Tracklist: 01. Intro 02. Das geht so nicht 03. La peine se venge - feat. FMR 04. Der Platzherr - feat. Ray-D 05. What Am I Doing Here? - feat. Sir Max 06. Sehr her ft. Mic, Pan & Lot 07. Parfois tout me soule - feat. Reem 08. Hab' geträumt 09. Batailler - feat. PTT 10. Durch die Stadt 11. Qu'est-ce que c'est?! - feat. Mick Milo 12. Viel mehr - feat. Danson 13. Solitude - feat. Jeanne 14. Unter Druck - feat. Peripherique 15. Outro
Review: Viele deutsche Rapper versuchen sich derzeit mit ihrem Debüt-Album einen Namen zu machen. Das ist gewiss nicht leicht bei der Vielzahl an Releases. Auch Anaël hat seit Oktober sein Debüt-Album draußen, trotzdem hebt sich seine Veröffentlichung von den anderen ab. Ein wichtiger Punkt ist sicher seine Vorgeschichte: Anaël ist Gründungsmitglied von Peripherique und stand schon im Alter von 13 Jahren gemeinsam mit den Label-Kollegen K*Rings Brothers auf der Bühne. Dass Anaël nicht nur deutsch, sondern auch französisch rappt ist ein weiterer Pluspunkt, der ihm gewiss zu Gute kommt. Denn Rap aus Frankreich hat bei vielen Heads einen sehr hohen Stellenwert, also ein Joker für Anaël. Das ist eben "Der feine Unterschied".
Nach dem kurzen "Intro", produziert von den Peripherique-Kollegen K*Rings Brothers kann Anaël erstmals in "Das geht so nicht" überzeugen. Mit seiner klaren Stimme flowt er präzise die deutschen Verse über den Beat. Inhaltlich erzählt er seine ganz eigene Rapgeschichte, von den Anfängen bis hin zur Gegenwart, und verdeutlicht dabei auch seinen Standpunkt: "und trotzdem will ich nicht den Rotz sehn / ja trotzdem las sich mir nicht Hip Hop nehmen / komm wir machen guten Rap mit Top-Themen / mit Breakdance, Graffitie und DJ's die nicht Pop gehen". Ruhiger geht es mit FMR in "La Peine se venge" weiter. Anaël spittet hier zum ersten Mal auf französisch und er enttäuscht nicht. Als die ersten Wörter erklingen erschleicht einem ein Gänsehautgefühl, der MC versteht es nämlich die typische französische Energie in seine Stimme zu legen. Cabser, neben dem Protagonisten, der weitere Hauptproducer liefert mit seinem Beat eine tolle Grundlage für ein Meisterstück das jedem Kopfnicker gefallen wird. Auch der Beat zu "Der Platzherr" stammt aus Cabser's Schmiede. Das Feature mit Ray-D kann hauptsächlich mit der französischen Hook überzeugen, auch die schönen Scratches am Ende des Tracks beleben den Song. Sir Max und Anaël fragen sich "What Am I Doing Here?". Nach dem Intro ist dieser Beitrag zwar der kürzeste, man hat dennoch die Chance einen kleinen Einblick in Anaël's Leben zu erhaschen. Morice steuert seinen zweiten Beat für "Seht her" bei, wo auch Mic und Pan & Lot mit am Start sind. Anaël steuert natürlich auch wieder ein paar sehr schöne Textzeilen bei, die seine Beziehung zu Rap bildlich darlegen. "Ich sitz schon wieder am Zug / bin schon wieder auf Reisen / krieg niemals genug / bin schon wieder am Schreiben / ob auf Gleisen oder Asphalt / ob viel zu heiss oder arschkalt / behalt den Plan als wär ich Marschall". Sein Flow erinnert teilweise an alten Stuggi-Sound, auch durch seine Texte fühle ich mich zurückversetzt in eine Zeit wo nicht Schimpfwörter und Straßensound die Raplandschaft dominiert hat. "Parfois tout me soule", was soviel bedeutet wie „manchmal betrinke ich mich“ haut erwartungsgemäß rein. Die Sängerin Reen unterstützt Anaël, im nächsten Track "Hab' geträumt" geht der zweisprachige MC jedoch wieder alleine ans Werk. Thematisiert wird hier sehr bildlich das Ende einer Liebe. "Ich hab geträumt und du hast mit mir geträumt, doch auf einmal lagst du wach da / hast mich geweckt, aus dem Fenster geschaut und gesehen, dass ein neuer Tag war". Anaël benutzt überhaupt sehr viele Metaphern in seinen Texten, so dass seine Botschaften sehr bildlich beim Hörer ankommen. Niemand geringeres als der deutsche Top-Produzent Shuko hat für "Batailler" die musikalische Untermalung beigesteuert. Passend zum Titel (zu deutsch: kämpfen) geht es flowtechnisch wieder sehr energiereich zur Sache. Auch der Featuregast PTT trägt zu dieser Stimmung sein übriges bei. Anschließend geht es auf zu einem Rundgang "Durch die Stadt". "Ich lauf durch die Stadt / wie früher durch mein Kaff / bin draussen zu Hause / sag was geht ab / behalt den Kontakt / zu meinen Informanten / schreib auf mein Blatt gesammelte Gedanken". Mich Milo unterstützt den Rapper in "Qu'est-ce que c'est?!". "Je ne sais pas", aber es hört sich nicht schlecht an! Noch "Viel mehr" erwartet den Hörer im gemeinsamen Track mit Danson. Klavierklänge sorgen für eine ruhige Grundstimmung. Anaël verdeutlicht auch hier noch einmal seine Bodenständigkeit. "Ich komm direkt aus dem Leben / ihr merkt es schon / vielleicht aus deiner Gegend / hetz ans Microphon und lass Druck ab / weil ich Druck hab / wunderbar, wundersam endlich krieg ich wieder Luft ah". Seine Schwester Jeanne begleitet den Deutsch-Franzosen in "Solitude". Das Geschisterpaar hat 2005 das gemeinsame Album "Sortie" released, klar also, dass Jeanne auch beim Solorelease des Bruders zum Einsatz kommt. Wie schon im Vorgängertrack setzt sich das Instrumental von Cabser aus Klavierklängen zusammen. Bei den Gesangspassagen von Jeanne bekommt man Gänsehaut, das Gefühl des Alleinseins ist spürbar nah. Auch inhaltlich ist dieser Track eines der Highlights dieser Platte. "Unter Druck" ist wieder eine etwas schnellere Nummer in der die gesamte Pheriperique-Clique gefeatured wird. Ganz ruhig fließt die Stimme des Odenwäldlers über den Beat des "Outro"s. Er schildert noch einmal seinen Standpunkt und fasst inhaltlich die letzten 14 Tracks zusammen. "Das war nur Anaël /.../ hab nicht vor mich zu verbiegen für ein bisschen Erfolg / leb kein andres Leben als ich leben will damit das Business läuft". Nach dem Outro und etwas Leerlaufzeit wartet noch ein kleiner Bonustrack auf die Hörer.
Es liegt wirklich ein feiner Unterschied zwischen diesem Release und anderen Veröffentlichungen. Anaël kehrt dem Durchschnitts-Rap den Rücken und zieht sein eigenes Ding durch, deutsch – französisch. Die Tracks leben von dieser sprachlichen Abwechslung und bekommen so alle ihr ganz eigenes Gesicht. Vielleicht wird Anaël damit nicht nur die deutschen Heads begeistern, wer weiss..
Thema drucken
22.07.2016 19:15
Antworten