davon, dass es sich hierbei vielmehr um ein Album handelt, bleiben die Produktionen in vertrauten Händen. Kryptonite, IDE selbst, DJ Connect, die 2 Hungry Bros - der innere Kern ist präsent und bietet genau das, was man kennt und schätzt: Was Ben Boogz und Deep in "Who Goes There" an IDE's Schuhe hämmern, brennt gleich zu Beginn die Boxen weg. Natürlich ist es auch IDE, dessen unruhiger Flow, dessen exzentrische Präsenz am Mic seine Klasse ausmachen, und der somit viele der Pluspunkte selbst einfährt. Auch seine zwei Beats haben es in sich: Sowohl "Hysteria" als auch "Rising" wurden mit seinem typisch düsteren Mehl paniert, während beide Male Alucard zugegen ist. Vor allem in "Rising" liefert das eingespielte Duo eine Top-Show und lässt dabei glatt vergessen, dass auch ein Planetary mit von der Partie ist. Generell ist IDE in seiner Domäne der König - diesen Titel lässt er sich auch nicht von einem Reef The Lose Cauze nehmen, für den er in "Omnicient" seinen Wortfluss ein wenig beschleunigt. Ähnlich verhält es sich mit "God Complex", das ein vielwerwendetes Sample völlig neu erfindet, damit auch voll in Ordnung geht und den Sunz Of Man-MC angemessen integriert. Ein weiterer Hinhörer ist der Auftritt vom ehemals Many Styles genannten I Am Many in "Live On", während I.N.F. im großartigen "Dime A Dozen" mit seinem weichen Stimmchen schnell wieder vergessen ist. Die transkontinentale Freundschaft zu den Destruments macht sich auch hier (im allerdings "nur" soliden "Cross The Line" bemerkbar, andere Bekannte wie IMAKEMADBEATS und Relz ("Stepped On A Platform" lassen sich ebenfalls nicht zweimal bitten. Mit R1 schickt sich außerdem ein weiterer Producer an, im engeren CJ-Kreis einen Platz unter den fähigen Produzenten einzunehmen - "The Claw" ist (wenn auch viel zu kurz) allererste Sahne und auch "Get It In" passt ins Geschehen. EvB aus dem UK ist bereits ein Bekannter, der "Silent Treatment" mit schaurigen Samples veredelt. Und dann wäre dann natürlich noch DJ Connect selbst, der hier zwar selten auftritt, aber mit einem Brett wie "I Think" dem Eastcoast-Hörer einen zufriedenen Ausdruck ins Gesicht zeichnet. So kann "Ideology" kommen.
Dafür, dass diese 19 Tracks eigentlich nur das Zwischendurchhäppchen auf dem Weg zu "Ideology" sind, sollte sich die ganze Konkurrenz ernsthafte Gedanken machen. Denn der Entstehungsprozess (IDE kündigte das Release dieses Albums erst Anfang diesen Jahres an) war wohl eher der eines Mixtapes. Das Outcome ist ein reifes Album in allerbester Creative Juices-Manier, wobei die gute Arbeitsmoral bisher noch keine Abstriche in der Qualität verlangte. "Table Of Content" kommt zwar nicht an "Force Fed" heran, braucht das jedoch auch nicht, um als eines der besten Prequels der letzten Jahre festzustehen. Und glücklicherweise war das ja nur der Anfang: Angekündigt ist noch eine ganze Liste an Alben, ganz frisch erst der Zusammenschluss von IDE und Alucard als Stone Cutters. Creative Juices bleiben weiterhin im Aufschwung, und das sollte man genießen. Bleibt nur zu hoffen, dass bis zu "Ideology" nicht die gleiche Zeitspanne liegt wird wie zwischen "Force Fed" und "Divine Kingdom". Ganz ungeachtet dessen wird "Table Of Content" auch am Jahresende noch bei den besten Releases mitspielen.
Tracklist: 01. Train Trussle (Feat. Ghostface Killah & Scotty Wotty) 02. God Is Love (Feat. Cappadonna & Killah Priest) 03. Stomp Da Roach (Feat. GZA & Scotty Wotty) 04. Lipton (Feat. Mike Ladd) 05. Cocaine (Feat. Raekwon & Slaine) 06. Magnum Force (Feat. Jim Jones & Sheek Louch) 07. Hips 08. Wu-Tang (Feat. Method Man) 09. Dopium 10. Rims Pokin' Out (Feat. Leatha Face) 11. New Classic (Feat. Large Professor) 12. Stomp Da Roach (Remix by Bloody Beetroots) (Feat. GZA & Scotty Wotty) 13. Dopium (Remix) (Remix by Yuksek) 14. Hips (Remix) (Remix by Felix Cartel)
Review: Was wurde nicht hergezogen über das augenscheinlich schwächste Glied im Kreise der großen Wu-Tang-Neun. Keine Skills, schwache Texte und kein Flow - selbst im Kreise der Wu-Tang Fans erfreut sich der Herr mit den goldenen Armen keiner großen Fanbase. Daran trägt sein Debüt wohl weniger Schuld als das 2005er "Mr. Xcitement", bei dem er zudem noch einen ausgesprochen Riecher für instrumentale Fehlgriffe bewies. Inzwischen ist Baby U bei Babygrande untergekommen, einem Label, das sich eigentlich auch auf dem absteigenden Ast befindet. Das lässt die Erwartungen für das neue Album "Dopium" natürlich keinesfalls in die Höhe schnellen.
Was also tun für ein neues Album? Die Wu-Elements für Beats zu Rate zu ziehen, hält Uey jedenfalls nicht für notwendig. Also zieht er mit Namen wie Teddy Ted, 4th Pyramid, Twilite Tone oder Large Professor ins Feld. Und es scheint, als wolle U-God allem Spott trotzen und beweisen, dass er es doch kann. Schon das Cover (ob man es nun mag oder nicht) beweist Stil, dabei hört es jedoch noch lange nicht auf. "We scuffle, raps and cracks, it's a known hood hustle / Through the bus stop, under the Train Trussle" heißt es im Opener, in dem U-God in Kombination mit einem Brett eines Beats den Hörer niederwälzt. Ein Song, den sich schnell die Umschreibung "Wu-Tang Sound wie er heute zu sein hat" unter den Nagel reißt - dabei genügt es zu sagen, dass Teddy Ted hier schlichtweg dopen Eastcoast-HipHop produziert hat. Die kleine Sensation des Albums ist der Auftritt von Scotty Wotty, mehr oder weniger einer Wu-Legende, die von U-God aus den Tiefen der Welt (wie er es selbst nannte) geholt wurde, um Golden Arms' Anliegen, zurückzukehren zum Style, den die Fans sich wünschen, zu unterstreichen. Und in der Tat fließt Scotty so behände durch den Track, als wäre Rappen die natürlichste Sache der Welt. Einen zweiten Auftritt hat Scotty mit seinem ehemaligen Reimpartner GZA auf "Stomp Da Roach", das einen soliden Beat auffährt, der jedoch vornehmlich von den Emcees hörenswert gemacht wird. Für die Wu-Tang-Fans sicher der Schreckkandidat ist "Magnum Force", auf dem vor allem Jim Jones als Störfaktor erscheint. Doch der Capo fügt sich auf Hakim's dezent brilliantem Instrumental vollkommen homogen ins Bild und geht sogar fast als Bereicherung durch. Seine Schwachstellen hat das Album nämlich anderswo: Zwar lässt U-God seine Hörerschaft wissen, dass er es bei Frauen schätzt, wenn sie ordentlich was auf den "Hips" haben, vergisst dabei allerdings, sein musikalisches Statement ansprechend aufzubereiten. Selbiges gilt für "Rims Pokin' Out", dessen platter Stil tödlich für U-God ist. "Wu-Tang" hat dann zwar die Wu-Tang-Rufe in der Hook, aber Letztere ist gescrewt, während der Song den Wu-Jünger auch sonst eher kalt lässt. Damit verbleibt nicht mehr viel: Das exzellente "God Is Love" besticht mit starken Gästen und klassischem Eastcoast-Gewand. Bei "Coke" ist U-God mit Raekwon und dem Drogenbeauftragten der Coka Nostra in bester Gesellschaft, in "Dopium" trägt der Protagonist über ein schweres und langsames Instrumental selbst drei Verses vor. Enttäuschend ist allerdings "New Classic", das denselben Beat auffährt wie ein ähnlich betiteltes Stück auf Extra P's letztjährigem Album - ganz abgesehen davon, dass für den Einsatz vom Professor die Bezeichnung "Feature" schon viel zu viel ist. Vermerkenswert sind nun noch die drei Bonus-Tracks, bei denen U-God ein wenig über das Genre hinausschaut und sich ein paar Namen für Dance-Remixe einlädt. Im Normalfall eher uninteressant, sind die Nummern für diejenigen, die beim Besuch diverser Clubs schon lange einen Waffenstillstand mit House-Musik u.ä. geschlossen haben, ein interessantes Angebot. Vor allem Yuksek's Remix zu "Dopium" ist in dieser Hinsicht durchaus gelungen.
Für das Opium in "Dopium" reicht's zwar nicht ganz, aber nichtsdestotrotz macht U-God nach "Mr. Xcitement" hiermit einen großen Schritt in die richtige Richtung. Zwar hätte auch diese Scheibe mit mehr Songs vom Kaliber "Train Trussle" wesentlich besser sein können, doch so bleibt weiterhin ordentlich Steigerungspotential fürs nächste Album. Mit unter 40 Minuten Spielzeit HipHop ist man etwas mager bedient, hinzu kommen die weniger gelungenen Tracks, die verhindern, dass "Dopium" in den Wertungsbereich durchwegs guter Alben fällt. Trotzdem wird sich U-God hiermit wieder einige Freunde in Wu-Kreisen machen. Für ihn als Person ist dieses Album äußerst wichtig, für die Rap-Welt ist es ein Werk im sehr guten Durchschnitt.
Tracklist: 01. The Heavyweight Muthafucka (Skit) (Feat. Portobello Dave) 02. I Cried (Feat. Tragedy Khadafi) 03. Take A Walk With Me (Feat. Joell Ortiz) 04. Do You Feel It (Skit 1) 05. Rock Ya Shoulders (Feat. The Beatnuts) 06. Hip-Hop Throwback (Feat. Guilty Simpson) 07. Playin To Lose (Feat. Little Brother) 08. Scratch and Chop (Skit 2) 09. This Is 4 My Peoples (Feat. Evidence) 10. Heat (Feat. Mobb Deep) 11. Da Money (Feat. Glasses Malone) 12. Pay Your Respects (Feat. Problemz) 13. Keep It Coming (Feat. Craig G, Will Pack & K Major) 14. Get High (Skit 3) 15. Bad Cats (Feat. Phil The Agony, Montage & Mo Money) 16. Juliano On The Cuts (Skit 4) 17. You Been Warned (Feat. Aasim) 18. Keep On (Feat. Chalice & Ruk)
Review: Während man noch darüber grübelt, ob man sich nun freuen oder verzweifeln soll, flattert das nächste Producer-Album ins Haus. Diesmal ist es Recordkingz alias Juliano alias eine Hälfte von The Creators, der mit recordkingz.com einen hoch geschätzten Online-Shop betreibt und hier sein Solo-Debüt vorlegt. Doch selbst seit dem Creators Album "The Weight" ist einige Zeit vergangen. Für dieses Album will der auch körperlich schwergewichtige Londoner seinem Albumtitel alle Ehre machen und schart ein nicht gerade mickriges Aufgebot um sich, das natürlich auf klassischen BoomBap schließen lässt.
Da heutzutage absolut jeder Produzent sein eigenes Album braucht, stellt sich bei Alben wie diesem nur noch die Frage, ob sie etwas besonderes sind oder nicht. "Heavyweight" ist es nicht. Das bedeutet für den Hörer die übliche Mischung aus Standard und einigen guten Songs. Auch sonst folgt die Scheibe in keinster Weise einem Konzept oder einer speziell ausgerichteten Motivation, was Juliano wohl aber auch nie in Erwägung zog. In seinem Bestreben, einfach nur dem Sound, den die Gästeliste verspricht, zu frönen, macht er nicht viel falsch, setzt sich aber auch selbst Grenzen. Dass hier nichts Neues passiert, unterstreicht mit rotem Edding gleich zu Beginn der Umstand, dass das Sample zu "I Cried" fast jedem Hörer bekannt sein dürfte (u.a. Mos Def's "Life Is Real". Doch beschweren will man sich bei den erstklassigen Rhymes eines Tragedy Khadafi nicht - schließlich hört man von ihm derzeit gezwungenermaßen nicht allzu viel. Danach allerdings finden sich auch einige der üblichen Verdächtigen ein: Little Brother sind weiterhin allgegenwärtig auf Produzentenalben, verdienen sich mit "Playin' To Lose" ihre Existenzberechtigung allerdings einmal mehr. Ob das auch für Evidence gilt, ist schon fraglicher, denn wie sich der Weatherman durch das ideenlose "This Is 4 My Peoples" gähnt, bleibt im Rahmen von Hintergrundmusik. Um gänzlich im Einklang mit der Produzentenalbennorm zu stehen, wird auch eine Handvoll Instrumentals eingestreut, von denen "Do You Feel It" positiv auffällt und "Get High" (trotz oder gerade wegen der Pitch-Voice) eine richtig angenehme Atmosphäre aufbaut. Den programmgemäßen Standardnummern fällt auf dieser LP Joell Ortiz anheim, während sich Mobb Deep mit dem hektischen Streicher-Sample in "Heat" ebenfalls nicht zurechtfinden. Auch den Beatnuts fehlt das nötige Feuer: Sowohl Psycho Les als auch JuJu schaffen es in "Rock Ya Shoulders" nicht, die Massen aus ihren Sitzplätzen zu reißen. Dann doch lieber Guilty Simpson, der erstens einen frechen Bläser-Beat abbekommt und zweitens für "Hip Hop Throwback" eine simple, aber sehr gut funktionierende Hook aus dem Ärmel schüttelt. Ansonsten ist die Scheibe schnell zu Papier gebracht: Einige solide Nummern wie "Da Money" oder "Pay Your Respects" sind selbstverständlicherweise ebenso vertreten wie das gelungene "Bat Cats" oder das ernste "You Been Warned" - und damit hat sich die Geschichte dann auch.
Bei der Unzahl an Produzentenalben, die in letzter Zeit veröffentlicht wurden, stellt sich auch hier ein Fazit ein, dass nicht neu ist: Schlecht ist "Heavyweight" keinesfalls, es ist sogar gut hörbar und bietet einige feine Momente. Doch welches Producer-Album tut das nicht? Und genau da liegt der Hund begraben: In puncto Einzigartigkeit gibt es schwere Abzüge. Nichts auf dieser Scheibe bleibt auf Dauer hängen, die Aneinanderreihung der Tracks kommt wie immer vielmehr einer Compilation denn einem Album gleich. Demnach ist "Heavyweight" für BoomBap-Fans durchaus eine Anschaffung wert, geht aber in der Masse aller Producer-Alben unter.
Tracklist: 01. Intro 02. Zero 03. Its Murda 04. Jankrowville 05. Parrowdice (Feat. Kyza & Skriblah) 06. B 4 U Die (Feat. Kyza & Skriblah) 07. All I Got 08. Black Rose 09. Skit 10. Our Time 11. Skit 12. Daggo Mentality 13. Skit 14. Son Of Niah
Review: "I think I can be the Rap Bob Marley. I'm not saying that I'm on that level yet, but that is definitely my aim." Diese Laute stammen aus dem Mundwerk des aus London kommenden (Ricochet) Klashnekoff. Nicht nur diese Aussage weckt ein gewisses Interesse. Auch der Künstlername, welcher mehr auf Frieden als auf Gewalt bezogen ist, zeigt auf, dass sich etwas Besonderes hinter diesem Pseudonym verbergen könnte. Und wen wundert es? So ist es! Klashnekoff gehört zu dem Typ MC, von dem man wenig in der Öffentlichkeit mitbekommt und der sich lieber aus dem Geschehen heraushält. Deswegen nehmen wir uns heute seinen Erstling "The Sagas of Klashnekoff" vor und versuchen ähnlich wie die Schulmädchen-Report–Reihe ein bisschen Aufklärung zu betreiben.
"The Sagas of Klashnekoff" ist eine Zusammenstellung von einigen vorher auf 12"es veröffentlichten Tracks und anderen bis dato noch nicht bekannten. Oft wird dieses Album mit der Kritik konfrontiert, dass mit vier Skits und somit nur zehn Tracks dem Hörer zu wenig Laufzeit geboten wird. Doch sehen wir von diesem Punkt ein wenig ab. Schließlich haben viele Alben bewiesen, dass immer noch Qualität statt Quantität gilt. Selbiges zählt für Klashnekoff, der ein Debüt abliefert, was das Prädikat "wertvoll" verdient. Dass seine Eltern Jamaikaner sind, lässt sich nicht vertuschen: "Zero" beginnt mit Ragga-Vocals und danach folgt ein dreckiger Beat, der ein bisschen an die besten Zeiten von Havoc erinnert. Mit der Kampflust eines Pit Bull Terriers begibt man sich auf Battleterrain und zerstört tazmanisch mal so eben locker-flockig alles um sich herum. Insgesamt ist dieses Album aber mehr in die Abteilung "düster und dunkel" einzuordnen. So wird zum Beispiel mit dem Effekt der "Black Rose" gespielt:
"My dear father / When you died I cried blood So much on my mind / That I needed to discuss But words won't describe / And time is not enough But trust you my sons / I'll manifest your love And though the road is rough / I spit my life over dubs Till my life turn to dust / And as I write these words I'm reminded of the love / And the lessons you taught Still I have to learn the hard way / Through the hard times You find out who is your compadres / I stargaze as I blaze high grade Thinking bout better days / Before your life got take-away Wouldn't leave you dead in vain / So I took your name Son of Niah forever carry your legacy."
Noch höher eizuordnen ist die lyrische Genialität und Vielfalt, die sich in den Texten verbirgt. Was da an Reimen aufgefahren wird, reicht ohne Probleme über die Durchschnittsgrenzen der heutigen Rapper hinaus und fasziniert den Hörer von Track zu Track aufs Neue. Dazu kommt, dass die Produktionen kaum besser angepasst hätten werden können und perfekt mit dem Rapstil von Klashnekoff harmonieren. Inhaltlich geht es, wenn nicht gerade der imaginäre Gegnger zerstückelt wird, meist um Rassismus und das kriminelle Umfeld. Dennoch zeigt der Protagonist reichlich Gefühle, wie in dem oben aufgeführten Beispiel. Dann wendet er sich von seinem Weg aber wieder ab, verfällt wie auf "Son of Niah" in Wut und fletscht im Namen seines bereits verstorbenen Vaters die Zähne:
"Now in these days of Daggo my mind stays raggo Rugged like Brilo, these eyes bleed weeping willow Its parose, sleepin' on pistol like pillow Cushion the agro and escape into the astro Communicate one to one via my afro The Son of Niah, a killer born natural But still I'm neutral cause I can shoot you Or twenty one gun salute you, whatever suit you In times of crucial I consolidate Sukidu Seein' my future through the eyes of a desert eagle."
Auf "Parrowdice" bekommt man die zwei anderen Crew-Mitglieder Kyza (er soll inzwischen ausgetreten sein) und Skriblah von Terra Firma zu hören, welche von Klashnekoff gegründet wurde, und auch diese erweisen sich als nicht minder talentiert. Ähnlich wie der "Black Russian" Klashnekoff legen sie nicht nur Wert darauf, ausgereift zu spucken, sondern fokussieren sich auf das Wesentliche, den Inhalt. So taucht man in ihre Welt ein, bekommt mit, wie es ist, zwischen hoffnungslosen Pessimisten zu leben, die bei jedem Schimmer von positiver Existenz wieder paralysiert werden von handgreiflichen Cops und anderem Übel. Auffallend ist außerdem, dass Beats wie Harry Love's "It's Murda" von der Art auch ins New Yorker Raster fallen dürften und dem eingefleischten Eastcoast-Fan wohl Freude bereiten könnten.
Klashnekoff ist extravagant und einzigartig. Er braucht sich weder von irgendwelchen Ami-Artists noch von anderen UK-Stars zu verstecken. Was man geliefert bekommt ist genialer Underground-Sound, der einen wunderbaren Tune mit sich trägt. Man darf höheren Mächten danken, dass Klashnekoff seine Kreativität in die Musik steckte und nicht, wie die Eltern es forderten, in die Schauspielerei. Auch wenn man im Vorfeld dem Grime-artigen Style von Leuten wie Dizzee Rascal nichts abgewinnen konnte, sollte man dennoch reinhören und seinen Horizont erweitern. Denn das ist garantiert mit das Beste, was man von der britischen Insel zu Ohren bekommt.
Label: Sound Records & Entertainment / Holy Toledo Productions / INgrooves Distribution
Tracklist: 01. Keith Murray – Mazel Tov (Intro) 02. Casual & Pro The Leader – OG Rap Money 03. Planet Asia – Fine Print 04. RZA – The Birth (OG Version) 05. Kevlaar 7 & Phillie – Blood Diamonds 06. Timbo King, Cali Budd & Moty The DGG – Taking It To the Streets 07. DZK & DJ Immortal – Treacherous Abbot 08. Chi-King – Rain Dance 09. Tragic Allies & Canibus – Bootleggin' 10. 67 Mob & Sean Price – Let The Games Begin 11. Project Lionheart & Bronze Nazareth – The Rain (Alt. Version) 12. Bad Luck & Mathematics – S.O.N.Y (Streets of New York) 13. 60 Second Assassin – No Face 14. C-Rayz Walz - Chapter 23 15. MidaZ The Beast, Sabac Red & Critical – Science EQ 16. Killah Priest – Convergence 17. Dezert Eez – 40 Macks 18. The Wisemen – Campaign Of Pressure 19. Warcloud & The American Poets 2099 – Super Villains 20. Chopp Devize – You Lose 21. Strong Arm Steady - Hood Life
Review: M-Eighty war bisher eher ein Mann im Hintergrund. Obwohl er bereits vier Alben veröffentlicht hat, war er als Musikkünstler bisher mehr oder weniger völlig unbeachtet. Ein wenig anders sieht es da in seiner Tätigkeit hinter den Kulissen aus: Der Mann war am "Wu-Tang Meets The Indie Culture" Album beteiligt, außerdem war er die treibende Kraft hinter dem Almighty-Projekt. Noch dazu haben wir es ihm zu verdanken, dass der Wu-Tang-Ast um Bronze Nazareth inzwischen nicht mehr bei Babygrande unter Vertrag steht, sondern bei Sound Records & Entertainment ein neues Zuhause gefunden hat. Und bevor man aus dieser Ecke einige neue Alben erwarten kann, präsentiert uns M-Eighty seine eigene kleine Compilation, die uns seine Firma, The Academy, vorstellen soll.
Weiterer Gedanke dieser Compilation ist es, unbekannten Künstlern eine Möglichkeit zu geben, sich Gehör zu verschaffen. Deshalb ist - wenn hier auch vom Nachfolger zum "Wu-Tang Meets The Indie Culture"Album die Rede ist - das Line-up nicht von Weltrang - auch wenn sich einige Größen aus dem Bekanntenkreis von M-Eighty eingefunden haben. Denn Beziehungen pflegt M-Eighty zahlreiche. Was hat sich hier also versammelt? Mit den Mitgliedern der Almighty-Truppe, den Künstlern auf Sound Records & Entertainment und unbekannten Artists, die im entferntesten Winkel des Wu-Universums unterwegs sind, hat man fast alle zusammengefasst. Gleich zu Beginn sollte festgehalten werden, dass dieses Album in fast keiner Hinsicht mit Dreddy Kruger's Projekt zu vergleichen ist, das seinerzeit von den Produktionen Bronze Nazareth's ein einheitliches Albumgefühl eingehaucht bekam. Auf "The Academy" sind über ein Dutzend Produzenten zugegen, was sich auch bemerkbar macht. Die logische Folge, die sich dabei einstellt, ist ein Schwanken an Qualität: Der Einstieg beispielsweise wird mit "Money Off Rap" und Plastik-Beat mehr schlecht als recht gemeistert. Und nachdem Allzweckwaffe Planet Asia einen bescheidenen Auftritt hingelegt hat, wird erstmal eine "OG Version" von RZA's "The Birth" eingeschmissen, die zwar keine bahnbrechenden Differenzen zur Version von "Birth Of A Prince" aufweist, aber trotzdem immer wieder gut klingt. Im Anschluss kommt die Compilation dann schon eher in die Gänge: Ein hungriger DZK fletscht in "Treacherous Abbot" die Zähne und zeigt erstmals, dass es sich tatsächlich lohnt, sich hier ein paar neue Namen aufs Notizblatt zu schreiben. Die Tragic Allies ziehen schon seit einiger Zeit im Untergrund ihre Kreise und können sich auch hier in "Bootleggin'" beweisen, werden jedoch von Canibus (übrigens auch bei Sound Records gesignt) auf ihre Plätze verwiesen. Dass Sean Price auf jeder Hochzeit tanzen muss, zeigt er hier einmal mehr, wenn er in "Let The Games Begin" zusammen mit den Jungspunden der 67 Mob in den Ring steigt. Doch sowohl das hektische Instrumental von Bronze als auch die bescheidenen Raps des Mob sind kaum zufriedenstellend. Bessere Arbeit liefert Bronze in "Blood Diamonds" und "Campaign Of Pressure" ab, beide in seinem ganz typischen Stil gestaltet. Auf der negativen Seite finden sich noch zwei Songs ein: Die American Poets 2099 sowie die "Taking It To The Streets"Gemeinschaft sind schnell wieder vergessen. Chi-King dagegen steigert in "Rain Dance" die Freude auf sein eigenes (hoffentlich bald erscheinendes) Album. Ein Gastspiel führen die New Yorker Critical, Sabac, Midaz und IMAKEMADBEATS, die in "Science EQ" zu einem der Top-Tracks der Platte beitragen. Auch Veteran C-Rayz Walz legt über einen herrlichen Beat (mit eingängiger Oboe) von DJ Sean One einen starken Auftritt hin, der ebenfalls Hoffnungen auf das schon lange angekündigte Album "Chapter 23" schürt. Erwähnenswert ist nun noch Killah Priest's "Convergence", in dem KP einmal mehr aus seiner Kristallkugel voll Weisheit rezitiert, außerdem der von Mathematics' letztem Album noch gut in Erinnerung gebliebene Bad Luck, Desert Eez und sein Highlight "40 Macks" (der vielleicht beste Track des Albums) sowie das bedrohlich lauernde "You Lose".
Ein Stelldichein der Bombentracks ist es nicht geworden. Muss es aber auch gar nicht, um als Erfolg bezeichnet zu werden. Denn das ist "The Academy": Die Anzahl an Songs, die wirklich im Gedächtnis bleiben, ist mehr als nur überdurchschnittlich hoch, was das weiterhin bestehende Interesse an M-Eighty's Akademie sichern sollte. Auch der Umstand, dass M-Eighty selbst das Mic hier nicht ergriffen hat, war eine gute Idee, denn er ist nunmal nicht der geborene MC, sondern vielmehr der Unternehmer im Hintergrund. Des Weiteren nimmt man einige neue Namen aus dieser Zusammenstellung mit. Und auch wenn "The Academy" eine typische Compilation ohne roten Faden und mit einigen weniger grandiosen Momenten ist, so wird sie doch von den gelungenen Songs in die Riege der hörenswerten Platten dieses Jahres gehoben.
Tracklist: 01. Royale 02. Let's Go 03. Nights 04. Flow 05. Let It Be 06. Dum Dum Dum 07. Walkin' Lotus 08. Get Live 09. Fool In Love 10. 3 For 3 (Feat. Wildelux) 11. So 12. Take It Higher (Revamped Version) 13. Pollution (Supreme Dust Mix) 14. Bullshit Talks 15. Fly Crow 16. Take Over 17. Raw Skills (Remix) 18. Supa (Remix) 19. Royale (Remix)
Review: Wer sie bis jetzt nicht kennt, der sei eingeladen, hier einzusteigen: Die Rede ist von einem Duo, einem unter vielen im New Yorker Underground, das mit einem neuen Album an den Start geht. Hempstead, Long Island ist die Heimat von Tha Connection. Und was zuerst wie eine billige Bay Area-Formation klingt, entpuppt sich als Hus Tha KingPin und Smoovth Dude, zwei Liebhaber von mainstreamfernen Eastcoast-Klängen. Ihre beachtliche Diskographie führte sie dabei schon über zahlreiche Labels, u.a. Goon Trax und Domination Recordings. Derzeit sind sie beim in der Schweiz ansässigen Feelin' Music und veröffentlichen mit "Love Royale" ihren neusten Streich.
Man sollte sich vom verträumten Cover und vom romantischen Titel nicht hinters Licht führen lassen: Tha Connection sind straight HipHop, und zwar in einer puren Form, die jene, die hier zum ersten Mal von dem Duo hören, erstaunen sollte. Hardcore-HipHop sollte man hier zwar nicht erwarten, aber das war sicherlich auch nicht die Absicht. Was dagegen von der ersten Sekunde an groß geschrieben wird, ist Atmosphäre. Eine Atmosphäre, die einen denken lässt, Tha Connection nehmen ihre Tracks in alten, verhangenen Hinterzimmern auf, in denen sich Berge von Soul-Platten stapeln. Denn jener Soul herrscht in der Musik, die es zu hören gibt, vor. Das erstaunlichste dabei ist, dass trotz der Vielzahl an Produzenten (ganze 14 verschiedene) ein homogener Sound erreicht wird, der ein wenig vom warmen Feeling eines 9th Wonder, ein wenig von der ungeschliffen Ungewaschenheit eines Kev Brown, ein wenig 90s-Flair, eingängige Samples und eine allgegenwärtige, selbstsichere Lockerheit in sich birgt. Am Mic bieten Hus und Smoovth eine sehr angenehme Show, die mit gehaltvollen Inhalten versehen ist, dabei jedoch nie zuviel Raum für sich beansprucht - Tha Connection sind der perfekte Beitrag zu ihren Instrumentalen. Während die Themen von A bis Z reichen, ist es trotzdem der Sound, der gleich im herrlich souligen "Royale" hängen bleibt. Es klingt nicht alles so aalglatt, steril und sauber wie bei vielen anderen Alben dieser Zeit, womit Tha Connection bzw. deren Producer in dieser Hinsicht den 90ern am ehesten nahekommen. Um zusätzlich Abwechslung ins Spiel zu bringen, werden Tracklängen stark variiert. "Let It Be" ist ein Paradebeispiel, wie die oben beschriebenen Zutaten zu einem übertrieben entspannten Cocktail gemischt werden können. Selbst bekannte Samples erhalten einen neuen Anstrich, der ihnen neue Aspekte verleiht. "Get Live" hingegen klingt durch und durch so, als hätte Kev Brown hier hinter den Reglern gestanden. "Flow" bringt mit dezentem Sommer-Feeling die Freude der beiden MCs am Mic zum Ausdruck, selbiges gilt für "So". "Take It Higher" lädt zu ausführlichen Gedankenspaziergängen ein, "Fly Crow" besticht mit seiner Piano-Line und wird dabei von eindringlichen Snares begleitet. "Dum Dum Dum" klingt aufgrund des Titels auf den ersten Blick platt, versteht es jedoch, seinen Chorus tief im Ohr des Hörers zu verankern. Und dann wäre da ja noch das Highlight der Scheibe, "3 For 3", für das Mok Vurban ein Altsaxophon auspackt und sich mit einer Großtat eines Beats verewigt. Vor allem Hus passt mit seiner Stimme (die beizeiten an Roc Marciano erinnert) perfekt auf solche Tracks und wird zudem von seinem Partner gut ergänzt. Kritikpunkte zu finden erweist sich als schwer; doch die Drumline in "Pollution" wirkt etwas zu plump und der Remix zu "Royale" wäre auch nicht zwingend notwendig gewesen.
Vielleicht ist es die Freude, dieses Jahr endlich über ein Album gestolpert zu sein, das mit der BoomBap-Formel Erfolg hat. Denn "Love Royale" ist zu 100% BoomBap. Es klingt alt, verstaubt, doch gleichzeitig frisch. Genau deswegen steckt die Scheibe auch alle ihre Mitstreiter in dieser Kategorie in die Tasche. Will man die letztendliche Güteklasse dieses Albums feststellen, wird einem auffallen, dass die wirklichen Highlights gar nicht so viele sind, dass es auch sonst schwerfällt, dieses Album als besonders zu klassifizieren, zumal es natürlich auch kleinere Mängel aufweist. Aber die durchgehende Atmosphäre reicht aus, "Love Royale" zu einem durchwegs gelungenen Album zu machen, das sich seine vier Kronen (knapp) verdient hat.
Mr. SOS - How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb
Release Date: 02. Juni 2009
Label: QN5 Music
Tracklist: 01. Apocalyptic Doomsday 02. 2013 03. Work (Feat. Zero Basement) 04. Bionic 05. Dr. Strangelove 06. Save You 07. The Balance 08. I Can't Sleep 09. What's MK Ultra? 10. The Young & The Innocent (Feat. Cashmere The Pro) 11. Exposé 12. Time Capsule (Feat. Steph) 13. Welcome To The Future (Chew Fu's Bionic Remix) (Bonus)
Review: QN5's nächster Auswurf ist in vielerlei Hinsicht interessant: Es handelt sich um das erste Album von Mr. SOS, der vielen als Ex-Mitglied der CunninLynguists bekannt sein dürfte. Fristete er in der Zeit seiner Mitgliedschaft das Dasein des unbekannten Dritten hinter Kno und Deacon, so konnten die CunninLynguists später ihren Erfolg noch erheblich ausweiten, während es um SOS still wurde. Doch der Emcee aus Atlanta war nicht untätig: Als Vorbereitung auf sein Album gab es zwei Teile der "SOS For President"Mixtapes und eine EP namens "The Pre-Op". Nun allerdings, ohne großen Vorlauf und ohne Verschiebungen, hat er die Bühne mit "How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb" für sich alleine.
Bei einem Titel wie diesem ist es unschwer zu erraten, wo SOS sich inspirieren ließ. Laut Eigenaussage entschied er sich für diesen Titel, da sowohl der Film als auch sein Album vom Ende der Welt handeln. Deshalb sitzt SOS auch mit dem Finger auf dem Knopf auf seinem Cover. So wirklich apokalyptisch ist das Album natürlich nicht, politisch angehaucht jedoch schon - das war auch zu erwarten. Der Sound hingegen hat mit dem Weltende rein gar nichts zu tun, und obwohl alle möglichen Personen die Instrumentals zusammenschrauben, ist das Gesamtbild mehr oder weniger typisch für ein QN5-Release. Gäste werden im beschaulichen Rahmen gehalten, der Trackzahl ergeht es nicht anders. Und damit liegt SOS genau richtig: "HILTSWALTB" hat genau die richtige Länge und bietet genau die richtige Dosis SOS, um den Emcee, falls noch nicht geschehen, auf eine Sympathie-Stufe mit anderen QN5-Künstlern (die Rede ist in erster Linie natürlich von den CL) zu heben. Generell lässt sich vermerken, dass SOS bei Kno und Deacon gelernt hat: Verdächtige Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Eine Mischung aus politisch motivierten Tracks und ernsten, persönlichen Stücken macht den Hauptteil aus, während sich SOS nicht scheut, auch ein Instrumental auf sein Album zu lassen. Die politische Gesinnung ist dabei nichts besonders: Der amerikanische Staat wird scharf ins Kreuzfeuer genommen. Schärfer vielleicht sogar, als es bei den meisten Conscious-Rappern der Fall ist - das "MK Ultra"Programm der CIA wurde (korrigiert mich, wenn ich falsch liege) noch nie auf einem Song thematisiert. Auch sonst wird dem Staat eine totalitäre Ader vorgeworfen, die gleich ins Arbeitsleben projiziert wird: "Work" spielt aus der Sicht des Angestellten und verurteilt einmal mehr die für SOS existierende korporative Arbeitgeber-Maschinerie. Doch er kann nicht nur kritisieren, SOS gibt auch einen Ausblick in die Zukunft, was schließlich sein eigenes Albummotto ist. So wird im Opener "Apocalyptic Doomsday" gleich die Welt gen Untergang geschickt:
"A storm is brewing off in the Atlantic and it's mammoth Enough to conquer the planet by the dawn of the sabbath [...] With damaging winds enough to wipe the planet of sin Again and again, welcome to the end of the end Apocalyptic doomsday causing a flood Turning bodies to mud in a tsunami of blood"
Lustigerweise beginnt der musikalische Einstieg beileibe nicht so stürmisch, die ruhigen Klänge erinnern vielmehr an das, was auch die Lynguists beizeiten als relaxte Nummern einschoben. "2013" geht, wie schon der Opener, auf Ricky Raw's Kappe und ist noch ein Stück smoother konzipiert. Damit streicht Ricky den Award für die beste Arbeit seitens der Beats auf diesem Album ein. Denn im weiteren Verlauf zeigen sich nicht alle Beatbastler in so einwandfreier Form: Was Tonedeff in "Bionic" zusammengeschraubt hat ist noch Geschmackssache, das trockene "Save You" jedoch gibt nicht viel her. Im Anschluss folgt ein sehr ernster Song, in dem SOS über einen Quincy Tones-Beat über "The Balance", das Gleichgewicht einer Beziehung, berichtet. Erinnerungen an CL-Tracks werden wach. In "Exposé" findet sich das schon erwähnte Instrumental, das von Pedro y El Lobo sehr ansprechend ausgekleidet wurde. "I Can't Sleep" gab es schon auf Krohme's letztjährigem Album, dort allerdings mit Raps von Planetary und King Syze, denen SOS um einige Längen voraus ist. Mit "Time Capsule" kommt das Endzeitthema wieder ins Bild, während "Welcome To The Future" fast ausschließlich ein Instrumental ist.
Damit ist das Album bei seinem Ende, während der Hörer mit der Erkenntnis von dannen zieht, dass auch Mr. SOS auf Solopfaden etwas taugt. Der Sound ist weitestgehend gut gewählt, versinkt nicht (wie bei den CunninLynguists) in durchgehender Ernsthaftigkeit und bietet Abwechslung. Kurzum, Mr. SOS profiliert sich als Soloartist - damit dürfte das Ziel dieser Scheibe auch schon erreicht sein. "How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb", auch wenn es kein überragendes Album ist, übernimmt einerseits das CunninLynguists-Publikum, vergisst andererseits jedoch auch nicht, seine eigenen Akzente zu setzen. Gelungener Einstand für Mr. SOS.
Label: Diplomat Records (E1 Music) / Columbia Records
Tracklist: 01. Intro (Feat. Starr) 02. Pulling Me Back (Feat. Chink Santana) 03. Let It Out 04. How To Be A Boss (Feat. Ludacris & NOE) 05. Medicine (Feat. NOE & Chink Santana) 06. Frienemies 07. Precious (Feat. Ryan Leslie) 08. Blow The Bank (Feat. Oshy & Starr) 09. This Is For My Bitches (Feat. Oshy) 10. Girlfriend (Feat. Juelz Santana & Oshy) 11. This Is The Life (Feat. Starr) 12. My My My (Feat. Rowanna) 13. Pop Off (Feat. NOE & Mel Matrix) 14. Pop Champagne (Feat. Juelz Santana & Ron Browz) 15. Rain (Feat. Rell, NOE & Starr) 16. Na Na Nana Na Na (Feat. NOE & Brittney Taylor)
Review: Wer hätte es sich um 2003 träumen lassen, dass die Harlem-Quatschbrüder Jim Jones, Juelz Santana und Cam'ron einmal dort stehen würden, wo sie jetzt sind: Die Diplomats gibt es nicht mehr (wofür auch, wenn Jim Jones eine eigene Gruppe, die Byrdgang, am Start hat), Mentor Cam'ron wurde überrundet und Jim Jones steht vor seinem ersten Major-Label-Debüt. "Pray IV Reign" heißt das neue Werk und das inzwischen vierte Album, das auf die Unterstützung von Columbia Records bauen kann. Um der Bootleg-Gemeinde zuvorzukommen, präsentiert Jones das Album auf seiner Myspace-Seite, wo es (derzeit noch) für jeden anhörbar ist.
Zu Beginn muss man Jimmy diesmal gratulieren, bei seiner Cover-Wahl voll ins Schwarze getroffen zu haben. Die Abwendung von Fotos seiner (fragwürdig anschaulichen) Person selbst hin zu einem Foto von Thi Chien war für mich ein ausschlaggebender Grund, überhaupt in das Album reinzuhören. So blauäugig, infolge auch einen kompletten Wechsel der musikalischen Orientierung zu erwarten, sollte man jedoch nicht sein. Allerdings und immerhin stellt man schnell fest, dass nicht das ganze Album im Stil von "Pop Champagne" gehalten ist. Diese erste Single des Albums ist geprägt von Ron Brownz'schem Autotune und unterstreicht auf grauenvollste Art und Weise, dass der Gesang des EtherBoy's trotz des kaschierenden Effekts so unangenehm klingt, dass man sich fragen muss, was dieser Schund auf einem professionellen Album zu suchen hat. Paradox, dass ein für die LP eher unrepräsentativer Song als Club-taugliche Single herhalten muss. Denn egal, wie sehr man den Rest des Albums nun schätzt, er ist Autotune-frei. Und wo nervtötendes "We gettin money like Na Na Nana Na Na"Gefasel noch auf ähnlichem Niveau dümpelt, da begeht das Album seinen Einstieg im "Intro" dank gekonnt relaxter Produktion von No I.D. äußerst vielversprechend. Nichtsdestotrotz dreht sich Jimmy's Welt hauptsächlich um die grünen Scheine und die Dinge, die sich damit kaufen lassen. Der einzige Track, der an ältere Dipset-Zeiten erinnert, ist das aufschneiderische "How To Be A Boss" mit Ludacris und einem klotzigen Streicher-Instrumental. Produziert wurde es ausgerechnet von Ron Browz, der lustigerweise mit diesem und seinem dritten Beitrag zu den besseren Momenten des Albums beiträgt. "Rain" ist ebenfalls von Browz und kann als seltener, ernst gehaltener Moment des Albums punkten. Hier passt sogar die Hook, gesungen von Rell. Der oft vertretene NOE (zur Orientierung: Jenes Mitglied der Byrdgang, das wie Jay-Z klingt) sticht seinen Chef regelmäßig aus - was bei Jim Jones natürlich auch keine allzu große Herausforderung darstellt. Während Juelz Santana zwei blasse Auftritte hinlegt, bleibt vom Rest der Byrdgang nicht viel in Erinnerung. Generell bietet das Album seitens der Raps keine wirklich erwähnenswerten Momente - doch wer erwartet das bei einem Jim Jones schon? "Frienemies" kocht seine Thematik (gerichtet an Cam und Max B) nicht halb so warm auf, wie der Titel glauben macht und "Pussy is my Medicine" entpuppt sich als Totalausfall - da kann noch so oft die Vorstellung einer Welt, in der sich alle Frauen willig anbieten, proklamiert werden. Zwischen einem plumpen "Pop Off", dem Beat-lich unbedeutenden Tribut an Stack Bundles ("My My My" und einer ganzen Reihe an ebenfalls austauschbar aufgebauten Songs findet sich noch ein Anspieltipp: Supa Dave West schustert für "Let It Out" ein starkes Instrumental, von dem Jones auf den besten vier Minuten des Albums zehrt.
Alle, die mit diesem Album einen Totalabsturz erwartet haben, werden enttäuscht sein. Jim Jones wird zwar in diesem Leben kein wirklich guter Rapper mehr, das muss er jedoch auch nicht, um eine Hand voll guter Tracks zustande zu bringen. Nüchtern betrachtet ist dieses Album auch nicht mehr. Je nachdem, wo man seine Erwartungen angesetzt hat, kann man durch dieses Resultat schon positiv überrascht sein. Letztendlich bleibt das Cover immer noch der schönste Teil des Albums, der Rest ist meistens nichts Halbes und nichts Ganzes. Auf seiner Myspace-Seite kann man vorbeischaun, kaufen muss bzw. sollte man "Pray IV Reign" nicht.
Tracklist: 01. Do Work 02. Hardly Say (Remix) (Feat. Bootie Brown) 03. Syrup 04. Lemon 05. Fried Rice 06. Stained 07. Funky (Feat. Psy) 08. Drip Drop (Feat. Kissey Asplund) 09. Boohoo 10. Clap Yer Feet 11. Trudgin 12. Mothballs 13. Isn't Over 14. It's Lowdown 15. Bored (Feat. Psy) 16. Be Alright 17. Riverside 18. Rock The Yacht
Review: Viele Artists rühmen sich damit, zu den emsigsten ihrer Zunft zu gehören. Moka Only kann das belegen. Inzwischen wandert er schon auf die 30 zu - hinsichtlich veröffentlichter Alben! Doch als Solo-Artist mit kreativer Ader, vor allem jedoch als Multitalent, das seine Alben selbst produziert, sind dem Kanadier wenige Grenzen gesetzt. So entsteht auch sein neustes Album fast in kompletter Eigenregie. Eine kleine Zahl an Gästen, und fertig ist "Lowdown Suite 2: The Box". Nach einer Vielzahl an Labels (und nachdem "Lowdown Suite" noch über Battle Axe erschien) findet sich Moka diesmal bei Feelin' Music ein.
Was soll man also erwarten von einem Artist, der in guten Zeiten vier Alben pro Jahr veröffentlicht? Mit "Carrots And Eggs" liegt der letzte Auswurf ja auch erst ein halbes Jahr zurück. Wurde jenes Album noch gänzlich selbst produziert, so steuert hier der neue Labelchef Chief einen Beat bei, nämlich gleich den zum Opener "Do Work". Erstaunlicherweise darf man hier den Pressetext einmal für bare Münze nehmen: "...deconstructed beats, lo-fi sampling, moody ambiences, scratchy loops" - genau das ist der zweite Teil von "Lowdown Suite". Vor allem der Lo-Fi-Charakter ist es, der über das ganze Album hinweg durchscheint. Dabei ist die volle Dosis Moka einerseits des Albums größte Stärke, gleichzeitig aber auch der größte Kritikpunkt: Moka's Raps und seine Instrumentals gehen eine Symbiose ein, in der die gemächlichen Vocals einen sehr trefflichen Untersatz an Beats bekommen und in der selbige Beats durch ebenjene Raps voll zur Geltung gebracht werden. Während sich Moka Only durch sein Album brummt, sitzt er immer in seinem instrumentalen Berg aus Moos (nicht zu verwechseln mit dem Mossberg), der für eine sehr wohlige Atmosphäre sorgt. Genau das hindert das Album jedoch auch daran, wirklich im Gedächtnis hängen zu bleiben - denn die großen Überflieger-Tracks sucht man vergeblich. "Funky" ist das Album auf jeden Fall, und auch der Auftritt von Psy (der ein bisschen wie Chali 2na's kleiner Bruder klingt) passt ins Bild. Regiert hier noch die Drumline, so umgeben den Hörer in "Lemon" oder "Stained" knietiefe Basslines, in denen sich Moka's monotoner Flow wohl fühlt. Neben Psy gibt es Gast-Raps von Pharcyde-Mitglied Bootie Brown, der schon auf "Carrots And Eggs" zugegen war und es sich hier im zurückgelehnten "Hardly Say" gemütlich macht. Moka Only lässt die Hörerschaft wissen, dass er in seiner eigenen Welt lebt, die komplett ohne aktuelle Trends und sonstigen Schnickschnack auskommt. Und wer diese Welt betritt, dem mag es - bezeiten - ähnlich ergehen. Doch so herrlich unbeschwert wie z.B. "Isn't Over" präsentiert sich nicht jeder Song. Wo die tonnenschweren Klavierklänge in "Trudgin'" noch ihren Reiz haben, mutet "Clap Yet Feet" mehr wie ein Totalausfall an, der ein Loch in den Stimmungsteppich der Platte reißt. Andere Stücke hingegen zünden einfach nicht und bleiben damit auf der Strecke: "Bored" schlägt sich noch recht wacker, "Rock The Yacht" hätte man weglassen können. Dann doch lieber die soulige Hook von "Be Alright" oder das angenehme Saxophon in "Mothballs". In der Tat kommt ein alter Kleiderschrank, in dem Moka Mottenkugeln aufhängt, dem musikalischen Bild der LP relativ nahe. Für diesen Schrank sind die Vocals der Schwedin Kissey Asplund eine nette Abwechslung, auch wenn er mit seinen typischen Stücken à la "It's Lowdown" alleine zurecht käme.
So abgeschottet, wie Moka Only und sein Album klingen, fällt es schwer, einen Vergleich mit anderen Alben zu ziehen. Sei es so beschrieben: Wer in Moka's Box steigt, der wird es nicht bereuen, der wird sogar für eine Zeit lang vergessen, dass es noch eine Welt außerhalb dieser Box gibt. Verlässt mab die Box dann allerdings, wird man wiederum bald vergessen haben, dass sie existiert. Denn das ist Moka's Problem: Er bietet keine nennenswerten Highlights, die den Hörer mit diesem Album verbänden. Hinzu kommt ein Aussetzer und eine Prise Mittelmaß, und schon sind die eigentlich guten Voraussetzungen für ein großartiges Album dahin. Doch trotzdem sei noch einmal bemerkt: Das Hören von "Lowdown Suite 2" sei allen, die mit dem beschriebenen Sound etwas anzufangen wissen, dringendst empfohlen, denn bezüglich seiner Atmosphäre ist diese Scheibe nicht zu verachten.
Label: Hall Of Justus Music Group / Traffic Entertainment
Tracklist: 01. Intro 02. Suicide Music 03. The Age (Fish) 04. Bang 05. 4 Cornered Room 06. Connector Man 07. TKO (Feat. Phonte, Chaundon & Sean Price) 08. Policia 09. The Greatest (Feat. Dasan Ahanu) 10. Fly So High 11. Looking Glass 12. 14 Grams
Review: L.E.G.A.C.Y. ist nicht gerade der Rapper, den man immer voll auf dem Bildschirm hat. Als einer der North Carolina-MCs aus der Justus League hat man eventuell noch sein Debüt aus dem Jahr 2006, "Project Mayhem", im Hinterkopf. Ansonsten tauchte der Emcee mit dem apronymisierten Namen hier und da als Feature-Gast auf, ohne jedoch viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das wird sich wohl auch mit dem neuen Werk nicht ändern. Über Hall Of Justus wird es veröffentlicht, produziert wurde es komplett von Khrysis, der sich hinter 9th Wonder getrost Nummer zwei in der J-League nennen darf. Damit ist auch schon grob umrissen, was "Suicide Music" so bietet.
Life Ends Gradually And Changes You - ob das in Einklang mit Suizid zu bringen ist, sei einmal dahingestellt. Doch immerhin scheint sich L.E.G.A.C.Y. mit dieser Thematik auseinanderzusetzen; zumindest genug, um sein Album danach zu benennen. Wobei der Begriff Album bei einer Spielzeit von knapp über 30 Minuten ebenfalls fragwürdig ist. Doch wie auch immer, in jedem Fall sollte es oberstes Ziel der Stagnationsweltmeister aus der HoJ sein, ein bisschen Bewegung in ihren Laden zu bekommen. Ob da eine komplette Produktion von Khrysis das Richtige ist, beantwortet sich eigentlich direkt von selbst, da der Produzent in der letzten Zeit durch hochgradig durchschnittliche Arbeit auffiel bzw. nicht auffiel. Doch ein Zugeständnis darf man dem Album machen: Es tut sich etwas - nicht viel, aber anscheinend ist die Message, dass man etwas ändern muss, inzwischen auch bis zu den Künstlern selbst vorgedrungen. Die ersten Punkte streicht L.E.G.A.C.Y. mit einem Kracher nach altem Rezept ein: Der Titeltrack "Suicide Music" fährt eine typische Drumline auf und bekommt ein Pitch-Voice-Sample aufgesetzt, begeistert aber trotzdem vom ersten Moment an. Doch da Khrysis keine neun weiteren Male eine ähnliche Qualität auftischt, wird das Album - wie so viele andere auch - den Erwartungen gerecht und nistet sich im Durchschnitt ein. Wenn L.E.G.A.C.Y. in seinem "4 Cornered Room" sitzt, ist das schön und gut, doch selbst inhaltlich muss man ihm als Hörer dabei keine Gesellschaft leisten. Hasstiraden auf die "Policia" sind beileibe nicht neu und klingen hier zu allem Überfluss auch noch reichlich unglaubwürdig. "TKO" schließlich bietet vollkommene Langeweile, während man einen Sean Price dank seiner gefühlten 100 Features im letzten Monat nicht mehr mit offenen Armen empfängt. L.E.G.A.C.Y.'s persönliches Problem ist ein Mangel an Charisma, der ihn zusammen mit seiner sonstigen, in keinster Weise außergewöhnlichen Erscheinung am Mic zu einem Standard-Emcee verdammt, der mehr als andere auf gute Produktionen angewiesen ist. Doch "The Age" beispielsweise ist viel zu einfallslos, um eine echte Hilfe für den HoJ-Emcee zu sein. Der Vorab-Single "The Greatest" ergeht es ein bisschen besser, ihren Titel hat sie dennoch nicht verdient. Neben dem Titeltrack das zweite Highlight ist das eingängige "Fly So High", das zu meinem großen Vergnügen nochmal volles Tempo geht. "Looking Glass" zeigt zum Abschluss gute Vorsätze, will mit einem Voice-Sample von Kraftwerk dann aber einfach absolut nicht passen.
So richtig will sich das Album auch nach mehrmaligem Hören nicht in seinen Kontext rücken, das Cover bleibt ebenfalls ein Fremdkörper. Doch das wäre kein Problem, wenn sonst alles stimmen würde. Tut es jedoch nicht. Khrysis zeigt zwar mit seinen Beats zu diesem Album erste Schritte zu Veränderungen seiner eingerosteten Standard-Schiene, das Beimischen einiger anderer Produzenten hätten jedoch unter Umständen besser funktioniert. Für Justus League-Fans sollte die Scheibe alleine wegen der zwei hervorragenden Tracks interessant sein, da sich auch der Rest problemlos anhören lässt. Als Album überzeugen kann "Suicide Music" den durchschnittlichen Rap-Fan dagegen nicht wirklich.
Tracklist: 01. Its Time (Produced by Easy Mo Bee) 02. Watch How It Go Down (Produced by DJ Premier) 03. Respect My Walk (Produced by Buckwild) 04. Hood Shit (feat. Prodigy of Mobb Deep)(Produced by The Alchemist) 05. Float (Produced by Nottz) 06. Please Don’t Go (Produced by Nottz) 07. How We Rock (feat. Bun B of UGK)(Produced by DJ Premier) 08. Drugs Crime & Gorillaz (feat. Sheek Louch & Freeway)(Produced by Nottz) 09. In The Streets (feat. Lil Fame of M.O.P.)(produced by Hi-Tek) 10. So Amazing (Produced by DJ Premier) 11. Sorry I Lied (Produced by Large Professor) 12. We Killin Ourselves (Produced by Pete Rock) 13. The Chosen (Resurrecting The Game) (Produced by Havoc)
Review: Rappen ist in, keine Frage. Ständig versuchen Newcomer sich festzusetzen, manche mit mehr, manche mit weniger Erfolg. Manche schaffen es in kurzer Zeit sich zum neuen Hoffnungsträger einer ganzen Stadt oder gar Küste aufzuschwingen. Termanology ist wohl einer der letzteren. Durch seine Mixtapeserie "Hood Poltics" machte er auf sich aufmerksam, nicht nur bei den Fans, auch bei den Produzenten und Rapper der Szene. So brachte Termanology für sein Debütalbum ein Produzenten Line-Up zustande, was seines gleichen sucht. DJ Premier, Pete Rock, Hi-Tek und Co. geben sich die Klinke in die Hand und lassen die Herzen der Heads höher schlagen. Die Erwartungshaltung ist hoch, doch kann der junge Massachusetts MC dieser auch gerecht werden?
Der Auftakt "It's Time" in "Politics As Usual" ist im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich nichtssagend. Auf einem chilligen Beat von Easy Mo Bee wiederholt Term Schlagworte. Wesentlich mehr Wirbel verursacht da "Watch How It Go Down". DJ Premier kommt mit einem Brett von Beat um die Ecke und Term zerreißt diesen in einer Art und Weise, die dem Hörer klar machen sollte, warum Leute wie z.B. Premo große Stücke auf den Jungen halten. Ein absolutes Highlight. Für die Produktion von "Respect My Walk" zeigt sich D.I.T.C. Mitglied Buckwild verantwortlich und auch dieser liefert ordentliche Arbeit ab. Leider kann Termanology da nicht so ganz mithalten, was ziemlich schade ist. Nach einem Flowfeuerwerk sind hier eher Wunderkerzen angesagt. Zum Glück geht es mit "Hood Shit" wieder bergauf. An der Produktion, die dieses Mal von Alchemist kommt, gibt es wiedermal nichts auszusetzen. Inhaltlich ist auf "Hood Shit" der Name Programm. Term und Prodigy verbreiten in Zusammenspiel mit dem Beat eine gefährliche, düstere Stimmung, "Hood Shit" eben. Dope. Das kann man von "Float" nicht unbedingt behaupten. Term quatscht über's Kiffen und dafür ist der Nottz Beat nicht entspannt genug und die Float Einspielungen in der Hook gehen mir etwas auf die Eier und zerstören die Atmosphäre, schade. Nottz macht seine Sache auf "Please Don't Go" besser, aber Term entscheidet sich unglücklicherweise dafür weiterhin über Belangloses zu rappen. Nach den Drogen sind diesmal die Ladys dran, eher gesagt die Groupies. Meiner Meinung nach hat sowas auf so einem Album nichts verloren und irgendjemand hätte Term sagen sollen, dass dieses Thema mehr als ausgelutscht ist und es deshalb auch mehr als schwer ist, da noch etwas heraus zuholen. Nach zuletzt eher harmonischen Tracks, werden auf "How We Rock" rauere Töne angeschlagen. Hinter den Reglern sitzt erneut der Meister DJ Premier und Verstärkung gibt es in Form des verbliebenen UGK Mitgliedes Bun B. Um es kurz zu machen, alle Beteiligten erledigen ihre Arbeit sehr ordentlich und heraus kommt ein fresher Track. Auf "Drugs, Crime and Gorillas" wird das übliche geboten. Term flowt zwar ganz ordentlich, aber Sheek ist leider kein begnadeter Rapper und Freeway kann einfach mehr. Bei Nottz bin ich mir da nicht so sicher, da er jetzt zum zweiten Mal negativ auffällt und hier den wahrscheinlich schlechtesten Beat des Albums abliefert. Das Thema bleibt das gleiche, aber Hi-Tek stept das Ganze mal eben ordentlich auf. "In The Streets" ist energiegeladen wie Batterien, sowohl auf instrumentaler, als auch auf raptechnischer Ebene. Term und Lil Fame wissen zu überzeugen, was mich zuversichtlich in Richtung ihres Kollaboalbums blicken lässt. Von Sound her ist "So Amazing" ähnlich wie seine Vorgänger, was aber nicht negativ aufgefasst werden soll, schließlich handelt es sich hierbei um eine weitere Premo Produktion. Premo ist halt Premo und der Beat folglich ein Brett. Termanology rappt über seine Vergangeheit, als Unsigned Artist und sich seinen Frust von der Seele. Großes Kino, wie'n Cinemax. Bei "Sorry I Lied To You" frage ich mich, ob das schon als Entschuldigung für dieses Album gewertet werden soll, was bisher die Erwartungshaltung nicht erfüllen kann. Large Pro hat schon bessere Beats gebastelt und Term weiß mit diesem unaufgeregten bis langweiligen Instrumental scheinbar wenig anzufangen. Da wird mit "We Killin Ourselves" schon mehr geboten. Pete Rock liefert eine ordentliche Hook plus einen schönen Beat und es wird auch inhaltlich wieder mal mehr als Standard dargeboten. Ich find's nice, weil das Leben auf den Straßen kritisch beäugt, anstatt wie bei den meisten Rappern glorifiziert wird. Den Abschluss bildet "The Chosen One", das, wie der Name es schon vermuten lässt, Selbstbeweihräucherung in Form eines Representers bietet. Leider muss man abermals sagen, dass Term sowas auch schon in besser geboten hat, obwohl es flowtechnisch eine der besseren Leistungen auf diesem Album ist, trotzdem springt der Funke nicht wirklich über.
Am Ende dieses Albums stellt sich bei mir die Frage, ob ich zu viel von diesem Album erwartet haben oder ob Term vielleicht doch nicht so gut ist, wie ich es gedacht/erhofft hatte. Eine Antwort auf diese Frage habe ich nicht, es steht aber fest, dass "Politics As Usual" nicht gerade berauschend ist. Der beste Track des Albums ("Watch How It Go Down" ist schon gut zwei Jahre alt und von den berappten Themen her ist das schlicht und einfach Standard. Auch seinen weltklasse Flow hat Term zu größten Teil zu Hause gelassen, was mehr als bedauerlich und unverständlich ist. Warum auf der kleineren (Mixtape-)Bühne alles in Grund und Boden spitten, nur um dann auf der großen (Album-)Bühne teilweise einfallslose Flows zu bieten und sich auf das im Takt rappen zu beschränken. Auch die Entscheidung, gleich drei Nottz Beats zu picken und dafür seinen großen Förderer Statik Selektah außen vor zu lassen, ist ziemlich merkwürdig. Alles in allem ist "Politics As Usual" solide, mehr aber auch nicht, schade.
Tracklist: 01. Push 02. House Of Broken Mirrors 03. My Old Gold Chain (Feat. Slaine) 04. Coca 05. Ruthless (Feat. Sean Price & J The S) 06. Company Of Saints 07. Deadly Toxins (Feat. Reks) 08. Believable 09. Bullshit (Feat. Reef The Lost Cauze) 10. Psycho 11. Pig Pen (Feat. Skinny Cavallo & Lateb) 12. Alone 13. Silence Me (Feat. Rite Hook) 14. Krush 15. Holy Roller (Feat. The Greater Good) 16. Christopher Walken Speaks (Feat. Ricky Mortis) 17. No Savior (Feat. Blak Madeen) 18. Cry Now Laugh Last 19. Down And Out 20. For The Hell Of It (Feat. Lateb)
Review: Wer sich mit dem Kreis um Leedz Edutainment erst seit der "Mass Movementz: The Album"Scheibe auseinandergesetzt hat, der wird wenig begeistert von der Nachricht des Erscheinens dieses Albums sein. So war Amadeus The Stampede einer jener Unbekannten, die dort neben diversen Indie-Größen zu hören waren, aber nicht im Gedächtnis hängen blieben. Nun bekommt Amadeus also die Chance zum Solo-Shot, was eine nähere Betrachtung seiner Person mit sich zieht. Diese fördert zutage, dass der Herr weder ein kompletter Neuling noch ein vollkommen austauschbarer 08/15-Emcee ist: Schon seit einiger Zeit betreibt der Bostoner den Mic-Sport, während sein bisheriger Lebensweg von Gewalt gezeichnet ist (Gefängnisaufenthalt inklusive) und er 2002 als schizophren diagnostiziert wurde. "House Of Broken Mirrors" ist also das Album, das dies alles verarbeitet.
In erster Linie dient das Album als Vorführung der Fatalität von Compilations wie "Mass Movementz" bezüglich der Beurteilung unbekannter Emcees und ihres Könnens aufgrund eines kurzen Auftritts. Ich persönlich hätte Amadeus bei meiner Unkenntnis früherer Erzeugnisse und nur nach Hören seiner zwei Auftritte auf der Leedz-Scheibe niemals ein Album wie dieses zugetraut. An seiner stimmlichen Unauffälligkeit ändert sich natürlich nichts, doch der fest in die Beats zementierte Flow zeigt eine unverhoffte Stärke, die sich in der Wahl von einprägsamen Worten manifestiert:
"Highway to hell, the life of a heathen At the crossroads, I don't like what I'm seeing Frightened and fiendin', fightin' my demons Struggling, from the daylight to the p.m. Bugging out, every single night that I'm breathin' Voices in my head, please silence the screamin'"
Außerdem wirft Amadeus sein Stimmorgan immer mit vollem Einsatz gegen das Mic, wie auch bei den gerade zitierten Zeilen aus dem Titeltrack "House Of Broken Mirrors". Es muss natürlich von Anfang an unterstrichen werden, was außerdem zur positiven Überraschung beiträgt: Die Produktionen sind nicht im Ansatz mit denen auf dem Leedz-Album zu vergleichen, obwohl es eine ganze Reihe an Überschneidungen hinter den Reglern (Matty Trump, Nox Beats, J Scrilla, J. Ferra) gibt. Auf einmal ist hier Atmosphäre vorhanden, auf einmal nehmen die Instrumentals die nötige Fahrt auf, die dem Stampede zu seinen Erfolgen verhilft. Thematisch bewegt sich Amadeus dabei immer zwischen Eigentherapie und den üblichen Berichten über Leben und Gewalt im direkten Umfeld. Vor allem, wenn hoher Besuch zugegen ist, werden die Songs der gewohnten Schublade entnommen: "Ruthless" mit einem mehr oder weniger unnötigen Feature von Sean Price (nicht schlecht, nur nicht wirklich ins Bild passend) und "Bullshit" hätten am ehesten auf die Leedz-Scheibe gepasst. Viel besser sind die düsteren Solo-Tracks, auf denen Amadeus seine Stärken voll ausspielen kann. "Believable" profitiert von der Loptimist-Produktion, zeigt aber auch, dass Amadeus als Einzelkämpfer besser fährt. "Deadly Toxins" funktioniert trotz Feature, da Reks und Stampede sich gekonnt sämtlichem Konsum-Gift widmen. Eigentlich jedoch nicht nötig, denn eines der Meisterstücke des Albums fasst die Quintessenz der LP (und damit auch das obige Thema) schon zusammen: "Psycho" ist einerseits von Stu Bangas mit grandiosem Streicher-Kostüm bekleidet und fasst zudem alle Laster von Amadeus zusammen, die ihn zu jenem "Psycho" gemacht haben: In Gewalt, Sex und Drogen wird der Song aufgeteilt und beschreibt pro Verse chronologisch die erschreckenden Erfahrungen, die dem Protagonist widerfahren sind (z.B.: "Smoked for the first time by the age of nine / Three years later I was always high / Age 14, certified alcoholic / Mom's so scared, she used to buy me all of it". Gestützt wird die Atmosphäre zudem von einer Vielzahl an Film-Dialogen, die am Ende vieler Songs eingesampelt werden und als Überleitung fungieren. So wandern Filme wie "The Shining", "Apocalypse Now", "Cobra", "In The Mouth Of Madness" und sogar ein Zitat von Carl Gustav Jung ins Album. Beim Highlight der Scheibe, dem Genickbrecher "Company Of Saints", zeigt Amadeus, dass er auch bei Hooks zu überzeugen weiß. In anderen Songs wiederum gibt er diese Aufgabe an passende Gäste ab: "Silence Me" gerät durch Rite Hook sehr ernst, während "Holy Roller" eher als Auto-Material taugt. Wenn die negativen Aspekte bisher unter den Tisch gefallen sind, dann deshalb, da sie hier stark im Hintergrund stehen und die mittelmäßigen Tracks immer akzeptabel ausfallen.
Wer hätte es gedacht? Ich nicht. Amadeus The Stampede tritt aus dem Schatten seiner Bostoner Kollegen und präsentiert sich mit diesem Album als äußerst eigenständiger Emcee, der zu weitaus mehr als bloßem Mittelmaß fähig ist. Sicherlich hat er ein glückliches Händchen bei der Wahl seiner Beats bewiesen, ohne welche das Album nicht so gut gelungen wäre. Doch auch sonst ist die Mischung aus gut angerichteten Alltags-Raps und Persönlichem gut verknotet worden. Wer einen Amadeus The Stampede bisher garnicht oder nur als profillosen Standard-Rapper auf dem Bildschirm hatte, der sollte sich überlegen, ob er nicht ein wenig Zeit investieren möchte, um mit "House Of Broken Mirrors" eines der besseren Alben dieses Jahres kennen zu lernen.
Tracklist: 01. Intro (Prod. by Brisk Fingaz) 02. Meine Zeit (Prod. The Royals) 03. Hand in Hand (Prod. Jonny Chash) 04. Einer aus dem Volk (Prod. Union Beats) 05. Mas Techno (Prod. Brisk Fingaz & Sti) 06. Hollyhood (Prod. SeriousSam) 07. Es zählt jede Sekunde (Feat. C.J. Taylor) (Prod. by Brisk Fingaz) 08. Dream (Feat. Mario Winans) (Prod. by Brisk Fingaz) 09. Das gewisse Etwas (Prod. by Beatgees) 10. King of Rap (Prod. by Shuko) 11. Deutschland 12. Die drei Löwen (Feat. Sonic & Beirut) 13. Blutsbruder 14. Weil wir der Wahrheit nicht ins Auge sehen (Feat. Beirut) 15. Alles oder nichts (Feat. Beirut) 16. Ich bin deutscher Hip Hop 17. Rockballade
Review: In der Kategorie meistdiskutiertester Künstler innerhalb der Deutschrapszene 2008 wird man wohl nicht an dem Namen Massiv vorbeikommen. Zuerst der Major Deal mit Sony, dann der viel diskutierte Attentatsversuch auf den Rapper und schließlich die Veröffentlichung seines zweiten Albums "Ein Mann, ein Wort". Mangel an Gesprächsstoff gab es quasi nie. Nachdem der Neu-Berliner mit seinem Erstlingswerk bis auf Platz 18 in den Charts vorrücken konnte, veröffentlicht Massiv nun genau ein Jahr später sein drittes Album mit dem Titel "Meine Zeit". Wie auch schon beim Vorgänger wirkte hier erneut die Creme de la Creme der deutschen Producer mit und so steuerten unter anderem Brisk Fingaz, Shuko, Sti und Martelli die Beats für den einst als Pitbull bekannten Rapper bei. Bei den Featuregästen backt man hingegen kleinere Brötchen, wobei sicherlich der Gastauftritt von R'n'B Star Mario Winans für Aufsehen sorgen dürfte. Ansonsten geben sich Rapsoul Sänger C.J. Taylor und Massiv's Labelkollegen Sonic und Beirut die Ehre. Viel wurde wieder einmal bereits im Vorfeld spekuliert und auch der Albumtitel gibt natürlich genug Gesprächsstoff für Fans und Kritiker her. Ob Massiv's Zeit nun wirklich gekommen ist oder ob es sich hier nur um leere Versprechungen handelt. Das gilt es hier nun herauszufinden.
Nach einem kurzen, aus einzelnen TV Ausschnitten zusammengeschnipselten "Intro", das noch einmal auf die bislang ereignisreiche Karriere des Rappers zurückblickt, geht es gleich auf zum Titeltrack "Meine Zeit". Auf einem wunderbar melodischen Instrumental von den Royals erklärt uns der Palästinenser, warum diese nun für ihn gekommen ist. Dieser erste Track dürfte viele Hörer wohl gleich vom Inhalt her richtig überraschen. Während andere Rapkollegen hier wohl erst einmal richtig auf die Kacke hauen und den Hörer mit knallharten Punchlines bombardieren würden, stimmt Massiv lieber sanftere und ehrlich wirkendere Töne an:
"Mir wird voll warm ums Herz, wenn ich daran denken muss / wie die Kinder sich mein Album kaufen kurz vor Ladenschluss / Dass ein Kind dann warten muss, man das tut mir ehrlich leid / am liebsten würde ich euch meine Platten eigenhändig verteilen."
Man merkt hier gleich zu Beginn, dass der geborene Pfälzer raptechnisch gesehen weiterhin nicht gerade Bäume ausreißt. Vergleicht man jedoch dieses Album mit seinem ein Jahr alten Vorgänger, lässt sich gleich zu Beginn eine, im wahrsten Sinne des Wortes, massive Steigerung feststellen, die sich auch im weiteren Verlauf der CD bemerkbar macht. "Hand in Hand" erweist sich, wie man vielleicht bereits vom Namen her schon vermuten konnte, als klassischer Kopf-hoch-Track. Mit Lines, wie: "Auch ich hab Dreck gefressen, man ich hab die Scheiße gesehen / ich bin durch Scheiße gegangen, ich hab die Scheiße erlebt" verdeutlicht Massiv selber noch einmal seinen steinigen Weg, den er im Leben bereits beschritten hat und möchte den Hörern mitteilen, dass dieser mit dem richtigen Kämpferherz zu bewältigen war. Denn schließlich ist auch Massiv selber nur "Einer aus dem Volk", der dieses zum gemeinsamen Zusammenhalt aufruft, was ihm zugleich eine vermeintlich messiashafte Stellung einbringt. Auch bei diesem Track ist eine positive Grundstimmung herauszuhören und man merkt hier wirklich, dass der Palästinenser gereift zu sein scheint. Eine Nummer, die meiner Meinung nach absolut nicht auf das Album passt und wohl auch nur auf Grund des momentanen Elektrotrends seinen Platz auf diesem gefunden hat, ist "Mas Techno". Zwar mag der Technobeat von Sti und Brisk Fingaz nicht wirklich schlecht sein, doch die daraus resultierende Hymne für "Die Raver aus dem Ghetto" wirkt bei Massiv doch arg befremdlich und steht ihm überhaupt nicht zu Gesicht. Nicht umsonst heißt es im Volksmund: Schuster bleib bei deinen Leisten. Einen Rat, den sich der Wahl-Berliner durchaus zu Herzen nehmen sollte. Zum Glück belässt es Massiv aber bei einem einzigen Ausflug in die elektronischen Gefilde und begibt sich bei "Hollyhood" wieder ins gewohnte Fahrwasser zurück. Hier lässt man den Ghettorapper, unter anderem mit Aussagen wie "Ich bring den kompletten Knast irgendwann zu Wetten Dass", wieder auferstehen. Allseits bekannte und bewerte Entertainment Kost, für die man Massiv entweder liebt oder hasst. Da überrascht es den Hörer doch um so mehr, wenn er dann anschließend einen gesellschaftskritischen Track wie "Es zählt jede Sekunde" zu hören bekommt. Zusammen mit Rapsoul Frontmann C.J. Taylor möchte Massiv unter anderem auf Korruption oder die Klimaerwärmung aufmerksam machen und fordert seine Hörerschaft zum handeln auf. Die Message ist vielleicht nicht so aufwendig verpackt, wie man es zum Beispiel bei einem Prinz Pi gewohnt ist, doch trotzdem verdient Massiv alleine für den Versuch, so einen Track auf sein Album zu packen schon einmal hohe Anerkennung, wenn man da doch an manche seiner alten Werke zurückdenkt. In "Dream" versucht der Pfälzer dann, seine sanfte und verletzliche Seite zu zeigen. Zusammen mit dem amerikanischen R'n'B Sänger Mario Winans, dessen Hook perfekt mit dem ruhigen von Brisk Fingaz produzierten Beat harmoniert, öffnet Massiv sein Herz und lässt uns Anteil haben an seiner großen Liebe. "Das gewisse Etwas" muss der Palästinenser sicherlich haben, anders wäre sein Hype wohl auch nicht erklärbar, aber ob ihn das dann gleich zum "King of Rap" macht, darf stark angezweifelt werden, denn dafür sind seine Argumente, die er aufbringt, einfach nicht überzeugend genug. Gangster hin, Ghetto her, Massiv auf Representer- und Battletracks will mir einfach nicht richtig ins Ohr gehen, dafür packt er einfach immer wieder zu oft seine alten Phrasen aus. Dann doch bitte mehr von Tracks im Stil von "Deutschland", der auf diesem Album in meinen Augen der Anspieltipp schlechthin ist und dessen Aussage durch Lines wie "Egal ob Russe, Deutsche, Türke wir sind alle gleich / in einem Land, wo man sich ehrenvoll die Hände reicht" für jeden Hörer klar verständlich sein sollte. Statt hier eine einzelne kulturelle Schicht herauszunehmen, fordert Massiv alle in Deutschland lebenden Menschen dazu auf, die Traditionen der einzelnen Kulturen zu respektieren und friedlich miteinander zu leben. Eine Einstellung, die sich manch einer vielleicht als Vorbild nehmen sollte. Es ist nicht gerade selten, dass ein Künstler mit seinem neuen Album auch gleich seine Labelkollegen mit ins Spiel bringen will. So geschehen bei "Drei Löwen", wo Massiv von seinen Al Massiva Signings Sonic und Beirut unterstützt wird. Leider fehlt den Dreien aber phasenweise der nötige Biss, um auf ganzer Linie überzeugen zu können, denn dafür wirkt das Dargebotene einfach zu plump. Als "Blutsbruder" bezeichnet man in der Regel einen Freund, auf den man sich bis in den Tod hinein verlassen kann, desto enttäuschender ist es dann natürlich, wenn dieser einen zu Lebenszeiten hintergeht, so wie es Massiv im gleichbenannten Track schildert. Beirut dürfte sich dabei aber nicht angesprochen fühlen. Dieser begegnet uns gegen Ende des Albums noch einmal auf "Weil wir der Wahrheit nicht ins Auge sehen" und bei "Alles oder nichts". Aber auch bei diesen zwei Gastbeiträgen mag der Funke nicht so wirklich rüberspringen und Beiruts Auftritt auf "Meine Zeit" bleibt weiterhin eher blass. Die volle Breitseite wird dann noch einmal auf den letzten beiden Tracks abgefeuert. Sowohl auf "Ich bin deutscher Hip Hop" als auch auf "Rockballade" haut der muskelbepackte Araber noch einmal richtig auf die Kacke und beendet sein drittes Album mit der gewohnt provokanten Härte, wie man sie schon aus den Vorgängern kennt.
Trotz vieler Unkenrufe aus dem Umfeld ist "Meine Zeit" ein überraschend ordentliches Album geworden. Mit einer gefühlvollen und teils nachdenklichen Performance schafft es Massiv wirklich, seine Hörerschaft mitzureißen, beziehungsweise sie zum nachdenken anzuregen. Klar kommt das Album auch weiterhin nicht ohne die üblichen Gangster- und Ghetto-Floskeln aus, doch werden diese auf dem Album diesmal sehr gering gehalten. Stattdessen bemüht man sich den Fans ordentliche Grundsätze wie Gemeinschaft und Zusammenhalt mit auf dem Weg zu geben. Auch die Produktion erweist sich wieder einmal als Sahnehäubchen, was aber bei dieser Produzentenliste auch nicht wirklich verwunderlich ist, und so kann man auch mal über die teils mäßigen Rapskills des Pfälzers hinwegsehen, wobei man auch hier fairerweise eingestehen muss, dass sich diese definitiv noch einmal verbessert haben. Mit Sicherheit wird Massiv nie zum besten Rapper in Deutschland werden, aber die Atmosphäre und die Authentizität, die er ausstrahlt, dürfte wohl für viele seiner Kollegen nur schwer erreichbar sein.
Tracklist: 01. Sonny Seez Intro 02. Romp 03. Question #3 (Skit) 04. It's Hot Down Here (Feat. Steven King) 05. Tonight (Feat. Greg Valentine) 06. In Here (SuperHeroSonny's Theme) 07. Dat Muzik 08. Find Out 09. Highway Of Life (Feat. Sunshine Woodall, Greg Valentine & Agallah) 10. Reelin 'Em In 11. Lot's Of Faith (The Recipe) (Feat. Killah Priest) 12. Gravy (Feat. Agallah) 13. See More Gains Intro 14. We Got Next (Feat. Steven King) 15. Where You At? 16. OvaAchieves 17. 10. OHH! 18. SharkZindaTANK (Feat. Steven King) 19. CerealWarZ 20. Brooklyn 21. Automatics (Feat. Steven King) 22. Fire (S.I.G.) (Interlude) 23. Blow Up (Excerpt) 24. Ha! Ha! 25. Let's Just (Interlude) 26. Drunk & High 27. Find Out (Outro)
Review: Eigentlich ein bemerkenswertes Ereignis: Das dritte Onyx-Mitglied wandelt endlich auf Solo-Pfaden. Sonny Seeza, in den ersten Tagen als Suavé und später als Sonsee oder Sonee Seeza bekannt, war immer derjenige, der hinter den Cousins Sticky und Fredro im Hintergrund stand, und damit seit dem Austritt von Big DS den mit Abstand am wenigsten beachteten Teil der Gröl-Formation darstellte. Während die Cousins schon 2001 ihre ersten Solo-Ergüsse unter die Massen brachten, blieb es um Sonee lange Zeit still. Nun endlich meldet er sich mit "Tytanium" zu Wort.
Mit 27 Tracks kommt man der Sache mit dem Begriff "Mixtape" jedoch ebenso nahe wie mit "Album". Schließlich finden sich auf der Scheibe auch bis zu neun Jahre alte Songs. Im letztendlichen Soundbild wirkt "Tytanium" wie eines dieser typischen Street- / Mixalben, die einen vollendeten Charakter vermissen lassen. Das liegt unter anderem daran, dass die teils sehr kurzen Titel nie, wie etwa bei einem Madlib, einem höheren Leitmotiv folgen. Auch eine gewisse Willkür bei der Aneinanderreihung der 27 Stücke macht sich beizeiten bemerkbar. Unterstützend wirkt hier der Fakt, dass es auch Sonny nicht gelingt, den Onyx-Sound vergangener Tage auf sein Album zu retten. Zumindest größtenteils nicht. Als Ersatz gibt es vom herkömmlichen Eastcoast-Rap bis hin zu widerlichen Club-Fusionen eine ganze Spanne an Szenarien, in denen sich der Bal-Hed unter Beweis stellt. Als logische Folge des atmosphärischen Wandels regiert hier auch nicht die Maxime, in jedem Song das Gebrülle des vorigen zu übertreffen. Deswegen, vielleicht auch um Eigenständigkeit zu demonstrieren, sucht man die zwei anderen Onyx-Gebrüder vergebens. Den Onyx-Fans sei zu "Dat Muzik" geraten, das noch am ehesten im Madface-Gewand daherkommt. Auch "Romp" schickt sich an, die härtere Schiene zu fahren, während an vielen Stellen einfach nur ein mehr oder weniger akzeptabler NY-Sound angestrebt wird. Dabei findet sich oft der aus Brooklyn stammende Steven King, häufigster Gast der Scheibe, ein. "We Got Next" passt dabei voll zu Seeza's Stimmlage und "Automatics" versucht sich in ungewohnten Gefilden, während Steven King immer eine solide, doch beileibe keine herausstechende Figur macht. Bemerkenswert sind die weiteren Gäste, die Sonsee für sich gewinnen konnte: Killah Priest und Agallah. Vor allem Zweiterer ergänzt sich stimmlich hervorragend mit Mr. Sonny und sorgt nebenbei auch für drei sehr genießbare Tracks. Von jenen ist "Highway", das Highlight dieser Scheibe, hervorzuheben: Eine eingängige Hook wird mit einer unglaublich smoothen Bassline kombiniert und ergibt einen bärenstarken Song fürs Auto. Hier läuft man auch All City's Greg Valentine über den Weg, womit wenigstens ein Bekannter aus dem Onyx-Umfeld vorbeischaut. Den zweiten Besuch auf "Tonight" hingegen kehrt man besser unter den Tisch: "If you wanna get it poppin', let's get it poppin' tonight". Noch viel schlimmer wird es, wenn in "Reelin 'Em In" ein Rihanna-Sample (ja, richtig gelesen) in den Song gepresst wird. "Lot's Of Faith" ist altbewährte Kost, wobei Priest weniger ins Album passt als ein Agallah. Neben dem überwiegenden Mittelmaß ist noch "CerealWarZ" mit unterhaltsamer Verpackung in diverses Stimmen-Gesample und mit ansprechendem Story-Telling erwähnenswert:
"This kid got life and was a serial killer by the name of Mikey A multiple murderer, said he liked it Slayed mad chicks - get it? He a lady killer Man, them chicks loved that lil nigga"
Man hat es schon geahnt - und ganz gemäß der minimalen Aufmerksamkeit, die dieses Werk erhielt, ist es beileibe nicht das Traumdebüt, das man sich von Sonee seit jeher gewünscht hat. Klar wird hier nicht so offensichtlich die eigene Seele verkauft wie etwa auf Fredro's Alben, doch weder gibt es den Onyx-Sound noch findet Seeza zu einem eigenen Stil. Ein bisschen Allerwelts-Eastcoast-Rap, glücklicherweise meist sehr annehmbar verpackt, ist durchzogen von einigen Ausreißern sowohl ins Positive als auch ins Negative. Hier wäre noch mehr zu holen gewesen, wenn aus den 27 Tracks ein richtiges Album mit höherer Qualitätsdichte geschaffen worden wäre. Dank seiner guten Momente bekommt "Tytanium" drei Kronen, jedoch mit starker Tendenz nach unten.
Tracklist: 01. Intro 02. ErSieSo 03. Nebenan 04. Straggln und Hassln 05. Yippieh 06. Heldenplätze 07. Nicht jeder 08. Zu schade für Sprache 09. BBQ 10. Klebeband 11. Eingefrorn 12. SMS 13. Streyt Häidn 14. Tanzen 15. Töchter 16. Drinnen 17. Herbst
Review: Rappers.in, jemand? Richtig, bereits Ende letzten Jahres wurde Alligatoahs rundum positives Album "In Gottes Namen" über Rappers.in veröffentlicht. Jetzt ist also Herr von Grau dran, ein 28 Jahre alter Berliner, der seit seinem zwölften Lebensjahr rappt und laut eigener Aussage viele verschiedene Persönlichkeiten in einer verbindet. Unter ihnen ist unter anderem ein Hip-Hop-Homie, ein kitschiger Popfan oder eine emotionale Esotante zu finden. Mal schauen, für wie viele dieser Persönlichkeiten "Heldenplätze" zu vergeben sind.
Auffallend ist, dass Herr von Grau dieses Album komplett alleine bestreitet, was heutzutage ziemlich selten geworden ist. Weder bei den Instrumentals noch bei den Raps hat jemand anderes als Herr von Grau seine Finger im Spiel gehabt. Angefangen zu produzieren hat er vor neun Jahren und man muss eingestehen, dass er sich durchaus zu einem guten Produzenten gemausert hat, der es versteht, seine durchweg guten Rapparts ansprechend zu untermalen. Sei es nun der relaxte Beat von "Heldenplätze", auf dem Herr von Grau unterhaltsam darüber berichtet, dass man den angestrebten Heldenplatz nur selten erreicht, wenn man unter Selbstüberschätzung leidet, oder das stark nach vorne preschende Instrumental von "SMS", welches den Berliner dabei unterstützt, den Hörern davon abzuraten, im besoffenen Zustand Kurznachrichten zu versenden, da man diese am nächsten Tag sowieso bereuen wird. Dieser Song ist das perfekte Beispiel dafür, dass wir es hier mit einem Album zu tun haben, mit dem sich fast jeder Mensch identifizieren kann, da der gute Herr von Grau fast ausschließlich alltägliche Situationen thematisiert, die nahezu jeder Mensch schon einmal durchlebt haben dürfte. Beispielsweise die Begegnung mit der begehrenswerten Nachbarin von "Nebenan", die man(n) sich nicht anzusprechen traut und stattdessen von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt. Doch das ist kein Grund, direkt den Kopf in den Sand zu stecken, denn schließlich haben auch andere Mütter schöne "Töchter". Wer kennt das nicht? Mit der Freundin, die man über alles liebte, ist Schluss, man versinkt in Selbstmitleid und vergisst dabei, sein Leben weiter zu leben und sich nach einer neuen Lebensgefährtin umzuschauen?
"Alter, ich muss blind gewesen sein Zieh sich einer mal die ganzen Mädels rein, die da am Weg gedeihn [...] Was für ein Anblick, dieses Gefühl hatt' ich lang nicht So, als ob mein Herz wieder ganz ist [...] Ich reiß die Augen auf, ich bin wie ausgetauscht Auf einmal tauchen lauter Frauen auf, ich glaub es kaum"
Da auch das musikalische Gewand sehr zu gefallen weiß, haben wir es hier mit einem grandiosen Song zu tun. Zu dieser Kategorie ist auch "Klebeband" zu zählen, das viele vielleicht schon durch das dazugehörige Video kennen. Hierbei handelt es sich um Herr von Grau's persönliches Statement zum Thema Meinungsfreiheit, welches ich ohne mit der Wimper zu zucken unterschreiben würde. Hier wird alles rausgelassen, was man in der Öffentlichkeit nicht sagen könnte, ohne dabei von der Gesellschaft schief angeguckt zu werden. Der druckvolle Beat verleiht dem Song eine nicht zu verachtende Durchschlagskraft. Etwas lockerer geht es dann bei "BBQ" zu. Herr von Grau berichtet auf sehr amüsante Art und Weise, wie er sein Geld für das Konsumieren von Alkohol auf den Kopf haut und sich im Nachhinein fragt, wie er nun die weitaus wichtigeren Dinge finanziell stemmen soll. Ebenfalls zum Schmunzeln gebracht wird der Hörer, wenn er Herr von Graus Berichten über das Leben "Drinnen" lauscht. Sicherlich wird es nach einer Zeit langweilig, die Zeit zu Hause totzuschlagen, aber immerhin senkt man die Wahrscheinlichkeit, sich irgendwelche Krankheiten einzufangen. Der depressiv angehauchte Beat unterstreicht die gedrückte Stimmung des Textes eindrucksvoll und ist ein weiteres Indiz für die Vielseitigkeit des Protagonisten. Dieser beschäftigt sich des Weiteren mit dem Konflikt zwischen Sozialisten und Neo-Liberalen ("ErSieSo", der Vorstellung seiner Traumfrau ("Zu schade für Sprache", dem Treffen mit unsymphathischen Menschen ("Eingefrorn" oder dem unnötigen Kopfzerbrechen über sinnlose Dinge ("Tanzen". Der einzige wirklich negativ zu erwähnende Song ist "Nicht jeder", was schade ist, weil wir es sicherlich mit einem weiteren Highlight zu tun hätten, wäre der Beat nicht so unpassend geraten. Lyrisch ist das nämlich wieder mal sehr gut, weil unterhaltsam ohne Ende. Doch dieser Absacker wird durch die hervorragenden Skits - "Straggln und Hassln" ist besonders zu empfehlen - und dem grandiosen Abschluss "Herbst" allemal wett gemacht.
Mit "Heldenplätze" hat Herr von Grau ein Album abgeliefert, das ohne Zweifel zu den bisher stärksten Alben des Jahres zu zählen ist. Der größte Pluspunkt der Scheibe ist, dass man einen gewissen OldSchool-Flavour erkennen kann, Herr von Grau jedoch eine Freshness an den Tag legt, die viele der sogenannten Neuerfinder des Raps blass werden lässt. Die Beats liegen auf der Höhe der Zeit, ohne sich diversen Trends anzupassen, Herr von Grau hat Skills, mit denen er sich vor niemandem zu verstecken braucht, und er schafft es, den Hörer in seinen Bann zu ziehen, was vor allem daran liegt, dass er Themen gewählt hat, bei denen fast jeder mitreden kann. Weiter so!
Tracklist: 01. The Life N Death Of My Hood (Feat. Dezrt) 02. We Can Make It 03. The Corner (Feat. Q) 04. Where Were U 05. On The Streets (Feat. Tragedy Khadafi) 06. Talk 2 Much (Feat. Siahlaw) 07. Blunted On A Rainy (Feat. Booda) 08. Marked For Death 09. Blood Ova Money (Feat. Dezrt, Booda & Q) 10. Deceased Thugz (Feat. Dezrt) 11. Untouchable (Feat. Raekwon) 12. Seen It All (Feat. Dezrt) 13. Chancery Lane (Feat. Dezrt) 14. Looking For The Enemy (Feat. Dezrt) 15. Princes Of New B. (Feat. Dezrt & 140 Thunda) 16. No Love (Feat. Big Noyd)
Review: Der hier im Mittelpunkt stehende Artist ist zwar von der Ostküste, doch man trifft ihn in keiner der großen Städte: Betrayl kommt aus New Bedford, MA. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, Kontakte bis ins Herz des Big Apple zu unterhalten, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass er bei seinen Einflüssen den QB-Sound längst vergangener Tage nennt. So wie er auf seinem Cover abgelichtet ist - inklusive Timberlands - sollte eigentlich kein Zweifel mehr bestehen, was einem auf dieser Scheibe blüht. Ein Blick auf die Gäste wischt alle weiteren Unsicherheiten hinfort: "The Life N Death Of My Hood" könnte gar nicht mehr nach klassischem BoomBap mit trockenem Ostküsten-Flavor riechen.
Wer sich Betrayl ("Verrat" nennt, dem muss im bisherigen Leben einiges passiert sein. Deshalb ist dieses Album auch ein Report aus der Hood, dominiert von Gewalt und Verbrechen. Die übliche Leier eben, die Thematik, mit der bis jetzt jedes klassische Eastcoast-Album (und auch viele andere) vollgestopft war. Zusammen mit einigen lokalen Kollegen und einigen NY-Größen geht Betrayl also ans Werk. Was dann dabei herausgekommen ist, unterstreicht einmal mehr die These, dass im Untergrund der Grad an Verwässerung geringer ist - "The Life N Death Of My Hood" ist doch tatsächlich das, was man objektiv in die Queensbridge stecken würde. Unbekümmert ob der derzeitigen Rarheit der Musik dieser Sparte werden hier Beats gebastelt, die mit altbewährtem Ostküsten-Sprit fahren, während Betrayl selbst, trotz seiner nicht gerade kräftigen Stimme, dem nahekommt, was Prodigy einst als Reality Rap definierte. Betrayl has "Seen It All", und er lässt seine Hörerschaft daran teilhaben: Ihn dabei einen großen Lyriker zu nennen, oder aber seine Texte als vielseitig zu bezeichnen, wäre falsch:
"I seen a lot a lot in my life, I can tell you more But if I do, I have to slump you, leave you on the floor Niggas talk like bitches, somethin' like a whore And if I catch you slippin', I'mma kiss you with the Four I'm a stick up kid, raised wild in the 'jects Act tough, cause you can still lay down with a vest It's headshot season, red dot squeezin And for some dead presidents, I'll leave a nigga bleedin It's how it is dude, anything for the scrilla You can't blame me, my moms was a drug dealer"
Diese Zeilen vom fast durchgehend gefeatureten Nachbarn Dezrt lassen erahnen, dass hier nichts Neues gesagt wird. Doch es geht um die gesamte Darbietung, die für das Jahr 2009 großartig ist. Melancholische Streichermelodien, mal berstende Snares, mal ein softes Voice-Sample und immer das Feeling des tiefsten New York geben den Takt vor, dem dieses Album folgt. Genau das ist es auch, was diese Scheibe so hörenswert macht: "Blunted On A Rainy" ist ein musikalisches Foto, triefend vor Trübseligkeit, auf dem sich Betrayl, der verbitterte Zeilen über seine Situation und die in seinem Umfeld spittet, seinen Blunt anzündet, um dem Alltag zu entfliehen. "The love of money brought me so much hood pain" wird vermerkt. "Marked For Death" spricht schon in seinem Titel Bände, "Blood Ova Money" betont zu einem hinreißend souligen Sample die Freundschaft, die zwischen den Emcees und deren engstem Kreis besteht. Bei einem Künstlernamen wie Betrayl dürfen selbstverständlich auch Tracktitel wie "Looking For The Enemy" nicht fehlen, natürlich vorgetragen in allerfeinstem QB-Stil. Generell ist die Referenz zu den Six Blocks in NY nicht nur eine hohle Phrase zur Käuferwerbung - Betrayl klingt weitaus mehr nach QB als die meisten heutigen QB-Künstler. Kein Wunder, dass er mit "On The Streets" einen Beat auf Tragedy's letztem Album (dort unter dem Namen "I Am The Streets" beisteuern konnte, der sich in etwas anderer Version hier wiederfindet. Nachdem den "Deceased Thugz" ein erneut hervorragender Track gewidmet wurde, darf man Raekwon lauschen, wie er sich unauffällig aber gut ins Album einfügt. Trotzdem bleibt "Untouchable" aufgrund des Spanglish gesungenen Refrains der schlechteste Song der Scheibe. Da lässt man lieber "The Corner" oder die allgegenwärtigen Streicher wie z.B. in "Chancery" mehrmals laufen. Gutes Material gibt es auf diesem Album nämlich genug.
Betrayl's Debüt ist eigentlich nichts besonderes - andererseits aber doch. Das letzte Mal, dass man solchen Sound zu hören bekam, war Tragedy's "The Death Of Tragedy". Was Betrayl an stimmlicher und textlicher Ausprägung fehlt, macht er durch Atmosphäre wett, zu der die immergleichen Lines ("It's like my whole dynasty's on trial" auch perfekt passen. Man kann es kurz machen: Jeder Eastcoast-Fan, der vom bisherigen Verlauf des Jahres 2009 enttäuscht ist, sollte in "The Life N Death Of My Hood" reinhören, eventuell wird er für sich das bisher beste Release der bisherigen fünf Monate finden. Für eine höhere Bewertungsstufe fehlt dann jedoch leider noch haarknapp der letzte Kick.
Tracklist: 01. Real As Can Be 02. Philistine David 03. Little Rodney 04. Palm The Joker 05. Good Lord 06. Baby Don't Go 07. Talkin' My Shit 08. The Believer (Feat. Slug) 09. Begin Here
Review: Brother Ali ist zurück - zurück vom Tour-Leben und zurück mit neuer Musik. Inzwischen hat es der Albino geschafft, sich in der Rap-Szene als fester Bestandteil, dem durchgehend positive Rezensionen hinterhergeworfen werden, festzusetzen: Das 2007 erschienene Album "The Undisputed Truth" konnte sich seinerzeit vor Lob kaum noch retten. Inzwischen hat sich Ali also vom Geheimtipp zu einem der Aushängeschilder des Minneapolis-Indies Rhymesayers Entertainment gemausert, was ihm sicherlich auch jeder einzelne Rap-Fan gönnt. Im Herbst diesen Jahres soll das nächste vollwertige Album folgen - bis dahin veröffentlicht er die "The Truth Is Here" DVD, zu der es diese Neun-Track-EP gibt.
Großer Teil des Erfolgs von "The Undisputed Truth" war ganz ohne Zweifel Ant - produzierende Hälfte von Atmosphere, die auch Ali mit Beats versorgt. So ist es hier nicht anders wie auf dem letzten Album. Neben zwei B-Seiten bietet "The Truth Is Here" sieben neue Tracks, die genau da anknüpfen sollen, wo Ant und Ali 2007 aufgehört haben. Textlich besteht da auch kein Zweifel - dass Ali stimmlich so angenehm wie immer seine Raps gen Mikrophon schickt, versteht sich von selbst. Auch in Sachen Thematik und Flow bleibt alles beim Alten: Zu sagen gibt es für den Moslem immer genug. Trotzdem macht sich gleich zu Beginn ein Bruch zum letzten Album bemerkbar: Wo vor zwei Jahren "Watcha Got" den Hörer ganz unvorbereitet zu einer Fahrt mit Vollgas einlud, da trödelt "Real As Can Be" seelenruhig ein. Natürlich lassen sich die Blues-Anlehnungen von Ant immer noch bestens hören, trotzdem fühlt man sich hier eher in einerm Interlude als in einem richtigen Track. Inhaltlich berichtet Ali vom Tour-Leben, gibt sich dabei keine Blöße und beweist erneut, dass er der geborene Erzähler ist. "Philistine David" geht schon eher in die Vollen, doch auch hier lässt Ant seine Finesse vermissen. Glücklicherweise punktet Ali wieder mit seinen Zeilen:
"A foreigner in my own damn home-land, made me a sixteen year old grown man I was aged by the pain that I saw, outside my frontdoor was the frontline of a war Shots get fired, I cry on the floor, underneath my bed, try'nna hide from it all I try to recall the first time that I saw someone close to me die, and my mind starts to draw A blanket - far too many of us died - genocide, it's a genocide! And our enemies will never be satisfied, until not even our memory survives"
So sehr sich Ali auch ins Zeug legt - Ant scheint nicht so recht mitziehen zu wollen. "Talkin' My Shit" treibt die Wolke aus guter Laune zwar schon vor sich her, lässt aber seitens der Drumline den nötigen Druck vermissen, den man auf "The Undisputed Truth" noch deutlich zu spüren bekam. "The Believers" bietet mit Slug den einzigen Gast und ruft diesen auch noch in einer sehr gut gelaunten Stimmung auf den Plan, die mit dem Stempel Emo-Rap nicht viel zu tun hat. Das Geflecht aus Bass und Drums gelingt, lässt dann allerdings Zusatzeffekte vermissen. Der Ausstieg aus der EP vollzieht sich mit "Begin Here", das wie ein Gute-Nacht-Song anmutet, jedoch genau deshalb und vor allem als Abschluss hervorragend funktioniert. "Little Rodney" dagegen fängt mit seiner penetranten E-Gitarre schnell an, nervig zu werden. Letztendlich soll die Scheibe dann aber doch nicht schlechter geredet werden, als sie eigentlich ist. Natürlich sind allein schon die Raps hörenswert und natürlich ist auch eine mittelmäßige Leistung von Ant eine gute und gut hörbare. Zudem ist es nicht so, dass die guten Tracks hier nicht gut die Hälfte der Tracklist ausmachen würden: "Palm The Joker" bringt genau die Energie, die man erwartet und "Good Lord" lässt mit dem simplen Klavier-Einsatz keine Stimmung am Boden, ganz gleich ob man nun mit den religiösen Ansichten Ali's übereinstimmt. "Baby Don't Go" kann da leider nicht mithalten und nistet sich im langweiigeren Teil der EP ein.
Ein Brother Ali muss es sich gefallen lassen, dass bei ihm die Messlatte in luftigen Höhen angesetzt wird. Und so negativ wie hier alles klingt, so sollte man sich ins Gedächtnis rufen, dass hier relativ gewertet wird und der Bezugspunkt bei "The Undisputed Truth" liegt. Jenes Werk wird von der hier vorliegenden EP nicht erreicht, weswegen man durchaus leicht enttäuscht sein darf. Unter einer absoluten Betrachtung kann vermerkt werden, dass Ant und Ali immer noch ein hervorragendes Gespann abgeben, dessen abgelieferte Arbeit den Großteil der Konkurrenz überholt. In seiner Funktion als EP ist "The Truth Is Here" also durchaus ein gelungenes Häppchen für zwischendurch, beim nächsten Album darf man allerdings wieder auf eine leicht bessere Leistung hoffen.