Tracklist: 01. Barfuss 02. Augen zu 03. Niemand an dich denkt 04. Wir woll´n Sommer 05. Geisterstadt 06. Mitnehm 07. Gewinner 08. Schreibe dir 09. Keinen Zentimeter 10. So sein wie du 11. Utopie 12. Verlierer 13. Pause 14. Jede Stadt 15. So sehr dabei 16. Abspann (Weck sie nicht auf)
Review: Zu Beginn seiner Karriere noch als Rapper unterwegs, machte sich Clueso schon Anfang des Jahrtausends durch Songs mit Leuten wie Grand Agent einen Namen. Doch nach "Text und Ton" hatte es sich quasi ausgerappt und der Sound wurde immer alternativer und souliger. 2006 kam dann wohl das bisher stärkste Album des mittlerweile 27-jährigen. "Weit weg" schlug ein wie eine Bombe und lies alle Kritiker verstummen. Nun, zwei Jahre nach dem Erfolg und Durchbruch in die ganz große Musikwelt, erreicht uns ein neues Release mit dem Titel "So sehr dabei". Das Phänomen daran? Die HipHop- wie auch die Rock- und Soulszene freut sich gleichermaßen auf ein und das selbe Album.
CD Laufwerk öffnen, Album einlegen, schließen, play drücken und genießen. Mit dem ersten Song "Barfuss" bekommt der Hörer von Anfang an genau das, was er erwartet hat. Ein rein akustisches Instrumental gibt hier die Melodie vor und Clueso weiß gesanglich wie auch textlich absolut zu überzeugen. Ein nahezu perfektes Stück Musik, für den optimalen Auftritt. Auch "Augen zu" zeigt keinerlei Schwächen. Dieses Mal dominieren minimal härtere Klänge, was aber auch an der teilweise verzerrten E-Gitarre liegen kann. Mit "Niemand an dich denkt" sind wir dann beim ersten wirklichen Highlight der Platte angelangt. Ein wunderschön trauriger Song, der in gewissem Maße zugleich Kraft und Mut versprüht. "Keine Lust aufzustehen, auch wenn der Tag sehr sanft beginnt / Du hälst dich seufzend über Wasser bis der Horizont verschwimmt / Ein Blick aus deinem Fenster, doch deine Gegend scheint dir fremd / Weil niemand an dich, niemand an dich denkt". Richtige Feierlaune kommt dann mit "Wir wollen Sommer" auf. Ein leicht Reggae-beeinflusstes Instrumental ist hierbei die absolute Trumpfkarte. Ruhig sitzen geht fast nicht. Der perfekte Soundtrack für warme Tage am See. Von diesem sommerlichen Vibe wird dann noch etwas bis zur "Geisterstadt" mitgenommen, auch wenn es inhaltlich wesentlich nachdenklicher und unfröhlicher wird als beim Vorgänger. Hier spielt mehr oder weniger wieder der Text die klare Hauptrolle und das wirklich auf großartige Art und Weise. Richtig "fetzig" (Im Vergleich zum bisher Gehörten) wird es dann mit "Mitnehm'", was auch als Singleauskopplung erschienen ist. Aber keine Angst, jede Zeile bleibt durchdacht und das Endprodukt ist mindestens genau so verträumt wie der Rest der Platte. Ja, Clueso nimmt einen als Hörer wirklich mit. Jeder will bekanntlich ein "Gewinner" sein. Der Drang zu gewinnen, lässt dabei oft die Dinge, die uns wärendessen verloren gehen, in den Hintergrund treten. Einer der besten Songs, wenn nicht sogar das Highlight der Platte. Absoluter Gänsehautsound. Sehr emotional geht es dann auch mit "Schreibe dir" weiter. "Ich schreib auf Geschwindigkeit, Wörter federleicht und lass Gedanken fantasieren / Ich zieh den Vorhang auf, Menschen lachen laut und fang an zu balancieren / Ich stell den Schatten scharf, bring Licht in diesen Tag, tanz auf den Dächern dieser Zeit / Bin mir selber trotzdem fremd, für jeden der mich kennt, kaum einer weiß bescheid". Alleine diese 4 Zeilen lassen nur erahnen, wie sehr dieser Track unter die Haut geht. Etwas fröhlicher und mindestens genauso gut geht es mit "Keinen Zentimeter" weiter. Solltet ihr - wenn möglich - zusammen mit der Freundin hören und sowohl die Musik wie auch die Nähe zu eurem Mädchen stillschweigend genießen. "So sein wie du" bringt dann meiner Meinung nach zum ersten Mal ein leichtes Gefühl von Langeweile in die Platte. Hier könnte ich nichtmal sagen, was genau dafür verantwortlich ist, da weder Instrumental noch Gesang wirklich zu mir durchdringen. Wesentlich stärker wird es dann wieder mit "Utopie". Hier sind, zumindest in der musikalischen Untermalung, ganz klare Anzeichen der rappenden Vergangenheit von Clueso zu hören. Insgesamt überwiegt hier, bis auf die Hook, ein recht funkiger Sound, der dann sehr abrupt in nachdenkliche Melodien umschlägt. Das Gegenteil von Track 7, trägt dann den Titel "Verlierer" und zieht auch im Vergleich beider Songs den wesentlich Kürzeren. Leider sind wir hiermit bei Nummer 2, die mich nicht sonderlich überzeugen kann. Hier fehlt ganz klar die Liebe zum Detail. "Pause" ist dann ein Interlude-ähnliches Instrumentalstück, welches man genauso gut aus der Tracklist streichen könnte. Absolut nichts besonderes. Erst mit "Jede Stadt" geht es dann wieder stark aufwärts. Hier wird ein ganz starkes Gefühl von Heimat erklärt und vorallem transporiert, was für jeden, der nur selten die eigenen vier Wände erblickt, sicherlich der beste Song des Albums ist. Das Szenario, mit Kippe in der Hand auf seinem Blakon zu stehen und dieses Lied zu hören, wird mit jeder Sekunde realistischer. Mit "So sehr dabei" sind wir dann auch beim Titeltrack zum Album angekommen. Ich denke dieses Ding sollte jeder für sich persönlich hören, da die Message personenabhängig variieren kann. Eine starke Vorstellung ist das aber auf jeden Fall. Etwas kitschig wird es meiner Meinung nach dann mit dem letzten Track "Abspann (Weck sie nicht auf)". Leider fällt der Abschluss von "So sehr dabei" somit etwas schwächer aus, was das Gesamtbild des Albums etwas nach unten manövriert.
Alles in allem bleibt zum Schluss zu sagen, das die hohen Erwartungen, die mit "Weit weg" gekommen sind, hier absolut gerechtfertigt wie auch erfüllt wurden. Ein schönes musikalisches Album für die ruhigen Stunden alleine, zu zweit oder einfach mit ein paar Kumpels und einem Kasten Bier. Ein Release, welches auf die komplette Aufmerksamkeit des Hörers besteht, aber trotzdem nicht sauer ist, wenn es dann doch mal "nur so nebenbei" im Player vor sich hin dudelt. Hier leisten Clueso und Band einfach ein fast durch die Bank tolles Album ab, was man definitiv mit einem "Gute Arbeit" anerkennen muss. Wer also die beiden Vorgänger gefeiert hat, sollte diese Platte auf keinen Fall verpassen.
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30.07.2016 17:06
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