Tracklist: 01. Im Training 02. Königsklasse 03. Unmöglich 04. Wer isses? 05. Fragezeichen 06. Hässlich 07. Von der Hand in den Mund 08. Shoppen 09. Ficki ficki 10. Mach Kohle 11. Bett 12. Der Song der von nix handelt 13. So Chief 14. BBQ-Song 15. Erwachsen werden 16. Ficker gebumst 17. Blut auf Beton 18. 10 km und mein Walkman 19. Ich lass es nicht an mich ran 20. Die Welt ist deins 21. Nenn ihn Mengele 22. Königsklasse (Videoclip) (Data Track)
Review: Die halbnackte junge, hübsche Frau (für die jüngeren Leser: die geile Bitch) hält ein weißes Schild in der Hand, auf dem in großen Lettern "Runde 2" steht. Die Heads auf den Zuschauerhängen schreien sich beinahe die Cannabis- verklebten Lungen aus dem Leib. Kondenswasser tropft die Hallendecke herunter, Blunts wechseln den Besitzer und der Cristal fließt in Strömen. Der Anlass für dieses gar grandiose Happening: Schwergewichtsmeister Olli Banjo bittet zum Training. Ja, richtig gelesen. Dies ist nicht der Hauptkampf, dies ist "nur" das Training. Das zweite Sparring. Banjo steht im Ring und um ihn herum jeder, der im deutschen Rapspiel was auf sich hält. Beziehungsweise, jeder, auf den Banjo etwas hält. Also, auf zur zweiten Runde:
Schon der introducende Track "Im Training" lässt die umstehende Journalie das Level erahnen, auf dem Olli Banjo mittlerweile kämpft. Ein typisch hektisches Synthiegewitter untermalt die einleitenden Worte, die die Fronten erst einmal klären und jedem potenziellen Gegner Angst machen sollten. Während sich Sparringspartner Sido auf der ersten Single "Königsklasse" gewohnt souverän schlägt, trumpft Olli im Team mit Hamburg's Finest Samy Deluxe bei "Unmöglich" das erste Mal richtig derbe auf. Auf-die-Fresse- Representing auf allerhöchstem Niveau! "Wer isses" braucht man sich dann auch nicht mehr zu fragen, denn auf dem gleichnamigen Track zieht Banjo in Sachen Punchlines ziemlich alle Register, die man überhaupt ziehen kann. "Ich bin so cool, die Schafe zählen mich beim Einschlafen". Nach dem Crunklastigen "Fragezeichen" mit Illmatic, steigen Reno & Germany bei "Hässlich" in den Ring. Ein klassischer Battletrack, der zwar nicht unbedingt einen neuen Meilenstein darstellt aber seinen Zweck völlig erfüllt. Alles Real! Etwas ernster wird es bei dem Track "Von der Hand in den Mund", der den Rapper Blade featuret. Banjo weiß wiederum zu überzeugen, Blade hingegen scheint mir eher ein klassischer Aufbaugegner zu sein. Zwar ebenfalls nicht in absoluter Topform, aber dennoch relativ stark präsentiert sich der Stuttgarter Afrob bei "Shoppen", auf dem mit witzigen Lines über Katalog-Gangster hergezogen wird. Für mich bleibt auch hier Banjo eindeutig der Favorit. Apropos Favorit: Der Track "Ficki Ficki", saulustiges Storytelling über einen Besuch im Puff, ist das erste richtige Highlight dieser Platte. Banjo und der Schweizer EKR, in breitestem Schwizerdytsch, liefern sich hier, über einen indisch angehauchten Beat, einen grandiosen Fight, der auf ein verdientes Unentschieden rausläuft. Um das leidige Thema Geld dreht es sich bei "Mach Kohle", auf dem sich Olli und Separate über das Leben ohne 26 Zoll Felgen und mass Ice im Arsch auslassen. Seinen perfekten Tag, inklusive massenweise saufen und weißem Pulver, präsentiert der Hauptprotagonist auf, beziehungsweise im "Bett". Daß die Freestyles des Herrn Banjo unterhaltsamer sein können als ganze Alben manch anderer zeigt sich bei "Der Song der von nix handelt", auf dem er über einen dezenten Beat irrwitzige Lines droppt. Auf das eher langweilige "So Chief" mit Jonesmann, der mich mit seiner merkwürdigen Grammatik immer wieder überrascht, folgt der lockere und überaus sommertaugliche "BBQ- Song" zusammen mit Bintia & Harris (schlägt Banjo auch Mädchen??? . Servieren Sie dazu einen gepflegten Caipirinha, ein paar nackte Frauen und frische Blüten in Tüten! Probleme, die entstehen können wenn man den zu klein gewordenen Kinderschuhen langsam entwachsen ist, werden bei "Erwachsen werden" reflektiert. Amüsant und außerdem mit den herausragenden DCS aus Cool Colognia. Hilfreiche Tipps für Nachwuchs-Rapper, solche die es bleiben werden und ein paar Battle-Lines gibt es auf "Ficker gebumst" mit einem souveränen Ercandize. Nach einer kurzen Soloeinlage – "Blut auf Beton" - geht es mit "10 Km und mein Walkman", einem überaus gelungenen persönlichen Track inklusive einem etwas ruhigeren Beat, weiter. In "Ich lass es nicht ran" kotzen sich Banjo und ein sehr starker Curse über ihre Probleme mit dem deutschen Hip Hop aus. Sicherlich ein weiteres Highlight! Lebenstipps geben Banjo und das neueste Optik-Signing Franky Kubrick bei "Die Welt ist deins", dem thematisch stärksten Track auf Sparring II. Wie zuvor Curse, kann auch der breitschultrige Franky gut mit Olli mithalten. Nach all diesen überwiegend harten Kämpfen, erwartet das Publikum am Ende von "Sparring II" natürlich nochmal einen richtigen Banger. Leider bleibt der Kampfpartner in dieser letzten Runde, Manolito Mengele, auf "Nenn ihn Mengele" hinter den Erwartungen zurück und positioniert sich auch nur knapp vor Blade.
Da ist nun also der vorerst letzte Gong, das zweite Sparring ist vorbei. Ein verschwitzter Olli Banjo nimmt seinen Mundschutz raus und legt sich auf die Massagebank. Einige kleinere Kratzer mußte er schon davon tragen, alles in allem hat man sehr gute Fights mit überwiegend starken Gegnern gesehen. Um diese Rhetorik kurz zu verlassen: Wer auf die typischen Beats von Roman und den illen Style von Olli Banjo steht, kann mit diesem Mixtape eigentlich gar nichts falsch machen. Aber auch Banjo-Newbies könnten hier überzeugt werden. Das 21-Track starke "Sparring II" weiß fast komplett zu überzeugen und lässt ein sehr gutes drittes Solo-Album erwarten. Lediglich in Sachen Arrangement und Abwechslung bleiben noch 1,5 Kronen Platz nach oben. Banjo ist in guter Verfassung, keine Frage.
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25.07.2016 20:27
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