Favorite - Harlekin

Release Date:
26. Januar 2007

Label:
Selfmade Records

Tracklist:
01. Intro
02. Ein Rapper reicht
03. Index
04. Shotgun - feat. Kollegah
05. So wie Fav bist du auch
06. Aus und vorbei
07. Hotline Skit
08. Selfmade Millionär
09. Für einen guten Zweck - feat. Jason
10. Insane Skit
11. Bossrap - feat. Kollegah
12. Gegen den Herrn
13. Fuck You Symphonie
14. SR kommt - feat. Slick One
15. Werbung Skit
16. Schema F
17. Schwesterherz
18. Outro

+ "So wie Fav bist du auch" (Video)
+ Making Of Video

Review:
Am 26. Januar 2007 war Favorite's Zeit gekommen und der Selfmade-Rapper veröffentlichte nach seinem Kollabo-Album mit Partner Jason sein erstes Solo-Album mit dem Titel "Harlekin". Fav's eigenen Aussagen zufolge seien seine Vocals weniger anstrengend anzuhören und neben typischen Representern soll auch seine persönliche Seite zum Vorschein kommen. Der erste Blick auf das Cover zeigt uns den Harlekin (frz. Kleiner Teufel), eine mythische Kultfigur mit fratzenhafter Mimik, Flickengewand, Hörnerkappe und Halbmaske, der mit seinen Gefolgsleuten in der Zeit der Renaissance die Menschen erschreckt hat, heute aber eher als Spaßmacher und Possenreißer bekannt ist. Sehr passend also für Fav's Musik, die er selbst als Anarcho-Rap bezeichnet.

Das "Intro" dient mit den einfach aneinander gereihten Worten, die sich stetig wiederholen voll und ganz der Selbstverherrlichung. Wenigstens sind wir mit Hilfe seiner Vocals "Mac, Fav, Ok, Favorite, Favorite, Fav, Harlekin, Fav, Favorite Alter, Harlekin..." jetzt darauf eingestellt was uns in etwa in den nächsten 17 Titeln erwartet. Der Beat des Openers "Ein Rapper reicht" stammt aus der Feder des Esseners Joshimixu. Favorite spittet Line für Line und lässt eine sicke Punchline nach der anderen vom Stapel. Die Line gegen Massiv sticht einem zwar sofort ins Auge, jedoch hält Fav diesen Klintsch noch etwas bedeckt. Vorrangig soll es in "Harlekin" um Favorite selbst gehen. Grenzwertig geht es mit "Index" weiter. Das sehr eindringliche Instrumental stammt von Jimmy Ledrac, der unter anderem auch schon für Necro produziert hat. Der Flow lässt stellenweise zu wünschen übrig, aber die Lines an sich sind so geschmacklos und humoristisch, dass man darüber hinweg sehen kann. Favorite spricht enorm viele sozialkritische Themen mit seinen sarkastisch bösen Wortspielen an, die ihn in ein ganz anderes Licht rücken. Sehr interessant. In Doubletime geht's mit Kollegah als erstes Feature weiter. Mit einer "Shotgun" bewaffnet gibt er seinem Labelkollegen Rückendeckung und kickt seine Parts in gewohntem Flow und Speed. Die beiden geben auf dem Beat richtig Gas und drücken voll durch, ihre Parts ziehen stark nach vorne. Den nächsten Schocker kann man sich nicht nur als Audio zu Gemüte führen. Zu "So Wie Fav Bist Du Auch" wurde ein Video in DVD-Qualität gedreht und gemeinsam mit dem "Making Of" quasi als Extra auf's Album gepackt. Reime über Drogen, Sex, Alkohol und die damit verbundene Vorbildfunktion, die Fav mehr als ernst nimmt, leiten über zu Lines über "Mario Kart" und Halluzinationen. Die Zusammenhänge sind einleuchtend und unterhaltsam, vielleicht fließt auch ein wenig Kabarettistenblut durch seine Adern. Was mit den Worten "Ok, Baby; dein Track" beginnt entpuppt sich als persönliche Abrechnung mit seiner Ex und endet mit der Zeile "Es ist vorbei du Bitch (..) und es ändert hier nichts daran.". Hier hat Favorite an einigen bösartigen Lines gefeilt und überzeugt auf ganzer Linie, wobei seine Stimme in "Aus und Vorbei" erneut einen Tick zu hell wirkt. Mit einer dreifachen Portion Humor geht es im "Hotline Skit" weiter. Der Skit erzählt auf lustige Art und Weise einen Teil der Entstehungsgeschichte des Albums. Fav lies sich nämlich auf eigenen Wunsch bei Slick einsperren um gezielt am Album arbeiten zu können. Sehr geil ist auch die Seelsorgerin am Telefon mit ihren Tipps, unnötig wirkt allerdings Fav's Kommentar nach dem Telefonat. Auch wenn es nicht zwingend so klingt, wird es mit "Selfmade Millionär" etwas ernster. Fav's persönliche Auf- und Abstiege werden hier besungen, unter anderem wird auch der Tot seiner Eltern angeschnitten. Unangenehm klingt jedoch die komplette Zusammenstellung des Features mit Jason. Für einen guten Zweck muss ich den Track leider weiterschalten. Beat und Vocals wirken als würden sie sich gegenseitig übertrumpfen wollen; viel zu überladen! Ein grandios geisteskranker Skit versteht sich hinter "Insaine". In der Reihe der Representer wird es langsam eng. Einer nach dem andern ist echt ein wenig anstrengend. Zum Glück kommt gleich nach dem zweiten Gastauftritt von Kollegah mit "Bossrap" ein wenig Abwechslung ins Spiel. Die Frage nach dem Warum stellt Fav in "Gegen den Herrn". Im Alter von 12 Jahren ereilte ihn ein sehr schwerer Schicksalsschlag, der ihm Vater und Mutter zugleich nahm. Ehrliche, harte Lines, aus denen der Schmerz und die Enttäuschung sprechen, ziehen sich durch den Track und sorgen für Gänsehautstimmung. Um die ernste Stimmung wieder ein wenig mit humoristischen Zügen zu verzieren folgt sogleich die "Fuck You Symphony". Gemeinsam mit Slick One und "SR kommt" spitten die beiden eine Selfmade Records Hymne im Representerstyle. "Ihr Umweltengel wird es Ihnen danken, sparen Sie Zeit und Geld, die nächste Verstopfung kommt bestimmt" erklingt eine Frauenstimme, auf die dann eine der allseits bekannten Dauerwerbesendungen folgt. Wozu einen Skit aufnehmen, wenn man sich hier einfach bedienen kann, viel Spaß mit dem "Werbung Skit". Nach dem "Schema F" geht Favorite sowieso immer vor und scheint damit auch noch richtig zu liegen. Der Beat ist nicht unbedingt abwechslungsreich, dafür sind seine Lines umso abwechslungsreicher und machen das eine Manko wieder gut. "Schwesterherz" ist ein lyrisches Bucket Blumen an seine ältere Schwester, die sich sorgsam um ihn gekümmert hat nachdem ihre Eltern verstorben waren. Auch hier hinterlässt eine leichte Gänsehaut ihre Spuren. Zu guter letzt verabschiedet sich Favorite im "Outro" von seinen Hörern und die CD endet mit einem schmerzverzerrten Gequietsche.

Kaum hat das neue Jahr begonnen gibt es schon wieder eine Reihe neuer und guter Releases. "Harlekin" würde ich defintiv dazuzählen, da Favorite nicht nur mit seinen Texten und seinem ausgefeilten Flow punkten kann, sondern es auch schafft sein Debüt-Album mit einer persönlichen Note zu veredeln, die mehr über ihn und seine Geschichte erzählt. Tracks wie "Gegen den Herrn" , "Schwesterherz", "Index" und "Aus und Vorbei" werden ihm mit Sicherheit einige neue Anhänger beschehren. Zu diesem recht gelungenen Debüt kann man Fav eigentlich nur gratulieren.

Wertung: (4 von 5 Kronen)


Redakteur: addict