Tracklist: 01. Pai Mei's Lessons 02. Falling From Hands Of Gods (Feat. Cosmic Crusader) 03. Crippled Beggas (Feat. Begga Ooh, Long Ace & Dragon Fly) 04. Street Rings (Feat. Darkim Be Allah, Crucial The Guillotine & Tragic Allies) 05. Training Sequence (Interlude) 06. Ginsu Karaté 07. Crazy Horsemen Of The Apocalypse (Feat. The Lost Children Of Babylon & Tragic Allies) 08. Hymns Of A Ghostly Priest (Feat. Lotus Clan a/k/a D.K.G.A.) 09. Formless Kung Fu 10. Paper Crane Technique (Feat. SeraphGuard) 11. Shadow Portraits (Feat. Loke & Morning Star) 12. Foundation 13. Pathways (Feat. Wisemen, Crucial The Guillotine, Rasul Allah & Richard Raw) 14. The Rain Marker 15. Water Spike (Feat. Lotus Clan a/k/a D.K.G.A.) 16. Interlude 17. Seventh Crown Chamber 18. Wandering Ghost (Feat. Lotus Clan a/k/a D.K.G.A.) 19. The Sleeping Fist (Feat. Sleep Sinatra, Killer Falcon, Nova Kane & SeraphGuard) 20. Windbreaker 21. Moon Flowers In The Attic (Feat. Eridanus) / Dart Landscape (Feat. The Lost Children Of Babylon) (Bonus)
Review: Wer im Underground sucht, der findet. In diesem Fall White Lotus. Aus Calgary in Kanada kommt dieser Herr, der sowohl Emcee als auch Producer ist. In seiner Funktion als Vorstand der White Lotus Society repräsentiert er ein ganzes Kollektiv voller Künstler mit exotischen Namen, die zwar in Kanada sitzen, allerdings rege Verbindungen zu den Lost Children Of Babylon (selbst Teil der Society) und diversen Namen aus dem Wu-Tang-Umfeld pflegen. 2007 gab es bereits zwei Alben der kompletten Gruppe, nämlich "The Lotus Society Vol. 1 & 2", die dem Hörer als Vorstellung dienten. Nun droppt White Lotus sein Solo-Album, "Formless Kung-Fu", exklusiv und nur erhältlich über seine Myspace-Seite.
Viel geändert hat sich im Verlgeich zu den beiden "The Lotus Society"Teilen nicht: Auch hier findet ein großangelegter Auflauf der schwertschwingenden Wortakrobaten, die schon dadurch unterhalten, dass man ihre Namen einen nach dem anderen vorliest, statt. Am häufigsten vertreten ist White Lotus' eigenes Unterkollektiv, der Lotus Clan alias Dread Knaut Ghost Army. Bei all diesen Namen wird wahrscheinlich jeder, der mit der Lotus Society nicht vertraut ist, unsicher darüber sein, wo er den Sound einzuordnen hat. Dabei lässt es sich recht gut auf den Punkt bringen: White Lotus liegt teilweise sehr nah am glorreichen Wu-Tang Sound, baut dabei jedoch seinen eigenen Stil aus. Besagter Wu-Tang Sound ergibt sich daraus, dass hier eine Prise Eastcoast als Fundierung gelegt wird, diese mit einer Unzahl an Samples aus Martial Arts-Filmen geziert wird und auch sonst darauf geachtet wird, dass sich der Hörer durchgehend so fühlt, als befinde er sich in einem Shaolin-Kloster. Die Drumlines sind dabei jedoch nicht so hart wie beim Wu-Tang Clan seinerzeit, dafür wird sehr viel mit Streichern und gepitchten Voice-Samples gearbeitet. White Lotus' Rap-Stil passt perfekt ins Bild, da er formlos flüssig ist und trotzdem das Quäntchen Unsauberkeit besitzt, das einem solchen Release innewohnen muss. Und auch wenn White Lotus den Großteil seiner Beats selbst produziert, findet man in "Falling From Hands Of Gods" einen Beitrag von Bronze Nazareth, zu dem ebenfalls beste Connections bestehen. Mit Bronze in Bestform ist es ein Genuss, wie gut dieser Song (gespickt mit einem Auftritt von Cosmic Crusader von den LCOB) funktioniert. Die ehemaligen Beggaz und jetzigen Hidden Aspects finden sich auf "Crippled Beggas" ein, das wie ein Soundtrack zu einem Kung Fu-Flick anmutet. Epische Streicher und ferne Choräle untermalen "Pathways", einen Posse-Cut, auf dem die Wisemen aus Detroit und großartig aufgelegte Poeten und Mitglieder der LCOB zugegen sind. Doch White Lotus kommt auch ganz allein bestens zurecht: "Ginsu Karaté" lebt von seinem Voice-Sample, während das schwermütige Instrumental zu "Formless Kung-Fu" die (trotzdem vollauf passenden) Raps in den Hintergrund drängt und so eine dichte Atmosphäre aufbaut. Die beste Pitch-Voice Einlage serviert jedoch Loke, der "Shadow Portraits" produziert, eine großartige Show aus wehmütigem Sample und tiefgreifenden Raps. Wer es nicht schon aus den Track-Titeln abgeleitet hat (die für sich genommen schon unterhaltend sind), dem sei gesagt: Die Rhymes der Lotus Society schweben auf der abstrakten Wolke Sieben, wobei natürlich die Anlehnungen an diverse Kampftechniken nie aus den Augen verloren werden. Auch wenn es schwer ist, Highlights auszumachen, hier noch ein paar Erwähnungen: Das schneidende "Crazy Horsemen Of The Apocalypse" ist nicht nur aufgrund der Features hörenswert, ebenso wie das trockene "Street Rings". Und während "Wandering Ghost" seine Streicher zu einem düsteren Kopfnicker zusammenbindet, ergeht sich White Lotus in "The Rain Maker" in weichen Klängen, die man auch Bronze Nazareth in die Schuhe hätte schieben können.
"Formless Kung-Fu" hat zwar eine kleine Zahl mittelmäßiger Tracks, macht diese jedoch durch die Masse der guten wett. Der Sound dieses Kollektivs, der zweifelsohne von White Lotus stark mitgeprägt wurde, sollte nicht nur für Wu-Tang Fans sehr interessant sein. Im schwachen Jahr 2008 mausert sich White Lotus damit unter die Top-Alben. Da dieses Kollektiv außerdem auf den ersten Blick wie ein Loch ohne Boden erscheint, gibt es mehr als genug Material für hungrige Fans. Doch als erster Überblick sowie als konstant gelungenes Album sollte man vorerst hier zugreifen. "Formless Kung-Fu" hält, was Titel und Cover versprechen. Kanada trägt hiermit einen weiteren, starken Aspekt zum erweiterten Wu-Universem bei.
Tracklist: 01. 56 Bars (Intro) 02. I’m Illy 03. Ready For Whatever 04. On Top Of The World (feat. Ludacris and B.o.B) 05. Live Your Life (feat. Rihanna) 06. Whatever You Like 07. No Matter What 08. My Life Your Entertainment (feat. Usher) 09. Porn Star 10. Swing Ya Rag (feat. Swizz Beatz) 11. What Up, What’s Haapnin’ 12. Every Chance I Get 13. Swagger Like Us T.I. and Jay-Z (feat. Kanye West and Lil Wayne) 14. Slide Show (feat. John Legend) 15. You Ain’t Missin’ Nothing 16. Dead And Gone (feat. Justin Timberlake)
Review:
Wer sich selbst "King Of The South" nennt, ruft damit natürlich eine gewisse Erwartungshaltung hervor. Konnte er diese mit "King" noch erfüllen, war sein letztes Soloalbum "T.I. vs. T.I.P." doch sehr mittelmäßig. Zuletzt machte T.I. dazu eher durch seine Konflikte mit den Gesetzen der Vereinigten Staaten von Amerika Schlagzeilen, weil er sich mit einigen unangemeldeten Maschinengewehren erwischen ließ. Sicherlich nicht unbedingt schlecht für die Street-Credibility, auf der anderen Seiten, aber auch ein relativ sicherer Weg ins Gefängnis. Da aber jede Promo gute Promo ist, hat sich der gute T.I. zumindest im Gespräch gehalten und brachte am 30. September sein nächstes Soloalbum "Paper Trail" heraus.
Los geht es mit "56 Bars" auf einem typischen Down South Beat und einem klassichen Reprensenter, nichts besonderes am Anfang eines Albums, aber auch kein schlechter Start ins Album. Auf "I'm Illy" wird eben jener Gesetzeskonflikt angesprochen und Tip stellt klar, dass ihn dies nicht aufhalten wird und er auch weiterhin am Start und on Top sei. Während der Start in den "Paper Trail" auf instrumentaler Ebene eher fröhlich und positiv war, werden bei "Ready For Whatever" dunklere Töne angeschlagen und T.I. rückt erstmals von seinem lässigen Layed-Back-Flow ab und rappt aggressiver. Wiederum ein ordentlicher Track. Richtig los geht es dann mit "On Top Of The World". Nachdem Tip und Ludacris ihre Streitigkeiten beigelegt haben, darf er hier neben B.O.B ans Mic und macht seine Sache ziemlich ordentlich. Der Song hat einen geilen Beat und verbreitet einfach gute Laune. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es hier um materielle Dinge, was aber nicht weiter stört. Auch "Life Your Life" weiß durchaus zu überzeugen. Hier wird bewiesen, dass man auch aus mehr als beschissenen Vorlagen noch einges herausholen kann, denn es wurde Haiduchi's "Dragostea Din Tei" gesampled. Dies wirkt sich jedoch nicht negativ aus, im Gegenteil, wer sich auf so was einlassen kann, wird hier ein Highlight des Albums finden. Es handelt sich hierbei nicht um einen weiteren Reprensenter, T.I. und Rihanna legen dem Hörer nahe, sich mit seinem Leben zufrieden zu geben und nicht unbedingt nach Geld und Ruhm zu streben. Weiter geht es mit der Single "Whatever You Like", einem weiteren Höhepunkt des Albums. Natürlich sind T.I.'s Sing-Sang-Flow, die Hook und das Thema sehr mainstreamesque, stören muss man sich daran jedoch nicht, weil sich die Einzelteile zu einem sehr stimmigen, positiv wirkenden Gesamtbild zusammen fügen. Worum es inhaltlich geht dürfte klar sein: Wenn du mein Mädchen bist wird es dir an nichts mangeln, weil du alles haben kannst. Auf "No Matter What" werden wieder ernstere Töne angeschlagen ("I ain't dead, i ain't done, i ain't scared, i ain't run, still i stand, no matter what here i stand", präsentiert in Tip's lässigem Flow verbreitet sogar diese ehrlich gemeinten Zeilen einen positiven Eindruck, zumal der Beat und die Hookline wieder einmal positiv hervor zu heben sind und es geht mit "My Life Your Entertainment" auch fresh weiter. Wiederum wird um ernste Zeilen ein sehr schönes Gesamtpaket geschnürt, vorallem Usher's Hook ("My life your entertainment, you watch it while i livin, i walk - they holla (ey), i talk - they holla (ey), just here for your amousment" beleibt im Ohr hängen. T.I. macht einmal mehr das, was er am besten kann, chillig rappen. Einen kleinen Durchhänger leistest sich Tip mit Porn Star, was aber nicht heißen soll, dass man sich den Track nicht gut geben kann, er ist nur nicht so stark wie seine Vorgänger, was ein wenig an etwas nervigen Elementen im Beat liegt, der ansonsten auch nicht gerade schwach ist. Inhaltlich geht es um eine Frau die sich Mr. Swagger klären will. Wo immer das ehemalige Ruff Ryders Mitglied Swizz Beatz auftaucht, bringt er eines mit: pumpende Bässe und Partylaune, so auch auf "Swing Ya Rag". Ein Banger, der ausnahmsweise mal nicht zum tanzen animieren soll, denn wir wissen ja bereits seit "Lean Back": "real niggas don't dance". Stattdessen möge man doch bitte sein Louis Vuitton oder Gucci Tuch nehmen, im Helikopterstyle durch die Luft wirbeln und durchdrehen. Das Ding dürfte in nächster Zeit einige Partys zum kochen bringen. Auf "What Up, What's Haapning" wird in Richtung der Hater geschossen und erneut ein guter Track auf den Hörer losgelassen. Die Hook und der Beat inspirieren zum durchdrehen und Tip packt gewohnt lässig seines Lines perfekt und spielerisch auf den Beat. Es wurde schon länger nicht mehr über das Geld ausgeben gesprochen, dann muss das mit "Every Chance I Get" doch direkt mal nachgeholt werden und gleich kommt dabei ein mittelmäßiger Track heraus. Worum es inhaltlich geht, kann sich jeder mit ein bischen Fantasie und MTV selber ausmalen. Da es auf diesem Album keine zwei schlechteren Tracks nacheinander gibt, folgt mit "Swagger Like Us" direkt mal eine Granate. T.I. und Jay-Z ("But i can't teach you my swag, you can pay for school, but you can't buy class" killen den Song, Kanye West und Lil Wayne sollte man wegen Benutzung des Autotunes Berufsverbot erteilen und auch für diesen Track wären die beiden absolut nicht nötig gewesen. Trotzdem ist das Ding dope und ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Teil auf Jay-Z's "Blueprint III". Es geht auch hochklassig weiter. Auf "Slide Show" veredelt John Legend's wunderbare Stimme einen guten Track zum einem absoluten Highlight. Hier passt (wiedereinmal) alles perfekt zusammen. T.I. rappt gewohnt lässig und cool und das Instrumental ist Rap und Gesang mehr als würdig, auf dem auch inhaltlich mehr als "Cash, Money and Hoe's" Phrasen geboten werden und mit "You Ain't Missin' Nothing" geht es auch mehr als ordentlich weiter. Tip und der ruhig dahin plätschernde Beat harmonieren perfekt und verleihen dem Song einen Atmosphäre die zum Blunt rauchen, Füße hochlegen und an alte Zeiten denken inspiriert. Zum Abschluss geben sich Timbaland und sein Musterschüler Justin Timberlake auf "Dead & Gone" die Ehre. Auf dem typischen Timbo Beat weiß T.I. zu überzeugen und beweist noch ein letztes mal, dass er nicht nur über belanglosen Dinge rappen kann, sondern sich auch darauf versteht Inhalt gut zu verpacken. Ein würdiger Abschluss eines guten Albums.
Alles in allem liefert T.I. mit "Paper Trail" ziemlich gute Arbeit ab. 16 Tracks und kein Ausfall ist schon mal bemerkenswert, auch wenn es hin und wieder einen kleinen Durchhänger gibt: Sie ziehen die Qualität des Albums nur unwesentlich nach unten. Gut gewählte Beats und Features in Kombination mit teilweise verdammt eingängigen Hooks kennzeichnen dieses Album. Natürlich ist das Ding ziemlich Mainstream, was den einen oder anderen Hörer abschrecken mag, trotzdem dürfte jeder, der nicht gerade ein all zu engstirniger Back Packer ist, viel Freude damit haben. Denn das viele Geld, was sicherlich in die Produktion dieses Albums geflossen ist, wurde gut investiert und macht "Paper Trail" zu einer absolut runde Sachen, die ich jedem nur wärmstens Empfehlen kann. Wenn Mainstream Rap, dann bitte solcher.
Tracklist: 01. Stavros & Ali 02. True Stories 03. Meine Zeit 04. Hoodmoney 05. Das Leben ist ein Knast (feat. SAW) 06. I Represent 07. Guntongue 08. Djamila 09. Du (feat. Valezka) 10. Stomp 11. Goonmusic 12. Erstens 13. Dear Christine 14. Moms (feat. Snaga) 15. R.E.S.P.E.C.T. (feat. Samy Deluxe) 16. Was wisst ihr von? (feat. Snaga & Pillath) 17. Hart sein (feat. Inessa) 18. Kids werden stoned 19. Ruhrpott Love (Introducing Braheem)
Review: Nachdem Manuellsen zusammen mit Ex-No Angel Sandy die Charts stürmte und beim Bundesvision Songcontest auftrat, konnte der Mülheimer Rapper bereits auf dem Sampler seines früheren Labels German Dream überzeugen. Nach der Trennung von GD veröffentlichte Manuell mit dem "Hoodalbum" sein erstes Solo-Release über Shrazy Records. Nun ist der Mühlheimer Rapper bei Deluxe Records untergekommen und präsentiert mit "Insallah" sein Debüt-Album, welches neben den Features mit dem "Big Baus of the Nauf" Samy Deluxe, die Punchline-Spezialisten Snaga & Pillath, R'n'B-Queen Valezka, den SAW-Jungs KC Rebell & PA Sports, Inessa, Braheem und SAW auch noch elf Solotracks des "Ruhrpott Riders" beinhaltet.
Im Intro wird in einem Dialog zwischen "Stavros & Ali" verdeutlicht, dass "Insallah" die Straße repräsentieren soll und weder eine kommerzielle Platte noch ein Fall für die Mainstream Generation ist. Dass Manuellsen für Realness steht, zeigt allein schon der Titel des eigentlich ersten Tracks, denn mit "True Stories" eröffnet Manuellsen sein Album mit einem starken Track, in dem er dem Hörer seinen bisherigen Werdegang und seinen jetzigen Stand im deutschen Rapgeschäft nahe bringt. Die erste Single-Auskopplung "Meine Zeit" wurde von Monroe produziert und handelt wie der Titel schon sagt davon, dass nun die Stunde von Deluxe Records und Manuellsen gekommen ist. Kritisch muss festgehalten werden, dass nach nur drei Minuten ein weiterer Verse wünschenswert gewesen wäre. "Hoodmoney" endet ebenso nach nur drei Minuten und läuft dann instrumental 48 Sekunden bis der nächste Titel ertönt. Auch hier wäre ein weiterer Part sicherlich keine schlechte Idee gewesen. PA Sports und KC Rebell, deren Album "Schwarz auf Weiss" in Kürze über Shrazy Records erscheint, rappen starke Parts mit unverwechselbaren Stimmen auf "Das Leben ist ein Knast". Zu "I Represent" könnte man sich eigentlich jegliche Beschreibung sparen, denn der Titel trifft den Nagel auf den Kopf. Ein klassischer Representer, der allerdings durch den gewöhnungsbedürftigen Beat abgewertet wird. Battlerap gibts dann mit "Guntongue", die schönen Parts und der passende Beat sind zu loben - die Hook allerdings passt nicht ganz zum Gesamtbild eines Battletracks, was den Track aber nicht großartig schlechter macht. In "Djamila" erzählt Manuellsen die Geschichte eines Gangster-Girls, ihrer Verhaltensweisen und deren Tücken. Eines der hörenswerten Highlights auf "Insallah" ertönt mit "Du" featuring Valezka. Manuell und Sängerin Valezka ergänzen sich sehr gut in einem klangvollen Lovesong, in dem auch der Beat wie Balsam für die Ohren wirkt. "Stomp" hingegen wirkt dann schon eher als Dämpfer für den gerade gewonnenen Optimismus im Hinblick auf qualitativ hochwertige Tracks. Einen Song, den man vom Konzept her bereits kennt, folgt mit "Goonmusic", denn dieser Track erinnert vor allem in der Hook stark an "Gutta Musik" von Ercandize und klingt eben in der Hook extrem nervig. "Erstens" steigert die Qualität wieder um eine ganze Stufe und leitet zu einem weiteren Highlight über. In "Dear Christine" legt Manuellsen sehr viel Gefühl in Text und Stimme, was sich auf jeden Fall auszeichnet. Snaga bringt zusammen mit Manuell den Wert der "Moms" auf den Punkt. Beide MC's glänzen mit einer krassen Aussage, starken Spits und großartigen Reimen auf einen ebenso großartigen Beat. Nach diesem Highlight gibt es auch direkt das nächste. Diesmal mit Mr. Hamburgs Finest Samy Deluxe, der raptechnisch überzeugt und "R.E.S.P.E.C.T." abrundet. In "Was wisst ihr von" stellt Manuellsen seine Raptechnik im eröffnenden Part in den Vordergrund, was sich auf jeden Fall hören lassen kann. Snaga & Pillath ziehen mit Ihren gewohnt guten Spits nach. Sängerin Inessa steht Manuell auf einem weiteren deepen Track namens "Hart sein" zur Seite. Auch hier wird wieder deutlich, dass der Mühlheimer vor allem auf den gefühlvolleren Songs überzeugt. Ein sozialkritischer Track folgt im Anschluss mit "Kids werden stoned" und leitet zum abschließenden Track "Ruhrpott Love" über, in dem laut Manuellsen "sein Mann" Braheem Manuell's Gefühle singend offenbart.
Nach dem ersten Hören von Manuell's Platte war ich richtig enttäuscht, da ich einfach mehr erwartet hatte. Nach dem zweiten Hören allerdings hat mir das Teil schon besser gefallen. Ein paar echte Highlights gibt es auf "Insallah" zu hören. Vor allem die deepen Tracks konnten auf ganzer Linie überzeugen, aber leider gab es auch einige weniger hörenswerte Tracks auf Manuells Debüt-Album. Kleiner Tip: Wer den Finger vom CD Player lässt, nachdem die neunzehn Tracks zu Ende sind, bekommt vielleicht noch eine kleine Überraschung geboten.
Tracklist: 01. 2009 A.D. (Intro) 02. Rockstar (Feat. Kritikal) 03. I Am Legend (Feat. Choo Biggz) 04. O.D.E. Part II (Feat. Illusion) 05. U See Him (Feat. M.Ski) 06. Words Can't Describe (Feat. Rumorz) 07. Listen (Feat. Randam Luck & Banish) 08. Revelations (Feat. Complex) 09. Dead Man's Chest (Feat. Kool G Rap & Sci-Development) 10. Lost (Feat. Hard Target & Lisa Gallo) 11. Sinner (Feat. 40 Dash 1) 12. I Keeps It Militant (Feat. 80Proof) 13. The Ghetto (Feat. Xtroidinaire, Ja Biggz & Stya) 14. This Is Me (Feat. Wordsmith) 15. Make It Hot (Feat. Choo Biggz) 16. 6 Ways 2 Kill 'Em (Feat. Sci-Development, Reef The Lost Cauze, Doap Nixon & Sick Six) 17. Clear View (Feat. EQ, Destruct & Bernice Nicole) 18. Consensual Seduction (Feat. Cryptic Wisdom) 19. Which One (Feat. Signature) 20. I'm Coming Home (Feat. Switch)
Review: Für alle, die ihn noch nicht kennen, sei hier ein "neuer" Produzent vorgestellt: Anno Domini Beats ist gebürtiger Münchner, derzeit jedoch auf dem besten Weg, sich in die Riege der Qualitätsproduzenten für anerkannte US-Größen zu spielen. Seit 2004 ist mit Anno Domini Records das eigene Label / Unternehmen am Start, das in gewissen Internetkreisen bereits hohe Wellen schlägt, dem gemeinen Rap-Hörer wahrscheinlich aber wenig bekannt sein dürfte. Erstmals mögen viele von ihm gehört haben, als Randam Luck, für die er einige Produktionen bereitstellte, bei Babygrande gesignt wurden. AD selbst ist davon noch weit entfernt, und auch sein erstes Album aus dem Jahre 2006 blieb eher unebachtet. Nun steht der zweite Teil, "Secret Archives Volume II", an, der schon mit weitaus bekannteren Namen winkt.
Doch man sollte nichts Falsches denken: Hier hat man es nicht mit dem üblichen Producer-Album zu tun, auf dem eine lustlose Größe der nächsten die Klinke in die Hand drückt. Der Großteil der Emcees kam mir persönlich zum ersten Mal unter Augen und Ohren, was natürlich gleichermaßen Segen als auch Fluch sein kann (sich auf dieser Scheibe jedoch als positiver Umstand herausstellt). Erwähnt werden muss außerdem, dass Anno Domini Beats sich die Arbeit mit 2Deep, der ebenfalls zum ADR-Team gehört, teilte. Dass im bisherigen Katalog Namen wie AOTP, Sabac Red oder eben Randam Luck stehen, sollte die Marschrichtung bereits vorgeben. AD hat eine Vorliebe für gewaltige Sound-Kulissen, ausgefallene Samples und satte Klänge, die im heutigen Rap-Geschäft in gelungener Ausführung nur noch sehr selten anzutreffen sind. Natürlich sind auch Anno Domini und 2Deep keine Heilsbringer, doch ihre Produktionen kommen weitaus frischer daher, als es etwa bei einem Stoupe dieses Jahr der Fall war. Und auch wenn nicht jeder der unbekannten Emcees ein unbemerkter Rakim ist, so liegt allgemeines Engagement in der Luft, dem von Anno Domini kräftiger Rückenwind gegeben wird: "Rockstar" versucht sich keineswegs in misslungenen Crossover-Eskapaden, sondern markiert den roughen Start in dieses durchaus facettenreiche Album. Da wird einmal im klassischen (von Stoupe geprägten) Style eine Pitch-Voice über ein Piano gejagt, während Hard Target (die schon auf den ersten Geheimarchiven zu hören waren) über ein Rock-lastiges Instrumental einen krassen Gegensatz zu den Vocals von Lisa Gallo bieten. Wie schon oben erwähnt richtet sich die Marschrichtung geradewegs nach Osten, wo auch ein großer Teil der Gäste zu finden ist. Daneben scheint eine besondere Bindung zur Stadt San Diego zu bestehen, denn neben Randam Luck wird auch guter Kontakt zu Sci-Development gepflegt, die hier zweimal vertreten sind: Zum einen mit Schwergewicht Kool G Rap, der routiniert seinen Part nach Hause fährt, sowie im halben Dutzend auf "6 Ways 2 Kill 'Em", das mit einer eingängigen Violine der perfekte Untersatz für einen Reef, der es seinen Nachfolgern schwer macht, ist. In die Reihe dieser sehr hörenswerten Songs gesellt sich auch das ruhige "Clear View" mit einer starken Hook von Bernice Nicole. Auf der anderen Seite fällt kein Song wirklich negativ auf. Klar, Randam Luck sind weiterhin wenig anmutig am Mic, doch "Listen" stellt schon auf ihrem eigenen Album einen der stärksten Beats und besten Songs (mit heruntergeschraubtem Brüll-Faktor) dar. Und dann wären da ja noch die Highlights: 80Proof profitiert auf "I Keeps It Militant" von einem herrlichen Satz Drums und einem schönen Streicher-Sample, das wiederum nur noch vom nächsten Song übertroffen wird: "The Ghetto" ist mit seinem Bericht über das Wohnen im widrigen Großstadtdschungel nicht neu, doch die grandios melancholische Piano-Line verleiht dem Song in Kombination mit einer trefflichen Hook den richtigen Anstrich.
Während man vor allem noch "The Ghetto" im Ohr hat, fällt einem bei jedem Hören auf, dass hier auch das Gesamtpaket stimmt. Ähnlich wie bei einem SnakeVsCrane und seinem "Truth On The Table"Album kommen alle Gäste, so unterschiedlich sie auch sein mögen, auf der Platte unter. Das Gefühl eines gemeinsamen Konzepts fehlt zwar, doch der Wunsch nach dem roten Faden drängt sich an keiner Stelle auf. Stattdessen bleibt die Freude über eine Reihe von hungrigen Emcees, die den Beats von AD und 2Deep gerecht werden, als auch die Freude über dieses Produzententeam, das in Zukunft zweifelsohne noch so manchen Rapper mit einem dicken Instrumental beglücken wird. Wer bei den Gästen, die ihm etwas sagen, hellhörig wurde, oder wer einfach nur so über "Secret Archives Vol. II" gestolpert ist, der wird nicht enttäuscht sein.
Tracklist: 01. Fatality 02. Schild Und Schwert (Feat. JusTsoul & Revilo) 03. Chicago To Cologne (Feat. Doce) 04. Interlude 05. Könige Im Krieg (Feat. Revilo) 06. 2 Real For Radio (Feat. Revilo) 07. Schließ Die Augen 08. Der Schwarm (Feat. Doce) 09. Fade To Grey (Feat. JusTsoul) 10. Totenwache (Feat. Revilo) 11. Skit 12. U Will Be The Last 13. Guerilla 14. Chicago To Cologne (Feat. Doce) (Remix)
Review: Labcologne - das sind fünf Emcees namens Geronimo, T.O.N.Y., Robinson, Optimuz, Deepstah, A-Kai und DJ Illiaz. Mit ihrem Erstlingswerk namens "Fatality" will die aus Köln stammende Hip-Hop Crew auf sich aufmerksam machen. Mit US-Rapper Doce, dem Nachwuchstalent Revilo und der Sängerin JusTsoul hat man sich genau drei Gastinterpreten mit ins Boot geholt. Für die Beats sorgten die Crew-Member Geronimo und dessen Bruder A-Kai selbst.
Das "Intro" ist vollgepackt mit energiegeladenen Stimmen der fünf Rapper. Die Crew versucht, durch Doubletimeraps zu glänzen, was aber teilweise sehr ungekonnt wirkt. Die Texte leiden an der Doubletimelastigkeit ("Ihr spittet nich fresh, spitte für Cash", sollen aber in erster Linie repräsentieren. Die gerade aufgeführte Textstelle hätte ich übrigens gerne noch eine Zeile weiter zitiert, war mir aber aufgrund dessen nicht möglich, dass der Beat zu laut abgemischt scheint und der Emcee ein wenig nuschelt. Besser wird es beim darauffolgenden "Schild und Schwert", das die Sängerin JusTsoul und den Rapper Revilo featurt. Die Message, dass ein MC jahrelanges Training braucht, um Fuß fassen zu können, erklärt sich in der Hook. Eine Art Tribut an Hip-Hop stellt "Chicago to Cologne" dar. Der aus Chicago stammende Doce rappt an der Seite von Labcologne auf einen knapp sechsminütigen BoomBap-Beat, wobei es in erster Linie darum geht, zu rappen. Meiner Meinung nach hätte man hier mehr Wert auf Thematik legen können. "Könige im Krieg" ist nach heutigen Standards ein schlechter und langweiliger Battletrack auf einen extrem hässlichen Beat. Auf "2 real for Radio" wird, wie auch auf dem vorangegangenen Song, Revilo gefeaturt. Wieder Battle, wieder wenig beeindruckend. Von den Reimschemata allerdings stärker als "Könige im Krieg". "Schließ die Augen" geht in Richtung "deep" und soll seine Hörer wahrscheinlich berühren, was bei mir aber fehlgeschlagen ist. Auf "Der Schwarm" wird erneut Battlerap ausgepackt. Der amerikanische Featuregast Doce weiß zu überzeugen. Ansonsten habe ich nicht eine einzige gute Punchline gehört. Man muss den Jungs allerdings zu Gute halten, dass sie reimtechnisch anspruchsvolle Texte schreiben. Außerdem sorgen die guten Scratches für ein wenig Abwechslung. Insgesamt wirkt das Album in sich auch sehr reimorientiert. Der erste Part, bei dem ich dachte, er könnte mich hundertprozentig überzeugen, befindet sich auf Anspielpunkt Neun. Leider musste ich aber feststellen, dass "Fade to grey gegen Ende ein wenig off-beat eingerappt ist. Jedoch überzeugt der Beat auf ganzer Linie und Sängerin JusTsoul verleiht dem Track mit ihren eingesungenen Vocals den letzten Feinschliff. Bevor ein Remix zu "Chicago to Cologne" das Album beendet, schaffen es weder "Totenwache" noch "U will be the last" zu überzeugen. Einzig "Guerilla" ist aufgrund eines gut strukturierten Textes und ordentlichen Reimen der Rede wert. Auch hierbei handelt es sich um einen repräsentierenden Battletrack.
Alles in allem kann man das Album als Battlerap aus den 90er Jahren beschreiben. Da wir aber mittlerweile das Jahr 2009 schreiben, schaffen es Labcologne nicht, mich in ihren Bann zu ziehen. Es klingt im Endeffekt einfach größtenteils langweilig. Reimtechnisch kann man der Kölner Crew nichts vorhalten. Aber bitte Jungs, was bringt eine gute Reimtechnik ohne Wiedererkennungswert oder Individualität? "Fatality" ist leider extrem themenschwach und instrumental auch nicht gerade stark. Vielleicht hätte man zu Zeiten von Dynamite Deluxe eine bessere Wertung für dieses Werk bekommen, aber heutzutage reicht es hier nur noch für zwei großzügige Kronen. Wenn ich einen Song empfehlen sollte, dann würde ich "Fade to grey" zum stärksten Song erklären.
Tracklist: 01. I Am The Truth 02. Sit 'Em Back Slow(feat. M.O.P.) 03. Get High 04. Make Me(feat. Fresh) 05. Games(Feat. Samson) 06. Rise And Fall(feat. Rapper Big Pooh & Phonte) 07. Animal 08. Doing That(feat. Jha Jha) 09. This Is What I Do 10. The Format 11. Vendetta(feat. Fresh & Ralo) 12. Game Of Life 13. Royal Salute(Bonus Track)
Review: Anthony Cruz, besser bekannt unter seinem Künstlernamen AZ, steht vor allem für zwei Dinge: unglaublicher Rapskill und dass dieses nicht unbedingt bedeutet, dass man deshalb auch Alben verkauft. Seit seinem Debütalbum "Doe or Die" aus dem Jahr 1995 wartet er auf seinen (kommerziellen) Durchbruch, nennen wir es das "Canibus-Syndrom". Allen Widrigkeiten zum Trotz released AZ bis heute weltklasse Musik und ließ am 07. November 2006 auf das sehr solide "A.W.O.L." (2005) "The Format" über sein Label "Quiet Money Records" folgen.
"I am the truth, on a whole nother level, from the stone to the bezel, to the chrome on the metal, i zone for the ghetto's /I am the truth, every coast gotta know, i'm the most with the flow, no joke I'm a pro, i'm like the pope on the low" das gibt AZ dem Hörer gleich zu Beginn des Albums mit auf den Weg. Auf dem von M.O.P.'s Lil' Fame produzierten "I am the truth" zeigt AZ gleich, zu was er im Stande ist. Den druckvollen und gut gesampleten Beat "beflowt" AZ in seiner unnachahmlichen Art und zeigt sich gleich auf dem ersten Track des Albums in Hochform. Das dezente Sample im Refrain veredelt das Ganze zu einem sehr starken Track und macht vor allem Lust auf mehr. "Sit Em Back Slow" featured das ebenfalls aus Brooklyn stammende Rapduo M.O.P. und zeichnet sich vor allem durch eines aus, Energie. Was aber bei einem Track mit der Beteiligung von AZ und M.O.P. nicht weiter verwundern sollte. Auf einem von Face Defeat und Lil' Fame produzierten Beat brillieren alle drei Protagonisten und verschaffen dem Album somit ein weiteres Highlight. Nach einem durchschnittlichen, von Emile produzierten "Get High", folgt mit "Make Me" ein weiteres Highlight von "The Format". AZ und Fresh flowen auf einem gut gesampleten und druckvollen vom Emile produzierten Beat um die Wette, wobei sich vorallem AZ von seiner besten Seite zeigt ("classic material my mojos back / im loco no sunoco the flow show dat".Auf "Games" drückt AZ seinen Frust über seine Situation aus. Ihm ist trotz harter Arbeit und unverkennbar riesigem Talent der Durchbruch nie gelungen. Unterstützung erhält er hierbei von Sampson, der sich sich für die Hook verantwortlich zeigt. "3 a.m. in the backseat leanin', thinkin 'bout all the things I've seen, man" das beschreibt die Stimmung von "Rise & Fall" mit Little Brother perfekt. Auf einem ruhig dahintreibenden Beat von J. Cardim und Phonte berichten AZ, Big Pooh und Phonte über Dinge, die sie in ihrem Leben gesehen haben. Das Thema passt zum Beat, die Protagonisten zeigen eine ordentliche Leistung, doper Track. Auf dem von Statik Selektah, der sich auch für die Voicecuts in der Hook verantwortlich zeigt, produzierten "Animal" befasst sich AZ mit den Auswirkungen seines Umfeldes auf ihn und erzählt vom Leben auf den Straßen. Er berichtet von seiner eigenen Entwicklung und den Regeln des "Games" ("I've been Boss playin', cookin' up sautéin', till I saw another dough, I had to force a nigga weighin', now in all black wit the Gloves and Hat, i'm so deep in it, that I can't turn back". Kommen wir nun zum mit Abstand schwächsten Track des Albums. Bei "Doing That" überzeugt mich nichts, weder AZ, der zwar wieder gut flowt, aber nicht alles aus sich heraus holt, noch Featuregast und Dipsetmember Jha Jha, deren Stimme in Zusammenarbeit mit dem Beat eher Entsetzen statt Freude auslöst und auch nicht das monton und gelangweilt daher kommende Instrumental von Lil Fame. Dieser Track sagt nichts aus was man nicht hunderte Male gehört hat, geschweigen denn bringt der Track irgendetwas Euphorie auslösendes - langweilig bis nervtötend. Ganz anders zeigt sich AZ auf "This is What I Do". Auf einem sehr schönen J. Cardim Beat spricht AZ von der Situation, als The Firm zu Grunde ging ("The love between homey started fallin' apart, i guess anything's addictive when it's callin' your heart, death and incarceration had us all in the dark, we was done, some'll say "we had a beautiful run". Hier zeigt AZ wieder einmal, dass er es schafft lyrische Tiefe, Flow und starke Reimketten ohne Probleme unter einen Hut zu bringen. Kommen wir zum vielleicht besten Track des Albums. Bei "The Format" passt alles. DJ Premier stellt AZ ein Brett von einem Beat bereit und veredelt diesen wieder mal mit perfekt passenden Voicecuts, während AZ alles in Grund und Boden spittet und ein weiteres mal beweist, dass sein Flow zu dem Besten gehört, was die Rapwelt zu bieten hat. "The Format" wurde völlig zu Recht als erste Singleauskopplung gewählt und stellt einen würdigen Nachfolger zur letzten AZ und Premo Kollaboration "The Come Up" von "A.W.O.L." dar. "Vendetta", das Fresh und Ralo featured, kann erneut ein sehr ordentliches Instrumental aufbieten, welches von J. Cardim produziert wurde. AZ und Fresh überzeugen hier vor allem durch den immer noch vorhandenen Hunger in ihren Stimmen und geben dem Track somit eine im Rapgame relativ selten zu hörende Energie. Im letzten Song des Album zeigt sich AZ noch einmal in Hochform. Er berichtet auf einem wunderbaren von Emile produzierten Beat von den Spielregeln des "Game of Life" ("From a street level, you eat with the devil here, dance with the wolves, keep that heat on your metal here / Nobody cares, cuz everybody rebels here, it's so real, you ain't even gotta double dare / You can hear, all them cries from the ghetto here, lies is what they sell you here, why would you settle here?". Es ist ein typischer AZ Track, der absolut seine Stärken präsentiert. Dope. Auf dem Bonustrack "Royal Salute" schießt AZ gegen 50 Cent ("So 50 it's only a run enjoy this here, matter of fact you ain't done, enjoy this year / And (uh) it's only fair I make this clear, you could never fuck wit me, so don't never fuck wit me" und reagiert somit auf einen Diss seitens 50 Cent, widmet ihm aber lediglich vier Lines. Mehr musste zu diesem Thema auch nicht gesagt werden: "You cold never fuck with me, so don't never fuck with me".
AZ ist ein absoluter Meister seiner Klasse. Er in Verbindung mit einem Mikrofon ist wie Magie, er hat alles, was man von einem Klasserapper erwarten kann. Er hat einem Flow, von dem 99 von 100 Rappern nur träumen können, ohne dass er dabei irgendwelche Abstriche, sei es bei der Tiefe der Zeilen oder bei der Komplexität der Reime, machen muss. Hinzu kommt die vielleicht angenehmste Stimme im Rapgame. Er pickt zuverlässig gute Beats und kriegt Produktionen von Szenegrößen wie DJ Premier. Warum also hat so jemand keinen (kommerziellen) Erfolg? Dies lässt sich am Beispiel dieses Albums sehr gut verdeutlichen. Mit "The Format" hat AZ ein sehr rundes Album abgeliefert, bei dem Rapper und Instrumental immer absolut homogen sind. Die Beats passen sehr gut zusammen und AZ passt mit seiner Stimme und seinen Skillz auf eigentlich jeden Beat. Aber warum wird dieses nicht mehr ausgenutzt? Alle Beats mit Ausnahmen von "Sit Em' Back Slow" und "Doing That" gehen in die gleiche Richtung, es ist zu wenig dabei, was den Zuhörer wirklich aus den Sitzen reißt. Wenn man das Album im Hintergrund laufen lässt, kann es passieren, dass man die Übergänge zwischen den Tracks einfach nicht mitbekommt, vielleicht ist das Album zu rund. Zu mal es sich nicht sonderlich vom Vorgänger "A.W.O.L." unterscheidet, weder von Sound noch von den Texten her. Und das ist schade, weil AZ es wiederum nicht schafft, sein Potenzial voll auszuschöpfen. Dass er trotzdem ein starkes Album herausgebracht hat unterstreicht nur, was für ein guter Rapper AZ ist.
Tracklist: 01. Sky Dive (Intro) 02. It's Nineteen (Feat. Ragen Fykes & Rob Swift) 03. For Life 04. Broken Heart (Feat. Strange Fruit Project, Ragen Fykes & Thesis) 05. That's My Word (Feat. Theory Hazit & Rob Swift) 06. Fill It In (Feat. DJ Idull) 07. Skepticold 08. Heart of God 09. Found Her 10. From The Pulpit 11. Megaphone Phonics (Feat. Vursatyl & Rob Swift) 12. Work That Way 13. HardRock (Feat. Lightheaded & Rob Swift) 14. Stay Together (Feat. Ragen Fykes) 15. Parachutes And Ladders (Outro) 16. Frankenstein (Bonus)
Review: HipHop Is Music. Das ist das Motto, unter dem der aus Portland stammende Braille arbeitet. Kein Wunder, dass auch das eigene Label diesen Namen trägt. 2008 gab es "IV" für den Hörer, ein Schaulaufen von anerkannten Producer-Größen. Einer davon (verantwortlich für "Blessed Man" war Symbolyc One, seines Zeichens Kopf der Rucksackträger des Strange Fruit Project aus Texas. Anscheinend haben sich die Zwei blendend verstanden, denn schnell hat man den Beschluss gefasst, ein ganzes Album zusammen aufzunehmen. Das Erzeugnis nennt sich "Cloud Nineteen" und steht dem Hörer im Frühjahr 2009 ins Haus.
"Blessed Man" war seinerzeit ganz gelungen. Doch schon vor dem ersten Ton muss man bei diesem Album die schwer berechtigte Befürchtung aussprechen, dass man es hier mit stapelweise Langeweile zu tun hat - immerhin ist Braille, was auch schon auf "The IV" ein großes Problem war, nicht der potenteste Rapper und dümpelt mit seinen immergleichen Raps in einem brav-überschaubaren Intervall, während S1 auf einem Pfad wandelt, der dem der immergleichen Justus-League gefährlich nahe liegt. Natürlich war dies die böse zugespitzte Version und Zusammenfassung der jüngsten Erzeugnisse dieser zwei Künstler, doch leider ist es auch die zutreffendste für dieses Werk. Bezeichnend dafür sind Gastauftritte von Künstlern, die weder negativ noch positiv ins Gewicht fallen. Braille selbst tritt immer noch als naiver Prediger auf, der die Großartigkeit seiner Musik und eine heile Welt propagiert. "I'm not selling my soul, boy, neither should you / Good music is from the heart, so I'm keepin' it true" - gegen solche Phrasen ist selbstverständlich nichts einzuwenden, nur wie Braille in dieser Sphäre blauäugig durch sein ganzes Album stolpert, ist schwer erträglich. "Found Her", das über seine Liebe des Lebens berichtet, bringt zwar ein wenig Abwechslung, dümpelt jedoch ähnlich kraftlos vor sich hin wie der Rest der Scheibe. Erwartungsgemäß findet sich eine kleine Zahl an guten Tracks, denen "For Life" mit gelungener Kombination aus Pitch-Voice und Drum-Gerüst vorsteht. Im Allgemeinen wirft dieser immergleiche Sound allerdings ein starkes Verlangen nach der Skip-Taste auf. Flache Hooks ("Skepticold" wechseln sich mit wolkigen, lahmen Nummern und flotteren Instrumentals, die aufgrund ihrer Vorhersehbarkeit und der penetrante Stimme Braille's trotzdem reizlos bleiben, ab. Die oft zum Tragen kommenden Vocals von Ragen Fykes fallen in die oben erwähnte Sparte von Features, da sie keine Akzente setzen können - ja, nicht einmal sonderlich auffallen. Dass Braille und S1 die Falschen sind, um einen Track "Frankenstein" zu taufen, ergibt nicht erst der letzte Track. Die anwesenden DJs, nämlich Rob Swift und DJ Idull, tun das Ihre, um mit ihren Cuts dem Album einen viel zu herkömmlichen Charakter aufzusetzen. Ab und zu fühlt man sich an irgendwo schon gehörte Songs erinnert und zu anderen Zeitpunkten schweift die Aufmerksamkeit ab. Raps von der Kanzel ("From The Pulpit" sind in etwa so fesselnd wie die tatsächlichen Ansprachen des lokalen Pfarrers mit Holzfällerrhetorik. "Fill It In" versucht sich, wie auch einige andere Tracks des Longplayers, an starker Drum-Lastigkeit, erfährt dadurch aber trotzdem keinen Aufschwung. "More mounts to travel, still kickin' up gravel / There's still more battles to fight and more topics to tackle" - das darf nach Konsum von sowohl "That's My Word" als auch dem großen Rest infrage gestellt werden.
So vorhersehbar, wie sich der Sound dieses Albums angebahnt hat, schlägt er dann auch ein. Im Jahr 2009 ist "Cloud Nineteen" schlichtweg die Irrelevanz eines Albums. Braille rappt sich mit optimistisch-kindlicher Einstellung durch den lähmend altbackenen Sound. Dass ihm dabei der ein oder andere gute Track gelingt, fällt in die absehbare Streuung um den Mittelwert. Bringt man Letzteren auf den Punkt, so landet man bei Hintergrundmusik, was dieses Album in der Tat auch ist. Somit wird der Kette an Releases aus dem HipHop Is Music- als auch dem SFP-Camp ein weiteres mittelmäßiges Glied hinzugefügt, das logischerweise und eigentlich zu einer baldigen Umstrukturierung der Konzepte beider Künstler führen müsste. Damit rechnen sollte man so schnell allerdings nicht.
Tracklist: 01. Takeover Intro (Kool Savas) 02. O.P.T.I.K. (Kool Savas, Ercandize & Amar feat. Moe Mitchell) 03. Das Ist OR! (Kool Savas, Ercandize, Amar, Caput & Moe Mitchell) 04. Komm Mit Mir (Kool Savas & Ercandize) 05. Merkt Euch (Kool Savas, Ercandize, Amar & Moe Mitchell) 06. Traum (Ercandize feat. Franziska) 07. Bye Bye (Kool Savas feat. Moe Mitchell) 08. U Ain't Fuckin' With Us (Caput & Sinan feat. Dina Rae) 09. Fick Dich Nicht (Kool Savas, Ercandize & Moe Mitchell feat. Germany) 10. HT Skit 11. Homo Thugs (Kool Savas, Ercandize, Amar & Moe Mitchell feat. Kaas) 12. Halbblutprinz (Sinan) 13. Mach Alles Caput (Caput) 14. Dani Skit 15. 2005 Til Infinity (Moe Mitchell) 16. Come Clean 2006 (Kool Savas & Caput feat. Lumidee, DJ Suave & Moe Mitchell) 17. Geldwelt (Kool Savas, Ercandize & Moe Mitchell feat. Kaas & Franky Kubrick) 18. Manche Leute Pt. I (Amar) 19. In Deinen Augen (Kool Savas, Ercandize, Amar & Moe Mitchell)
Bonus Tracks: 20. Nie Mehr Hoch (Kool Savas, Caput & Moe Mitchell) 21. Warnung (Ercandize, Amar & Moe Mitchell) 22. Grind On (Kool Savas feat. Fatman Scoop) 23. Er Ist Nicht Gut Für Dich - (Kool Savas feat. Kaas & Damdam) 24. Wenn Es Bricht (Kool Savas feat. Kaas)
Review: Seit dem 15. September steht endlich der langerwartete "Optik Takeover!" von Kool Savas und seinen Optik-Soldiers Ercandize, Melbeatz, Caput, Amar, Moe Mitchell, Sinan und DJ Nicon in den Läden. Bereits im Vorfeld wurde viel spekuliert in welche Richtung der Longplayer gehen wird und ob auch die Optik-Youngsters auf Album-Länge überzeugen können. Um euch nicht länger auf die Folter zu spannen, spare ich mir diesmal eine ausführliche Einleitung und gehe direkt zur Review über.
"Wer hat - Hier in diesem Land das, was OR hat? - Niemand..." verkündet Savas bereits im "Takeover Intro" und leitet auf einem von Melbeatz produzierten Beat den Longplayer ein. Bereits hier fällt auf, dass alte Reimschemen und Strukturen über Board geworfen wurden und Priorität auf richtige Songstrukturen gelegt wurde. Mit "O.P.T.I.K." (Kool Savas, Ercandize, Amar & Moe Mitchell) folgt der erste Representer für den Moe Mitchell einige Vocals beigesteuert hat. Ebenfalls erwähnen sollte man, dass wie beim Vorgänger von Marko Vujovic eigens für diesen Track Live-Drums eingespielt wurden. Im Track selbst werden alle Lines mit den einzelnen Buchstaben der Optik-Initialen assoziert. "Das Ist OR!" (Kool Savas, Ercandize, Amar, Caput & Moe Mitchell) wurde bereits im Vorfeld als erste Single ins Rennen geschickt und erweist sich als würdiger Vorbote. Für das dazugehörige Video zeigte sich niemand geringerer als Optik-Chef Kool Savas für die Regie verantwortlich. Vor allem die außergewöhnliche Partstruktur sticht hier ins Auge. "Komm Mit Mir" (Kool Savas & Ercandize) ist eine der wenigen Fremdproduktionen und wurde von Christyle produziert. Das Savas ein fanatischer Autoliebhaber ist, braucht man niemandem zu erzählen und so verwundert es auch nicht, dass hier eine Art Liebessong abgeliefert wird, der ausschließlich aus Auto-Metaphern besteht. "Du bist süss wie ein Mini, mit 'ner Figur wie ein 6er / Mit Ledersitzen, richtigen Felgen und allen Extras / Mit Dampf unter der Haube, frisch wie aus der Fabrik / und dein Lack hat bis heute noch nicht das Licht des Tages erblickt." Bei "Merkt Euch" (Kool Savas, Ercandize, Amar & Moe Mitchell) macht vor allem Moe Mitchell eine gute Figur. "Traum" (Ercandize feat. Franziska) ist der erste Track ohne Savas, was aber definitiv nicht weiter auffällt, da Ercandize ohne weiteres auch Solo überzeugen kann. Auch die Gesangseinlagen von Franziska verleihen dem Track ein besonderes Ambiente. So erzählt Ercandize über die Sonnen- und Schattenseiten seines Rapperdaseins. "Bye Bye" (Kool Savas feat. Moe Mitchell) ist eine weitere Fremdproduktion und wurde von Savas' Cousin Ronald Mack Donald produziert. Für den ersten eigentlichen Solo-Track von Savas, bleibt dieser Track aber hinter den Erwartungen zurück. "U Ain't Fuckin' With Us" (Caput & Sinan feat. Dina Rae) beginnt mit einem kurzen Radio-ähnlichen Teaser von Dina Rae, bevor der von Kool Savas produzierte Beat einsetzt und Dina in vollem Effekt loslegen kann. Dina Rae und Caput zeigen sich von ihrer besten Seite, allerdings zeigt sich hier auch, dass Sinan mit seinen Label-Kollegen Flow- und Stimmtechnisch noch nicht ganz mithalten kann. Um sich auf "Fick Dich Nicht" (Kool Savas, Ercandize & Moe Mitchell feat. Germany) über alle hässlichen Mädels auszulassen wurde Germany geladen. Die von Moe beigesteuerte Hook geht gut ins Ohr. "Ich fick dich nicht, weil du für mich nicht mehr als nur eine Bitch bist / Du kriegst diesen Dick nicht, das wäre nicht richtig / Schnall dir nen Gürtel um den Hals bis du erstickt bist" Aber vor allem liefert Savas einen Part, der stark an alte Zeiten erinnert und zeigt warum er der "King of Rap" ist. Auf dem "HT Skit" hören wir einen kurzen Auszug eines Interviews mit einem sehr schlecht informierten Redakteur mit ostdeutschem Dialekt und einem hörbar gelangweilten Savas. Eigentlich lustig auch wenn mir die tiefere Bedeutung dieses Skits verborgen blieb.
Mit BassQiuat-Rapper Kaas wird uns ein gelungenes Fragespiel präsentiert, bei dem uns die Protagonisten auf Kaas' Fragen hin erklären was einen "Homo Thug" (Kool Savas, Ercandize, Amar & Moe Mitchell feat. Kaas) ausmacht. Savas' Bruder Sinan ist mit einem einzigen Solo-Track namens "Halbblutprinz" vertreten. Der Beat zu dem Track stammt aus der Schmiede von Ronald Mack Donald. Sinan bringt hier einen gut Track, der wie der Titel bereits vermuten lässt, stark an Harry Potter angelehnt ist und von Vergleichen basierend auf Begriffen aus Harry's Welt lebt. Eigentlich der beste Solo-Track der Optik-Soldiers. Weiter geht es mit dem Solo-Track von Caput. "Mach Alles Caput" ist ein düsterer Thementrack, der vor allem durch die aggressive Stimmung von Caput lebt und nicht zu Ernst genommen werden sollte. Auf "Dani Skit" hören wir ein lustiges Acapella, bevor uns Moe seinen Solo-Track "2005 Till Infinity" präsentiert. Auf dem düsteren Beat von Mel zeigt uns Moe variiernde R'n'B-Stylez gepaart mit Representer-Lyrics. Insgesamt ein gelungener Track. "Come Clean 2006" (Kool Savas & Caput feat. Lumidee, DJ Suave & Moe Mitchell) zeigt sich sehr minimalistisch. Neben dem Feature von Lumidee, steuerten DJ Suave und Moe einige Vocals und DJ Nicon einige Scratches bei. Bei "Geldwelt" (Kool Savas, Ercandize & Moe Mitchell) mit Kaas und Franky Kubrick ist der Titel Programm. Dieser Track wird vor allem von Franky Kubrick geprägt, der sich deutlich von seinen Mistreitern abhebt. "Manche Leute Pt. I" nennt sich der Solo-Track von Amar, den er auch selbst produziert hat. Ein durchweg gelungener Track mit Street-Charakter. "In Deinen Augen" (Kool Savas, Ercandize, Amar & Moe Mitchell) ist eine Ansage an alle Kinder geschiedener Eltern oder Kinder deren Eltern gestorben sind. Definitiv ein gelungener Abschluß der Basic-Version.
Wo die Basic-Version aufhört geht es auf der Limited Edition mit fünf Bonus-Tracks weiter. Den Anfang bilden die beiden bereits bekannten Tracks "Nie Mehr Hoch" (Kool Savas, Caput & Moe Mitchell) und "Warnung" (Ercandize, Amar & Moe Mitchell). Zusätzlich gibt es noch einen Remix zu dem Song "Grind On" von Fatman Scoop. Den ersten exklusiven Bonus-Track hören wir mit "Er Ist Nicht Gut Für Dich" (Kool Savas feat. Kaas & Damdam) auf dem die beiden BQ-Rapper Kaas und DamDam gefeatured werden. Hier erzählen die Protagonisten die Geschichte eines Mädchens die sich in den falschen Mann verliebt hat und dadurch sehr unglücklich wird. Den Abschluß der Limited-Edition bildet "Wenn Es Bricht" (Kool Savas feat. Kaas) auf dem neben Kool Savas erneut BQ-Rapper Kaas vertreten ist. Genau wie der Vorgänger wurde auch dieser Beat von Christyle produziert. Damit endet der Longplayer mit einem letzten gelungenen Battle-Track.
Der "Optik Takeover!" wurde eingeleitet und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Melbeatz präsentiert uns ausgereifte Beats und saubere Produktionen die einen gewissen Vibe verbreiten und Flavor haben. Aber auch Ronald Mack Donald, Christyle, Discopolo, Asker, Rooq, Kool Savas und Armageddon haben ihren Teil beigetragen, was nicht auch zuletzt für eine gelungene Abwechslung sorgt. Als Rapper präsentiert uns Top-Spitter Kool Savas irre Lines, gute Ideen und abwechslungsreiche Lyrics gepaart mit Technik und Ausdruckskraft. Die Optik-Soldiers wissen ebenfalls zu überzeugen und präsentieren sich ebenfalls in gutem Licht. Ob der Sampler das Zeug zum Klassiker hat will ich hier nicht beurteilen, jedoch wurden erfolgreich neue Wege beschritten, die Optik mit Sicherheit auch in Zukunft weiter nach oben bringen werden. Optik Boom!
Tracklist: 01. You Will Never Be 02. Blood (Feat. Banish & Aims) 03. Listen (Feat. Banish) 04. Danger (Feat. Big Left) 05. Raw (Remix) (Feat. Vinnie Paz) 06. Buck'Em Down 07. Back To Business 08. Celebrity Smackdown (Feat. Copywrite) 09. Lost It 10. Get Ya Mind Right (Feat. Reef The Lost Cauze & Planetary) 11. Mystery On The Block 12. Connected (Feat. Banish) 13. 1 Man 1 Life (Feat. Heated) 14. Street Goons (Feat. Jimmy Powers) 15. Verbal Holocaust (Feat. Ill Bill) 16. Pick Your Poison 17. Watch Your Step (Feat. Banish & Aims) 18. Golden State
Review: Wer hätte es gedacht, sie sind zurück: Obwohl es Randam Luck schon seit 2000 gibt, scheinen sie erst jetzt so langsam auf die Idee gekommen zu sein, ihre Musik in Form von Alben zu veröffentlichen: Mit dem Signing bei Babygrande Records ergab sich das Debütalbum "Conspiracy Of Silence", ein Jahr darauf folgt der nächste Streich, "Graveyard Shift". An der Einstellung der Jungs hat sich rein gar nichts geändert: Noch immer setzen Lucky, Randola und Stadi Majadi auf die volle Packung aggressiver Hardcore-Raps, mit der sie in ihrer Heimat San Diego seit jeher auf sich aufmerksam machen. Als Referenz stehen immer noch die Parallelen zu Acts wie Jedi Mind Tricks oder Non Phixion.
Mit Ruhm hat sich das Trio beim Debüt nicht gerade bekleckert: Wo die Beats als gute Kopien der AOTP/JMT-Ecke durchgingen, waren die Raps nicht mehr als plumpes Gebrüll. Sollte sich das auf diesem Album ändern, stünden die Chance zu einem gelungenen Album durchaus gut. Doch natürlich ist alles beim Alten geblieben; was war auch anderes zu erwarten? Und dabei hat man seitens der Produktionen sogar noch aufgestockt: Während Anno Domini Beats weiterhin zugegen ist, gesellen sich auf "Graveyard Shift" namenhaftere Produzenten wie die Snowgoons, Loptimist und auch Undefined (der zwar weniger bekannt, dafür aber sonst für die AOTP tätig ist) ins Lineup. Doch es hilft alles nichts: Statt 14 auf dem ersten Album sind es hier ganze 18 Tracks, in denen man vorgeschrien bekommt, wie hart die drei Kalifornier doch sind. Das fängt bei "You Will Never Be" gleich doppelt ärgerlich an, da Loptimist diesen Beat bereits an Amadeus The Stampede verscherbelte, der darüber eine weitaus bessere Hook legte. "Y'all motherfuckers ain't ready, we ready / We swingin' machetes and cuttin' y'all niggas into confetti" - da kommt Lust auf. Wie schon auf dem ersten Teil ergeht man sich hier in aussagekräftigen Titeln, Aufforderungen wie "Buck 'Em Down" sind immer noch an der Tagesordnung. Vor allem Lucky ist es, der mit seinem nervtötenden Stimmorgan immer und immer wieder wie ein Einfaltspinsel dämliche Parolen abgibt - und das in lautstarkem Ton. Denn aggressiv ist die Platte ohne Zweifel, nur eben in einer Art und Weise aggressiv, in der blind mit dem Kopf gegen die Wand gerannt wird. "Celebrity Smackdown" folgt dabei wenigstens noch einem Konzept, und sei es nur das teils gerechtfertigte Anpöbeln sämtlicher Stars. Andere Songs, wie in etwa "Blood", erscheinen auf den anderen Seite noch einfältiger als die kritisierten Promis. Gegen das, was sich Randam Luck an Reimen aus den Fingern saugen, sind die heutigen Taten eines Vinnie Paz reinste Kunstwerke. Die Thematik ist überall und bei den Idolen dieselbe, doch stilloser als hier wurde sie selten verkauft. Apropos Vinnie Paz, der wird auch als Gast angekündigt. Doch ebenso wie Ill Bill wurde schlichtweg das Feature der ersten Scheibe ordentlich ausgeschlachtet und mit neuem Beat versehen - ärgerlich, selbst wenn die Produktionen (Beiträge der Snowgoons) in Ordnung sind. Bezüglich der Skills kann auch hier nicht viel angekreidet werden, denn Randam Luck rappen allesamt durchaus passabel. Doch das Gesamtpaket am Mic stimmt nicht. Das fördert umso mehr ein die Gastgeber ausstechendes Reef The Lost Cauze-Feature zutage. Doch wenn in "Listen" über einen gelungenen Beat von AD die Hook zusammengecuttet wird, während auf dem unüblich lockeren Instrumental die Aggro-Fahne nur auf Halbmast weht, geht es auch so. Mit solchen Songs hätte man das Album bestens auflockern können. Aber nein, RL ziehen es vor, gelungene Beats (wie etwa in "Mystery On The Block" mit schwachen Hooks zu bekleckern. Dass vieles ähnlich klingt, ist zu einem nicht kleinen Teil Randam Luck selbst zuzuschreiben, denn die Beats sind mitunter richtig dick. So auch in "Golden State", das überraschend muntere Klänge auffährt, die dem Album sehr guttun.
Dass es weiterhin Vertreter dieser Schiene des Raps gibt, ist wichtig. Dass diese Vertreter dem Sound, den sie praktizieren, weder gerecht werden noch Ehre machen, sollte als Indiz gelten, dass hier etwas nicht stimmt. "Subtile Gewalt-Raps" ist die Zauberformel, mit der man weiterkäme. Doch Randam Luck zeigen, dass sie im Vergleich zum Debüt kaum dazugelernt haben. Sie sind die als Soldaten verkleideten Bauern, die der Monarch in der Schlacht als erste verheizt. Wer alleine auf die Beats aus ist, der sollte sich "Graveyard Shift" - entweder mit Rap-Nebengeäusch oder als vielleicht bald erscheinendes Instrumental-Album - zulegen. Die Performance am Mikro jedoch bleibt eine durchwachsene Angelegenheit, die entweder zu plump und/oder gebrüllt für ernsthaften Genuss ist.
Tracklist: 01. Z.E.F.G. Intro 02. Back... Again 03. Ich liebe euch 04. Paderbeazy Pt. 2 (Feat. Prinz Raro) 05. Kein Fick 06. Bestimmungsskit 07. Farytale (Liebe M8 Blind) 08. Gerüchte 09. Erinnerung Remix (Feat. Timecy) 10. Die Erde Skit 11. Kalte Welt Pt. 2 (Feat. Stephanie Garris) 12. Ich weiss wie es ist (Feat. Liquit Walker) 13. Mach dir kein Kopf 14. Bessere Welt (Feat. Rasputin & Timecy) 15. Das Licht / I saw the Light 2 (Feat. Barnz) 16. Paderbornskit 17. Sie ist Remix (Feat. Emory) 18. Flaver Lishuz Pt. 2 19. Kritikskit 20. Immernoch (Zu ehrlich für's Game) 21. Gott (Feat. Barnz & Idref) 22. Momente... 23. Shoutro
Review: Diesen jungen Mann sollte man schon länger auf der Rechnung haben. Bereits 2005 veröffentlichte er über Rec.On, das Label, welches unter anderem auch F.R. und Snaga hervorgebracht hat, "Industriesanierung" und konnte darauf mit seinem messerscharfen Flow sowie seinen humorvollen Texten punkten, und auch auf dem Remix zu "Der Beweis" von Kool Savas war er einer der Akteure, die positiv herausstachen. Wer Phreaky bereits länger auf dem Radar hat, dem wird aufgefallen sein, dass er nicht unbedingt kleine Töne spuckt, allerdings muss er erstmal unter Beweis stellen, ob er überhaupt das Recht dazu hat.
Auf diesem Tape finden sich viele Instrumentals von mehr oder weniger bekannten Songs wieder, aber im Gegensatz zu anderen Mixtapes keine Beats von den aktuellen Hitsingles in den USA. So spuckt Phreaky bei "Ich weiß wie es ist" an der Seite von Liquit Walker über Eminem's "No Apologies", macht aus den beiden Songs "Far Away" und "Back On The Streets" von Monroe und Rasul "Mach dir kein Kopf" und "Back...Again" und aus Kenn Starr's "If" wird "Bessere Welt". Direkt zu Anfang sei gesagt, wer sich in seiner Freizeit damit beschäftigt, Birnen und Äpfel miteinander zu vergleichen, der kann das hier gerne weiter tun, jedoch ist es nicht im Geringsten angebracht. Natürlich würde es an Größenwahn grenzen, wenn Phreaky versucht, sich auf eine Stufe mit Eminem zu stellen, aber das hat er gar nicht vor. Stattdessen gibt es auf "Ich weiß wie es ist" Berichterstattung über die Probleme eines Menschen im deutschen Mittelstand, die absolut realitätsnah und authentisch geraten sind und zudem noch auf einem hohen Level eingerappt wurden. Allerdings ist auf diesem Tape auch eine Eigeninterpretation versteckt, die nicht hätte sein müssen. Die Rede ist von "Sie ist Remix" mit Emory. Illo konnte mit dem Original schon keine Katze hinterm Ofen hervorlocken und das ändert sich bei der Version von Flave kein bisschen, vor allem weil er sich eins zu eins an die Vorlage gehalten hat. Ebenfalls negativ zu erwähnen ist "Flaver Lishuz Pt. 2" - ein paar gute Lines sind zwar vorhanden, ebenso wie ein souveräner Flow, aber diese clubbigen Beats passen leider so gut wie gar nicht zu dem Akteur. Besser wird es dann schon, wenn zusammen mit Barnz und Idref über "Gott" philosophiert wird oder Phreaky sich wutgeladen gegen "Gerüchte" wehrt. Die Idee zu "Kalte Welt Pt. 2" ist zwar alles andere als neu, aber wen juckt das schon, wenn Phreaky hörbar betroffen über Kindermorde, Attentate und den Krieg rappt, ohne dabei seine vorhandenen Skills außer Acht zu lassen. Überhaupt läuft der Paderborner zur Höchstform auf, wenn er die tiefsinnige Schiene fährt. Beispielsweise wenn er sich bei "Farytale (Liebe M8 blind)" auf einem Instrumental, das den Hörer schnell in seinen hypnotisierenden Bann zieht, über die Unfairness der Liebe beklagt:
"Ich hab schon oft genug miterlebt Wie man sich verliebt und es irgendwann trotzdem nicht mehr geht Das Schicksal führt uns zusammen und reißt uns auseinander Obwohl man davon überzeugt war, man braucht einander Vom ersten Verliebtsein bis heute ist viel Zeit verstrichen Und ich hab mich dran gewöhnt, mich auf Enttäuschung einzurichten"
Es gibt wahrscheinlich nicht wenige, denen hier aus der Seele gesprochen wird. Wenn Phreaky und Barnz zusammen "Das Licht" am Ende des Tunnels erblicken und sich als zwei ehrgeizige Menschen ausgeben, die nach Niederlagen gestärkt aufstehen, dann kann durchaus von einem Höhepunkt gesprochen werden, da sich die beiden auch raptechnisch vor keinem zu verstecken brauchen. Herzergreifend geraten ist auch die Analyse, was das Erreichen von zuvor gesteckten Zielen angeht und die Feststellung, dass man "Immer noch" ganz am Anfang steht. Doch den Höhepunkt des Tapes hat der Zuhörer erreicht, wenn er Phreaky beim Aufzählen seiner bedeutendsten "Momente..." lauschen darf. Auf dem bedrückenden Piano werden einem die Tränen ins Auge getrieben, was nicht zuletzt an der glänzenden Performance des Künstlers liegt.
Man darf nicht den Fehler machen und "Zu ehrlich für's Game" als Album ansehen. Hier werden lediglich bekannte Songs mit einer eigenen Interpretation versehen, was in den meisten Fällen auch gut gelingt. Man darf sich jedenfalls freuen, wenn Phreaky Flave mit seiner nächsten richtigen LP an den Start kommt, auf der er Beats bespuckt, die eigens für ihn geschneidert wurden. Das Talent, ein ganz großes Ausrufezeichen in Rapdeutschland zu setzen, hat er auf jeden Fall und man sollte ihn definitiv im Auge behalten.
Tracklist: 01. Better Late Than Never 02. Wanna Be A Rapper 03. We Get It In 04. Heads Or Tails 05. Prey Vs. Predator (Feat. Kryme Life & Tommy Whispers) 06. Project Leaders (Feat. Freeway & Termanology) 07. Respectfully (Feat. Ghostface) 08. Listen Carefully (Feat. Tommy Whispers & Kryme Life) 09. Blind Man 10. Live Nigga Night Out (Feat. Ghostface & Shawn Wigs) 11. Stronger Man (Feat. Kryme Life) 12. Powerful Minds (Feat. Royce Da 5'9) 13. World Today 14. Direct From The Ghetto (Feat. Tommy Whispers) 15. What Did I Do Wrong (Feat. Slash) 16. Mother Like You (Feat. Mike Payne)
Review: Trefflicher hätte er es nicht auf den Punkt bringen können. Trife Da God war einer dieser Artists aus dem Felde Wu-Tang, die sich durch Gastauftritte einen Namen, den man gerne hört, gemacht haben, denen es jedoch binnen ihrer Karriere nicht vergönnt schien, je ein Album zu veröffentlichen. Von T.M.F. über die Theodore Unit bis zum (anteilmäßig überwiegenden) Kollaborationspartner von Protegé Ghostface Killah auf dem 2005er "Put It On The Line" hat Trife es nichtsdestoweniger zu einem der präsentesten Emcees im näheren Wu-Umfeld gebracht. Nun hat er den Gottstatus abgelegt und läuft unter dem Namen Trife Diesel, um den Fans endlich ein Album vorzulegen: "Better Late Than Never" kommt in der Tat spät, die Freude darüber ist trotzdem da.
Für die Produktionen engagierte der Herr aus Stapleton keine der Wu-Elements, sondern überließ diese Aufgabe einer Mischung aus un- und halbbekannten Namen aus dem Untergrund. Doch das stört in keinster Weise, denn erstaunlicherweise leistet jeder Beteiligte mindestens zufriedenstellende Arbeit, während Trife selbst mit seiner markanten Stimme loslegt. Als Anhaltspunkt sei hier einmal "Put It On The Line" genannt, das einen ähnlich Sound fährt. Gäste finden sich nicht wenige, doch die am öftesten gesehenen sind die beiden T.M.F.-Kollegen, die als Hawk & Kryme kürzlich erst ein Album veröffentlichten, sowie der Mentor Ghostface Killah himself. Dass Trife ohne Frage der charismatischste Emcee des "The Money First"Trios ist, zeigt einmal mehr u.a. "Prey Vs. Predator", in dem mit Bean One ein schweres Geschütz aus Seattle aufgefahren wird, während munter Street-Raps aus dem Leierkasten gekurbelt werden. Da Trife sich anscheinend der Tatsache bewusst ist, dass ein paar andere Themen angebracht wären, wird unter anderem "World Today" mit ins Programm genommen: Eingeleitet von Barack Obama, dessen Rede auch immer wieder eingespielt wird, wird ein wenig der böse Staat bekrittelt ("Look at Obama - the first Black ruler of the free world", was sich zumindest problemlos anhören lässt. Doch besonders politisch motiviert ist Trife nicht, weswegen Songs wie das kraftvolle "We Get It In" besser klingen. Einzig bei "Heads Or Tails" kommen die Straßenweisheiten sehr ausgelutscht daher. Generell gilt: Tiefgreifende Inhalte sollte man anderswo suchen. Was hier auftrumpft ist die Kombination aus astreinen Beats, die ohne derzeitige Trends auskommen, und einer durch die Bank weg starken Performance am Mic. Keine aufgezwungenen R&B-Nümmerchen, kein Auto-Tune oder sonstiges. Freeway und Termanology als Gäste zu laden war sicherlich nicht notwendig, da die altbekannten Stimmen in diesen Gefilden nicht vollkommen passen wollen - auch wenn "Project Leaders" ein Erfolg ist. Anders hingegen Royce Da 5'9, der in "Powerful Minds" einen astreinen Auftritt hinlegt und dabei noch Glück mit dem übertrieben guten Piano-Beat hat. Auch "Stronger Man" gehört zu den ganz großen Momenten der Scheibe, wobei die Hustler-Tales ebenfalls von der engen Freundschaft von T.M.F. künden. Dazu weiß Animal House das Terence Trent D'arby-Sample so gut in Szene zu setzen, dass es das Original aussticht. Dass auch die Chemie mit Ghostface stimmt, beweist vor allem "Live Nigga Night Out", des mit sehr souligen Klängen perfekt zu den Emcees, zu denen sich noch Wigs aus der Unit gesellt, passt. Aufgrund des Beats weniger prickelnd ist "Respectfully", während Lee Bannon in "Wanna Be A Rapper", das Trife über die Szene berichten sieht, beanstandungslos produziert. "Blind Man" klingt ein wenig nach Bronze Nazareth (kommt allerdings von einem gewissen Blunt) und wird von Trife genutzt, um auf die unscheinbare, doch besondere "Gabe" blinder Menschen hinzuweisen. Dass "Direct From The Ghetto" sozialkritisch angelegt ist, sieht sogar besagter "Blind Man" sofort. Mit "What Did I Do Wrong" und Slash als weiblichem Gast wirft Trife dann noch ein Beziehungsgespräch ein, wohingegen "Mother Like You" ganz ohne Überraschungen an die eigene Mutter geht - und trotz Schnarchthematik einen musikalisch gelungenen Ausstieg darstellt.
Das war es also, das Debüt von dem Emcee mit der klaren Stimme. In seiner Tätigkeit am Mic ist Trife ein höchst angenehmer Zeitgenosse, der es seinen Hörern nicht schwer macht, ihm zu lauschen. Wer nun also lauscht, der wird den Protagonisten inhaltlich keine Bäume auswurzeln hören, doch wird Zeuge eines gut angerichteten Salats der üblichen Themen, die den gemeinen Straßen-Rapper nunmal umgeben und beschäftigen. Die zusätzliche Stärke des Albums sind dabei die Beats, die fast durchgehend erfreulich frisch ausfallen, bzw. nach den alten Handwerksmethoden einen auch 2009 gut hörbaren Sound schustern. Damit gelingt Trife Diesel selbstverständlich keine Sensation, doch auch ohne merkliche Besonderheiten darf man hier zuschlagen. "Better Late Than Never" kommt spät, aber keinesfalls zu spät.
Label: Duck Down Records / Major League Entertainment
Tracklist: 01. Black Out - (Feat. DJ GI Joe) 02. Paper Trail - (Feat. Phonte) 03. Drivin' Down The Block (Low End Theory) - (Feat. Masta Ace) 04. Lucifer's Joyride - (Feat. Travis McCoy) 05. Snob-Hop - (Feat. Camp Lo) 06. Mr. Alladatshit - (Feat. Donnis & Chip Tha Ripper) 07. Love Hangover - (feat. Estelle) 08. Let Your Hair Down - (Feat. Skyzoo & Lil Eddie) 09. Middle Of The Map Pt. 1 - (Feat. Fooch) 10. Middle Of The Map Pt. 2 - (Feat. Black Milk & Guilty Simpson) 11. The In Crowd - (Feat. Tim William) 12. The Pledge - (Feat. Sean Price & Buckshot) 13. Inner Me 14. Drivin' Down The Block (Remix) - (Feat. Pusha T, The Cool Kids & Bun B) (Bonus)
Review: Mit einer Cover-Version des Souls Of Mischief-Klassikers als Single für ihr erstes Album "School Was My Hustle" begann für Double-O und Naledge, besser bekannt als Kidz In The Hall, der Weg in die etablierte HipHop-Szene. Damals als frischer Wind im Hause Rawkus unterwegs, erfolgte dann der Wechsel zu Duck Down Records. Die Aufmarksamkeit von Barack Obama konnten die beiden auch erringen, weswegen auf ihrem zweiten Album, "The In Crowd", erheblich mehr Erwartungen lasteten und auch die Promo im Voraus ganz anders ausfiel. Um diese Erwartungen zu erfüllen und den erreichten Status zu verdeutlichen, laden sich die Kidz ganze Heerscharen von Feature-Gästen ein. Gemeinsam wird auf "The In Crowd" dem souligen BoomBap gefröhnt.
Was denn die Kidz so besonderes an sich haben, das den Wirbel um dieses Album erklären würde, ergibt sich auch bei näherer Betrachtung nicht - war doch ihr Debüt-Album auch nicht mehr als eines unter vielen. Doch ganz ungeachtet des Überschusses an ebensolchem HipHop, der hier angekündigt wird, klinkt man sich ins Album. "Black Out" macht den Anfang. Die Zusammensetzung des Instrumentals erinnert irgendwie an einen Klassiker von einem gewissen Duo namens Eric B. & Rakim, doch was Double-O hier zusammengeschraubt hat, ist weit entfernt von gerade genannter Klassifizierung. Penetrante Trompeten vermiesen die Stimmung und offenbaren uns auch gleich das erste und gravierendere der zwei Hauptprobleme, die uns über das ganze Album hinweg begleiten werden: Double-O ist schlicht und einfach ein sehr mittelmäßig begabter Producer, denn abgesehen von der Idee, hier einen Old School-Vibe heraufzubeschwören, ist der Sound total kahl. Das zweite Problem lässt sich nun noch nicht in seinen vollen Ausmaßen erahnen, es sei hier jedoch trotzdem erwähnt: der Männlichkeitfaktor, den Naledge mit seinen Raps transportiert, bewegt sich in den Kreisen gewisser R&B-Schnulzer. Als hätte Naledge diese Bemerkung vernommen, nimmt er sie sich gleich zu Herzen und leitet "Paper Trail" mit (Fast-)Gesang ein. Der ganze Track an sich ist so butterweich und zuckersüß gehalten, dass ich mich wundern muss, beim Skippen keine klebrigen Finger zu bekommen. Denn hier rettet nicht mal Phon-Tigga-Lo the Show Stopper die Show. "Hier ist für jeden etwas dabei", ließ Naledge einmal vernehmen. Hoffentlich war das der missglückte Track an die weiblichen Hörer und hoffentlich ist diese Sparte nun abgehakt. Die erste Single des Albums jedenfalls ist wirklich deutlich anders. "Drivin' Down The Block". Featuring Masta Ace. Sehr schön, mit dem Masta gab es noch selten einen richtig schlechten Track. Nachdem ich mich einmal durch den Track gehört habe, muss ich verwundert nochmals auf mein Back-Cover schauen. Ja, da steht Masta Ace. Dann macht es klick - achso, die Kidz lassen sich die Frechheit nicht nehmen, ein Sample des Masters vom Slaughtahouse Album zu slowen, es auf diesem Geklimper eines Beats als Hook einzusetzen, und das ganze dann als Feature zu verkaufen. Das Gesamtpaket würde man eher nach Houston stecken, wobei es auch dort kein Glanzmoment für welchen Artist auch immer wäre. Schwach. "Lucifer's joyride" lässt dann auf einen gesellschaftkritischen Song hoffen, entpuppt sich jedoch als Fortsetzung von "Paper Trail". Schon hier beginnen die unbeschreiblich harmlosen Produktionen von Double-O nach einem Skip zu rufen; und da aus Naledge's Mund nichts als Trivialität zu kommen scheint, landet man schnell bei "Snob Hop", das mit Camp Lo starke Gäste dabei hat. Preisfrage: von wem wird Naledge hier die Show gestohlen? Ganz genau, mit Geechie Suede und Sonny Cheeba machen uns zwei MCs vor, wie man seine Raps cool aus der Hand schüttelt, ohne dabei die einschläfernde Wirkung von Naledge mit sich zu ziehen. "Mr Alladatshit" kämpft sich in den oberen Bereich erträglicher Langeweile, den gänzlich überflüssigen Gastraps zum Trotz. Mit "Love Hangover" landet man wieder bei einem Feature: Estelle sorgt für den besten Moment des Songs, nämlich dessen Hook. Der Beat ist erträglich, jedoch entsprechend Double-O's Künsten nichts besonderes. Naledge's Raps unterscheiden sich hier inhaltlich nicht sonderlich von dem Beziehungs-Song, den man auf fast jedem Album heutzutage findet. Spontan schießt mir hier sogar der Vergleich zu Lupe Fiasco durch den Kopf, was Raps-Stil und Stimme betrifft. Doch wenn Lupe "The Cool" ist, dann bietet sich bei Naledge eher "The Boring" an. "Let Your Hair Down" wäre auf einem anderen Album als relaxte, Soul-beeinflusste Nummer durchgegangen. Doch da man sich schon wieder mit dem gleichen Sound konfrontiert sieht, mag keine Freude aufkommen - auch wenn die Umsetzung diesmal etwas besser ist, die Abwechslung ist tief im Kellerverließ eingesperrt. Ein weiterer namenhafter Gast, Skyzoo, zieht ereignislos vorbei und bringt uns dem Highlight der Platte näher. "Middle Of The Map" Teil eins ist laut Credits als einziger Track der Scheibe nicht von Double-O, sondern von Black Milk produziert worden. Und das hört man. Endlich mal ein wenig Abwechslung, endlich tanzen die Snares mal ein wenig kraftvoller und tauchen auch Naledge's Raps in ein ganz anderes Licht. Ein fließender Übergang führt uns zum zweiten Teil, wobei ich einen Besenstiel fressen würde, wenn Black Milk da nicht auch seine Finger im Spiel hatte. Das Mic jedenfalls ergreift er und reppt mit Stones Throw'er Guilty Simpson The D. Kaum sind die Gäste wieder weg, kehrt Double-O auch wieder zu seinen stinklangweiligen eigenen Produktionen zurück. Und genau dadurch verliert die Tragödie über eine junge Dame, die auf allen Hochzeiten tanzt und dann in die falsche Gesellschaft gerät, ihren Reiz. Wenn es alleine nicht geht, lädt man sich eben wieder Gäste ein. Und da dieses Release über Duck Down kommt, wurde es auch langsam Zeit, dass sich ein paar BCC'ler blicken lassen. Auf "The Pledge" ist es so weit, Donkey Sean und Buckshot sind zwar nicht in Bestform, für den Lyricist der Kidz In The Hall reicht es jedoch allemal. Double-O's Produktion kann wohl als seine beste auf dem Album (ausgegangen davon, dass "Middle Of The Map Pt. 2" nicht allein auf seinem Mist gewachsen ist) bezeichnet werden; und das, obwohl hier sicher kein Kracher vorliegt. "Inner Me" rettet sich recht gut über die Ziellinie und kann als einer der wenigen Songs auch mit seinem lyrischen Gehalt überzeugen. "And I swear, my inner me is my enemy" dient als grobe Zusammenfassung. Es verbleibt noch der Remix zu "Drivin' Down The Block", der in vorbildlicher Manier vorführt, wann ein Remix vollkommen überflüssig ist.
Resümieren wir also: das Album ist hauptsächlich so scheiße, weil Double-O ein schlechter Producer ist. Desweiteren ist Naledge nicht unbedingt ein schlechter Emcee, doch auf den einschläfernden Beats seines Partners dürfte es sogar gestandenen Größen schwer fallen, auf Albumlänge zu unterhalten - egal wie kräftig deren Stimmorgan sein mag. "Best new group in HipHop", diesen Titel soll "The In Crowd", laut Naledge, dem Duo bescheren. Hier sei eine kleine Pause eingelegt, damit jeder Leser die Gelegenheit bekommt, einmal verächtlich zu lachen. [...] Ein wirklich angebrachter Titel wäre: größter Fehlgriff Duck Down's nach dem Signing von KRS-One. Denn "The In Crowd" ist als Album eine Katastrophe. Das einzige, was hier die Show vor dem totalen Black Out bewahrt, sind einige der zahlreichen Gäste (beileibe nicht alle). Wenn die Kidz In The Hall weiterhin ihr Dasein als unbedeutende Gruppe führen und uns ab und zu mit solider Musik versorgen, geht das voll on Ordnung, aber die hochgestochenen Ansprüche sollen doch bitte schleunigst revidiert werden.
Tracklist: 01. The Money Shot (Intro) 02. What's Hood? 03. Brooklyn Party 04. The 2nd Amendment (Feat. Immortal Technique) 05. My Dude 06. Bk's Fat Boy 07. Finished! 08. Magnifique (Feat. M.O.P.) 09. O.E.O.G. (8 Ball Junkie) 10. Grip Up (Feat. Block McCloud) 11. Drunk & Don't Care 12. Shut Up (Feat. Silkk The Shocker) 13. Facebreaker (Feat. Swave Sevah) 14. WTP 15. One Drink, Two Drink 16. Goons R Us (Feat. Gillie Da Kid)
Review: "I been on everybody's else's shit – but never my own" sagt Poison Pen ganz wahrheitsgemäß. Als Feature-Gast ist einem der schwergewichtige Emcee aus Bed-Stuy sicherlich bereits irgendwo untergekommen, treibt er sich doch regelmäßig auf den Alben seiner NY-Kollegen herum. Auch ohne eigenes Album konnte er sich damit ins Gedächtnis vieler Hörer rappen. Mit "Pick Your Poison" gab es auch schon ein Street-Album, das seinerzeit von Stronghold-Bruder Immortal Technique präsentiert wurde. Für sein offizielles, eher überraschend hereinschneiendes Debüt kommt das Stronghold-Gründungsmitglied bei Gold Dust unter, wo "The Money Shot" dann ohne weitere Verzögerung pünktlich veröffentlicht wird.
Man kennt Poison Pen als Battle-MC, und so ist es kein Wunder, dass auch hier mit Punchlines nicht gegeizt wird. Doch für die Idee hinter diesem Album sei ein Zitat von Pen herangezogen: "I don't want people to think that I'm the nicest rapper on the planet. I proved I was nice when I was 18. I'm just trying to bug out and entertain." Dementsprechend empfängt den Hörer ein bestens gelaunter Poison Pen mit erhobenem Glas. Hinter ihm stehen neben einigen Mic-Gästen auch fähige Produzenten: Mit den meisten Beiträgen gingen DJ Static (ebenfalls Stronghold) und Chum (von den Demigodz) zu Werke, während noch eine ganze Reihe weiterer Beatbastler vorbeischauten. Die zeigen zu einem großen Teil vor allem eines: Poison Pen kommt überall zurecht, auch auf mittelmäßigen Produktionen. Denn was es hier zu hören gibt, hätte seitens der Instrumentals in jedem Fall besser sein können. Pen dagegen ist der lustige Kerl, der mit seinem Rüpel-Style, welcher technisch nicht einmal sonderlich anspruchsvoll ist, die Sympathien der Hörer einfährt und seine "Brooklyn Party" auch auf einem zu minimalistischen Beat zum Laufen bringt. Auch beim Zusammentreffen der Raukehlen in "Magnifique" verhindert der Beat (diesmal von Chum) ein spektakuläres Outcome. Man könnte es natürlich Pen gleichtun und sich die Beats schöntrinken, analog zu "One Drink 2 Drink", in dem F. Jordan's Hook lautet: "I only had one drink, I'm really not tipsy yet / And shorty's all into me, and I'm really not into her / But now that I have like 2 drinks, she's looking like a model / Or could it be the bottle?" Doch auch ohne Hochprozentiges kommt man auf seine Kosten: Static's Beat zu "What's Hood?" ist ein schlichter Ohrwurm, über den Pen mit amüsanten Lines über das "Hood"Sein rappt: "Ain't nothing more hood than going to church". Ähnlich geht es in "BK's Fat Boy" zu, einer Art Hymne von Pen auf sich selbst, in der er sich nicht zu schade ist, die Lacher auf Kosten seiner selbst einzufahren. Dass es lustig zugeht, wenn J-Zone vorbeischaut, versteht sich von selbst - weshalb "O.E.O.G." auch voll im Sinne dieses Albums liegt. In "My Dude" wird dann die eigene Heimat (Bed-Stuy) in den Mittelpunkt gestellt, natürlich mit den typischen Raps von Pen, die einem immer weieder ein Schmunzeln ablocken. Komplettiert wird das Gesamtbild von den etwas härteren Songs, bei denen zuerst natürlich "The 2nd Amendment" zu nennen ist, für das Teak Underdue schweres Geschütz auffährt, das sich bestens mit Immortal Technique verträgt. Auch wenn hier der einzige Ausflug ins lyrisch Gehaltvolle vorliegt, fühlt man sich mit IT keineswegs fehl am Platz. "Facebreaker" ist ein groß angelegter Kopfnicker, in dem die Harmonie zwischen Swave und Pen voll zur Geltung kommt. Das ungewöhnliche Feature von Silkk verläuft unauffällig, während beim vielversprechenden Titel "Drunk & Don't Care" seitens des Beats mehr hätte passieren können. Nach dem missglückten "WTP" schließt das Album mit "Goons R Us" brachial ab.
Schlussendlich ruft das Album mehr einen "Aha" als einen "Wow"Effekt hervor, doch in erster Linie auch die Freude, dass ein Artist, der es verdient hat, es endlich zu seinem offiziellen Debüt gebracht hat. "The Money Shot" ist dabei weder ein Top-Album noch knüpft es an alte Stronghold-Tage an, doch Poison Pen weiß, mit den Beats, die mitnichten durchwegs gelungen sind, umzugehen und seine simplen, aber wirksamen Raps an den Mann zu bringen. Wer sich mit diesem Emcee bisher noch nicht auseinandergesetzt hat, dem sei zu dieser Scheibe geraten, denn man wird Pen's starke Persönlichkeit und seine unbeschwerte Art kennen und schätzen lernen. "The Money Shot" selbst ist jedoch "nur" ein solides Werk.
Tracklist: 01. Intro 02. Azphalt Inferno 03. G-Musik 04. Bozz (Feat. Jeyz & 439) 05. In Dein Hirn Rein (Feat. 439) 06. Unerreicht (Feat. DJ Rafik) 07. Gib Mir Ein Zeichen (Feat. Jeyz) 08. Alles Wird Gut (Remix) 09. Das Leid & The Light (Feat. Kool G Rap) 10. Marschmuzik 11. Klartext (Feat. Hanybal) 12. Multikriminell (Feat. 439) 13. Who The Fuck (Feat. Tone & Manuellsen) 14. Das Verhör (Feat. Freeman & Savant des Rimes) 15. Credibil (Cut) 16. Hölle Auf Erden (Remix) (Feat. WARheit) 17. Deutschland Brennt (Cut) 18. Blockfeuer (Feat. Manuellsen & 439) 19. Der Bozz & der Baus (Feat. Samy Deluxe) 20. Liberation Time (Blanco Remix) (Feat. Capleton) 21. Adem - Direkt aus dem Viertel 22. Ghetto Sound (Cut) 23. 439 - Eskalation 24. Durchgriff (Feat. Manuellsen & 439) 25. Mein Weg (Cut) 26. Betonklassik (Remix) (Feat. WARheit) 27. Alles Lügen (Remix) 28. Outro / Kings Of Rap / Wir Sind Back (Feat. Kool Savas) (Hidden Track)
Review (Sascha68): Azad ist eine Deutschrap-Legende, Punkt. Auch wenn man seine Musik nicht mag, muss man anerkennen, dass er in seinem Subgenre (überwiegend Straßenrap mit deepen Geschichten gemischt) einen großen Einfluss hatte und immernoch hat. Die Reaktionen auf sein letztes Album "Blockschrift" waren aber zwiespältig. Während die einen das Album als kredibiles Werk mit einem leicht massentauglichen Touch anerkannten, wurden ihm auf der anderen Seite inhaltliche Stagnation und Lustlosigkeit vorgeworfen. Hat der Frankfurter tatsächlich seinen Hunger verloren? Gehört er jetzt auch zu den Rappern, die auf eine Erfolgsingle warten und dann schnell ein Album dazu aufnehmen? Diese Fragen muss jeder für sich selbst beantworten, gute Musik liegt, zumindest meistens, immer noch im Auge des Betrachters. Fakt ist: Azad hat vor kurzer Zeit "Azphalt Inferno" released, ein Streettape (Zitat Azad: "Streetalbum, weil 16, 17 neue exklusive Lieder im Albumformat drauf sind, insgesamt sind es 30 Anspielstationen.", welches von einem "In die Fresse-Sound" geprägt sein soll. Gastbeiträge kommen von Jeyz, 439, Manuellsen, Freeman, Savant Des Rimes, Manuellsen, Capleton, Adem, Kool G Rap, Kool Savas , Samy Deluxe und Tone. Etwas unerwartet kam die Information, dass das komplette Tape von DJ Rafik gemixt wurde, ein schlechtes Line-Up sieht definitiv anders aus!
Bereits auf Platte erschienen sind "Credibil" (La Honda – La Honda Nostra), "Deutschland Brennt" (Isar – Berliner Bär), "Ghetto Sound" (King Zaza – Multikriminell) und "Mein Weg" (Sentino – Ich Bin Deutscher Hip Hop). Bei diesen Stücken handelt es sich um die Azad Parts der jeweiligen Tracks, die der Hörer jetzt auch geniessen kann, falls er die erwähnten Alben nicht besitzt. "Das Light & The Light" vom Brisk Fingaz Album ("Einzelkämpfer" und "G-Musik" von phreQuincy ("Ich Kann's Mir Leisten" sind ebenfalls seit längerem bekannt, aber im Gegensatz zu den Cuts kann man die Tracks in voller Länge hören und muss somit u.a. nicht auf Kool G Rap verzichten. Kommen wir nun zu den Tracks, die noch nicht auf einer LP platziert wurden. Da wären zum Beispiel "Azphalt Inferno" und "Marschmuzik", welche einen energisch flowenden Bozz aufzeigen und auch aufgrund der Instrumentals für reichlich Hitze sorgen. Ein klares Highlight ist "Unerreicht" mit DJ Rafik. Azad stellt klar, dass mit ihm nicht zu spaßen ist und erinnert an seine Ausnahmestellung: "Es gab Beef ich hab nie verloren / bin der Beste unter allen wie der vierer Jordan". Der Beat ist eigentlich durch seine Pianoklänge eher ruhig, erhält aber durch die Stimme des Protagonisten und DJ Rafiks Scratches einen roughen Vibe und wird somit zum Strassengeschoss. Etwas schade ist, dass die Kollaborationen mit 439 allein durch deren Präsenz ein wenig an Qualität verlieren. Während Solo noch eher überzeugen kann, sind Hanybals Schwächen in Sachen Flow schon ziemlich gravierend, da er die Endreime etwas länger zieht und immer gleich betont. Das sollte jedoch kein Grund sein, Tracks mit deren Beteiligung generell zu skippen, da die musikalische Untermalung trotzdem stimmt und immerhin die Faust des Nordwestens mitrappt. "Who The Fuck" ist ein böses Brett, bei dem alle Protagonisten eine mehr als saubere Leistung abliefern. Dabei plätten Azad und Tone lyrisch ihre Gegner mit Zeilen wie: "Wie konnten all die Schmocks im Game hier nur nen Deal kriegen / wenn der Bozz kommt, seid ihr am Ende wie ne Ziellinie / du wirst gehämmert wie ein Amboss, keiner kommt vorbei, am Bozz / Ich setze einen drauf wie bei ner Armbrust" oder "Du Clown wirst zerfetzt mit Raps / halt die Schnauze und setz dich jetzt / was du hässliches Arschgesicht sagst ist lausig und lächerlich". Zur Krönung veredelt Manuellsen den Track mit einer gesungenen Hook. Deutsche Rapper und Beef, da war doch was oder? Genau, jedoch sind die Zeiten in denen Azad und Samy ihre Unstimmigkeiten per Disstrack regeln längst vorbei. Statt "Rache Ist Süß" oder "Samy De Bitch", heisst es jetzt "Der Bozz & Der Baus". Dabei handelt sich um eine flowmäßige Topleistung der beiden, welche vor Selbstbeweihräucherung nur so strotzt. Der Track fährt eine Hook im Chopped & Screwed-Gewand auf, was mit Sicherheit Geschmackssache ist. Wenn man dann schon von unbeliebten Stilmitteln redet, sollte man auch "Liberation Time" erwähnen, da die Dancehall-Legende Capleton hier teilweise mit Auto-Tune arbeitet. Thematisch geht es um die sozialen Missstände und die Notwendigkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Mit diesem Track verhält es sich so wie damals bei "Locked Up". Capleton suchte eine Featurebesetzung für den Europäischen Raum und fand diese in Azad. "Das Verhör" beklagt mangelnde Skills im Rapgame und schildert das Selbstverständnis, mit dem Azad am Mic agiert: "Streetrap, keiner kann mir hier das Wasser reichen". Insgesamt fünf Remixe haben auf "Azphalt Inferno" Platz gefunden. Besonders gelungen ist der Remix von "Alles Wird Gut", der von weiblichen Adlibs getragen wird. DJ Rafik beweist erneut seine Fähigkeiten beim Übergang von "Gib Mir Ein Zeichen" zu "Alles Wird Gut", welcher einfach sehr gut gelungen ist. Der Beat wird leiser und die angenehme, weibliche Stimme ertönt langsam und tritt immer mehr in den Vordergrund, bevor der nächste Track beginnt. Mit dem "Intro" hat die Platte energisch begonnen und so hört sie auch mit dem "Outro" auf. Aber bitte noch nicht den CD-Player ausschalten, denn das war noch nicht alles. Der endgültige Abschluss folgt mit "Kings Of Rap / Wir Sind Back", welches nicht nur aufgrund der in der Hook vorhandenen "One"Sequenzen, ein wenig an "Monstershit" erinnert. Wo Savas wieder einmal mit seinem schnellen Flow überzeugt, weiß der kurdische Rapper durch seinen eindringlichen Stimmeinsatz Akzente zu setzen. "Kauf dir One und du kannst lernen wie man rappt", noch Fragen?
"Azphalt Inferno" hat einiges zu bieten. Neben den teilweise hochkarätigen Gästen erwarten den Hörer krachende Beats, die zu einer Autoanlage passen, wie Brass Knuckles zu Fäusten. Sti, Benny Blanco, phreQuincy, Brisk Fingaz, M3 & Noyd, Shuko, Martelli und DJ Rafik haben dem Bozz einen Soundteppich geflochten, der zu jeder Zeit die Inhalte unterstützt und ergänzt. Erfreulich ist auch, dass Azad stets aggressiv und angriffslustig flowt. Der "gelangweilte" Eindruck der letzten LP ist so gut wie gar nicht präsent. Wie bereits angekündigt geht es thematisch vorrangig hart zur Sache. Der Entertainment-Faktor ist jedenfalls hoch, wird aber gewiss nicht bei jedem auf wohlwollen stoßen! Wer schon "Der Bozz" als zu platt und stumpf empfand, wird auch hier nicht glücklich werden. "Azphalt Inferno" hat auch seine deepen Momente (u.a. "Liberation Time", "Gib Mir Ein Zeichen" und "Alles Wird Gut Remix", was nicht unbedingt nötig gewesen wäre, aber auch nicht stört. Negativ ins Gewicht fallen Adems Solotrack ("Direkt Aus Dem Viertel" und die Beiträge von 439, die noch an sich arbeiten müssen. Ansonsten ist "Azphalt Inferno" ein gutes Straßenalbum, welches durch die zahlreichen Features und die Motivation am Mic einfach durchzudrehen, ein wenig an JBS 2 erinnert.
Review (Jate B): Das erste Mixtape in Azad's Diskographie soll entsprechend seiner Ankündigungen unser Gehirn ficken und die Straße verkörpern. Meine Erwartungen sind nach den letzten Veröffentlichungen nicht die höchsten und ich hoffe, nicht enttäuscht zu werden. Was das Mixtape tatsächlich zu bieten hat, ist im Folgenden zu eruieren.
Nach einem schwachen Scratch-Intro geht es direkt mit dem Titeltrack "Azphalt Inferno" los, der schon vieles vorwegnimmt, was das ganze Mixtape durchzieht. Zum einen gibt es hier inhaltlich nichts wirklich neues, sondern nur mit jeder Zeile das Übliche a la "Azphalt Inferno – brenn Mutterficker, brenn / Das ist B, das ist M, Mutterficker renn! (...) Ich bin bereit ihr Haufen / Mutterficker sag Bescheid, ich geb fick auf alles, so als würd ich Steine rauchen!". Der Beat ist mit stampfenden Kicks unterlegt und mit simpler Melodie eher statisch gehalten, was ihn ziemlich langweilig macht. Was Azad hier reimtechnisch und textlich abliefert ist, ehrlich gesagt, unter aller Sau. Leere Phrasen am laufenden Band und Reime auf sehr niedrigem Niveau, die mich immer wieder mit dem Kopf schütteln lassen, anstatt, dass selbiger mal nickt. Auch wenn Azad nie der König der Zehnsilbenreime war und das auch nicht nötig hat unter Beweis zu stellen, ist diese Darbietung hier auf dem Level eines semiprofessionellen Freestyles - und zwar auf Albumlänge nahezu ohne Besserung. Seine kraftvolle Stimme hat Azad nicht verloren und kann mit viel Druck und Aggression die düstere Stimmung der Straße in seinem Block gut transportieren. Mit "Gib mir ein Zeichen" kommt der erste deepe Track zum Vorschein mit einem inhaltlich guten, aber am Mikro beinahe wegpennenden Jeyz, der den Track ganz alleine gestaltet, ohne Azad. Der Bozz selbst hat nachfolgend auf "Das Leid / The Light" die Ehre mit US-Legende Kool G Rap das Mic zu teilen. Ursprünglich auf Brisk Fingaz' Album "Einzelkämpfer" erschienen, merkt man hier, dass sich Azad angesichts des großen Partners anstrengt und einen sozialkritischen Part bringt, der dennoch nicht über Standard hinausgeht und der vielversprechende Track somit langweilig ist. "Löwenrap, Kings im Betondschungel / ihr geht alle drauf, denn jetzt kommt dieser Bombenjunge / und er fickt euch weg / es ist ohne Zweifel besser, wenn ich komme, wenn jeder von euch sich versteckt" tönt es aus "Marschmuzik" und auch aus den Folgetracks immer wieder die gleiche Leier. Die Beats ändern sich in ihrem Takt und ihrer Machart auch kaum und sind zwar keine schlechten Produktionen, aber verglichen mit dem Sound von "Der Bozz" oder gar "Game Over" doch sehr blass. Kommen wir zum größten Malus: Die Features. Was ist da bitte los, Herr Bozz? Ich glaube, ich höre nicht recht! Die beiden Jungs von 439 halten mit Mühe und Not den Takt, rappen primitivste Lines auf unterstem lyrischen Niveau und bringen das auf eine Art rüber, die einfach nur dumm klingt. Erbärmliche Darbietung, für die man sich schämen sollte. Hoffnung liegt auf dem Frankfurter Urgestein Tone, doch auch dieser hat sich schon besser gezeigt. Zugegeben hat man selbst als Reimroboter auf einem derart lahmen Beat wie "Who the Fuck" kaum Möglichkeiten zu flexen. Manuellsen, der hier die Hook singt, wirkt auch deplatziert und lächerlich. Worauf ganz Rapdeutschland seit Jahren wartet ist "Der Bozz und der Baus". Diese Kollabo hätte vor etwa sieben Jahren Maßstäbe gesetzt, dieses hier ist ein solider Representer mit einem recht engagierten Sam. Doch spektakulär ist etwas anderes, dieser Track ist nichts für dauerhaften Hörgenuss, zumal die Hook und der Beat nerven. Der King of Rap persönlich hält es hier im Hiddentrack wie Tone – solide Vorstellung, aber nichts, was man feiern kann.
Dieses Projekt war eine maßlose Enttäuschung. Ich habe Azad immer sehr gerne gehört und es ist logisch, das man als Rapper nicht zehn Jahre den gleichen Stil hat. Diese Diskussion wurde ja anhand aller großen Rapper schon zu genüge geführt. Fakt ist, dass hier fast keine Abwechslung vorliegt, Azad raptechnisch stark abgebaut hat und zu einem langweilenden Phrasendrescher geworden ist, dessen Glaubwürdigkeit zunehmend schwindet. Das will einfach keiner mehr hören, schon gar nicht mit solch grottigen Features. Eminem antwortete einmal auf die Frage, wann er denn Aufhören wolle zu rappen: "Wenn ich nichts mehr zu sagen habe". Vielleicht sollte Azad über dieses Statement einmal nachdenken. Verglichen mit manch anderen Alben diverser Rapper ist diese Wertung wohl zu niedrig, gemessen an Azads Potential und Skills mehr als gerechtfertigt.
Tracklist: 01. Intro (Feat. Rahzel) 02. Like This (Feat. Large Professor & PMD) 03. Clear N' Present Danger (Feat. KRS-One & Canibus) 04. Murder (Feat. Chino XL, Sean Price & Killah Priest) 05. Nuthin' (Feat. C.L. Smooth, Brother Ali & Sadat X) 06. Karma Killerz (Feat. Aesop Rock, C-Rayz Walz & Vast Aire) 07. Ridiculous (Feat. O.C. & Pharoahe Monch) 08. Sum Rap Shit (Feat. Nutrageous, Copywrite & Jak D) 09. Runnin' This (Feat. Termanology, Punchline & Rugged Intellect) 10. I Don't Mind (Feat. Ill Bill, Virtuoso & Saline) 11. No Sell Out Interlude (Feat. DJ Premier) 12. On The Map (Feat. Craig G, Jak D, Blaq Poet, Trez & Big Noyd) 13. Men Of Business (The M.O.B.) (Feat. Vinnie Paz) 14. Bang Da Underground (Feat. Torae, Pumpkinhead & Block McCloud) 15. Original G'z (Feat. A.G., Craig G & Edo. G) 16. No Comparison (Feat. C-Rayz Walz, Jak D & Poison Pen) 17. Too Easy (Feat. Akrobatik, J-Live, Supastition & PackFM) 18. I Knew A Girl (Feat. Masta Ace, Stricklin & Punchline) 19. What's Happening (Feat. Wordsworth & Rahzel) 20. Rock Steady (Feat. Rakaa Iriscience, C-Rayz Walz, Krondon & Q-Unique) 21. Brainbender (Feat. Ultramagnetic MCs, Canibus, Prince Po & Rahzel)
Review: Eins, zwei, drei, das nächste Produzentenalbum kommt vorbei. Der Schuldige ist dieses Mal im Feld der DJs zu suchen: DJ JS-1 ist dabei selbstverständlich kein 08/15-Produzent, denn seine Geschichte reicht bekanntermaßen ein wenig weiter zurück und ist von Wegstationen wie unter anderem der Rock Steady Crew oder Rahzel, mit dem er lange Zeit unterwegs war, geschmückt. Nach "Claimstake" und "Audio Technician" soll "Ground Original 2" die Fortsetzung seines ersten Albums sein. Um sich von anderen Beat-Bastlern und ihren Alben abzuheben, fährt JS-1 unter dem Motto "No Sell Out". Ob es ausreicht, sich treu zu bleiben, sei erst einmal dahingestellt.
Als weiteren Unterschied zum ersten Teil ist Dub-L diesmal nicht zugegen, und auch andere Gastproduzenten existieren nicht - alles wurde von JS-1 selbst produziert. Erwähnt werden sollte ebenfalls, dass JS-1 im nie endenden Rennen der dicken Tracklisten hiermit ernsthaften Anspruch auf den ersten Platz erhebt: Die Zahl seiner Gäste schreitet auf die 50 zu, und diese Gäste sind keine Nobodies. Eine kleine Auswahl hervorzuheben ist ein Ding der Unmöglichkeit, weshalb an dieser Stelle einfach auf die Trackliste selbst verwiesen sei. Dass diese Sintflut von Rappern nicht vor der Mittelmäßigkeit eines Produzentenalbums schützt, beweist diese LP in eindrucksvoller Weise: Wer den üblichen Mix, der seine Höhepunkte in einigen guten Songs findet, erwartet, der wird nicht enttäuscht. Wobei das gar nicht hätte sein müssen, da die ersten Songs durchaus vielversprechend loslegen: Extra P bekommt in "Like This" einen Beat, der perfekt zu ihm passt und der genau das bietet, was man von der Senioren-BoomBap-Gemeinschaft erwarten darf. Das Zusammentreffen von Canibus und KRS-One ("Clear N' Present Danger" ist nicht minder interessant, während der Beat mit feinsten Cuts gespickt ist. Verfolgt man die Kopfnicker chronologisch, so kommt man zu düsteren Streichern in "Murder", in dem ein hnugriger Chino XL vorlegt und von Sean P direkt die Antwort bekommt ("Ain't no tellin' what I do for a dollar / I'm not father, but guess what I'mma do to your momma". Für "Nuthin'" wird einer der besten Tracks von Sadat's eigenem Album genommen und mit einem Brother Ali-Feature vervollständigt, in "Karma Killerz" trifft Aesop Rock auf die beiden Luftschlossarchitekten Vast Aire und C-Rayz Walz, was zu einem unbelasteten Windhauch führt. "Ridiculous" geht noch als solide durch, was zu großen Stücken den beiden Herren am Mic zu verdanken ist. Dann allerdings lichtet sich die Zahl der hörenswerten Tracks. Vielleicht liegt es daran, dass JS-1's Künste kein 80-minütiges Album hindurch unterhalten können, oder einfach an der Unzahl der schon nach dem siebten Song gehörten Emcees, in jedem Fall erreichen fast alle weiteren, durchaus interessanten Kollabos nicht mehr den Anfangsstatus. Verzerrer in Vinnie's ermüdendem "Men Of Business", langweiliges Geplänkel bei den drei "Original G'z" oder "I Don't Mind" mit nervtötender Hook: Wer nicht gerade mit Wichtigerem beschäftigt ist, der wird schnell zur Skip-Taste greifen. Beat-wise kann "Runnin' This" noch überzeugen, der Termanology-Überdruss will aber auch an dieser Stelle nicht weichen. Ein solides Treffen der QB-Connection mit Jak D (dessen Draht zu JS-1 keinesfalls seine drei Auftritte legitimiert) und Trez erhellt kurz die Stimmung, "Bang Da Underground" tut das Gegenteil. Die Frechheit des Albums erlauben sich allerdings Ace, Punch und Strick: Uninspirierte Songs, bei denen jede Line mit "I Knew A Girl" beginnt und die zudem unspektakulär produziert sind, will nur der Mülleimer - zumal Ace diese Thematik auf "Travelocity" schon weitaus attraktiver umrissen hat. Der vierte im eMC-Bunde bietet dann über eine Rahzel-Beatbox unterhaltsamere Zeilen und läutet damit ein kleines Hoch ein, das sich immerhin noch bis "Rock Steady" rettet. Vom "Brainbender"Monster-Lineup hätte man nämlich (trotz solider Leistung und einen starken Part von Keith) mehr erwarten können.
Es bleibt das übliche Bild, nur vielleicht in einer etwas größeren Dimension: Einige MCs - natürlich schwer unter dem launischen Einfluss der bereitgestellten Beats von JS-1 stehend - langweilen, andere überzeugen. Vielleicht werden einige Hörer diese Scheibe doch allein aufgrund der Gästeliste in Erinnerung behalten - zu Unrecht, denn "Ground Original 2" ist definitiv zu viel des Guten. Der Weg zu einem guten Album hätte eine Kürzung von mindestens einem Drittel der Songs gesehen, um dann mit einer Spielzeit, bei der die Aufmerksamkeit der Hörer nicht verloren geht, die besten Songs darzubieten. Misslungen ist JS-1 diese Scheibe natürlich nicht, und auch das Motto "No Sell Out" darf guten Gewissens unterschrieben werden. Die maximale Ausbeute war es allerdings nicht.
Tracklist: 01. Back In 02. Hiphop Luv (Remix) 03. Bridging The Gap 04. Ol Skool Flava 05. Old 2 The New 06. Live From The Go-Go 07. Clay Davis 08. The Steppers Studio 09. Jealously Ting 10. Soul Baby Blues 11. Chocolate City Part 1 12. Chocolate City Part 2 13. Soulmates (Feat. Kima Collins)
Review: "Einzigartiges Konzept" heftet sich dieses Album stolz auf die Brust. Dahinter steckt ein Kollaboalbum, bei dem der legendäre Chubb Rock auf das bisher weitestgehend unbeschriebene Blatt Wordsmith trifft. Zu Chubb muss eigentlich nicht viel gesagt werden, der schwergewichtige Veteran ist ein fester Teil der 90er. Seit der Jahrtausendwende beschränkte er sich allerdings auf wenige Feature-Auftritte, was dieses Album zur kleinen Überraschung macht. Wordsmith hingegen stammt aus Baltimore, gehört dem Nu Revolution Camp an und mag dem ein oder anderen von seinen HipHopDX-Mixtapes bekannt sein. Während Chubb sich aus dem Nahezuruhestand zurückmeldet, ist "Bridging The Gap" für Wordsmith der erste große Wurf.
Chubb selbst stellte dieses Album sogar in eine Reihe mit "Paid In Full" und "3 Feet High And Risind" - und selbst wenn nur ein Zehntel dieser großen Töne wahr wäre, dann hätte man es hier mit einem beachtlichen Album zu tun. Doch es kommt alles ganz anders. Nach den Antworten suchen muss man bei den Produktionen, die in die Hände von einer Reihe an Namen gelegt wurden, die zumeist auch in der Bibliothek eines geschulten Rap-Hörers keinen Eintrag besitzen. Hauptverantwortlich ist Strada, der acht Beats schustert und ganz nebenbei auch zur Nu Revolution gehört. Den Rest teilen sich Capish, Rednaz Beats, DJ D.L. Swift und Daren Joseph. Was der Albumtitel und das angebliche Konzept in Bezug auf die beiden Protagonisten bedeuten sollen, ist offensichtlich: Zwei Generationen, Old- und New-School, treffen aufeinander und schlagen eine Brücke. Über den Produktionen schlägt sich das große Fragezeichen schon im Voraus auf, ohne bis zum Ende der Scheibe beantwortet zu werden. Hier wird nichts überbrückt, hier wird in schmierig seichten, nostalgischen Gewässern gerührt. Die logische Folge ist, dass kein einziger Beat als wirklich gelungen zu werten ist, da Strada wirksamer als jedes Hypnotikum wirkt. Doch selbst davon lässt sich der Chubbster mit seiner potenten Teddybärenstimme seine Auftritte nicht vermiesen - denn seine Raps sind das beste, was es auf dem Album zu hören gibt. Weniger lässt sich das über die Inhalte sagen, denn hier beschränkt man sich in erster Linie darauf, vergangenen Tagen Respekt zu zollen, das eigene Generationen-Konzept zu rühmen oder Weibergeschichten zu erzählen. Die ersten fünf Tracks quäken mit der Sturheit eines Bergesels von dem, was sich in den fünf Titeln schon mehr als erübrigt hat. "Had to re-enter the game cause the genre got sickly", so Chubb in "Old 2 The New", während in selbigem Song dämliche Beat-Umbrüche den Hörer more sickly machen. Das smoothe "Ol Skool Flava" hat dagegen noch ein wenig Charme. "Sheeeeeet"Rufe à la "Clay Davis" kommen erst auf dem öden Beat von D.L. Swift so richtig negativ zur Geltung, die Suche nach den "Soulmates" verläuft für den Hörer höchstgradig unspektakulär. Doch nun zum nächsten großen Problem der Platte, das unmöglich nur meiner subjektiven Wahrnehmung entspringen kann: Wordsmith hat zwar durchaus Skills, doch seine Stimme macht es unerträglich, ihm zu lauschen. Der Jungspund klingt, als würde er jeden Morgen ein Pfund Kreide verschlingen, nur um die größte Milchbubenstimme der Rap-Hemisphäre zu erlangen. Da können mir auch sich gegen Gewalt aussprechende Botschaften gestohlen bleiben. Und wenn der Chubbster dann in "Chocolate City Part 1" (der zweite Teil gehört Words) bis auf die Hook alleine rappt, setzt's beim Beat aus. Immerhin ist nach 13 Tracks und einer Dreiviertelstunde Schluss.
Die Idee ist - wenn auch nicht albumfüllend - sicher interessant, die Umsetzung dagegen lausig. Da macht es keinen Unterschied, ob Chubb Rock seinen Partner als Padawan bezeichnet, als Team harmonieren die beiden nicht sonderlich. Das liegt natürlich in erster Linie an Wordsmith, dessen Stimme nach einiger Zeit so unangenehm wird wie Fingernägel auf der Schultafel. Dazu kommt das größte Manko, das dieses Album ins endgültige Dilemma reitet: die Produktionen, die so enttäuschend stumpf und weichgespült sind, dass sie beim Erklingen von Chubb's Stimme augenblicklich zu Nichtigkeiten degradiert werden. Als Hintergrundmusik taugt die Scheibe natürlich einwandfrei, doch bringt man es einmal auf den Punkt: schlechte Beats, ein (zumindest für mich) stimmlich nicht zu ertragender Wordsmith, inhaltliche Leere - da kann man "Bridging The Gap" mit ranickischer Bestimmtheit ablehnen.
Tracklist: 01. Nothing Left To Say 02. Beat Kids 03. Dr. Strong 04. I Found My Mind In Connecticut 05. I Lost It In Havertown 06. Teenage Hands 07. Eating Its Way Out Of Me 08. Kick Rocks 09. Captain Bumout (Katie's Song) 10. Strain 11. Fat Kids Need An Anthem 12. Look At What You Did 13. Depart From Me 14. I Never Knew You
Review: Unter all den Rappern mit bewegter Vergangenheit sticht Chris Palko alias Cage wohl noch heraus. So sehr, dass sein Leben für filmreif befunden wurde. Dass jemand wie er seinen Weg in die Rap-Szene gefunden hat, ist in jedem Fall ein kreativer Zuwachs, während das aktuelle Label Definitive Jux mehr oder weniger der perfekte Platz für seine Persönlichkeit darstellt. An Soloalben hat er der Rap-Welt bisher erst zwei Stück beschert, und seit "Hell's Winter" sind inzwischen vier Jahre vergangen. Da schon zwischen Sophomore und Debüt Welten lagen, darf man gespannt sein, was Cage in seinem neuen Werk "Depart From Me" zu sagen hat.
Zu erzählen hat er einiges, ist dieses Album doch laut Eigenaussage das persönlichste, das ihn komplett "nackt" zeigt. Denn hier gibt es den echten Cage zu sehen, der auf dem Debüt einem betrunkenen und berauschten Scheincharakter, mit dem (und auch mit dessen Musik) sich Cage inzwischen in keinster Weise mehr identifizieren kann, Platz machen musste, und der beim zweiten Album nur teilweise zutage trat. Eine selten harte und kaputte Kindheit, Drogen und Kriminalität, diese Dinge zeichneten sein Leben und sollen hier ein für allemal verarbeitet werden. Hinzu kommt der Tod des Freundes Camu Tao sowie seine Ex-Freundin, die ihn sitzenließ. Geschichten aus dem Leben, mit denen sich der Hörer (angeblich) identifizieren soll. Und während "Hell's Winter" thematisch ohne Frage in dieselbe Richtung ging, stellt Cage hier die Strapazen seines Lebens in den Vordergrund. Für die Art und Weise, wie er das tut, gibt es nur eine Bezeichnung - Emo-Rap. Was nun den Sound betrifft, so zeichnen sich drastische Neuerungen ab: Während "Hell's Winter" noch sehr samplebasiert war, ist hier Gitarrist und Produzent Sean Martin sehr präsent und produziert bis auf vier Songs von El-P und einen von Aesop Rock die gesamte LP. Die HipHop-Fans wird das wenig erfreuen, denn damit verabschiedet sich Cage bezüglich des Sounds weitestgehend von selbigem Genre. "If people can't understand that, that's good, because I don't want to make music for assholes" sagte Palko über seinen lyrischen Wandel, wird das aber sicherlich auch für seine Musik so meinen. Was von ihm selbst und von Kritikern wohlwollend als reifere Musik bezeichnet wird, ist für den Rap-Hörer ein Schritt in die falsche Richtung; denn genau da, wo man bei "Hell's Winter" eine Augenbraue hochzog, setzt "Depart From Me" an. Viele der Rock-Elemente deuten an, dass Cage diesbezüglich einen miesen Geschmack hat, seine deplatzierten und schrägen Hooks besiegeln diese Befürchtung. Lichtblicke gibt es dennoch: Wenn sich Cage in seinen vier Wänden vergräbt ("I Found My Mind In Connecticut" gibt das zumindest musikalisch etwas her. Diese innere Isoliertheit, mit der er anscheinend in den letzten Jahren zu kämpfen hatte, zeigt sich auch in der Absenz von Features. Doch wem will man es verübeln, wenn er mit diesem weinerlichen Junkie nichts zu tun haben will? Vice versa gilt nämlich dasselbe, da Cage von seiner Umwelt nicht sonderlich viel hält: Verbitterte Töne an die ihn in schweren Zeiten verlassende Freundin in "Depart From Me", kritische und in diesem Fall auch angebrachte Worte über die hohle Nachtszene in "Captain Bumout", das eine wirre Fortsetzung in "Strain" findet. Daneben wird, wie schon auf dem letzten Album, die Kindheit verarbeitet ("Beat Kids" und die Drogensucht thematisiert, die zum 18-monatigen Aufenthalt in einer Psychiatrie führte ("Dr. Strong". Ein solider Beat von El-P untermalt "Eating Its Way Out Of Me", während man "Teenage Hands", das Cage zusammen mit einer 17-Jährigen sieht, wenig abgewinnen kann. Den Höhepunkt des Emo-Geheuls bildet "I Never Knew You", in dem Cage sich in die Person eines Stalkers versetzt. Einen kurzen unterhaltsamen Moment findet man mit "Kick Rocks", das mit allen Schnorrern abrechnet. Verbleibt noch "Fat Kids Need An Anthem" als potentiell interessanter Song, der sich aus Cage's eigener Umstellung vom Dickerchen zum gesund lebenden "Normalo" (bei Cage natürlich nur bitter ironisch zu gebrauchen) heraus erklärt, in dem die grauenhaft gebrüllte Hook allerdings die sonst guten Lyrics vermiest:
"This is nothin' to kick dirt on If you thin you get your flirt on If you fat you make love with your shirt on [...] They say you are what you eat That means I went from shit to a vegetable And the worst part about it is I was happier when I was fat and on drugs I went from fantasizing about women To fantasizing about food I can't eat anymore"
Man kann davon ausgehen, dass Cage sich nicht viel aus Kritiken macht - dass diese Kritiker wahrscheinlich allesamt Recht haben, sollte dabei jedoch nicht übersehen werden. Weiterentwicklung und Reifeprozess hin oder her - dem "Movies For The Blind"Cage hat man eher zugehört als dem in Selbstzweifel erwachten Herrn, der in suizidaler Betrübtheit seine Existenz beklagt. Selbst im Vergleich mit Klinik-Nachbar Eminem zieht Cage den Kürzeren. "Depart From Me" ist sogar für Def-Jux-Liebhaber schwere Kost, was in erster Linie daran liegt, dass sie ganz allgemein (nicht nur aus der Sicht eines Rap-Hörers) nicht sonderlich gut (um nicht zu sagen: miserabel) geraten ist. Wenn das Album für Cage als Eigentherapie von Nutzen ist und er auf seinem nächsten Longplayer wieder überzeugt, dann lässt sich "Depart From Me" allerdings verschmerzen.
Tracklist: 01. Contribution X - Truth On The Table 02. Mad Preacher - Red Eye Prophet 03. 8BZA - Novus Ordo Seclorum 04. 9th Scientist - Lessons 05. JusP, Graveface & IcabodHeadlessChang - Chop Ya Head Off 06. Erks & Sharon - Espiritus Del Grial 07. Caligula - Bronson Vs. Kersey 08. 80 Proof a.k.a. The Illa Instinct - Green Fatigues 09. Witchcraft & Cheena Black - Hollowuing 10. O.L.D. Astrdalong - Odio Amore E Polizia 11. Strangah - The Venom 12. Sound Survivors - Blinded People 13. Mac Blaze - Hard Boiled 14. John The Baptist - Put It On The Table 15. Sinister Stricken & Warcloud - Mystic Eyes Of Visions 16. Van Ark & OZ - Mentalist
Review: Es ist soweit: SnakeVsCrane lädt zum zweiten Teil von "Truth On The Table". Dabei ist der erste Teil noch kein dreiviertel Jahr her und denjenigen, die es sich damals zu Gemüte führten, wohl noch gut in Erinnerung. Interessant war dabei die Zusammenkunft von Emcees verschiedenster Nationalitäten auf einer Platte, was man hier natürlich erneut erwartet werden darf. Einige Änderungen gegenüber dem ersten Teil gibt es allerdings zu vermelden: Dieser Teil ist auf 250 Vinyl-Copies limitiert. Während der Vorgänger mit 25 Tracks aufwarten konnte, bekommt man hier nur 16 und lediglich die Vinyl-Käufer kommen in den Genuss einer Bonus Disc mit weiteren 17 Stücken. Außerdem fehlt DJ Swarm. Doch das schmälert die Vorfreude auf "Truth On The Table Vol. 2" nicht.
Wie schon beim ersten Teil erwarten einen auch hier wieder zahlreiche, vollkommen unbekannte Namen, die es zu entdecken gilt. Doch ebenso wird man in der Tracklist einige bekannte Namen antreffen. Was man gleich vorwegnehmen darf: Der Sound von SvC ist im Großen und Ganzen gleich geblieben - immer noch regiert der BoomBap der rohen Schule, der eine eigene Note versetzt bekommt und somit weitab der Gefahr läuft, in Beliebigkeit abzurutschen. Zu vermerken ist, dass man auf dieser Scheibe verhältnismäßig mehr US-Acts findet als noch 2008. Die Ausnahmen lassen sich an einer Hand abzählen: Da wäre beispielsweise Mad Preacher aus London, der zu einfachen Gitarrenklängen den "Red Eye Prophet mimt. Den Italiener Astrdalong kennt man bereits, sein hiesiger Beitrag, "Odio Amore E Polizia", zeugt von einem guten Flow. Es erfreut natürlich, dass auch beim zweiten Teil eine allgemeine Stimmung herrscht, in der kein Emcee jegliche Hemmungen davor hat, seinen jeweiligen Track aggressiv anzugehen. Das begründet sich mitunter auch in der Unbekanntheit aller Beteiligten und hebt "Truth On The Table" von anderen Produzentenalben ab. Doch auch schon der Beat-Teppich alleine spricht für sich: Exotische Samples, dichte Atmosphären, knochige Drumlines und eine über allem schwebende Rawness lassen jeden Eastcoast-Fan mindestens ein Instrumental finden, das ins Herz geschlossen wird. In der Reihe der nichtamerikanischen Songs fehlt noch "Espiritus Del Grial" mit den Südamerikanern Erks und Sharon, die für sprachliche Abwechslung sorgen. Außerdem die Sound Survivors, alte Bekannte, die hier mit "Blinded People" ein düsteres Bild der Welt zeichnen, in dem u.a. Geheimgesellschaften die Fäden ziehen. Der Rest (mit einer Ausnahme) wird in American English vorgetragen. Auch wenn uns jeder der Künstler seine Wahrheit auf den Tisch packt, ist es doch 8BZA, der thematisch wohl die gehaltvollste Packung parat hat mit dem Konspirationskonzept der "Novus Ordo Seclorum" vor der Neuen Weltordnung warnt, ganz gleich, ob man ihm nun zustimmt:
"Watch what you say when you say what you sayin' Cause they watchin and plottin', in the shadows they waitin' Everytime you use your credit card to make a transaction They tracking you, every move, but you don't notive what's happening [...] The street lights have eyes and the walls have ears It's the New World Order The best way to control us is by provoking our fears Don't call me a defector if you don't know what you supporting"
Die bekanntesten Namen schauen diesmal von der Westküste vorbei: Contribution X eröffnet mit dem Titeltrack (wobei Shadow Star im ersten Teil überzeugender war), und der stimmlich sehr ähnlich angesiedelte Warcloud nimmt hier schon fast die Stellung des Promis ein, lässt sich in "Mystic Eyes Of Visions" jedoch nicht von einer guten Leistung abhalten, die den Briten Sinister Stricken locker übertrifft. Einige der US-Acts aus dem Osten sind sich untereinander nicht fremd, was Gäste wie Mac Blaze nur zur logischen Konsequenz des ersten Teils macht - mit "Hard Boiled" bekommt man dann sogar gleich ein Highlight, das sich bei jedem Hördurchgang steigert. Kritik kann man allerdings ebenfalls anbringen: Das Gejaule in "Hollowuing" ist schlichtweg unerträglich, das Sample in "The Venom" wurde eher matt in Szene gesetzt. Typische Tracks wie "Lessons" oder das energische "Chop Ya Head Off" lassen diese überschaubaren Schnitzer schnell in Vergessenheit geraten. Schließlich fehlen noch die Vendetta Kingz, bzw. deren Mitglieder, wobei John The Baptist klassische Streicher abbekommt und OZ zusammen mit Van Ark im dunklen "Mentalist" mit leicht mystischem Hauch abschließt.
In einer gewissen Weise ist es schade, dass SnakeVsCrane mit seinem zweiten Teil nicht noch einen draufgesetzt hat, auf der anderen Seite sollte man heilfroh darüber sein, dass der erste Teil so konsequent wie nur irgend möglich fortgesetzt wurde. In einer aneinandergehängten, langen Playlist würde dem Unwissenden sicherlich kein Bruch auffallen. Das Konzept der "Truth On The Table"Compilation geht einmal mehr auf: Mit einer Vielzahl an vorrangig hungrigen Emcees, die alle etwas auf dem Tisch hinterlassen und letztendlich alle am gleichen Strang ziehen, werden die Züge eines richtigen Albums gesichert, von SnakeVsCrane's festem Beat-Gerüst wird alles zusammengehalten. Da es in der Welt noch eine Unzahl Emcees gibt, die es verdient haben, gehört zu werden, und da SvC keine Anzeichen von Abnutzungserscheinungen aufweist, ist nichts gegen einen dritten oder vierten Teil von "Truth On The Table" einzuwenden. Neueinsteigern sei zuerst zur minimal besseren Volume One und danach zu diesem Werk geraten.
Disc 2: 01. Ego (Intro by Jeru) 02. Mehr! 03. Cool 04. Revolution (Feat. MC Mosiris) 05. Sound 06. Bewegung (Intro by Lil' Dap) 07. Time Interloop 08. Misundastood 09. Shaolin (Feat. Golden Mastah) 10. Real Interloop 11. Chillout 12. Finale
Review: Schon die äußerlichen Gegebenheiten der Sound Survivors gehen über die durchschnittliche Rap-Truppe hinaus: Sie selbst nennen sich einen "Zusammenschluss von erfahrenen und seit langem aktiven Musikern, Produzenten, Vinyl-Junks, MCs, DJs und Graffiti-Künstlern" mit Hauptsitz in den Lost Hill Studios Süddeutschlands. Dahinter stehen - bzw. standen zur Zeit der Aufnahmen zu diesem Album - die auf deutsch rappenden Emcees Fantomas und Kalmann (Ungarn) sowie Marabou (Niger) und 2Fast Blades, deren Sprache das Französische ist. Außerdem und vielleicht am wichtigsten: Tom Select, der Produzent und DJ. Nachdem das erste Album "just loop it" einen Überblick über das bisherige Schaffen gab, ist "Boom Bap Blues", eine Doppel-CD, der erste vollwertige Longplayer der Gruppierung.
Ein ellenlanger Pressetext führt die Sound Survivors, deren Name sich aus Pete Rock's Album ableitet, gegen sämtliche Laster der momentanen HipHop-Szene ins Feld und schreibt ihnen zudem lyrischn Anspruch zu, begleitet von einem Sound, der mit seinem roughen Charakter zwischen Madlib und Wu-Tang treibe. Sorge dafür tragen gemeinsame, intensive Sutdiosessions, deren in gemeinsamer Arbeit geschaffene Erzeugnisse möglichst unmodifiziert ihren Weg auf den Silberling fänden, um den jeweiligen Vibe widerzuspiegeln. So weit, so gut - bei einem Albumtitel wie "Boom Bap Blues" (und außerdem einem mäßig attraktiven Photoshop-Cover) muss natürlich auch noch bewiesen werden, dass hier nicht irgendwelche Renaissance-Rapper die große Fahne schwenken, dann aber mit ihrer Musik nur ein verstaubter Spiegel einer vergangenen Ära sind. Doch mit dieser Unterstellung machen die Sound Survivors schnell kurzen Prozess, bzw. erledigt das Tom Select bereits mit seinem "Intruth" Intro: Lockere Klänge begrüßen den Hörer, die natürlich in BoomBap getränkt sind und die auch die Marschrichtung für das gesamte Album angeben. Denn meistens lässt Tom Select es eher ruhig angehen, wirft nur ab und an atmosphärische Wechsel ein, doch versteht er sein Handwerk so gut, dass sein Konzept voll und ganz aufgeht. Soundmäßig hat man es also mit unaufgeregtem, souligem BoomBap mit dicken Basslines zu tun, der sich in "Dubios" bis zu Dub-Einflüssen erstreckt. Um nun die Leistung der Emcees zu beurteilen, muss man klar in zwei Kategorien einteilen: Inhalt und Technik. All jene, die Wert auf einen handfesten, sauberen Flow sowie technische Korrektheit legen, die werden beim Erklingen von "Takeoff" Augen machen: In erster Linie fällt es natürlich bei Fantomas und Kalmann auf, doch auch die sprachlichen Nachbarn sind alles andere als Flow-Götter. Naheliegenderweise sei jedoch nun auf die deutsche Hälfte Bezug genommen. Die dort beizeiten auftretende Diskrepanz zwischen der richtigen und der tatsächlichen Anzahl an Silben pro Zeile schmerzt ein wenig. Der Flow holpert, was sich direkt auf das Charisma auswirkt und zusammenfassend die Performance in Sphären zwingt, die sich mit anderen professionellen Spittern nicht messen kann. Doch nun zum Inhalt: Hier muss man seinen Respekt kundtun, da sowohl Fantomas als auch Kalmann den Hörer mit einer Sintflut aus wenig alltäglichen Worten, die sich aus diversesten Themengebieten rekrutieren, konfrontieren. Es darf angenommen werden, dass die Sound Survivors über ein gesättigtes Allgemeinwissen verfügen, für gewisse Themen jedoch besonderes Interesse hegen, nämlich Politik (wobei die eigene, von mir als antikapitalistisch geschätzte Meinung dem Hörer nie aufgedrängt wird), die Gala sämtlicher Verschwörungstheorien und deren Rattenschwänze, Mythologie sowie Exo- und Esoterik. "Culture" und "Roots" (das hier verwendete Sample sollte allen Capital D Fans bekannt sein) widmen sich allerdings noch dem eigenen Genre, "Weltkrieg V3.0" schickt dann über dichte Streicher-Samples die Welt gen Untergang, während die Weltpolitik mit sarkastischen Farben skizziert wird. In diesem Zug ist es unerlässlich, das nach dem minimalistischen 90s-Tribut "Cool" losdonnernde "Revolution" zu erwähnen, das unantastbare Highlight dieses Schaffenswerks. Hier beschwört Tom Select ein Instrumental, das an Dramaturgie kaum zu übertreffen ist und nach kurzen Pausen immer wieder von neuem aufbraust. Für ihre Revolution heuern die Sound Survivors wirklich alles an, was ihnen unter die Finger kommt: Totenkopfverbände (wobei hier nichts falsch interpretiert werden sollte) folgen den Mic-Propheten ebenso wie die mythischen Lemuren oder die Taliban. Unter anderem muss selbst das Neuschwabenland herhalten, während das Ganze von einem einminütigen Martin Luther King Sample eingeleitet wird.
"Live und direkt aus den Randbezirken Es beginnen Bandenkriege, angetrieben vom Paukenschlag der Stammesriten [...] Aus der Tiefe gekrochen, sieben Siegel gebrochen Nach Jahren der Entsagung lohnt's aber wieder zu hoffen Krieger der Sonne, gekommen, um zu expandieren Während im Gefecht Felle der Trommeln explodieren Planeten kollidieren, Raketen detonieren Von den Vogesen bis Neuseeland, Armeen, die marschieren"
Sechseinhalb Minuten wütet dieser monumentale Track, was gleich zur nächsten Eigenschaft der Scheibe führt: Tracklängen wie diese sind keine Seltenheit, selbst ein mit Vocal-Sample überzogenes Instrumental wie "Desperate" kommt mit fünf Minuten nicht gerade kurz. Da kann es natürlich anstrengend werden, sich über diesen Zeitraum die Kost der Emcees anzutun, zumal sich der Eintopf aus Wortschnipseln verschiedenster Herkunftsbereiche oftmals der rationalen Nachvollziehbarkeit entzieht und sich lediglich in abstraktem Wortgestapel ergeht, wobei es immer Spaß macht, dem jeweiligen Emcee zu folgen, ohne den Anschluss zu verlieren, und dabei auch noch Denkanstöße zu erhalten oder zumindest über Worte zu stolpern, die man nachschlagen muss. Während man wieterhin einige Samples kennt, tun sich vor allem das "Mothership" sowie das "Time Interloop" hervor. Bezüglich der Gäste scheint man sich mit Gleichen umgeben zu wollen: M-Eighty ist bekannt dafür, ein weitaus besserer A&R als Rapper zu sein, während auch der aus Chicago stammende Invincible Temple, der auf dem von SnakeVsCrane produzierten "It Don't Stop" ein Sologastspiel führt, sehr gewöhnungsbedürftig daherkommt. Die beiden Veteranen sprechen nur jeweils ein Intro, wobei Jeru "Knowledge Of Self" predigt und sich Lil Dap als überflüssig erweist. Dass in "Bewegung" zudem Ulrike Meinhof gesampelt (und dabei nicht kritisiert) wird, versalzt die sonst leckere Suppe kräftig. Nachdem die Survivors bewiesen haben, dass sie auch in fernöstlichen Gefilden Profis sind, gönnt man sich ein "Chillout", um dann mit dem achtminütigen "Finale" abzuschließen.
Bei manchen Alben ist es notwendig, weiter auszuholen, da sie genau das verlangen, um voll und ganz erfasst zu werden. So ein Album ist "Boom Bap Blues". Denn diese LP ist ein Unternehmen, das Zeit erfordert. Das sagt einem nicht nur das eigene Gefühl - mit einer Stunde und 50 Minuten Gesamtspielzeit tanzt die Doppel-CD wirklich aus der Reihe und ist als Ganzes schwer zu bewältigen. Und es ist nicht so, dass man sich nicht hätte kürzer fassen können - die enormen Tracklängen wurden schon erwähnt. Zusammen mit den technischen Mängeln der Emcees hat man hier die einzigen ernsthaften Kritikpunkte. Da sich die Sound Survivors wohl aber so schnell nicht ändern werden, bleiben sie ein Tipp für diejenigen, die bei der Beschreibung der Lyrics hellhörig wurden. Als einmalige Investition und als Demonstration, welche Netze sich mit Worten spinnen lassen, seien diese Gruppe und "Boom Bap Blues" allerdings jedem ans Herz gelegt - zumal sämtliche Einnahmen (u.a. an "Deine Stimme gegen Armut" gespendet werden.
Release Date: 15. Mai 2009 (D) / 19. Mai 2009 (US)
Label: Universal Motown / Flipmode
Tracklist: 01. Wheel Of Fortune 02. Give 'Em What They Askin' For 03. Respect My Conglomerate (Feat. Lil Wayne & Jadakiss) 04. Shoot For The Moon 05. Huster's Anthem 2009 (Feat. T-Pain) 06. Kill Dem (Feat. Pharell & Tosh) 07. Arab Money (Feat. Ron Browz) 08. I'ma Go And Get My... (Feat. Mike Epps) 09. We Want In (Feat. Ron Browz, Spliff Star & Show Money) 10. We Miss You (Feat. Jelly Roll & DeMarco) 11. Sugar (Feat. Jelly Roll) 12. Don't Believe Them (Feat. Akon & T.I) 13. Decision (Feat. Mary J. Blige, Jamie Foxx, John Legend & Common) 14. World Go Round (Feat. Estelle)
Review: Nach schier unendlichen Verzögerungen und Label-Turbulenzen hat es Busta Rhymes doch noch geschafft. Busta Rhymes, eines der etabliertesten Gesichter im Rap-Geschäft, der es mit seinem Werdegang von den Leaders Of The New School bis hin zum Aftermath-Deal immer geschafft hat, mitten im Geschehen zu stehen. Trotzdem war "The Big Bang" dann mehr ein dezentes Rauschen als der große Knall. Also sollte schon Ende 2007 mit "Back On My Bullshit" nachgelegt werden. Inzwischen sind fast eineinhalb Jahre, unzählige Promo-Singles und mehrere Albumtitel vorbeigezogen, bis Busta mit "Back On My B.S." schließlich bei Universal Motown gelandet ist.
Was also soll man sich von einem neuen Busta Rhymes Album, auf dem die halbe Gemeinde der derzeit durch BET und sonstige Musiksender springenden Trendvögel und HipPop-Künstler vertreten ist, erwarten? Kommt da ein Busta Rhymes überhaupt noch zu Wort? Ja, in gewisser Weise tut er das schon. Zurück bei seinem Bullshit, das ergibt natürlich nur Sinn, wenn Bullshit mit Geldmachen, Trends setzen oder aber solche kopieren und auswälzen gleichzusetzen ist. Denn genau das ist "Back On My B.S.". Ob man Busta bisher so kannte, diese Entscheidung sei jedem selbst überlassen. Eines jedenfalls ist schwer zu leugnen: Busta nimmt von allem ein wenig, rührt einmal kräftig um und setzt sein immer noch vorhandenes Reimtalent obendrauf. Dabei darf man noch froh sein, dass man es hier nicht mit 14 Variationen von "Arab Money" zu tun hat. Immerhin konnte er mit der Vorab-Single auf sich aufmerksam machen. Doch: Der tiefschürfende politische Hinweis auf die Kapitalverschiebung aus der westlichen Welt heraus sei Busta dabei gar nicht erst unterstellt, die eingängigen Synthies und das arabische Autotune-Gejodel sind Ron Browz sicher nicht als kreativer Erguss gutzuschreiben und für das hirnrissige Ärmchenwackeln bleibt mein Geist nach wie vor unter 2.0 Promille verschlossen. Diesen "Trend" darf man verpassen, ohne etwas verpasst zu haben. Und dabei fängt alles so schön an: "Wheel Of Fortune" markiert gleich zu Beginn das Highlight der Scheibe, wenn DJ Scratch zeigt, wie man einen Busta Rhymes mit auf Staub tanzenden Snares auch 2009 aus der Reserve locken kann. Schön wär's gewesen. Aber nein, das eigentliche Anliegen dieser Scheibe ist es offensichtlich, mit jedem einzelnen Song eine potentielle, massentaugliche Hit-Single einzureichen, was natürlich sämtliche Sünden mit einschließt, derer es derzeit bedarf, um das Maximum an Käufern zu erreichen. In Busta's Worten heißt das "Give 'Em What They Askin' For". Und die Leute wollen Ron Browz, denn auch hier hat er seine Finger im Spiel und unterstützt Busta mit Claps und gelooptn "Hey"Rufen, welche auch von Swizz Beatz hätten stammen können. "We Want In" führt den Ether Boy zum dritten Mal ins Feld, diesmal wieder in der - gänzlich missratenen - Hook. Ansonsten wird man zwischendurch bemerken, dass gerade die Neptunes mit ihren Bläsern in "Kill Dem" einen der bodenständigsten Songs des Albums produziert haben oder dass "Don't Believe 'Em" in bester Lego-Baukasten-Manier eine Akon-Hook und einen Beat, der sich als Querschnitt der Instrumentals eines T.I. Albums beschreiben lässt, zusammenstöpselt und dabei in vollkommener Charakterlosigkeit in sich zusammenstürzt. Der obligatorische T-Pain-Auftritt ist gewohnte Kost, die - wenn man T-Pain in seiner Existenz anerkennt - als weder negativ noch wirklich positiv abgehakt werden kann. Nichts anderes gilt für "Respect My Conglomerate", wohingegen "Shoot For The Moon im Chorus patzt und "Sugar" dank eines selten schlechten Gasts in Sülze versinkt. "Decision" soll nach der langen Party wohl der Song zum Ausspannen sein. Doch sowohl der stimmlich noch sehr angeraute Busta sowie das Trio Singsang wirken zu aufgesetzt. Einzig und allein Common ist mit seinem bedacht und (vor allem) dezent eingesetzten Stimmorgan Balsam für die Seele und stellt somit den einzigen Moment des Albums dar, in dem man entspannt ausatmen kann. Denn zum Schluss werden nochmal die Pferde vorgespannt und es wird mit "World Go Round" mit Vollgas gen Club gedonnert.
Mit einer nüchternen Erwartungshaltung kann man im Nachhinein sagen: Alles halb so wild. Gute 75% fallen aktuellen Trends zum Opfer, darunter kann man eventuell beklagen, dass sich der Autotune doch ein wenig zu oft eingeschlichen hat. Doch selbst in diesem Großteil, der mit Busta Rhymes selbst relativ wenig zu tun hat, schlägt sich Mr. Break Ya Neck noch besser als viele andere. Außerdem offenbart die Scheibe, dass Busta auch noch Tracks wie "Wheel Of Fortune" beherrscht. "Back On My B.S." ist weniger ein Album als eine Ansammlung an Songs und dürfte sein Ziel, Anklang bei der HipPop-Gemeinde zu finden, mit Bravour meistern. Wer also mit den Gästen etwas anfangen kann, der wird hier ein sehr gutes Album vorfinden. Die HipHop-Hörer dürfen einmal mit den Achseln zucken und sich langlebigerem Material zuwenden. "Back On My B.S." ist genießbares Fast-Food, aber eben nur Fast-Food.