Tracklist: 01. Crank That (Clean) 02. Crank That (Travis Barker Remix) 03. Instrumental 04. Video
Review: Da ertänzelt sich ein kunterbunt gekleideter Junge in kürzester Zeit über 50 Millionen Zuschauer auf YouTube, die Rekordzahl von mehr als 3 Millionen legaler Downloads und die Spitze der US Billboard-Charts. Die Rede ist von Soulja Boy, der das Video zu seinem eigens mit Fruity Loops gebastelten Song ins Internet stellte und einen Riesenhit landete. Der 18-jährige aus Chicago stammende Junge eroberte mit seinem Tanz zum Track große Flächen von Dancefloors und Mädchenherzen und verdiente sich eine goldene Nase mit einer einzigen Single.
Nun zum Track "Crank That", der hier erstaunlicherweise nicht in der üblichen Dirty Version zu finden ist. Das macht aber eigentlich nichts, denn ob mit oder ohne coolen Wörtern wie Hoe oder Bitch Ass gibt es hier nur einen akustischen wie optischen Tritt ins Gesicht für jeden halbwegs ernsthaften Rapfan. Eine banale Aneinanderreihung von "Ohhhh"-Rufen oder Wörten, die so ähnlich klingen, sind das markanteste an diesem Song. Der Text ist eine immerwährende Wiederholung völlig unlyrischer Ansagen, die lediglich dazu auffordern zuzusehen, wie Soulja Boy umherhampelt, rockt und rollt. Dass ein Party- oder Clubsong normalerweise nicht die tiefsten und ausgefeiltesten Lyrics aufweist, ist ja so logisch wie bekannt, aber das hier ist kein HipHop, weshalb ich auch auf die Bezeichnung Rapper komplett verzichte. Diesen Text schreibt jeder zweite Teenie in fünf Minuten! Wäre das noch nicht genug des Unheils, gibt es einen "Travis Barker Remix", eine Hardrocknummer mit besagten Lyrics, die ebenso wenig klargeht. Ohrenkrebs, kein Kommentar. Nun zum Instrumental. Eine eingängige Melodie, die wohl durch das Fallenlassen einer Hand voll Murmeln auf ein Klavier entstanden ist, klimpert hohl durch die Boxen und wird von einigen wenigen flachen Snares und Hats in der Bahn gehalten. Jeder Nachwuchsproducer, der so was in ein Forum stellen würde, würde in der Luft zerrissen. Das Video zeigt einen Soulja Boy mit bunten Klamotten in Größe Zwei-Mann-Zelt durch eine bunt leuchtende Club-Kulisse hüpfen und seinen Tanz aufführen.
Das ist wohl das beste Beispiel dafür, wie man Scheiße zu Gold macht und das öffentliche Image von HipHop noch negativer werden lässt. Kein Wunder, wenn szeneexterne Menschen, denen so was täglich auf MTV als HipHop serviert wird, uns alle für bekloppt halten. Ich könnte mich jetzt noch ewig aufregen, aber mach’s kurz: Das ist Kinderkacke, die durch nichts überzeugen kann. Straight outta Disneyland. Bedauernswert, dass man ohne jegliches Talent Millionen scheffeln kann. Zum Glück zeichnet sich schon ab, dass es sich hier um ein One-Hit-Wonder zu handeln scheint, das aber leider die Straßen und Clubs mit noch mehr pubertären Sich-die-Hosen-in-die-Socken-Stopfern ausstatten wird.
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25.07.2016 20:58
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