Tracklist: 01. At The Cabana (Skit) - (Feat. Rhythm Roots Allstars) 02. Toney Sigel a.k.a. The Barrel Brothers - (Feat. Beanie Sigel & Solomon Childs) 03. Yolanda's House - (Feat. Raekwon & Method Man) 04. We Celebrate - (Feat. Kid Capri) 05. Walk Around 06. Yapp City - (Feat. Trife Da God, Sun God & Solomon Childs) 07. White Linen Affair (Toney Awards) - (Feat. Shawn Wigs) 08. Supa GFK 09. Rec-Room Therapy - (Feat. Raekwon & U-God) 10. The Prayer - (Feat. Ox) 11. I'll Die for You 12. Paisley Darts - (Feat. Raekwon, Sun God, Trife Da God, Method Man & Cappadonna) 13. Shakey Dog Starring Lolita - (Feat. Raekwon) 14. ! - (Feat. Rhythm Roots Allstars) 15. Killa Lipstick - (Feat. Method Man & Masta Killa) 16. Slow Down - (Feat. Chrisette Michele)
Review: Ghostface Killah ist zurück. Das Clanmitglied mit dem höchsten Output an Alben in den letzten Jahren schlägt wieder zu und veröffentlicht das nunmehr vierte Album seit 2004. Nach seinem Fish-Trip 2006 folgt nun "The Big Doe Rehab". Allerdings verlief mit dem Album nicht alles so rund wie mit den letzten Releases. Neben einem Disput wegen des ebenfalls in den Läden stehenden Wu-Tang Albums musste dieses auch um eine Woche nach hinten verschoben werden, da Ghost ein zeitgleicher Release-Termin am 4. Dezember nicht passte. Doch ansonsten kann man sich die nahtlose Anknüpfung an "More Fish" erwarten.
Dies wird schon aus der Trackliste ersichtlich: Trife Da God, Shawn Wigs, Solomon Childs und Ghost's Sohn Sun God vertreten die Theodore Unit, während auch aus dem Clan selbst genug Besuch zugegen ist, Partner Raekwon sogar ganze vier mal. Für die Produktion borgt sich Ghost erstaunlich oft das Duo Sean Cane & LV von Diddy's Producer-Haufen The Hitmen aus. Nach traditionellen Beatbastlern aus dem Wu-Tang-Camp sucht man hier vergebens. Doch damit gab es ja auf den Alben zuvor auch keine Probleme. Wenn man also nun anfängt, das Album abzuspielen, landet man bei Latino-Sounds der Rhythm Roots Allstars, während Ghostface von einem Hispanic Geld eintreibt, und dann, aufgrund dessen Zahlungsunfähigkeit, seine Frau als Pfand mitnimmt. "Toney Sigel a.k.a. The Barrell Brothers", das sind Tony Starks und Beanie Sigel, versehen mit einer knurrenden Hook von Solomon Childs. ""It's the Broad Street Bully and the Killa with no face / [...] / I kill a nigga at the drop of a dime / Just imagine what I'd do for a quarter / Ain't no telling what I'd do for a dollar / Pop a nigga right in front of his mom / Son a nigga right in front of his daughter". Starke Lines von Schwergewicht Beanie Sigel, von LV & Sean C serviert über schmetternde Gitarren und hetzende Drums. Ein typischer Ghostface-Track is das Ant Live-produzierte "Yolanda's House", bei dem sich hoher Besuch in Form von Raekwon und Mr. Mef einfindet, wobei sich letzterer in fließendster Bestform zeigt. "You know we family like Crack and Pun / But Mr. GFK, state ya business after that be one / Now can it be that you hot lord? / You did some shit on the block, that the cops try'nna lock you for?". Kid Capri ist sicherlich eine der einmaligsten Stimmungskanonen im Rap-Game, und so weiß man schon nach 2 Sekunden, wer in "We Celebrate" einheizt. Der etwas einseitige Beat schafft es, mit jedem Hören besser zu werden. Es scheint mal wieder ein typisches Ghostface Album geworden zu sein, und anscheinend ist Ghost Deini auch nicht in der Lage, schlechte oder gar mittelmäßige Album aufzunehmen. Trotzdem lässt sich diesem Album etwas vorwerfen. So gut wie alle diese Beats sind, besonders innovativ sind sie im einzelnen nicht, was oft auch impliziert, dass Ghost sich fast in die Kategorie der Cover-Songs bewegt, wozu nur noch die Übernahme alter Songtexte nötig wäre. Da diese Erscheinung jedoch heutzutage nicht mehr selten ist, und die Zusammenstellung als Ganzes dann doch wieder zu unterhalten weiß, fehlen diesem Kritikpunkt, zumindest auf diesem Album, Hand und Fuß. "Walk Around" fällt dann allerdings genau in diese Kategorie, die Streicher in Kombination mit dem Sample und Ghost's Rhymes sind jedoch trotzdem äußerst hörenswert, der Track an sich siedelt sich recht eindeutig über dem Mittelfeld an. Etwas anders wird die Sache dann allerdings auf "Yapp City". Denn doppelte Beatverwertung ist immer ein Ärgernis. Wer sich erinnert, dem wird auffallen, dass Scram Jones denselben Beat dieses Jahr schon an einen gewissen Canibus verscherbelte, der daraus den Titeltrack und Opener zu seinem Album "For Whom The Beat Tolls" machte. Wenn dann schon der direkte Vergleich vorliegt, kann man diesen auch ziehen. Und da gehen sowohl der routinierte Tony Starks, Trife Da God und erst recht Sprößling Sun God gegen die weltenzerstörenden Power-Raps von Mr. Can-I-Bus unter. Da der Beat jedoch ein wahrhaft düsterer Kracher ist, kann man den Song zumindest, wenn auch mit bitterem Beigeschmack, gut durchhören. Kräftig gesampled wird auf "White Linen Affair", den Toney Awards, auf denen sich Ghost eine Who-Is-Who-Gästeliste des Rap-Games einlädt. "We got D-Block, Wu-Tang, Jay-Z and Nas / Also performing 50 Cent, Terror Squad / From the South we have the great Luda, Jeezy and Wayne / T.I., Rick Ross, Rich Boy, Snoop and The Game / And for my ladies, we have Ne-Yo and Usher, y'all have a seat, we be right back motherfucker". Natürlich darf auch Comedy nicht fehlen: "Hey, hey sweetheart, come here. Got a hundred dollar bill tattoo'd on my cock, heard you like to... blow money!". Das ganze spielt sich auf einen gelungenen Beat ab. Auch "Supa GFK" ist keine Neuerfindung, jedoch trotzdem sehr solide. Ebenso gelungen ist die Baby Grand-produzierte "Rec-Room Therapy", die der Hörer zusätzlich mit Raekwon und U-God besucht. Wieso nun das Interlude "The Prayer" eingeworfen wird, entzieht sich gänzlich dem, was ich als nachvollziehbar bezeichnen würde. Die penetrante Stimme von Sänger Ox verursacht ein Verkrampfen des Magens, was sich verschlimmert, sofern man es nicht schnell zur Skip-Taste schafft. "I'll Die For You" ist mit Voice-Sample, Streichern und Piano zwar zum Hinschmelzen schön, jedoch auch einen Tick zu ereignislos. Immerhin reiht es sich, sehr schön vor sich hinplätschernd, bei den soliden Tracks ein. Allstar-Lineup empfängt den Hörer auf "Paisley Darts", bei dem sich nacheinander Ghost, Raekwon, Sun God, Trife Da God, Method Man und abschließend Cappadonna das Mic in die Hand geben. Der Beat von LV & Sean C ist wieder nichts Weltbewegendes, weiß aber die starken Raps angemessen zu unterlegen. "Shakey Dog Starring Lolita" kommt trotz Raekwon-Feature und exzellentem Story-Telling nicht an seinen Namensvetter von "Fishscale" heran, bildet aber wieder eine sehr solide, entspannte Nummer. "But you know what, Flaco meets Lolita / Flew in, she from Medayeen, he deaded her uncle over them seventeen, bricks / Niggas ain't slick, niggas is dicks / Y'all got beef for life now, cause that bitch is a trick". Nach der Eskalation der Geschichte zu einer wilden Schießerei setzt wieder die Latino-Trompete der Rhythm Allstar Roots ein, auf dass nun in "Killa Lipstick" einer der ruhigsten Tracks folgt, der sich beim Beat des Klassikers "Riding High" von Faze-O bedient. Trotzdem kommt die Nummer nicht kitschig rüber, was neben Method's Chorus auch an den souveränen Raps vom High Chief liegt. Die letzte Nummer ist dann auch kein knallharter HipHop mehr, was schon das Feature von Soul-Stimme Chrisette Michele verrät. Trotzdem wirkt "Slow Down" nicht fehl am Platz, ganz im Gegenteil, es bildet einen sehr stimmigen Ausstieg aus diesem Album.
Damit wäre "The Big Doe Rehab" zu Ende. Ghostface setzt seinen Style konsequent fort, und schafft es ohne nennenswerte Aussetzer, wieder ein Album, schon das siebte, in seine Diskografie einzureihen. Der Ironman kann auch mit diesem Album von allen großen Online-Seiten gute Reviews kassieren, was, trotz ein paar durchschnittlichen Nummern, auch voll gerechtfertigt ist. Man mag sich zwar von Zeit zu Zeit wünschen, richtig klassische Wu-Tang-Beats aus den Schmieden der Wu-Elements auf Ghost Deini's Alben vorzufinden, doch solange sein Konzept auch so aufgeht, sollte er nicht davon abweichen. "The Big Doe Rehab" festigt Ghostface Killah's Stellung als konsistentester Wu-Tang-MC und zeitgemäßer Akteur im HipHop-Game allgemein.